Das kennen wir doch alle. Du sitzt als Beifahrer im Auto, oder auf dem Rücksitz. Plötzlich klingelt Dein Smartphone, weil Dein Kumpel Dir eine WhatsApp Nachricht geschickt hat. Auf die möchtest Du natürlich sofort antworten. Die Tastatur klappt am unteren Rand des Bildschirms auf und Du schreibst Deinen Text.
Das heißt... Du möchtest Deinen Text schreiben, aber der Fahrer muss bremsen, in die Kurve fahren oder fährt auch einfach nur auf der Straße, die immer ein wenig die Stoßdämpfer reizt. Der Fahrer merkt es nicht, da er das Lenkrad fest umschlossen hält.
Sicherlich ist dieses Beispiel mit dem Handy an sich ein Luxusproblem. Aber an diesem Beispiel ist mir nach der ganzen Diskussion um „Dieselgate“ erst so richtig bewusst geworden, dass in der Entwicklung des Automobils noch viel Luft nach oben ist. Oder um es überspitzt zu sagen: Über die Jahre und Jahrzehnte sind die Autos immer mehr vergrößert und stärker motorisiert worden. Die stärkere Motorisierung wurde wegen der größeren und damit schwereren Autos notwendig. Denn da mittlerweile jede Nuckelpinne mindestens 160 km/h schnell ist, musste der Schutz der Autofahrer (Seitenairbag & Co) verbessert werden. Also wurden die Karren breiter und schwerer, wodurch wiederum ein stärkerer Motor…
Wir haben hier also die Geschichte von der Henne und dem Ei. Das sich diese hochwichtigen Verbesserungen natürlich auch im Pricing der Neuwagen bemerkbar macht, verwundert da nicht. Doch anders noch als im wundervollen Citroen DS, wo ich, hinten rechts sitzend, auf der relativ breiten Türablage auf der Autobahn noch einen dreiblättrigen Joint drehen konnte, kann ich heutzutage selbst in teureren Kisten nicht einmal mehr eine Whatsapp fehlerfrei eintippen. Diesbezüglich ist in der Autoentwicklung bislang nichts passiert. In meinem ersten Auto, einem VW Käfer 1302 mit Baujahr 1971, saß ich nicht schlechter als in einem Passat oder Daimler neueren Herstellungsdatums. Und trotz der von außen sichtlich größeren Karosse habe ich im „optimierten“ Innenraum nicht nur gefühlt weniger Platz als vor 40 Jahren.
Der einzige Vorteil, den ein neues Vehikel überhaupt haben könnte, wäre ein geringerer Spritverbrauch und eine bessere Umweltverträglichkeit. Der geringere Spritverbrauch ist durch die immer stärkeren Motoren und das größere Gewicht nicht wirklich realisiert worden, und wenn, dann überhaupt marginal. Jetzt kommt noch das Rumgeeiere um die Abgaswerte, insbesondere beim Diesel, hinzu, woran man die Farce um die angeblich guten Abgaswerte als eine ebensolche erkennen kann.
Völlig losgelöst von jeglicher Sachkenntnis und technischem Know How erlaube ich mir die Feststellung, dass die momentane Diskussion um eine Verbesserung der Abgaswerte von Dieselmotoren durch ein Softwareupdate am Thema vorbei geht. So ist bislang in keinster Weise berücksichtigt worden, wie sich die Softwareänderung auf einzelne Teile der Abgasanlage auswirken wird. Wenn dann einzelne Verschleißteile deshalb schneller abrauchen sollten, kommen auf den Fahrzeugbesitzer zusätzliche Ausgaben hinzu. Die Vertragswerkstätten mögen sich ja freuen, aber ob dies alles so umweltgerecht wäre, bezweifle ich stark.
Dies nur am Rande, wie gesagt. Denn das Übel geht schon damit los, dass die Autos einfach zu groß geworden sind. Die Einstellplätze in Garagen wie Parkhäusern werden ja nicht breiter, bloß weil die Karren dank der sich ausdehnenden Karossen immer protziger aussehen müssen. Selbst normalgewichtige Menschen haben inzwischen im Parkhaus beim Aussteigen das Problem, dass sie die Tür nur noch einen Spalt öffnen können, um sich dann mit gequältem Gesicht aus ihrem Auto zu zwängen. Von der permanenten Angst, dass irgendjemand eine Schramme beim Aussteigen in das eigene, sehr teure Auto rammt, mal ganz abgesehen.
Da zahlen die Leute ein Heidengeld für so eine Karre, und am Ende können sie damit nicht einmal mehr in die Stadt zum Einkaufen fahren. Abgesehen davon, dass diese Autos auf den schmalen Seitenstraßen in den Städten schlecht manövrieren können. Da kommt häufig selbst der Gegenverkehr nicht dran vorbei. Sollten derartig überdimensionierte SUVs aufgrund der fehlenden Abgas Norm einem Fahrverbot für den Stadtverkehr erhalten, kann ich das nur begrüßen.
An dieser Stelle möchte ich noch das Klischee von der Helikoptermutti ausreizen. Egal, ob diese lediglich die 500 Meter bis zum Bäcker mit dem Tiguan zum Brötchenholen oder ob sie das 12jährige Kind zum Sport fährt. Solch unnötige Fahrten gilt es zu vermeiden, dann bräuchten wir uns auch nicht über erhöhte Stickstoff- oder CO2-Werte zu unterhalten. Himmel Sakra! Wir gingen zu Fuß oder fuhren Rad, als wir 12 waren!
Und da haben wir es auch schon, das eigentliche Problem. In den Städten ballt sich der Autoverkehr. Wenn ich morgens um 5.30 Uhr (!) auf die Hannoversche Straße latsche, um den Bus zum Bahnhof zu erwischen, rauschen die Autos an mir auf ihrem Weg in die Innenstadt vorbei. Berufsverkehr; Immer nur eine Person im Auto, allerhöchstens jeder fünfte hat noch mindestens einen Beifahrer an Bord.
Die 5 - 6 großen Einfallstraßen meiner Heimatstadt sind allesamt im Berufsverkehr übermäßig ausgelastet. Wenn man jetzt am Stadtrand große Parkplätze zur Verfügung stellt und einen Pendelverkehr mit Bussen und Bahnen in die Innenstadt einrichtet, könnte man eine Menge Abgase vermeiden. Das mal nur so als Denkanstoß. Das würde natürlich nur bei einem Fahrverbot für private PKWs Sinn machen. Ausnahmegenehmigungen sollten aber machbar sein.
Die Stadtverwaltung hat im übrigen auch schon Fahrradstraßen eingeführt. Das bedeutet zwar lediglich, dass Fahrradfahrer im Zweifel Vorfahrt haben, aber ein Anfang ist gemacht. Um eine Verwaisung der Innenstädte würde ich mir bei Fahrverboten weniger einen Kopf machen. Gut, als Anwohner fände ich das jetzt auch unschön, aber Probleme löst man mit These - Antithese - Synthese. Die These habe ich gerade formuliert, die gilt es zu optimieren.
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