Freitag, 28. November 2025

Uncle Fester: grad gelesen November 2025

Erik Harlandt - DoHa Zyklus

Bis vor wenigen Jahren hatte ich Science Fiction Romane, die nicht in den USA oder wenigstens Großbritannien entstanden waren, konsequent unbeachtet liegengelassen. Eine Ausnahme hierfür war vielleicht Andreas Brandhorst, aber sonst… schwierig.
Egal. Nach dem „epischen“ Machwerk von Miles Cameron wollte ich etwas verlässlich Gutes lesen, da kam eigentlich nur einer aus der Riege der „neuen deutschen Welle“ infrage. Der Erik Harlandt mit seiner DoHa Triologie sollte es sein und ich war auch gleich von der ersten Seite an begeistert. Sofort fesselnd. Konsumkritisch. So will ich es haben, aktuell.

Band 1: Galaktische Geschäfte
Der Nerd Phil aus Hamburg träumt von der Zombieapokalypse, als diese 2044 tatsächlich eintritt. Zum Glück kann er sich in einen Drucker einer galaktischen Handelsgesellschaft (DoHa) retten, um sich selbst zu reproduzieren. Und - schwupps - ist der Replikant und damit unser Hauptdarsteller in kniffligen Missionen für die DoHa unterwegs; unterstützt von der KI Kessryn.
Diese befreit sich von den DoHa und nimmt Phil gleich mit zum großen Müllplaneten, welchen er befreien will. Denn dorthin kommt der gesamte Müll aus der von DoHa kontrollierten Zone mittels eines Wurmlochs und zwingt die Bewohner des Planeten, ihre Städte ständig zu erneuern, um nicht unter dem herabregnenden Müll begraben zu werden.
Spätestens hier habe ich mich in den Roman verliebt. Eine wunderbar konsum- wie gesellschafts- und politikkritische Story, wenn auch der Anfang etwas an „Per Anhalter durch die Galaxis“ erinnert. Und die auf dem Müllplaneten hinzukommenden Protagonisten bereichern den Plot in erfreulicher Weise.
701 ist ein originaler DoHa und möchte die gesamte Macht im DoHa Sektor an sich reißen. Die 212s sollen ihn aufhalten - der Replikant 212.591 (geil - klingt nach den Panzerknackern) hat sich selbst verbotenerweise 89mal geklont. Eine Truppe von 5 Söldnern soll Kessryn wieder einhegen. Und dann ist da noch eine Gruppe von Aliens aus der kontrollierten Zone, der Charta, welche den Bewohnern des Planeten helfen wollen.
Sie alle - auch Phil und Kessryn - arbeiten am Ende zusammen, um die Richtung des Wurmlochs umzukehren und mit dem Müll in die DoHa Zone zurückzukehren. Dort startet 701 seinen Umsturz erfolgreich, während Kessryn den doch etwas unbedarften Phil zurück auf die Erde bringt. Ich warte gespannt auf den Fortgang der Story im zweiten Teil.

Band 2: Galaktischer Neustart
Ah - neue Protagonisten. Ohne Phil - Sehr gut, der unbedarfte Phil wirkte auch etwas abgelutscht zuletzt. Dafür ist doch noch ein zweiter Mensch im All unterwegs. Jaques Leclair war in der Legion gewesen und heuerte als Butler und Leibwächter beim Milliardär Diego Miller an. Als Doha dann die Erde mit ihren Dienstleistungen und Alientech überflutete, wurde Jaques arbeitslos und übernahm eine Stelle als Steward auf einem intergalaktischen Kreuzfahrtschiff.
Weit draußen in der Galaxis war die Währung der menschlichen Passagiere wertlos geworden, was bei den dubiosen Geschäftspraktiken von Doha zum Aussetzen der Passagiere auf einem fernen Planeten führte. Jaques war da natürlich auch nicht mehr zu gebrauchen und somit wieder arbeitslos und gestrandet. Rücksturz zur Erde? Sein Problem.
Daher ließ er sich auf ein dubioses Geschäft ein. Er sollte lediglich einen Gegenstand aus einem Depot holen. Nichts Illegales, bloß zwei Kopfgeldjäger wollten ihm den Speicher mit dem Code, der die Erbinformationen der Doha auslesen kann, abjagen. 701 braucht diesen Code, um das den Doha nicht bekannte Verhaltensmuster, dem die Doha beim Erwachen des Leibs, also dem Ursprung dieser Spezies, zu entschlüsseln.
Und der Leib ist erwacht und droht, die Doha von sämtlicher Individualität zu befreien und sämtliches Leben in der Galaxis auszulöschen. Der Leib, ein riesiger Wurm, bewegt sich zu der Sonne in seinem System, um Energie zu tanken, während dessen Flotte die Flotte der Charta, die die Wurmlochverbindung zur Milchstraße überwacht, auslöscht.
All das weiß Jaques natürlich nicht, als er schließlich auch seinen ärgsten Widersacher, den Klek Tukerbo Va, überlistet hat und den Speicher zu 701 bringen kann. Auf diesem Speicher ist auch das System des Leibs verzeichnet, nun muss 701 schnell handeln, will er sich retten und einen Untergang der Galaxis verhindern.
Eine Bombe soll den Leib sprengen, bevor dieser seine Sonne erreicht. Wer ist für diesen Auftrag besser geeignet als Jaques und natürlich - Phil. Ab Seite 124 ist dieser dabei. Gelangweilt von seinem „Ruhestand“ auf der Erde, macht er sich mit Jaques auf den Weg zum Leib. Das mehr als ungleiche Paar muss sich also zusammenraufen, um den Leib zu besiegen.
Die Parallelen zu Douglas Adams werden immer deutlicher. Normalerweise ist dies negativ, hier finde ich das Wechselspiel der gegensätzlichen Charaktere aber positiver als beim „Original“, weil die gesamte Story klarer strukturiert ist als die von Adams.
Doch leider geht das schief. Der Leib setzt einen EMP ein und schon platzt das Vorhaben wie eine Seifenblase. Auf der Erde zurück, entgehen unsere beiden Helden nur knapp einem Attentat von Tukerbo Va. Die Klek sind eine kämpferische Spezies und wie die Klingonen voller Ehre und Rituale. Ein Klek akzeptiert keine Niederlage und stirbt lieber den Heldentod.
So wie Tukerbo Va beim Crash in Phils Wohnung in Hamburg. Ende Teil 2.

Sonntag, 23. November 2025

Hartmudo: Belgien

17
Und genau da setzte jetzt in Brüssel mein Deja Vu Erlebnis ein. Auf dem Fußweg zu der Polizeistation fühlte ich mich an den Jahreswechsel 2001/2002 erinnert. Meine Löwin war gerade äußerst wütend auf mich; meine Passivität ging ihr richtig auf den Zeiger. Mit vor Tränen erstickter Stimme fragte sie mich, warum ich so still sei und nicht irgendetwas sagen würde. Sie war also so richtig bedient.
Meine Gedanken kreisten und kreisten, ich war in dem Moment gar nicht fähig, eine Konversation zu betreiben. Augenblicklich verband ich 2001/2002 mit der aktuellen Situation. Beide Male alle Karten und Ausweise weg; Und vor 22 Jahren hatte ich meine Löwin kennengelernt, würde ich sie jetzt womöglich gar verlieren?
So bescheuert dies klingt - aber die Parallelität der Ereignisse drängte sich mir förmlich auf. Und während meine Löwin einem Nervenzusammenbruch nahe war, befand ich mich in einer üblen Schockstarre. Angst, etwas Falsches zu sagen oder zu tun.
Nur mühsam reagierte ich wie in Trance.
"Nimm sie in den Arm, Du Idiot! Sag was! Irgendwas!" Und gleich hinterher:
"Scheiße, war's das jetzt? Was mach ich dann nur?"
"Hey, Denk nicht immer nur an Dich. Hilf ihr. Mach was - Lass sie nicht mit ihrem Kummer allein."
Ich weiß nicht, wie lange das so ging. Während wir gingen - zur Polizeistation. Irgendwann schaffte ich es doch noch, mit dem Reden anzufangen. Ich stieg in ihre Überlegung mit ein, wo mir die Brieftasche geklemmt worden sein könnte.
Alles eher emotionslos und staubtrocken sachlich. Zu einem Scherz traute ich mich nicht, so etwas mache ich normalerweise gerne, um meine Löwin aufzuheitern, wenn sie traurig oder schlecht drauf ist. Doch meine Verlustängste ließen mich nicht los, nur mühsam bekam ich mich selbst wieder in den Griff.
Als wir die Polizeistation endlich erreicht hatten, hatten wir gedanklich alles durchgespielt gehabt. Will sagen, meine Löwin hatte die wahrscheinlichsten Stellen eines Diebstahls nach und nach aufgezählt, während ich dies dann zumeist nur noch einsilbig bestätigte, ohne selbst eigene Überlegungen einfließen zu lassen.
Das dichte Gedränge im Eingangsbereich oder vor dem Abstieg auf der stillgelegten Rolltreppe erschienen meiner Löwin als aussichtsreichste Stellen für einen Diebstahl. Auch mein dauerndes Herumhantieren an der U-Bahn Station, als ich die Brieftasche öffnen und den Fahrschein zum Ausstempeln hervorkramen musste, könnte einen Dieb schon interessiert haben.
Also hatte er dann die Verfolgung aufgenommen? Sehr gut möglich. Überhaupt hatte ich laut meiner Löwin permanent an meiner Brieftasche herumgenestelt; Unnötigerweise musste ich sie ja ständig aus der Tasche hervorziehen. Zuletzt auf der Bank bei der Lichtinstallation. Das war dann doch tatsächlich der letzte Moment gewesen, an dem ich die Brieftasche noch voll bewusst wahrgenommen hatte. All diese Spekulationen halfen aber nichts. Die Brieftasche war endgültig weg und wir betraten nun endlich den Ort, wo die uniformierten Beamten saßen.
Die Polizeistation bestand eigentlich aus einem weiß gestrichenen Innenraum, der uns eher an die Geschäftsstelle einer Versicherungsagentur erinnerte. Lediglich das Fenster mit der Durchreiche, welche die Verbindung zum eigentlichen Büro der Polizeistation darstellte, ließ auf die Funktion dieses Raumes schließen.
Wir traten also an die Glasscheibe und brachten der Polizeibeamtin unter Anliegen vor. Natürlich in unserem stark eingerosteten Schulenglisch, denn Französisch oder Flämisch beherrschen wir beide nicht. Mit "Händen und Füßen" mussten wir ein oder zwei Begriffe erläutern, aber insgesamt kamen keine Missverständnisse auf.
Die Polizeibeamtin verhielt sich sowohl emotionslos als auch unaufgeregt; Schon wieder Diebstahl einer Brieftasche beim Atomium? Keine große Sache. Fast schon gelangweilt schob sie mir das auszufüllende Formular unter der Glasscheibe der Durchreiche zu und hatte dazu auch noch einen Kugelschreiber am Start.
Ich wollte diese Aktion nur noch so schnell wie möglich hinter mich bringen und füllte das Formular gewissenhaft aus. Meine Adresse, die verloren gegangenen Papiere und eine kurze Schilderung des Tathergangs… das war es im Wesentlichen.
Meine Löwin hatte sich derweil nach draußen begeben; dieses Wechselbad der Gefühle (erst gut drauf während des Besuchs im Atomium, und dann von einer Sekunde zur anderen der Sturz ins Negative dank des Diebstahls meiner Brieftasche) musste sie für sich erst einmal in Ruhe verarbeiten. Beim Ausfüllen brauchte sie mir nicht zu helfen.
Stattdessen spähte sie die nähere Umgebung nach einem Restaurant aus; der ganze Stress war jetzt ohne Essen endgültig zu viel geworden. Ich musste nach der Rückgabe des Formulars noch etwas warten, bis die Polizeibeamtin alles gecheckt hatte und mir das abgestempelte Dokument über die Verlustmeldung aushändigen konnte.
Dieses Dokument benötigte ich als Persoersatz und zur Vorlage im heimischen Bürgerbüro, um den neuen Personalausweis beantragen zu können. Jetzt hatte ich alles getan, was zu tun war und konnte mich endlich aufs Essen konzentrieren.
Und zu diesem Punkt hatte meine Löwin in der Nähe einen Italiener entdeckt, bei dem sie ein Rumpsteak verzehren wollte. Dies brauchte sie nach dieser Aktion, das konnte ich gut verstehen. Für mich ist Essen bekanntlich eher eine Nebensachen, auf keinen Fall Balsam für meine Seele. Es sei denn Schokolade oder Chipsfrisch, da bin ich relativ einfach gestrickt.
Das Einzige, was für mich nach dieser Pleite im Atomium im Fokus stand, war meine Löwin. Ich hatte sie enttäuscht und dank meiner Unachtsamkeit ihren Tag verhagelt. Meine Frustration, dass ich in den nächsten Wochen eine Menge unnötige Wege erledigen musste, hatte ich in die hinterste Ecke meines Kopfes gepackt. Jetzt musste ich meine Löwin wieder gut drauf bringen; alles andere war zweitrangig.

Montag, 17. November 2025

GuterPlatzzumBiertrinken: Gotta Move On

Sonntag, 2. November. Dies könnte meine letzte Tour in diesem Jahr sein. Bis zum Jahresende stehen noch einige Ereignisse an, u.a. die diesjährige BiRe nach Leipzig. Auf die Gose dort freue ich mich schon. So: Hiermit habe ich die Bierkomponente dieser Rubrik zumindest erwähnt; ich spoiler an dieser Stelle kurz: Heute gab es keine Bierpause - nur Kaffee.
Wo Fang ich an? Am besten mit gestern, als endlich meine neue Matratze geliefert worden war. Diese hatten wir den Samstag zuvor bei Ikea gekauft. Bislang (die letzten ˆ15 Jahre) durfte ich bereits die "Sultan" von Ikea mein eigen nennen. Da sich "Sultan" mittlerweile in Rente begeben hat, entschied ich mich für das Nachfolgemodell Anneland.
Bereits seit Anfang Oktober klagte ich über Rückenschmerzen, insbesondere morgens beim Aufstehen. An einem Freitag war das derart schlimm gewesen, dass ich um einen Besuch bei meinem Doc nicht herum kam. Meine Löwin und ich hatten schon ein Problem mit dem Blinddarm befürchtet; zum Glück konnte der Doc meine diesbezüglichen Ängste zerstreuen.
Vielleicht hatte ich es ja auch schon Mal erwähnt, aber das Radfahren zum Beispiel hatte ich in letzter Zeit etwas hinten an gestellt. Da bin ich lieber mit dem Bus nach Salzgitter gefahren, um mehr Zeit zum Lesen zu haben. Dann war das Wetter immer so regnerisch gewesen… Quatsch, ich war einfach nur zu faul gewesen.
Selbst die Matratze hatten wir nicht wie üblich gleich mitgenommen, sondern uns liefern lassen. Okay, hier war die Faulheit berechtigt gewesen. Doch jetzt, an diesem verlängerten Wochenende dank des Reformationstages, leite ich den Turnaround ein. "You Gotta Move On" - ein Song von Toni Braxton (?) - soll hier als Motto dienen.
Zunächst pumpte ich die Reifen auf. Waren ja vorne wie hinten keine 2 Atü drauf! Und dann endlich - kurz nach 11.00 Uhr - schob ich das Rad vom Hof runter und rollte mich auf dem Weg zum Ringgleis erst einmal ein. Bei hoher Luftfeuchtigkeit, oder besser formuliert: Irish Mist, kam ich gemächlich in Schwung.
Anfangs schmerzte der Rücken noch. Schlimm genug, dass er nach der ersten Nacht auf der neuen Matratze überhaupt weh tat. Jammer Jammer. Auf dem Triftweg bog ich ins Ringgleis Richtung Osten ein, und: Die Schmerzen waren weg. Wie ich auch in den letzten 1 - 2 Wochen mitbekommen hatte: Bewegung ist alles.
Ein Ziel hatte ich heuer auch: Das relativ neue St. Leonard-Viertel; dort sollte es hin gehen, da war ich noch nicht gewesen. „Idyllisch‘“ zwischen Schill- und St. Leonardstraße gelegen, sollte hier wohl ein neues Städtebaukonzept ausprobiert werden. Quasi alles digital, so meine Erinnerung. Und die trügt ja doch häufig, wie ich heute auch feststellen musste.
Egal. Ich radelte erst einmal los und genoss die fehlende Präsenz der in letzter Zeit ständig gespürten leichten Schmerzen in der Hüfte und am Rücken. Leicht wie ein Vogel sauste ich dahin. Derart motiviert fiel mir der Entschluss relativ leicht, den Radius meiner heutigen Rutsche etwas auszudehnen.
Das St. Leonard Viertel

Denn ursprünglich wollte ich das neue Viertel relativ direkt anfahren. Es sollte heute ja nur ein kurzer Trip sein, um meinem Rücken etwas Bewegung zu verschaffen. Nun aber dehnte ich das Ganze in meiner Euphorie weiter aus und fuhr das Ringgleis im Uhrzeigersinn bis Riddagshausen, um dort in die Georg-Westermann-Allee einzubiegen. Den einen oder anderen Umweg inbegriffen, denn üblicherweise fahre ich das Ringgleis in der anderen Richtung.
Als ich bei Westermann vorbeifuhr - ja, genau: In der Georg-Westermann-Allee, verspürte ich einen ausgeprägten Durst auf Kaffee. Der Bäcker gegenüber dem Marienstift hatte geschlossen, also flugs ins neue Viertel um die Ecke. Und da war ich nun, fuhr hinein… und war enttäuscht. Kindergarten, ambulante Pflege und so weiter.
Ein Wohnviertel war dies nicht. Alles neu errichtet in Beton-Brutal, nur mittendrin stand ein altes, herrschaftlich wirkendes Gebäude. Der VW Bully vom CJD Braunschweig davor gemahnte mich jedoch, von der Hoffnung eines neuen Wohnviertels Abstand zu nehmen. Was aber nicht schlimm ist, auch wenn sich das jetzt erst einmal so liest. Positiv bleibt mir aber in Erinnerung, dass ich jetzt wenigstens weiß, wo der CJD Braunschweig residiert.
Bei Sander am Ring, kurz vor der Jasper, kehrte ich für einen Pott Kaffee und zwei sehr trockene Käsebrötchen ein. Hier packte ich meine Ausrüstung aus; das 8 Zoll Tablet und die zusammen klappbare Tastatur, welche ich mal bei Action erworben hatte. Ich fing wie so häufig schon mal an zu schreiben; mit dem Kaffee kam ich bis „Bewegung ist alles“.
Und das ist ja auch so. Hocherfreut, bereits 12 Km abgerissen zu haben, packte ich alles wieder ein und begab mich zurück nach Hause. Meine Löwin hatte über Mittag einen Kreativkurs gebucht gehabt und wollte mich kurz nach 14.00 Uhr abholen, damit wir zum Sparta fahren könnten. Für mich heißt das dann immer Hähnchen-Gyros Teller, ne große Coke Zero und nen Ouzo zum Nachspülen. Den Salat esse ich immer als Erstes auf, der ist dort lecker.

Sonntag, 9. November 2025

Contramann: kurz gesehen im November

Marcel Fratscher ist Präsident des deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und rauschte durch den Medienwald mit seiner These, dass die „Alten“ - gemeint ist hier die Boomer-Generation (geboren Mitte der 50er bis Mitte der 60er Jahre), zu wenig Kinder in die Welt gesetzt habe und daher schuld ist, dass immer weniger „Junge“ immer mehr „Alte“ durch Ihre Arbeit versorgen müssen und selber keine Rente mehr zu erwarten haben, wenn Sie selbst so weit sind.
Deshalb favorisiert dieser Schmock einen verpflichtenden Sozialdienst für Rentner, damit diese ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und etwas zur Generationengerechtigkeit beitragen. Fratscher ging da mit gutem Beispiel voran und hat just ein Buch zu diesem Thema veröffentlicht. Von den Tantiemen wird er dann sicherlich den größten Teil zur Unterstützung der „“Jungen“ spenden wollen.
Jetzt mal im Ernst: Was ist das denn für eine Nebelkerze? Ich z.B. habe bereits meinen Grundwehrdienst ableisten müssen; im Gegensatz zu den Generationen nach mir, die entweder gar nicht hin mussten, vom Zivildienst ganz zu schweigen, oder sich wenigstens nicht vor einer Kommission zu verantworten hatten.
Von meinem ehrenamtlichen Engagement für einen selbstverwalteten Sozialhilfeverein ganz zu schweigen. Ich habe also meine Beiträge für die Gesellschaft schon in jungen Jahren geleistet, was machen denn die heutigen „Jungen“?
Dass denen der Arsch auf Grundeis geht, kann ich mir gut vorstellen. Mit der deutschen Wirtschaft geht es sichtlich bergab und die Befürchtung ist nicht ungerechtfertigt, dass später niemand mehr da ist, der ihnen die Rente finanziert. Halt, ein Tipp hierzu: Kinder in die Welt setzen, dann sind genug Beitragszahler für die spätere Rente da.
Wie, das geht nicht? Weil die Frau auch mitarbeiten muss, weil das Leben so teuer ist und die Kinderbetreuung bekanntermaßen vom Staat vernachlässigt wird? Meine Güte, war das denn in unserer Generation anders gewesen? Legt doch etwas Geld rechtzeitig zurück; die Aktienrente ist ja grad voll im Trend und in aller Munde.
Hierzu könnte Herr Fratscher ja auch noch ein Buch schreiben.

https://overton-magazin.de/kommentar/politik-kommentar/das-los-der-korruption/
Noch mal Lapuente. Jetzt drehen unsere Politiker vollkommen frei. Falls sich nicht genügend Freiwillige für den Wehrdienst finden lassen, sollen die Wehrpflichtigen zur Musterung mittels Losverfahrens herangezogen werden.
Selbst ich kann nicht so schräg denken, wie dies unsere Politiker anscheinend tun. Für mich ist dies ein klares Zeichen dafür, dass die Politik eine „Kriegstüchtigkeit“ zwar permanent anmahnt, um die gewaltigen wie sinnlosen Investitionen in die Rüstungsindustrie zu befeuern. „Die“ wissen ganz genau, dass niemand mehr bereit ist, seinen Hintern für diese degenerierte Gesellschaft aufs Spiel zu setzen.
Ist unsere Politik derart weltfremd und abgehoben? Ich denke nicht. Die Wehrpflicht ist hier schlichtweg bereits eingepreist. Ein Losverfahren hielte einer verfassungsrechtlichen Prüfung wohl nicht stand. Also folgt wie üblich die Salamitaktik. Wir dummen Schafe werden es schon nicht merken und irgendwann ist die Wehrpflicht alternativlos.
Wann wachst Du endlich auf, deutscher Michel?

https://taz.de/Klage-gegen-Rundfunkbeitrag/!6114376/#:~:text=Eine%20Klage%20muss%20vor%20Gericht,und%20Vielfalt%20massiv%20verletzt%20habe.
Eine Frau in Bayern hatte vor dem Bundesverwaltungsgericht erfolgreich gegen den Zwang zur Zahlung der Rundfunk- und Fernsehgebühren geklagt, weil der öffentlich-rechtliche Rundfunk (ÖRR) ihrer Ansicht nach unausgewogen berichtet. Erfolgreich meint hier, dass die behauptete unausgewogene Berichterstattung fundiert nachgewiesen werden muss:
„Eine Klage muss vor Gericht nur behandelt werden, wenn sie wissenschaftlich darlegt, dass der gesamte öffentlich-rechtliche Rundfunk – also alle Fernseh- und Hörfunk-Programme und alle Internet-Angebote zusammen – über mindestens zwei Jahre seine Pflicht zu Ausgewogenheit und Vielfalt massiv verletzt habe.“
Der TAZ-Kommentator „weiß“ natürlich, dass die Frau zur Bewegung von Kritikern des ÖRR gehört. Diese wird am Ende des Kommentars zielsicher als Verschwörungstheoretikerin identifiziert. Da ist die Botschaft dann klar:
„Über Impfrisiken kann man kontrovers diskutieren, aber wer von Hunderttausenden vertuschten Impftoten raunt, hat keinen Anspruch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk als ernstzunehmender Teil der Meinungs-Vielfalt dargestellt zu werden.“
Woher der Kommentator seine Erkenntnisse über die politische Grundeinstellung der Klägerin gewonnen hat, verrät er uns nicht. Damit könnte er ja sogar tatsächlich bei Lanz, Maischberger oder Illner hausieren gehen und dort seine Verschwörungstheorie von gestörten Kritikern des Systems verbreiten. Und weil dies so ist und Kritiker des Systems im ÖRR grundsätzlich als gefährliche Irre dargestellt werden, ohne dass dies tatsächlich nachgewiesen wird, ist das Urteil begrüßenswert.

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“

Sonntag, 2. November 2025

Hartmudo: Superwumms

33
Dies war leider mittlerweile Normalzustand; Tagsüber ging es mir immer relativ gut bis lebensfroh, sei es, weil ich ein schönes Erlebnis mit anderen teilte oder weil ich alleine zu Fuß bzw. mit dem Rad (ab diesem Tag) unterwegs war. Sowie die Sonne weg ging, war meine gute Laune auch verflogen. Zumindest dann, wenn ich Zeit zum Grübeln hatte. Erst die Routine aus Fernsehserien und Lesen vor dem Einschlafen beruhigte mich etwas, Ehe ich dann doch zumindest einschlafen konnte, ehe sich dann das Kopfkino mit dem Toilettengang einzusetzen pflegte.
Auch hatten mich die Schlaftabletten wenigstens im Februar dahingehend nach vorne gebracht, das ich irgendwie doch genug Schlaf des Nachts bekam. Leider fühlte ich mich beim Aufstehen und in den ersten 2-3 Stunden immer noch mau und niedergeschlagen. Also so ganz anders als in den letzten 60 Jahren.
Wenigstens hatte ich die Schlaftabeletten ausschleichen können, aber leider reichte es noch nicht zum Gamechanger. In meiner Not griff ich ab dieser Woche zu Baldriparan ("Stark für die Nacht"), welches ich heute noch konsumiere. Baldrian zur Beruhigung - ein Tip von Randy. Das nehme ich hier mal vorweg: Schaden tut es nicht, ist aber wohl doch eher Placebo.
Am neuen Morgen war dann ein neuer Monat ausgebrochen. 1. März - Danny's Geburtstag mithin. Und in diesem Jahr fand sein Geburtstag nicht draußen am Grill, sondern innen in der Wohnung statt. Bewaffnet mit alkfreiem Bier kämpfte ich mich durch den Abend, unterhielt mich gut mit dem einen oder anderen Kumpel von Danny.
Jela und die anderen Kids waren gut mit sich selbst beschäftigt, so dass auch die Oma lediglich unterstützend eingreifen konnte. Irgendwann sind meine Löwin und ich dann nach Hause gefahren und ließen die "jungen Leute" allein. Mittlerweile sind wir die Generation, die bei Feierlichkeiten eher am Rande sitzt, aber immer wieder eingeladen wird, weil "wir" irgendwie doch mit dazu gehören.
Wie auch bei verschiedenen Aktionen zuvor im Februar war ich jeweils im Nachhinein erstaunt gewesen, dass ich auch ohne Alkohol Spass haben konnte. Dieses Gefühl trug ich wie eine große Fahne vor mir her, bis ich selbst daran glaubte. Doch so richtig ausgelassen und bisweilen stark überschwänglich bin ich erst ab dem dritten Bier. Das war vorher so und zeigte sich dann wieder, als ich mein Zölibat beendet hatte.
2. März und Themenwechsel. Denn an diesem Abend rief ich den Kanonier, meinen alten Kumpel aus Bundeswehrtagen, an. Irgendwann in den Wochen zuvor hatte ich bereits mit ihm telefoniert gehabt und ihn von meiner momentanen Verfassung in Kenntnis gesetzt. Der Kanonier hat eine psychiatrische Praxis innerhalb einer Klinik. Nach dem unschönen Reinfall mit dem Psychiater im Schlosscarree hatte ich wohl irgendwann diesen Strohhalm ergriffen.
Gern hätte ich den Kanonier aus meiner Krankengeschichte herausgehalten, aber allein war ich mit der Situation komplett überfordert gewesen. Trotz aller möglichen Unterstützung durch meine Löwin und anderen Freunden und Verwandten trat ich auf der Stelle und kam nicht aus dem Abwärtssog hinaus.
Ich benötigte also professionelle Hilfe und die sollte ich vom Kanonier dann auch erhalten. Dieser fragte auch nicht lange, sondern bot mir seine Hilfe unverzagt an. Es macht halt doch schon etwas aus, wenn man 15 Monate lang zusammen in einer Achterstube untergebracht ist. Eine komplett zusammengewürfelte Truppe, die sich ansonsten nie freiwillig über den Weg gelaufen wäre, musste beim Barras funktionieren.
Und das taten wir auch - 15 Monate lang. Und dadurch wurden zumindest der Kanonier und ich Freunde fürs Leben - auch wenn das jetzt sehr schwülstig klingt. Das kann man vielleicht auch nicht verstehen, wenn man - oder eher eigentlich Frau - nicht "dort" gewesen war. Der künstlich aufgebaute Druck in der "Schule der Nation" hatte uns alle zusammengeschweißt.
Dabei konnten wir uns am Anfang nicht wirklich aufs Fell gucken. Mir gefiel die kindische und zynische Art von ihm überhaupt nicht; Er störte sich an meiner zur Schau gestellten Arroganz. Doch so nach und nach - beim Stuben- und Revierreinigen, beim Technischen Dienst - kamen wir uns näher und hingen dann auch gern nach Dienstschluss zusammen ab.
Klingt wie eine Liebesgeschichte a la Rosamunde Pilcher; aber hey, Leute: Der Grundwehrdienst hatte den Sinn, die Soldaten durch möglichst viel Druck auf Gehorsam und Funktionieren zu trimmen. Eigenschaften übrigens, die auch im späteren Berufsleben vorausgesetzt werden. Selbstständiges Arbeiten und/oder so zu tun als ob - genau das lernten wir bei der Bundeswehr und sind deshalb auch in der Lage, einen Betrieb am Laufen zu halten.
Und wir machten das Beste draus, insbesondere der Kanonier und ich. Unsere Stube wurde von den Vorgesetzten als Familie definiert: Jeder für jeden und alle zusammen im Wach- oder Bereitschaftsdienst. So wuchsen wir von Monat zu Monat immer mehr zusammen, gerade auch bei unseren "Campingurlauben" oder den Abenden auf der Standortschießanlage. Legendär zu nennen - für mich immer noch ein Schlüsselerlebnis - das Nachtschießen am 8. Mai 1985.
Ein Trauriges, wohlgemerkt. Denn dies war der 40. Jahrestag der Kapitulation Nazideutschlands. Kurz danach - und in den ersten Jahren dieser Republik - hieß es: "Von Deutschem Boden darf nie wieder ein Krieg ausgehen." Was ist bloß aus diesem guten Vorsatz geworden; aktuell rasseln selbst ehemals friedensbewegte Menschen, die Mitte der 80er noch gegen die Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen auf die Straße gegangen waren, mit dem Säbel. Traurig ist das allemal, aber die heutige Jugend muss ja (noch) nicht zum Bund.