Sonntag, 28. September 2014

Contramann: kurz gesehen im September

Wir starten diesmal bei der allmonatlichen Rundschau mit dem Klopfer des Jahres. Die Nachdenkseiten, der Spiegelfechter und andere kritische Seiten haben schon darüber berichtet. Contramann hat aber auch noch Mitteilungsbedarf:
http://www.welt.de/kultur/medien/article132588734/Putins-langer-Arm-reicht-bis-in-Gremien-der-ARD.html
Dreister als dieser Kommentar geht es nun wirklich nicht. Der Politikredakteur von Welt Online, Ulrich Clauß a.k.a. O-Gott-ach-Graus verdient sich heuer den Julius-Streicher-Gedächtnispreis. Aber was war eigentlich passiert?
Der ARD Programmbeirat hat letztens die Berichterstattung des Senders über den Ukraine Konflikt kritisiert. Er sei einseitig und nicht objektiv. „Antirussische Tendenzen“ und „Voreingenommenheit“ wird den Journalisten des eigenen Senders vorgeworfen; Contramann wundert sich lediglich, das der Programmbeirat tatsächlich mal seiner Pflicht nachkommt und für eine objektive Berichterstattung sorgen möchte.
Und dann dieser Kommentar in der Welt. Heiligsblechle! Von Putin gesteuerte Leserbriefschreiber und Blogkommentatoren versuchen die Wahrheit zu verdrehen . Die „5. Kolonne“ - diesen üblen Nazi-Begriff benutzt er tatsächlich – versuche, die öffentliche Meinung in Putins Sinne zu beeinflussen.
Eine vollkommene Verdrehung der Tatsachen würde von den Putin Verstehern versucht. So Clauß.
Contramann fragt sich, wie tief der Journalismus in Deutschland noch sinken kann, wenn solche abstrusen Kommentare geschaltet werden. Wer glaubt so etwas offensichtlich Falsches?
Wahrscheinlich zuviele.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/malaysia-airlines-mh17-streit-ueber-ausrichtung-von-wm-in-russland-a-982426.html
MH17 antwortet nicht. Das malayanische Passagierflugzeit ist ja angeblich von prorussischen Separatisten aus der Ost-Ukraine dank russischer Unterstützung abgeschossen worden.
Das Ganze bittere Geschehen passierte am 17.7. diesen Jahres. Und selbst jetzt noch, über 2 Monate später, ist immer noch nicht klar, wer eigentlich hier auf das Flugzeug geschossen hat.
Beweise also Fehlanzeige; Das hindert auch den Spiegel nicht daran, einfach mal mit draufzuhauen und „den Russen“ die Schuld in den Rachen zu schieben. Wenn Rudolf Augstein, der Godfather des kritischen deutschen Nachkriegsjournalismus, dies noch erleben müßte, hätte er für diese üble Propagandakiste in seinem eigenen Nachrichtenmagazin Tabula Rasa gespielt und sicherlich einige Strategen entlassen.
Das laut diesem Artikel sogar die nächste Fußball WM Rußland weggenommen werden sollte als Strafe für die angebliche massive Unterstützung der Separatisten – so jedenfalls der CDU Bundestagsfraktionsvize Fuchs.
Ja sind die denn nur noch am Koksen?

http://www.spiegel.de/spiegel/spiegel-titel-zu-putin-in-eigener-sache-a-983484.html
Ein Kommentar des Spiegels zu dem unsäglichen Titelbild. Der Spiegel also „in his own speech“.
Contramanns kurzer Kommentar zu diesem, mittlerweile sehr bekannten, Titelbild vom 28.7.2014:
„Volksverhetzung pur!“
Gemeint ist das Bild; der Kommentar des Spiegels hierzu ist nicht ganz so schlimm und versucht wenigstens mit Argumenten zu kommen. Schade nur, das bis heute diese Argumente nicht durch Beweise bekräftigt werden konnten.
So bleibt alles Agitprop.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/russland-putins-propaganda-wird-dreister-und-funktioniert-a-984074.html
Ein weiteres Beispiel dafür, dass der Spiegel inzwischen zum neoliberalen Kampfblatt mutiert ist. „So dreist haben die Machthaber noch nie gelogen.“ Schon klar, SPON.
Sicherlich ist es mit der Pressefreiheit in Rußland auch nicht so weit her. Aber dass z.B. in der Ukraine „Faschisten friedliche Russen“ umbringen, ist ja nun wirklich nicht erstunken und erlogen.
Durch die Art der Formulierung – siehe Satz zuvor – wird eine Art bittere Ironie in den Text gebracht, um diesen Fakt, nämlich dass faschistische Verbände auf Seiten der ukrainischen Armee kämpfen, zu verschleiern, indem man das Ganze ins Überzogene bringt.
Das ist Orwell Journalismus, lieber Spiegel. Pfui Deibel!

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/ukraine-konflikt-separatisten-praesentieren-gefangene-soldaten-13114069.html
Auch die FAZ möchte nicht zurückstehen. Ärgerlich finde ich folgendes Zitat aus dem Artikel:
„Moskau hatte die internationale Gemeinschaft am Freitag zusätzlich aufgebracht, indem es einen Hilfskonvoi für die notleidende Bevölkerung in der Ostukraine ohne das Einverständnis Kiews und des Roten Kreuzes nach Luhansk geschickt hatte. Die 227 Fahrzeuge kehrten am Samstag nach Russland zurück.“
Aus dem Kontext des Gesamttextes gerissen, liest sich das erst mal abstrus. Was ist denn falsch an einem Hilfskonvoi? Die Perfidität liegt im Gesamtzusammenhang.
Bekanntlich wurde ja vermutet, das die Russen in jenem Konvoi heimlich Waffen schmuggeln. Beweise hierfür blieben natürlich aus. Mutmaßungen hierzu wurden nach der Rückkehr des Konvois nicht mehr angestellt.
Da ist es selbst entlarvend, wenn im Zitat oben diese Mutmaßung auch noch ausbleibt. Was bleibt, ist der Hauch an Unterstellungen, die immer noch nach wehen und die nicht untermauert werden mit Beweisen, weil es von vornherein eine Lüge war.
Die Art, wie mittlerweile in der Presse berichtet wird, erinnert mich stark an politische Systeme in Deutschland des letzten Jahrhunderts, die wir nicht mehr haben wollen.
Contramann kriegt da Angst.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/wladimir-putin-wie-russlands-praesident-in-der-ukraine-krise-luegt-a-989247.html
Gähn. Der Autor Christian Neef versucht hier, Putihn als Lügner hinzustellen anhand von einzelnen Vorkomnissen. Mag ja sein, dass die Schule Nr. 33 in Donesk am Stadtrand liegt und verlassen ist, als die ukrainische Granate dort einschlug.
Aber durch die Häufung Putin als Lügner hinzustellen, die Situation gar mit Tschetschenien vergleichen zu wollen, reduziert das Ganze auf einzelne Vorkomnisse.
Worum geht es denn in dem Konflikt wirklich?

http://www.spiegel.de/politik/ausland/ukraine-krise-eu-und-kiew-beschliessen-partnerschaftsabkommen-a-991819.html

Das Freihandelsabkommen mit Kiew! Das isses, das ist der Grund, weshalb jetzt in der Ostukraine Kinder sterben müssen. „Wir“, also unsere Großkonzerne, brauchen neue Absatzmärkte. Dazu kommen Finanzspritzen aus Steuermitteln – die Schulen hier können ja die Eltern renovieren.
Außerdem kann man dort bestimmt schöne Fabriken hinstellen, damit man hierzulande nicht mehr auf die unverschämten Bedingungen der Gewerkschaften einzugehen braucht.

Ich weiß auch, dass Putin nicht der lupenreine Demokrat ist, als der er sich hinstellt. Doch angesichts der perfiden Osterweiterung der NATO und der Einverleibung weiterer Gebiete in das neoliberale Wirtschaftssystem sollten wir für diesen Idioten dankbar sein.
Ohne die Ostukraine mit ihrer Schwerindustrie und der eigentlichen Wirtschaftskraft des Landes wäre die Ukraine für die Konzerne ein einziges Zuschußgeschäft. Deshalb darf die Ostukraine sich nicht abspalten, selbst wenn Tausende dafür sterben und die Wahrheiten permanent durch die gemieteten Klatschmäuler im Spiegel, Focus, Welt etc. verdreht werden müssen.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/deutschland-hat-kaum-noch-jobs-fuer-geringqualifizierte-a-975454.html
Zurück in der Heimat. 45% der Arbeitslosen sind lediglich für Hilfsarbeiten qualifiziert. Und davon gibt es hier zu wenige Jobs.
Ja, Mensch, dann qualifiziert die Leute doch! Ist doch auch Facharbeitermangel, oder? Dann braucht man auch die ganzen Inder, Südländer und Araber – die „Fidschis“ hab ich noch vergessen – nicht noch ins Land zu holen.
Das sind u.a. auch die, die Hilfsarbeiten tatsächlich hier machen und damit den Arbeitslosen auch noch die letzten freien Stellen wegnehmen. Sind aber auch zu faul, diese Arbeitslosen: 5,-€ pro Stunde, „mehr gibt der Markt einfach nicht her“, sind ihnen wohl nicht gut genug? Das Jobcenter stockt doch noch auf!
Das man dann aber nur vielleicht 200 – 300 € mehr auf Tasche hat, als wenn man gar nichts macht, und außerdem noch Unkosten wie Fahrtkosten, Geld für Klamotten, Mittagessen etc. hat, bedenkt natürlich keiner.
Frage an Alle, die über die faulen Arbeitslosen schimpfen: Würdet ihr selbst noch arbeiten, wenn ihr trotzdem noch Leistungen vom Amt braucht und euch eventuell vorhalten lassen müßt, das eure Wohnung zu teuer sei oder die Heizkosten zu hoch?
Tschuldigung für den rassistischen Ausfall, das ist natürlich nicht richtig, das Migranten den „Deutschen“ die Arbeit wegnehmen. Aber es schrieb sich grade so flüssig. Da kann man mal sehen, wie weit die Propagandamaschine unserer Medien bereits Wirkung zeigt.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/udo-van-kampen-singt-happy-birthday-fuer-angela-merkel-a-981463.html
Zum Schluß meines monatlichen Rundumschlages hier noch etwas zum Fremdschämen. Auch wenn es schmerzt, schau Dir das Video ruhig an. Selbst Angela Merkel ist von diesem peinlichen Geburtstagsständchen sichtlich peinlich berührt.
Es tut wirklich weh, mitansehen zu müssen, wie sich der „Qualitätsjournalist“ Udo von Kampen durchschleimt. So etwas gab es ja noch nicht mal bei Honecker!

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