Mittwoch, 30. Oktober 2024

guterPlatzzumBiertrinken: Herbst

Donnerstag, 17. Oktober. Für knapp über eine Woche hatte ich mir Urlaub gegönnt und heute ist mein freier Tag - im Urlaub.
Letzten Freitag war mein letzter Arbeitstag, Samstag waren wir mit dem Kegelverein auf dem Zwiebelmarkt in Weimar. Insgesamt sechseinhalb Stunden im Bus und ein unschönes Gewusel in Weimar. Wenigstens war ich auf der Rückfahrt gut straff gewesen.
Gleich am Sonntag sind wir dann zu meinem Cousin Oskar nach Lanzendorf gefahren. Erst gestern sind wir zurückgekommen. Das Ergebnis dieser 3 schönen Tage mit Miriam und Oskar konnte ich heute morgen auf der Waage bewundern. Satte zwei Kilo hatte ich meinem Astralkörper aufsatteln können - die fränkische Küche in Verbindung mit den örtlichen Bierspezialitäten hatte ihre doch unbeabsichtigte Wirkung nicht verfehlt.
Nun fühlte ich mich um so mehr motiviert, die gestern geplante Tour auch tatsächlich anzutreten. Heute war zum Glück regenfrei angesagt. Unter dem von Wolken gesäumten Himmel radelte ich frohgemut gegen 9.00 Uhr los. An diesem wunderschönen Herbsttag habe ich mir mein aktuell liebstes Kleidungsstück übergeworfen. Einen Hoodie, den ersten Hoodie meines Lebens! Ein Basicmodell von Fruit of the Loom, kein unnötiger Schnickschnack mit den leider üblichen Phantasiefirmen oder -universitäten.
Die Temperaturen waren mit knapp 13° Grad schon etwas frischer, aber die Sonne brach immer wieder durch und spiegelte sich in den Pfützen der unzähligen Baustellen in der Stadt. Und anders als in der sonst benutzten Allwetterjacke aus Plastik schwitzte ich mich nicht halbtot während der Tour. Sehr angenehm der 80% Baumwollstoff, muss ich hier mal festhalten.
Jedoch sollte es nicht zu stark regnen, habe ich mir sagen lassen. Dann saugt sich der Hoodie richtig voll. Bei leichtem Regen war ich bis jetzt vom Hoodie begeistert gewesen. Heute wollte ich ein Vollsaugen des Hoodies aber vermeiden, man muss ja nicht immer alles austesten.
Mein heutiges Ziel hatte ich mir erst gestern bei der Rückfahrt aus Lanzendorf ausgesucht. Denn kurz bevor wir zu Hause eingetrudelt waren, fielen mir am Südende von Stöckheim die auffallend weißgewandeten Mietcontainer auf. Sogar eine große Zahl davon - das wollte ich mir heute mal näher anschauen.
Außerdem würde ich aufgrund eines Mangels an Kondition noch eine Kaffeepause benötigen; Oskar war in den vergangenen Tagen so freundlich gewesen, mich mit dem Mönchshof Pils zu beglücken. Für den Nachttrunk hatte ich mir dort drei Flaschen Gampertbräu Hell aus dem schönen Weißenbrunn in Oberfranken gegönnt. Und der absolute Spitzenreiter ist…
Das Flechterla Zwickel aus Weismain. Mann, war das ne Wucht gewesen - diesen angenehmen Biertrunk hatte ich Oskar am Sonntagabend zu verdanken. Die Kochkünste von Miriam waren für meine asketische Lebensweise aber auch nicht gerade förderlich gewesen. Irgendwie hatte ich den Eindruck gewinnen müssen, dass mir heute das Treten in die Pedale ein Stückchen schwerer fiel als üblicherweise.
Das Neubaugebiet Stöckheim ganz hinten

Gerade bei den eigentlich sanften Steigungen auf dem Ringgleis Richtung Gartenstadt konnte ich den gewohnten sechsten Gang nicht einlegen. Schlichtwegergreifend musste ich da schon ein bisserl prusten. Da kamen mir schon Gedanken an ein E-Bike in den Sinn. Aber nur kurz, wir wollen ja den Teufel nicht gleich an die Wand malen und stattdessen lieber die Kondition weiter verbessern. Muss gehen.
Tatsächlich fiel es mir ab der Gartenstadt leichter. Hinter der Mühle Rüningen, nach Überqueren der Eisenbahntrasse schlug ich mich gleich rechts auf den asphaltierten Wirtschaftsweg, den ich seit Jahren aus der Bimmelbahn auf dem Nachhauseweg aus Salzgitter zu sehen bekommen hatte. Heute endlich hatte ich den Weg unter mir.
Nach einigen Windungen durch die Feldmark erreichte ich ein mir unbekanntes Wohnviertel. War das noch Leiferde oder hatte ich nunmehr bereits Thiede erreicht? Gespannt radelte ich an Häusern wie Mietblöcken entlang, bis ich wieder vertrautes Terrain sichten konnte. Also doch Leiferde, zum Glück.
Denn ich wollte ja nach Stöckheim, da wäre Thiede erheblich zu weit gewesen. Und gleich bei der ersten Baustelle bog ich auch noch falsch ab, merkte meinen Fehler aber noch rechtzeitig und ging wieder in die Spur. Etwas weiter vorn dann die Abzweigung nach Rüningen, die an diesem Tage nicht übermäßig befahren wurde. Genauer: Kein Auto auf dieser Strecke.
Nach der neugebauten Brücke schoss ich auf das Neubauviertel zu und war erst einmal baff erstaunt, das neben den ursprünglichen freistehenden Häusern auch große Blöcke für die weniger Betuchten unter uns errichtet worden waren. Sogar eine KiTa hatten sie hier eingerichtet, schau einer an. Ich quetschte mich durch die "Häuserschluchten."
Diese waren stellenweise noch im Rohbau. Sollte es sein, dass dieses Viertel noch weiter ausgebaut werden soll? Ich weiß es nicht. Jedenfalls schlängelte ich mich zur Endhaltestelle und Wendeschleife der Straßenbahn durch. Ich hatte genug vom Neubauviertel gesehen; jetzt nen Kaffee beim Bäcker im Kaufland.
hier gehts nach Jägersruh

Ein Löwenbäcker. Egal, zum Essen war es eh noch zu früh. Ein Becher Kaffee Crema war jetzt genau das richtige Maß an Kaffee für mich. Warum die Verkäuferin mir nen Filterkaffee kredenzen wollte, wird wohl ewig ihr Geheimnis bleiben müssen.
Derart gestärkt fuhr ich die Strecke Richtung Mascherode weiter. Das Wetter war mittlerweile etwas schlechter geworden; es regnete aber nicht, obwohl die Wolken schon bedrohlich und dunkel über mir standen. Das war jedoch nicht der Grund, warum ich mich kurz vor Mascherode nach links in die Büsche geschlagen hatte.
Ich wollte die Strecke jetzt doch etwas abkürzen und fuhr deshalb über Jägersruh und an der Südstadt vorbei zur Salzdahlumer, dann Bahnhof und bremste noch einmal schnell beim Edeka an. Für unsere Fahrt nach Fehmarn zum Cousinentreffen brauchte ich noch ein paar Leckerlies für die Autofahrt. Dies konnte ich hier schnell erledigen.
Der Rest der Radtour verlief dann unspektakulär. Die Strecke bis nach Hause fahre ich ja quasi mehrfach die Woche, wenn ich vom Bahnhof Richtung Heimat radle. Um kurz nach Zwölf hatte ich meinen Heimathafen erreicht und konnte endlich frühstücken.
Da war ich ehrlicherweise stolz gewesen, nicht während der Fahrt beim Amerikaner angebremst zu haben, um dort etwas zu schnabulieren. Eine schöne lange Strecke war dies obendrein noch gewesen - ebenfalls eine erfreuliche Erkenntnis, zumal ich mich ja vorher so schlapp gefühlt hatte. Vielleicht schaffe ich dieses Jahr noch eine Tour - die Waage würde es mir danken.

Mittwoch, 23. Oktober 2024

Hartmudo: Belgien

4
Die Fahrt auf der belgischen Autobahn erwies sich als überaus anspruchsvoll. Das lag weniger an den belgischen Autofahrern, die bis heute keinen Fahrschulunterricht zur Erlangung des Führerscheins besuchen müssen. Da ist es bereits ein Fortschritt, dass unsere belgischen Freunde seit einigen Jahren zumindest eine Führerscheinprüfung ablegen müssen.
Nein, es lag eindeutig an der Geschwindigkeitsbegrenzung auf 120 km/h. Edith hatte uns vorgewarnt; eine Überschreitung würde uns teuer zu stehen kommen. Daher galt meine volle Konzentration der Geschwindigkeit; nahezu permanent musste ich das Gaspedal sparsam dosieren, um die 120er Marke nicht zu überschreiten.
Anstrengend war das, keine Frage. Ebenfalls anstrengend erwies sich die Baustelle kurz vor der Abfahrt ins Stadtzentrum von Antwerpen. Bald ne Dreiviertelstunde Stop and Go, da war ich natürlich begeistert gewesen. Dann war ich aber auch froh, als wir die Autobahn verlassen hatten und ins Stadtgebiet von Antwerpen vorstoßen konnten.
Sieht man einmal von den unzähligen Kreisverkehren ab, ist das Autofahren in Belgien abseits der Autobahnen nicht anders als bei "uns". Weniger Ampeln dank der Kreisel möchte ich meinen - könnte man bei "uns" vielleicht mal ausbauen. Dass die Belgier wie die Henker auf den Straßen unterwegs seien, musste ich an diesem Tag (noch) nicht konsternieren.
Gegen halb Zwei angekommen, waren wir zwar noch etwas früh dran, um in unser Hotel einzuziehen (Check-In wurde mit 16.00 Uhr ausgerufen), doch wir fuhren trotzdem schon einmal vor, um nach einem Parkplatz beim Hotel zu schauen. Und tatsächlich hatten wir Glück, dass am Straßenrand schräg gegenüber unseres Hotels ein kostenfreier Parkplatz verfügbar war.
Leider war die Rezeption noch nicht besetzt, so dass wir Zeit und Muße erhielten, um uns schon mal vorab in Antwerpen umzuschauen. Dies verschaffte uns die Gelegenheit, uns zunächst über die Querstraßen Richtung Hafen vorzuarbeiten; Jener ist einer der größten Häfen Europas, den wollte meine Löwin natürlich begutachten.
Jedoch wollten wir uns nach der anstrengenden Fahrt etwas sammeln und nahmen einen Kaffee in einem schönen Cafe namens Cornichon. Antwerpen hat bekanntlich eine Universität und viele Studenten; dies war ein Studentencafe, welches man so auch im Prenzlauer Berg verorten könnte. Und es war tatsächlich gemütlicher als im Aachener Ronnefeldt Tags zuvor.
Nach einem äußerst leckeren Caffee Latte fühlten wir uns fit genug, um in Richtung Hafen aufzubrechen. Wie es sich dann herausstellten, war der Weg doch wesentlich länger als zunächst angenommen, so dass wir uns nach einer kappen halben Stunde des Weges entschieden, uns kurzfristig umzuorientieren und einen ersten Blick in die Innenstadt zu riskieren.
Wir hatten auf dem Weg noch einen sehr schönen Innenhof gesehen. Dunkel glaube ich mich zu erinnern, dass es sich bei der für belgische Verhältnisse extrem gut gepflegte Anlage um eine Kunstschule oder so was in der Richtung gehandelt hatte. Natürlich habe ich mir dies nicht genau gemerkt, weil mir die hohe Schule der Kunst bekanntlich ein Greul ist.
Jedoch… der Preis für den schönsten Ort des Tages geht an die Gaststätte "De Broodwinning" am Paardenmarkt 2, 2000 Antwerpen. Auf unserem Weg in die Innenstadt lachte uns diese Gaststätte förmlich an. Die Uhr hatte sich da auf irgendwas zwischen 14.30 Uhr und 15.00 Uhr eingependelt und wir waren sofort begeistert, als wir durch die schwere Holztür ins Innere dieser Gastwirtschaft traten.
Endlich normale Leute! Freitag, früher Nachmittag und die Kneipe war voller Menschen, die alle gut gelaunt an ihren Bieren nippten und richtig guter Stimmung waren. Der Frauenanteil war unerwartet hoch - das würde es in Deutschland so wohl niemals geben. Wobei ich bezweifle, ob sich heutzutage überhaupt noch eine nennenswerte Anzahl an Leuten auf ein Wochenendbierchen in einer Kneipe treffen würden. Ich selbst kenne dies noch aus Salzgitter in den 90ern; gern denke ich an diese Zeit zurück.
Vorsichtshalber bestellte ich ein Jupiler - auch hier gab es nur wieder diese Einheitsgröße 0,33. Meine Löwin hatte mehr Bock auf eine Coke Zero, erfreute sich aber ebenfalls an der angenehmen Atmosphäre. Längere Zeit wollten wir im De Broodwinning aber dennoch nicht verweilen, weil wir zunächst einmal ins Hotel einchecken mussten und selbst ich nicht die kurze Zeit, die wir in Antwerpen verbringen würden, in einer Kneipe versumpfen wollte. Im Cornichon hatte ich nämlich eine Stunde zuvor das nächste Hotel für den Samstag in Ostende gebucht.
Irgendwie doch schweren Herzens gingen wir dann die langgezogene Rotterdamstraat zum Hotel hinunter. Die stark alkoholisierten Kerle, die sich an der Seite gegenseitig angepöbelt hatten, brachten uns zu der Überzeugung, dass wir nicht nur in keiner Touristenumgebung gelandet waren, sondern stattdessen eine "exquisite" Reeperbahnatmosphäre erleben durften.
Halt, ich vergaß: Am Rande der Innenstadt fielen wir noch in den Grand Bazar, seines Zeichens ein Supermarkt, ein. Wir brauchten noch Getränke für die Nacht, Schnucki war ja dank des Intervallfasten überflüssig.
Aber meine Löwin entdeckte in der Käseabteilung noch einen von ihr lange gesuchten Käse. Der "Port Salut" ist ein dem Chaumes ähnlicher Weichkäse und in Deutschland quasi nicht zu bekommen. Ein Stück dieses Käses nahmen wir natürlich mit; nicht als Schnucki zur Nacht - eher für die Leckerei während der Autofahrt am nächsten Tag.
Da fehlte mir allerdings noch ein Messer - mein schönes französisches Taschenmesser mit Holzgriff hatte ich leider Zuhause verlegt. Also suchte ich im Supermarkt nach einem Messer, leider ohne Erfolg.

Donnerstag, 17. Oktober 2024

guterPlatzzumBiertrinken: Snakebite

Sonntag, 28 Juli. Nachdem wir gestern den Geburtstag meiner Schwester Berta in der Waldgaststätte Schäfersruh gefeiert hatten, waren an diesem Sonntag keine Aktionen angesagt. Meine Löwin, die sich in letzter Zeit für die Gartenarbeit begeistern konnte, ist nach Cremlingen gefahren, wo Phil bei seiner Großmutter einen Teil ihres Gartens bewirtschaften darf.
Das eröffnete mir die willkommene Gelegenheit, am Vormittag eine kleine Runde drehen zu können. Bereits beim Schlafengehen am Vorabend hatte ich mich riesig auf diese Tour gefreut, musste allerdings überlegen, wohin ich eigentlich fahren wollte. Wie so häufig wurde mir die Entscheidung durch den Kollegen Zufall abgenommen.
Denn beim Stöbern durch die DB App drängte sich eine mir unbekannte Verbindung zur Arbeit nach Salzgitter Lebenstedt ins Auge. Vom Hauptbahnhof Braunschweig mit dem Zug nach Broistedt, von dort aus mit dem Bus zum Bahnhof in Lebenstedt. Als reine Fahrzeit waren hier 29 Minuten angegeben. Das klang nach einer machbaren Alternative, zumal zu der Zeit der direkte Zugverkehr nach Lebenstedt aufgrund von Bauarbeiten eingestellt worden war.
Laut Google Maps würde ich 53 Minuten bis zum Bahnhof in Broistedt brauchen, wo ich sicherlich mein Fahrrad abstellen könnte. Dies galt es an diesem Sonntagmorgen zur eventuellen späteren Nutzung anzutesten.
Hinfahrt
Dementsprechend gut gelaunt pumpte ich kurz vor 9.00 Uhr mein Fahrrad noch mal auf und setzte mich in Bewegung. In der Nacht hatte es stark geregnet , am Tage jedoch sollte es auf jeden Fall niederschlagsfrei bleiben. Diese Wetterkonstellation hatte zur Folge, dass trotz des eigentlich sonnigen Wetters ein leicht kühler Wind wehte, der meinen seit Jahren gestählten Körper sanft umschmeichelte.
Voller Zuversicht war ich in Richtung Vechelde aufgebrochen; diese Strecke hatte ich ja bereits vor einiger Zeit bewältigt gehabt. Bereits nach kurzer Zeit fielen mir die unzähligen Nacktschnecken auf, welche auf dem Fahrradweg an der Bundesstraße in Sicherheit hasteten. So gut es ging, vermied ich das Überfahren der für die Ökologie (oder heißt es Onkologie?) wichtigen Lebewesen. Ich hoffte, nicht all zu viele von ihnen töten zu müssen.
Daher konnte ich meinen Gedanken keinen freien Lauf lassen, was mir bei früheren Touren immer gut getan hatte. Der Westwind schlug mir zwar nicht mit orkanartigen Böen entgegen, schien mich aber dennoch ein wenig einzubremsen.
Anders als sonst war mir die Fahrtzeit an diesem Tag verständlicherweise wichtig gewesen. Denn es wäre ja fatal, wenn ich im Ernstfall den Zug nach Lebenstedt zur Arbeit verpassen würde. So zog sich die Strecke bis Vechelde dank der Schnecken etwas hin. Mit der Zeit tauchten auf dem Fahrradweg auch einige Weinbergschnecken auf; von denen hatte ich nicht eine erwischt, Ehrenwort!
An der großen Kreuzung in der Ortsmitte von Vechelde bog ich links ab und nahm eine für mich neue Strecke in Angriff. Über Köchingen und Vallstedt ging es jetzt nach Broistedt zum Bahnhof; da hatte ich jetzt lediglich noch 5 km vor mir. Dachte ich zumindest. Laut Straßenschildern waren es noch 2 km bis Köchingen, so weit so gut.
Aber als ich Köchingen kurze Zeit später passiert hatte, musste ich leider erkennen, dass die restliche Strecke noch zwei Kilometer bis Vallstedt und sogar 7 km bis Broistedt betrug. Hierbei muss ich erwähnen, dass der Fahrradweg hinter Köchingen leider durch Abwesenheit glänzte. In Vallstedt überlegte ich kurz, die heutige Strecke abzukürzen und gleich links in Richtung Üfingen abzubiegen.
Aber nein, ich hatte doch einen Plan gehabt. Und der sah vor, in Broistedt einem Kaffee zu trinken und dann nach Braunschweig zurückzufahren. Mittagessen beim Vietnamesen am Kohlmarkt - das hörte sich nach vernünftiger Ernährung an. Der Gedanke daran verschaffte mir einen neuen Motivationsschub, welche aber dank der langen Steigung vor Broistedt nicht lange anhielt.
Rückfahrt
 
Mittlerweile machten sich meine müden Gesäßknochen bemerkbar; auch konnte mich die Aussicht auf ein langwieriges Abreiten über Üfingen und Thiede nicht wirklich begeistern. Zum Glück überfiel mich auf der Strecke die rettende Idee: Ich würde in Broistedt einfach nur in den Zug nach Braunschweig steigen und mir dadurch die nervige Rückfahrt ersparen.
Gedacht, getan. Am Bahnhof in Broistedt kaufte ich für 2,80 € eine Fahrradkarte und bestieg sensationelle 2 Minuten später den Zug nach Braunschweig. Das hatte ich gut gelöst, jetzt brauchte ich nur noch ein Cafe im östlichen Ringgebiet für die wohlverdiente Pause.
Tatsächlich hatte ich im Zug noch überlegt, bis Weddel durchzufahren und von dort aus noch ein paar Kilometer abzubeißen. Aber scheiß drauf, Olympia ist nur alle vier Jahre. Denn darauf freute ich mich auch die ganze Zeit: Zu Hause in Unterhose bekleidet vor dem Fernseher zu sitzen, dazu die Olympia Berichterstattung mit den Vorrundenspielen im Handball, Fußball und so weiter.
Also Ausstieg in Braunschweig, in die Pedale treten und... ich landete im MC Murphys. Dort angekommen, sprach ich diesen Text komplett ein und genoss mein Frühstück. Dank des Intervallfastens verspätet, genoss ich einen leckeren Tomaten Mozzarella Salat, hierzu bestellte ich ein Snakebite. Meine lieben Freunde der Trinkkultur, an diesem Tag habe ich mein neues Lieblingsgetränk entdeckt!
Snakebite - die geniale Mischung aus Wolters und Strongbow, also Cider und Pils. Zum Nachspülen musste ich noch ein zweites Snakebike nachbestellen, mehr aber auch nicht, denn ich musste ja noch nach Hause radeln. Was für ein klasse Vormittag!
Richtig gut drauf kam ich kurz nach 13 Uhr zu Hause an; heute hatte ich mal eine schöne Strecke geschafft und konnte jetzt die Wettkämpfe in Paris in Ruhe genießen. Ach, könnte nicht jeder Tag so wie dieser sein?

Donnerstag, 10. Oktober 2024

Hartmudo: Superwumms

24
Da lagen auch schon mal zwei bis drei Runden Bier im Flohzirkus, dem legendären Club um die Ecke, drin. Auf der Rückfahrt gab es Dosenbier und laute Mukke aus dem Kassettenspieler im Auto. Zuhause waren wir dann gegen 16.00 Uhr, Zeit für den Wohnungsputz. Da hatten wir auch eine schöne Routine.
Während Pocke das schmutzige Geschirr der Woche in unserem kombinierten Küchen- und Badezimmer eingeweicht hatte und nebenbei den Staubsauger spazieren führte, putzte ich unser Klosett, welches sich in einem Bretterverhau in unserem Wohnungsflur befand. Dann säuberte Pocke das schmutzige Geschirr mit einer Spülbürste, worauf ich das Geschirrtuch zum Einsatz brachte.
Keine Sportschau am frühen Abend, stattdessen galt es, die neuen Platten anzuhören. Jetzt nur noch mal so zum besseren Verständnis: Ich kehrte gewöhnlich mit 10 bis 20 Platten aus Hannover zurück; Pockes sammelte in der Regel mindestens die doppelte Menge ein. Hierzu hatten wir einen Conti am Start, TK-Pizza machte uns satt.
Wenn Du jetzt noch wissen willst, was ein Conti gewesen sein könnte.... Wikipedia hilft! So verbrachten wir dann den gesamten Abend und philosophierten über die jeweiligen Scheiben, gern hatten wir auch Gäste bei uns gehabt. Die wussten dann schon, dass ein Conti mitzubringen war. Wolters oder Feldschlösschen, never Wittinger.
„So schön, schön war die Zeit..." Wir ergänzten uns seinerzeit hervorragend, waren „Zwei wie Pech und Schwefel", das Traumpaar der Saison und so weiter. Und diese damalige Harmonie zwischen uns beiden erlebte ich bei diesen zwei Spaziergängen im ausgehenden Winter 2023 erneut.
Wir hatten uns in den Jahrzehnten unterschiedlich entwickelt, uns wie ein altes Ehepaar nach und nach auseinandergelebt. Häufig genug hätten wir uns fast verloren und doch immer wieder zusammengekauft, obwohl die entstandenen Risse immer allgegenwärtig blieben.
All das erinnert an den sensationellen Roman „Stan" von John Comolly, eine fiktive Biographie von Stan Laurel und eine Hommage an diesen großen Schauspieler und seinen kongenialen Partner Oliver Hardy. So verschieden sie auch gewesen waren, aber zusammen waren sie unschlagbar und mehr als die Summe ihrer Teile.
Für Pocke und mich sehe ich dies als passenden Vergleich an. Wie in unserer Wohngemeinschaft schwadronierten wir über die große, mittlerweile vergangene Zeit der Rockmusik. Andere Themen wie unsere Freunde, die Familie oder Politik (dies stark eingeschränkt aufgrund unserer extrem unterschiedlichen Ansichten) ergänzten die Nachmittage hervorragend.
Der erste Spaziergang führte uns durch die Rieselfelder hinter der Mülldeponie. Dieses Gebiet kann man schon fast als Naturschutzgebiet bezeichnen. Nach Müll riecht da im Spätwinter nichts - selbst im Hochsommer braucht man hier keine Atemschutzmaske. Trockenes Wetter bei strahlendem Sonnenschein in freier Natur ohne den Lärm der Straße; auch dies trug bei mir zusätzlich zu einer positiven Stimmung bei.
Der zweite Spaziergang führte uns durch den Lehndorfer Forst. Dies bei vergleichbaren Wetter, nur überwiegend auf Waldwegen. Beide Male rundeten wir den Nachmittag mit Kaffee und Kuchen beim Bäcker ab. Ohne Conti (gibt‘s ja leider nicht mehr im „Original“) und Pizza. Kein Zweifel, wir haben uns tatsächlich weiterentwickelt.
Doch wenn das so toll gewesen sein soll, warum haben Pocke und ich nicht mehr Spaziergänge zusammen unternommen? Ich weiß es nicht - es war wohl gut so, wie es war. Wir kennen uns ja in- und auswendig, anders als Charles und ich. Deshalb waren die Gänge mit Charles richtigerweise häufiger, wenn auch jeweils kürzer.
Anyway: Das Spazieren durch die Rieselfelder und den Lehndorfer Forst war ebenfalls ein weiterer Schritt in die Normalität zurück gewesen. Wo war ich bei der Schilderung meines leidigen Krankheitsverlaufes stehen geblieben? Ach ja, beim Gespräch mit der Psychotherapie Ambulanz am Donnerstag, dann kam...
Freitag, der 24. Februar. Nach dem üblichen Hochquälen aus dem Bett und „Watzmann ermittelt" fuhren meine Löwin und ich zu Berta und einem Kaffee. Wir wollten die von einer Firma durchgeführte Renovierung begutachten.
Meine Schwester Berta hatte sich endlich zur Renovierung ihres Schlafzimmers durchringen können. Mein Schwager Bud war im Vorjahr verstorben und Berta hatte aus ihrer Trauer nicht herauskommen können. Die Renovierung des Schlafzimmers markierte somit einen wichtigen Wendepunkt für meine Schwester.
Und das Schlafzimmer war beileibe nicht alles, wie ich schnell erkennen konnte, als wir bei Berta eintrafen und erst einmal einen Kaffee zu uns nahmen. Denn neben den Malerarbeiten im ersten Stock - Schlafzimmer und Flur - hatte sie in eben diesem Zimmer komplett neue Möbel gekauft. Ich fühlte mich gleich wie in einem Ausstellungsraum bei Porta oder XXXL Lutz versetzt.
Ich äußerte auch gleich einen Verbesserungsvorschlag; Ein Fernseher vor dem Bett fehlte halt noch. Dieser Gedanke war Berta bislang noch nicht gekommen und eben auch Neuland. Ich denke, dass sie meinen Vorschlag nie umsetzen wird. Aber sie hat ihr neues Schlafzimmer stilvoll gestaltet, das kann man so festhalten.
Der eigentliche Hammer aber waren die verputzten Decken unten wie im ersten Stock. Der helle Putz war mit winzigen dunklen Steinchen und ebensolchen Glassplittern vermischt worden. Die entstandene raue Oberfläche verleiht dem gesamten Haus ein edles Ambiente. Wie meine Löwin ist auch Berta mit einem geschickten Händchen für Design gesegnet.
Da war ich wirklich beeindruckt und freute mich für Berta, die über mehrere Wochen mit der Neugestaltung beschäftigt gewesen war. Meine Löwin konnte mir da beipflichten, als wir Berta in der Mittagszeit wieder verließen und über den Supermarkt nach Hause fuhren.
Und der Tag war damit ja nicht beendet gewesen. Denn auf vielfachen Wunsch einiger meiner Kollegen und Ex-Kollegen fand an diesem Abend unsere „Winter-Jam" statt. Ich hatte den Jungs bei unserem letzten Treffen mit Erzählungen über das Lufteck, der hervorragenden Kneipe bei uns um die Ecke, den Mund wässrig gemacht.
Heute Abend gastierte Eintracht in Düsseldorf und dieses Spiel wurde natürlich im Lufteck auf insgesamt vier Bildschirmen gezeigt. Den Tisch hatte ich bereits im Dezember gebucht gehabt - vor meinem Unfall. Ich hatte ein paar Tage vorher noch kurz überlegt, ob ich dort hingehen sollte; schließlich war ich ja krank geschrieben.
Doch dann sagte ich mir... Scheiß drauf! Ich war weder bettlägerig noch sonst wie gehandicapt. Krank wegen Psyche; So schaute es aus. Und das Schlimmste, was man da machen kann, ist sich zu verkriechen.

Donnerstag, 3. Oktober 2024

Contramann: kurz gesehen im Oktober

Tag der deutschen Einheit, STILL GE-STAN-DEN ! RÜHRT EUCH; MÄNNER!

„Der Krieg ist die Fortsetzung des fehlenden Gemeinsinns mit tödlichen Mitteln.“ Dies ist eine sehr griffige Schlussfolgerung, die der Kommentator aufstellt. Noch ein Zitat:
„Man vereinzelte das Land, teilte und herrschte, stachelte Gruppen gegeneinander auf: Jung gegen Alt, West gegen Ost, mit und ohne Arbeit, später für oder gegen Flüchtlingsaufnahme im großen Stil, noch später mit oder ohne Maske, Abstand, Desinfektionsmittel, geimpft oder ungeimpft, für Unterstützung der Ukraine oder für Diplomatie mit Russland – zuletzt nun: proisraelisch oder propalästinensisch.“
Angefangen hatte alles mit der Agenda 2010, also u.a. der Hartz IV - Gesetzgebung der ersten rot-grünen Bundesregierung. „Fördern und Fordern“ hieß das offizielle Motto, leider wurden die Mittel zum Fördern sehr schnell zusammengestrichen. Und dass der Arbeitsmarkt bis in die 10er Jahre gut bestückt war und ausgebildete Kräfte eben nicht händeringend gesucht wurden, wurde von den Medien und der Politik gar nicht erst thematisiert.
Und jetzt bzw. seit einigen Jahren wird von einem Facharbeitermangel schwadroniert. Da hauen dann auch gerne die Arbeitnehmer drauf ein, welche noch über einen gut bezahlten Job verfügen dürfen. In der Regel Konzernmitarbeiter, die nicht in kleinen Betrieben oder der Zuliefererindustrie arbeiten müssen.
Diese Mitarbeiter bekommen nämlich häufig erheblich weniger für quasi die gleiche Arbeit als ihre Kollegen bei VW, BMW, Bosch usw. bezahlt. Und Gerhard Schröder prahlte seinerzeit eh schon vom größten Niedriglohnsektor Europas. Wer will da schon für nen Mindestlohn oder unwesentlich darüber arbeiten, wenn er noch ergänzend Bürgergeld beziehen muss?
Das trifft zwar nicht für alle Bürgergeldempfänger zu, aber die von mir getroffene Differenzierung interessiert altgediente und mit Kohle zugeschissene Konzernmitarbeiter eher nicht. Und das ist wiederum die Folge der immer weiter um sich greifenden Ellenbogenmentalität, welche schon seit dem Zusammenbruch des Warschauer Paktes fröhlich Urständ feiert.
Jeder gegen jeden - ein Träumchen für den neuen (Geld)adel, welcher halb im Verborgenen hinter der Politik und unseren Leitmedien steckt. Z.B. demonstrierten im Frühjahr und Sommer eine Masse von Leuten gegen die „Rechten“, gemeint war hier die AFD. Und Regierungsmitglieder, ja selbst der Kanzler, marschierten mit.
Derselbe Kanzler, der zur Zeit alte Forderungen der AFD nach Abschiebungen umsetzt. Krass. Oh, natürlich abgeschwächt. Und die AFD wird weiter verteufelt, aber ein Verbot dieser für die deutsche Verfassung ach so gefährlichen Partei wird immer noch nicht angestrengt. Den Massen reicht es offenbar vollkommen aus, dass Verfassungsschutzbehörden, welche ihren jeweiligen Innenministerien gegenüber weisungsgebunden sind, die AFD für verfassungswidrig halten. Was genau, bleibt da im Dunkeln.
Mich erinnert das eher an autokratische Staaten. Und wer was dagegen sagt, ist aktuell Putin-nah oder noch schlimmeres. Noch sind die Kritiker der vorgegebenen Meinungen in der Minderheit, aber in der schweigenden Masse sind wohl immer mehr Menschen der Meinung, dass die derzeitige Politik eher schädlich für unsere Gesellschaft ist.
Indikator hierfür sind sicherlich die Landtagswahlen dieses Herbstes, bei denen die Parteien der Regierungskoalition förmlich abgeschmiert sind. Die Deutschen stimmen halt nur bei den dafür vorgesehenen Wahlen ab. Die „Gelbwesten“ hätten hier keine Chance. Herr Biedermann und der Untertan - das sind die typischen Deutschen.
Bisher jedenfalls. Mal schauen, ob sich die Lage ändert, wenn die deutsche Industrie vollends gegen die Wand gefahren sein wird. Aber keine Bange, die Industrie in Deutschland wäre dann ja nicht tot. Nur die hier produzierenden Betriebe. Die „Bosse“ produzieren dann halt im Ausland, die Menschen hier können dann sehen, ob sie wenigstens bei Lieferando für den Mindestlohn ackern dürfen.
Vielleicht sehen meine deutschen Mitbürger dann endlich ein, dass man zusammen mehr erreichen kann als gegeneinander. Ich weiß - ich bin ein hoffnungsloser Träumer.

https://overton-magazin.de/hintergrund/politik/ben-stirbt-fuer-deutschland/
Ein wichtiger und angemessener Kommentar zu einem üblen Propaganda-Comic.
Donnerkiesel, wie ist es doch schön bei der Bundeswehr! Alle sind stolz. Ihrem Land und den Menschen zu dienen. Beim Barras geht es zwar hart zu, aber immer gerecht. Dort wird Klartext gesprochen, Jawoll Ja!
Die Hauptfigur Ben ist eigentlich Pazifist. Wahrscheinlich ist er deshalb in Litauen stationiert. Da passt er auf, dass die Bösen, die die Ukraine überfallen haben, nicht noch andere Länder überfallen. Warum dort überhaupt Krieg herrscht - unwichtig. Der Aggressor steht ja fest, näheres zu den Argumenten des „Feindes“ braucht der Leser nicht zu wissen.
Wen aber glaubt die Bundeswehr mit diesem Comic begeistern zu können? Nach der allgemeinen politischen Großwetterlage sieht es eher nicht nach einer Dienstzeit nach dem Motto, ne ruhige Kugel schieben zu können, aus. Das Risiko, tatsächlich in echte Kampfhandlungen verwickelt werden zu können, ist immens real geworden.
Meine Bundeswehrzeit in den 80ern… geschenkt. Aber jetzt zur Bundeswehr, weil man z.B. nicht ins Bürgergeld abrutschen will? Wer macht denn sowas?

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“