Letzten Freitag war mein letzter Arbeitstag, Samstag waren wir mit dem Kegelverein auf dem Zwiebelmarkt in Weimar. Insgesamt sechseinhalb Stunden im Bus und ein unschönes Gewusel in Weimar. Wenigstens war ich auf der Rückfahrt gut straff gewesen.Gleich am Sonntag sind wir dann zu meinem Cousin Oskar nach Lanzendorf gefahren. Erst gestern sind wir zurückgekommen. Das Ergebnis dieser 3 schönen Tage mit Miriam und Oskar konnte ich heute morgen auf der Waage bewundern. Satte zwei Kilo hatte ich meinem Astralkörper aufsatteln können - die fränkische Küche in Verbindung mit den örtlichen Bierspezialitäten hatte ihre doch unbeabsichtigte Wirkung nicht verfehlt.
Nun fühlte ich mich um so mehr motiviert, die gestern geplante Tour auch tatsächlich anzutreten. Heute war zum Glück regenfrei angesagt. Unter dem von Wolken gesäumten Himmel radelte ich frohgemut gegen 9.00 Uhr los. An diesem wunderschönen Herbsttag habe ich mir mein aktuell liebstes Kleidungsstück übergeworfen. Einen Hoodie, den ersten Hoodie meines Lebens! Ein Basicmodell von Fruit of the Loom, kein unnötiger Schnickschnack mit den leider üblichen Phantasiefirmen oder -universitäten.
Die Temperaturen waren mit knapp 13° Grad schon etwas frischer, aber die Sonne brach immer wieder durch und spiegelte sich in den Pfützen der unzähligen Baustellen in der Stadt. Und anders als in der sonst benutzten Allwetterjacke aus Plastik schwitzte ich mich nicht halbtot während der Tour. Sehr angenehm der 80% Baumwollstoff, muss ich hier mal festhalten.
Jedoch sollte es nicht zu stark regnen, habe ich mir sagen lassen. Dann saugt sich der Hoodie richtig voll. Bei leichtem Regen war ich bis jetzt vom Hoodie begeistert gewesen. Heute wollte ich ein Vollsaugen des Hoodies aber vermeiden, man muss ja nicht immer alles austesten.
Mein heutiges Ziel hatte ich mir erst gestern bei der Rückfahrt aus Lanzendorf ausgesucht. Denn kurz bevor wir zu Hause eingetrudelt waren, fielen mir am Südende von Stöckheim die auffallend weißgewandeten Mietcontainer auf. Sogar eine große Zahl davon - das wollte ich mir heute mal näher anschauen.
Außerdem würde ich aufgrund eines Mangels an Kondition noch eine Kaffeepause benötigen; Oskar war in den vergangenen Tagen so freundlich gewesen, mich mit dem Mönchshof Pils zu beglücken. Für den Nachttrunk hatte ich mir dort drei Flaschen Gampertbräu Hell aus dem schönen Weißenbrunn in Oberfranken gegönnt. Und der absolute Spitzenreiter ist…
Das Flechterla Zwickel aus Weismain. Mann, war das ne Wucht gewesen - diesen angenehmen Biertrunk hatte ich Oskar am Sonntagabend zu verdanken. Die Kochkünste von Miriam waren für meine asketische Lebensweise aber auch nicht gerade förderlich gewesen. Irgendwie hatte ich den Eindruck gewinnen müssen, dass mir heute das Treten in die Pedale ein Stückchen schwerer fiel als üblicherweise.
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Das Neubaugebiet Stöckheim ganz hinten |
Gerade bei den eigentlich sanften Steigungen auf dem Ringgleis Richtung Gartenstadt konnte ich den gewohnten sechsten Gang nicht einlegen. Schlichtwegergreifend musste ich da schon ein bisserl prusten. Da kamen mir schon Gedanken an ein E-Bike in den Sinn. Aber nur kurz, wir wollen ja den Teufel nicht gleich an die Wand malen und stattdessen lieber die Kondition weiter verbessern. Muss gehen.
Tatsächlich fiel es mir ab der Gartenstadt leichter. Hinter der Mühle Rüningen, nach Überqueren der Eisenbahntrasse schlug ich mich gleich rechts auf den asphaltierten Wirtschaftsweg, den ich seit Jahren aus der Bimmelbahn auf dem Nachhauseweg aus Salzgitter zu sehen bekommen hatte. Heute endlich hatte ich den Weg unter mir.
Nach einigen Windungen durch die Feldmark erreichte ich ein mir unbekanntes Wohnviertel. War das noch Leiferde oder hatte ich nunmehr bereits Thiede erreicht? Gespannt radelte ich an Häusern wie Mietblöcken entlang, bis ich wieder vertrautes Terrain sichten konnte. Also doch Leiferde, zum Glück.
Denn ich wollte ja nach Stöckheim, da wäre Thiede erheblich zu weit gewesen. Und gleich bei der ersten Baustelle bog ich auch noch falsch ab, merkte meinen Fehler aber noch rechtzeitig und ging wieder in die Spur. Etwas weiter vorn dann die Abzweigung nach Rüningen, die an diesem Tage nicht übermäßig befahren wurde. Genauer: Kein Auto auf dieser Strecke.
Nach der neugebauten Brücke schoss ich auf das Neubauviertel zu und war erst einmal baff erstaunt, das neben den ursprünglichen freistehenden Häusern auch große Blöcke für die weniger Betuchten unter uns errichtet worden waren. Sogar eine KiTa hatten sie hier eingerichtet, schau einer an. Ich quetschte mich durch die "Häuserschluchten."
Diese waren stellenweise noch im Rohbau. Sollte es sein, dass dieses Viertel noch weiter ausgebaut werden soll? Ich weiß es nicht. Jedenfalls schlängelte ich mich zur Endhaltestelle und Wendeschleife der Straßenbahn durch. Ich hatte genug vom Neubauviertel gesehen; jetzt nen Kaffee beim Bäcker im Kaufland.
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hier gehts nach Jägersruh |
Ein Löwenbäcker. Egal, zum Essen war es eh noch zu früh. Ein Becher Kaffee Crema war jetzt genau das richtige Maß an Kaffee für mich. Warum die Verkäuferin mir nen Filterkaffee kredenzen wollte, wird wohl ewig ihr Geheimnis bleiben müssen.
Derart gestärkt fuhr ich die Strecke Richtung Mascherode weiter. Das Wetter war mittlerweile etwas schlechter geworden; es regnete aber nicht, obwohl die Wolken schon bedrohlich und dunkel über mir standen. Das war jedoch nicht der Grund, warum ich mich kurz vor Mascherode nach links in die Büsche geschlagen hatte.
Ich wollte die Strecke jetzt doch etwas abkürzen und fuhr deshalb über Jägersruh und an der Südstadt vorbei zur Salzdahlumer, dann Bahnhof und bremste noch einmal schnell beim Edeka an. Für unsere Fahrt nach Fehmarn zum Cousinentreffen brauchte ich noch ein paar Leckerlies für die Autofahrt. Dies konnte ich hier schnell erledigen.
Der Rest der Radtour verlief dann unspektakulär. Die Strecke bis nach Hause fahre ich ja quasi mehrfach die Woche, wenn ich vom Bahnhof Richtung Heimat radle. Um kurz nach Zwölf hatte ich meinen Heimathafen erreicht und konnte endlich frühstücken.
Da war ich ehrlicherweise stolz gewesen, nicht während der Fahrt beim Amerikaner angebremst zu haben, um dort etwas zu schnabulieren. Eine schöne lange Strecke war dies obendrein noch gewesen - ebenfalls eine erfreuliche Erkenntnis, zumal ich mich ja vorher so schlapp gefühlt hatte. Vielleicht schaffe ich dieses Jahr noch eine Tour - die Waage würde es mir danken.