Montag, 27. Mai 2024

Uncle Fester: grad gelesen Mai 2024

Stephen Baxter - Sternenpforte und Sterneningenieure (Artefakt-Zyklus)
Man gut, dass ich Stephen Baxter noch mal eine Chance gegeben habe. Denn in diesem zweibändigen Zyklus zeigt er sich nämlich von seiner besseren Seite. In parallel existierenden Welten / Universen hatte er sich ja bereits zusammen mit Terry Pratchet im Zyklus „der langen Sonne" ausgetobt.
Hauptperson im Artefakt-Zyklus ist der NASA Pilot Reid Malenfant, welcher im Jahr 2019 mit dem Space Shuttle abgestürzt war und über 400 Jahre später aus dem Kälteschlaf geholt wurde, weil er von seiner Frau Emma Stoney einen Notruf erhalten hatte.
Das merkwürdige daran ist, dass Emma -selber Astronautin der NASA - bei einem Flug zum Marsmond Phobos im Jahr 2004 verunglückte und seitdem als verschollen galt. Und die Menschheit im 25. Jahrhundert hatte die Raumfahrt bereits aufgegeben, so dass für eine bemannte Mission zur Rettung der anscheinend wieder aufgetauchten Emma eigentlich nur Malenfant in Frage kam, zumal er direkt angesprochen war.
Malenfant bekommt sehr schnell mit, dass sich die Welt in 400 Jahren stark verändert hatte. Nach diversen Umweltkatastrophen hat sich die Bevölkerungszahl auf der Erde rapide verringert; mächtige künstliche Intelligenzen haben zusätzlich dafür gesorgt, dass sich der Planet wieder ins Gleichgewicht begeben konnte.
Zwei Personen sind es, die Malenfant bei seinem langwierigen Aufwachprozess unterstützen. Da ist zum einen der Androide Bartholomew, der Malenfant mit Rat und Tat zur Seite steht, damit dieser sich im 25. Jahrhundert zurechtfinden kann. Und dann noch das hochintelligente Mädchen Deirda, welche quasi als Bürgin für ihn Verantwortung übernimmt.
Wie Malenfant schnell lernt, managen die künstlichen Intelligenzen den Planeten relativ unabhängig; die immer weiter abnehmende Population der Menschheit interessiert sich nicht mehr für Fortschritt, geschweige denn Raumfahrt und Forschung. Jeder übt den Beruf aus, zu dem er Lust hat (der nötige Input wird durch KI sichergestellt), oder macht nichts.
Entsprechend groß ist Malenfants Frustration, als er feststellen muss, dass er von den künstlichen Intelligenzen nur aufgeweckt wurde, um ein besseres Hologramm seiner Frau aus seinen Erinnerungen schaffen zu können. Dies will er nicht akzeptieren und besetzt mit der Hilfe von Bartholomew einen Fernsehsender. Dank einer emotionalen Ansprache kann er die Unterstützung von der Bevölkerung erhalten, so dass ein altes und stillgelegtes Weltraumprogramm wieder neu aufgelegt wird.
Die Menschen hatten nicht zuletzt deshalb das Interesse am Weltraum verloren, weil sie dem Untergang des Planeten entgegensehen. Jenseits von Neptun zieht der riesige Planet Persephone seine Bahn und wird in wenigen hundert Jahren von einem ungebundenen Planeten, dem "Zerstörer", getroffen werden und in der Folge alles Leben m Sonnensystem auslöschen. Dies will Deirda verhindern.
Doch zunächst steuern sie den Marsmond Phobos an, wo sie tatsächlich die noch lebende Emma retten können. In einem tiefen Loch durch den Mond gerät das Raumschiff unserer Helden nach Überschreiten einer merkwürdigen Barriere in eine riesige Höhle, welches das Artefakt darstellen soll. Diese Höhle war der Grund für Emmas Absturz.
Dort können sie nicht nur Emmas Kopiloten Arkadi retten, denn beim Überlegen, wie sie die Höhle verlassen können, kommt ihnen ein riesiges Raumschiff der Briten (!) unter Leitung des Wing Commanders Lighthill zu Hilfe. Dass mit ihm noch Malenfants ehemalige Kopilotin Nikola auftaucht, macht das Ganze endgültig verwirrend.
Zumindest für Malenfant. Denn in dieser Höhle treffen sich mehrere Parallelwelten; und das noch zu unterschiedlichen Zeiten. Mal 2004, mal 2019. So stammt diese Emma Stoney aus einer anderen Realität. Ach ja: In jeder Realität ist die Geschichte anders abgelaufen, deshalb das britische Raumschiff.
Und Emma ist aus "unserer" Realität - Malenfant nicht, was ja bereits schon vorher durchgeschimmert hatte. Baxter hat hier den Ansatz aus dem Zyklus der langen Sonne erfolgreich übernommen. Mit jedem neuen Charakter wird die jeweilige Historie erzählt. Und jedes mal hatte ich die alternative Realität mit Interesse gelesen.
Mit vereinten Kräften versuchen unsere Helden, Persephone dank der auf dem Planeten vorhandenen Raketentriebwerke gegen den Zerstörer zu lenken, scheitern aber. Die These lautet, dass irgendeine Alienrasse (die Sterneningenieure) die Planeten in mehreren Zeitlinien in unserem Sonnensystem verschiebt. Zum Schluss - Cliffhanger! - fliegen unsere Helden wieder ins Artefakt, um die Erde in einer anderen Zeitlinie retten zu können.
Zweiter Band: Malenfant ist mit den anderen auf einem bewohnbaren Planeten Persephone gestrandet. Die Erde ist ein toter Planet, während sich Persephone an der Position des Mars befindet. Nicola ist beim Absturz gestorben, Lighthill blieb mit dem Raumschiff Charon in der Umlaufbahn und bricht zur Erforschung der Erde auf.
Die Überlebenden auf dem Planeten treffen sehr schnell die Gruppe des Neandertalers Ham, die von der russischen Kosmonautin Irina Wiktorenkowa angeleitet werden. Auch ein russisches Raumschiff aus dieser Zeitlinie war auf einem Hochplateau bei der Erforschung des Artefakts abgestürzt und hatte dort ihr Lager aufgeschlagen.
Die Russen haben es sich gemütlich gemacht - ihnen fehlte ein funktionierendes Gefährt, um von dem Planeten wieder verschwinden zu können. Irina war mit Ham und seiner Sippe aus dem russischen Lager weggegangen. Wie sich erst nach und nach herauskristallisiert, hatten die Russen verschiedene Gruppen von Vorfahren bzw. Seitenlinie des Homo Sapiens versklavt, da sie nicht genug Personen zur Landwirtschaft zur Verfügung hatten.
Der Engländer Josh baut schließlich die Rakete, mit der unsere Helden Persephone verlassen können, stirbt aber selbst vor der Fertigstellung. Mit Lighthill fliegen sie durch den nächsten Tunnel auf Titan in die nächste Realität. Auch dort existiert Persephone, bewohnbar. Mit einem Mond namens Demeter, welcher eine menschliche - britische - Kolonie beherbergt.
Die Welten im Multiversum, welches Baxter hier aufzeigt, sind vielfältig und immer wieder neu, gerade was die geschichtlichen Unterschiede angeht. Dies macht auch den zweiten Band zum Pageturner. Leider wird es gegen Ende dann eher spirituell.
Malenfant läßt sich in den großen Computer des Eismondes hochladen. Es stellt sich heraus, dass sich das Leben im gesamten Universum lediglich auf der Erde entwickelt hatte. Am "Ende des Universums" hatte ein Michael aus Afrika (!) die Multiversen geschaffen. Und dieser Michael - der Computer auf dem Eismond - fliegt am Ende mit Deirda zu den Sternen.
Ich hatte dann schon den Eindruck, dass diese packende Geschichte auf den letzten vielleicht 50 Seiten ein anderes Ende verdient gehabt hätte. Aber wahrscheinlich wollte Baxter einfach nur zu einem Ende kommen, um sich anderen Projekten widmen zu können. Schade. Der wirre Schluss verhindert einen sauberen Abschluss dieser Miniserie.

Donnerstag, 23. Mai 2024

Warum spielt denn der Poldi nicht?

30
Frida regte sich über den Berufsstand des Arztes im Allgemeinen auf. Insbesondere Neurologen hatte sie gefressen und hielt diese Mediziner wegen eigener Psychomacken für grundsätzlich behandlungsbedûrftig, was meiner Löwin und mir ein Grinsen ins Gesicht zauberte.
Mit dieser Kritik war eigentlich der Kanonier direkt angesprochen und wir wünschten, er wäre jetzt hier und könnte den Eindruck widerlegen. Jedoch, so wie wir ihn kennen... dazu noch Frida... da prallen zwei Universen aufeinander. Ich wette, beide würden sich in ihren Vorurteilen bestätigt sehen, sich aber trotzdem mögen und verstehen.
Dora war mit ihrem Aufenthalt in der Schildautalklinik in Seesen überhaupt nicht zufrieden, weil man sie wohl über das Wochenende dort behalten wollte, da die Bettenbelegung von 35% noch nicht erreicht war. Sie hatte noch mehr Kritikpunkte anzubringen - wie zum Beispiel, das die Ärzte sie nicht richtig untersucht hätten. Sie wurde bei der Schilderung ihrer Widrigkeiten in der Klinik immer lauter, was selbst Frida zu einem dementsprechenden Zwischenruf veranlasste.
Harald hatte eine super einleuchtende Erklärung parat, warum LKW-Fahrer allesamt so dick sind. Das liegt nämlich daran, das sie während ihrer mehrstündigen Schichten keine Zeit haben auf die Toilette zu gehen und hinterher- nach der Schicht – tja, da klappt es eh nicht mehr. Und deshalb bleibt das Fett quasi im Körper...
Harald, der selbst für die Firma meiner Löwin fährt, isst deshalb während der Schicht maximal einen Apfel und/oder ein Würstchen. Zu meiner Beruhigung konnte er auf Nachfrage bestätigen, das sich sein Nahrungsverzicht nicht auf Getränke bezieht. Einen Baum findet man ja immer, fiel Herbert zu diesem Thema abschließend noch dazu ein.
Herbert brachte auch den Namen Zlatan Ibrahimovic noch einmal ins Spiel. Der schlich ja dermaßen langsam über den Platz, da hätten wir ihm am liebsten noch einen Rollator zur Verfügung gestellt. Selbst Ronaldo war ja am Donnerstag noch engagierter zu Gange gewesen, obwohl er den Begriff des Pressings wohl auch nur in Verbindung mit einer Entbindung kennen dürfte.
Ibrahimovic hatte nach Herberts Information aus den Medien einen simplen Grund für sein unmotiviertes Verhalten bei den 3 Spielen der Schweden. Er stand bereits mit Manchester United in Vertragsverhandlungen, durfte aber während der EM das Trainingslager nicht verlassen. Da kam es ihm also zupass, das die Schweden schnell draußen waren. Natürlich war er zusätzlich bockig, wahrscheinlich war dies der Hauptgrund für seine müde Darbietung während dieser EM.
Ein sehr unterhaltsamer Vormittag ging zu Ende, natürlich immer wieder unterbrochen durch Gratulanten per Telefon zum Geburtstag meiner Löwin. Wir hatten danach ein wenig Zeit zum Durchatmen und gönnten uns eine Pause.
Bei dieser Gelegenheit ließen wir Brett und Danny mal machen und schauten die Folge zu Ende. Die hübsche blonde Agentin des britischen Geheimdienstes ging am Ende weder mit Brett oder Danny nach Hause, sondern mit dem verschlafenen und tolpatschigen Cousin dritten Grades von Brett. Eine Paraderolle für Terry Thomas, einen meiner Lieblingskomiker von der Insel, der heute leider etwas in Vergessenheit geraten ist.
Am frühen Nachmittag kamen die nächsten Gratulanten. Jessica und Danny hatten einen riesigen Strauß mit Lilien für meine Frau mitgebracht. Gibt es Frauen, die keine Blumen mögen? Meine Löwin freute sich riesig. Und auch Deva hatte sich richtig ins Zeug gelegt. Zusammen mit Jessica hatte sie einen Hefezopf gebacken, den wir morgen zum Frühstück verspeisen werden. Dazu hatte sie für meine Löwin noch einige Bilder gemalt.
Die Frage war nun, ob wir Kaffee und Kuchen oder Grilli Grilli machen wollten. Wir waren auf beides vorbereitet. Als der Begriff "Steak"fiel, leuchteten Dannys Augen sofort. Bei Erklingen des Begriffs "Bratwurst" sprang Deva an, so dass die Entscheidung schnell gefallen war.
Wir hatten am Vortag noch Rinder- und Kalbsteaks von Selgros eingelegt, jetzt waren sie durchgezogen und zum Grillen bereit. Dazu einen Riegel mit Ja! Bratwürstchen Nürnberger Art, später noch die Fischbratwurst, und ab ging es. Fleisch und Wurst auf den Gasgrill, nach 5 Minuten wenden usw. Zwischen dem ganzen Hin- und Herlaufen nippte ich immer mal schnell an einem kühlen Wolters; ich war somit heute schon früh auf Sendung.
Was mich am meisten an diesem Besuch freute, war die wachsende Aufgeschlossenheit von Deva. Zusammen spielten wir noch mit einer Sammelfigur von Penny und bauten später noch eine Höhle für ihre Katze aus einem Amazon Karton. Anders als früher gelang es ihr heute, eben nicht total abweisend zu wirken. Ab sofort werden wir Deva in unsere Gute Nacht Gebete einbeziehen können.
Danny und Jessica sahen nach ihrem Urlaub in der Türkei entsprechend gebräunt aus. Am Abend waren sie zum Burgergrillen bei einem befreundeten Paar eingeladen, anschließend gibt es dann Deutschland gegen Italien. Die Steaks gingen logischerweise trotzdem weg, die Nürnberger atmeten Deva und ich im Alleingang ein.
Nur für die Fischbratwürste fand sich kein Abnehmer. Als die endlich fertig waren, hatte schon keiner mehr Hunger. Danny knabberte bereits vom Käseteller und Deva versuchte sich an einem Stück Kuchen. Egal, kalt schmeckt Bratwurst immer besser. Ich sage nur: Opferwurst! So kriegen wir die Italiener nachher.
Als unsere Gäste entspannt und vorübergehend gesättigt wegfuhren, brauchten wir selbst zu zweit nur kurz zum Aufräumen. Jetzt war Relaxen bis zum Spiel angesagt. Aber wo blieb Phil? Er wollte doch auch noch vorbei kommen. Meine Löwin rief ihn deshalb lieber gleich an.
Er hatte gestern gesoffen und lag in Sauer zu Hause in Hannover, versprach aber augenblicklich loszufahren. Während der Fahrt wollte er entscheiden, ob er wirklich noch zum Geburtstag seines Kollegen geht oder nicht vielleicht doch lieber das Spiel mit uns zusammen anschaut.
Und Phil sah nicht sehr entspannt aus, als er pünktlich zur Vorberichterstattung auftauchte. Der gestrige Abend hatte ihm doch sichtlich zugesetzt. Er wirkte nicht gerade wie jemand, der gleich zu einer Party gehen möchte. Etwas essen wollte er erst einmal nicht, aber Getränke brauchte er, nichtalkoholische selbstverständlich.

Freitag, 17. Mai 2024

Hartmudo: Superwumms

22
Die nächsten Tage verliefen relativ ereignisarm. Sonntagabend war wieder Kegeln angesagt gewesen. Da hatte Ralle mir noch gesagt, dass ich an dem Abend außergewöhnlich still gewesen sei. Ich konnte da nur mit den Schultern zucken, von dem Schock des Vorabends mit dem üblen Stimmungsumschwung dank Tillmanns Vortrag über seine Kreislaufprobleme wollte ich beim Kegeln nichts erzählen.
Bis heute habe ich darüber mit Niemanden außer meiner Löwin gesprochen und das wird wohl auch so bleiben. Auf der Rückfahrt nach Hause genoss ich die wärmende Heizung im Auto und das sanfte Gleiten des Wagens über den regennassen Asphalt.
Die letzte Nacht war mit ängstlichen Gedanken gefüllt gewesen, da sehnte ich mich am Sonntagabend nicht gerade danach. Zum Glück gab es ja noch Alan und Charlie, 4 Folgen davon brauchte ich schon zum Runterkommen am Sonntagabend. In der Nacht zuvor musste das TV-Erlebnis ja ausfallen, weil die Doppelkopfrunde so lange getagt hatte. Und tatsächlich brachten mich 4 Folgen am Stück etwas nach vorne, besser in die Waagerechte.
Dienstag, 21. Februar. Heute stand wieder eine Aktion „außer der Reihe“ an. Nein, ich meine nicht den schon gewohnten Termin bei meinem HNO. Über Vitamin D3, Algenöl und lange Vorträge über das Vermeiden verarbeiteter Lebensmittel brauche ich an dieser Stelle sicher nichts mehr zu erzählen.
Abends waren wir zum Essen im Greekhaus am Frankfurter Platz mit meinen alten Freunden Roberta und Randy verabredet. Mit beiden hatte ich bereits in den 90ern jeden Dienstag dort zusammen gesessen, wahrscheinlich sogar schon in den 80ern. Da war dieses Restaurant noch kein Grieche gewesen, sondern das Gambit.
Jener legendäre Laden hatte ab Ende der 80er Jahre mehr als 2 Jahrzehnte lang die Studenten der Künste und Sozialpädagogik geprägt, natürlich auch die Leute in meiner „Blase". Blumenkohl in Käse-Sahne-Soße mit Käse überbacken; diese Gericht hatte die gemütliche Kneipe mit den Halbliter Steinkrügen zu einer Institution in der Braunschweiger Gastronomie gemacht.
An unzähligen Abenden hatte ich mich dort mit meinen Freunden getroffen, der Laden war nahezu mein Wohnzimmer gewesen. Was auch kein Kunststück war, da ich genau gegenüber im 1. Stock gewohnt hatte.
Und nun war diese Zeit mit Corona vorbei gewesen und ein Grieche rückte nach - auch mit weißen Tischdecken. Ich fühlte mich gerade aus diesem Grund im falschen Film, aber das Essen des Griechen war an diesem Dienstag wirklich gut.
Randy kam etwas später, derweil meine Löwin und ich die Speisekarte sondiert hatten. Für mich gab es an diesem Abend aus schon genannten Gründen Wasser mit Kohlensäure - als Tellergericht blieb ich bei Gyros mit Pommes. Mein erstes Gyros mit Schweinefleisch seit langem übrigens.
Normalerweise meide ich Schweinefleisch Gyros, weil ich das häufig zähe Fleisch nicht weichkauen mag. Im Greekhaus hatte ich dieses zweifelhafte Vergnügen nicht, allein schon deshalb empfehle ich diese Lokalität gerne.
Auf die Bestellung des Essens warteten wir über eine halbe Stunde, da Roberta nicht an Land kam. Dann rief Randy sie an und musste feststellen, dass Roberta den Termin vergessen bzw. an einem anderen Tag vermutet hatte. Wenn ich mich recht entsinne, hatte sie das Treffen im Greekhaus überhaupt angeregt gehabt, aber vielleicht irre ich mich da.
Jedenfalls unterhielten wir uns angeregt und waren auch früh zu Hause gewesen, so dass ich mein liebgewonnenes Einschlafritual durchziehen konnte.
Mittwoch, 22. Februar. Gleich um 8.00 Uhr hatte ich den ersten Termin bei meinem Hausarzt. Man gut, dass es beim Greekhaus nicht so lange gegangen war. Mein Jahrescheck stand an, beginnend mit der Blutabnahme, Urinprobe, Belastungs-EKG und abschließend Ultraschall mit Herrn Doktor persönlich.
Das mache ich jedes Jahr, insofern war das keine große Sache. Der nächste Termin schon, denn den hatte ich um 13.30 Uhr in Salzgitter Lebenstedt. Da ich dorthin mit dem Zug anreiste, hielt ich mich nach dem Jahrescheck zu Hause nur äußerst kurz zur Nahrungsaufnahme auf, bevor ich wieder Richtung Bus eilte, um zum Bahnhof zu kommen.
Im Terminkalender hatte ich Dr. Vogel notiert, dies sollte der Arbeitspsychologe im Gesundheitsamt der Stadt Salzgitter, meinem Arbeitgeber, sein. Allerdings wusste ich aufgrund eines telefonischen Kontaktes ein paar Tage zuvor bereits vorher, dass ich mich nicht mit einem Dottore, sondern einer Sozialpädagogin treffen würde.
Das dieser Kontakt überhaupt zustande gekommen war, hatte ich meinem Teamleiter Buck zu verdanken. Dieser wusste ja um meine Problematik und hatte mehr oder weniger durch Zufall erfahren, dass unser Arbeitgeber für seine Bediensteten eine psychologische Unterstützung anbietet, um betroffenen Kollegen mit psychischen Problemen - in erster Linie wohl durch Burnout oder Mobbing - helfen zu können, damit diese nicht so lange arbeitsunfähig sind.
Zumal die Wartezeiten bei Psychiatern doch sehr lang sind. Was ich nur bestätigen konnte - ich hatte zu dem Zeitpunkt lediglich einen Termin im Mai ergattern können und hing demzufolge völlig in der Luft.
Egal in dem Moment, ich war ja für jede Hilfe dankbar in den Tagen. Bedauerlich fand ich höchstens, dass mein Arbeitgeber dieses Hilfeangebot nicht gerade stark beworben hatte, um es mal niedlich auszudrücken. Auf jeden Fall bin ich Buck immer noch dankbar, dass er mich Zuhause angerufen hatte.
Ich nahm den Zug kurz vor 13.00 Uhr und fuhr dann mit dem Bus zum Krankenhaus in Lebenstedt. Dort, und nicht im Gesundheitsamt in Bad, hatte ich glücklicherweise den Gesprächstermin, denn das sehr abseits gelegene Gesundheitsamt in Bad ist mit dem Bus eher schwer zu erreichen.
Wie zuvor telefonisch verabredet, holte mich die Sozialarbeiterin vor einem Nebeneingang ab und führte mich übers Treppenhaus in ihr Büro im Nebengebäude. Hier befand sich also eine kleine Außenstelle des Gesundheitsamtes, welche geheimnisvollen Vorgänge werden in den fünf bis sechs Büros wohl bearbeitet werden?

Donnerstag, 9. Mai 2024

Hartmudo: Superwumms

21
Bereits beim Rausgehen war mir sogleich klar, dass ich nicht noch 3 Monate auf Hilfe warten konnte und wollte. Als ich wieder Zuhause angekommen war, hängte ich mich sofort ans Telefon und kontaktierte die Adressen, welche der Hausarzt mir gegeben hatte. Die wiederum erwiesen sich als komplette Nieten.
Die eine Praxis z.B. lehnte mich mit der Begründung ab, dass eine Psychiaterin aufgehört hätte und sie daher im Moment keine neuen Patienten annehmen könnten. Da blieb mir vorerst keine Wahl mehr - die Hilfe befand sich 3 Monate entfernt. So lange würde ich die Tristesse wohl ertragen müssen, ehe es wieder bergauf gehen konnte.
An die Arbeit dachte ich in diesem Moment schon gar nicht mehr, dass blendete ich komplett aus. Wohl bis Anfang März hatte mich mein Hausarzt krank geschrieben gehabt. Frühes Aufstehen und nach Salzgitter zur Arbeit zu fahren... Mitte Februar war dies für mich eine irreale Vorstellung gewesen.
Was blieb, war der mittlerweile gewohnte Rhythmus aus matschigem Gefühl nach dem Aufstehen, Frühstück bei „Watzmann ermittelt", anschließend Aktion oder längere Spaziergänge und zum Abschluss Charlie Harper und Lesen. Und nach dem nächtlichen Pinkeln der Kampf, wieder einzuschlafen.
Samstag, 18. Februar. Heute morgen waren wir mit Biggi und Britt zum Frühstück bei Caldera in Cremlingen verabredet gewesen. Mit beiden verbindet uns eine Spielrunde, in der wir dem Doppelkopf frönen.
Das Frühstück war mal ein Geschenk an meine Löwin oder mich zum Geburtstag gewesen. An wen von uns Beiden, weiß ich schon gar nicht mehr. Jedenfalls hatte Biggi am Vorabend angerufen, um die Teilnahme von den Beiden aufgrund Krankheit kurzfristig abzusagen.
Das war zwar schade, hinderte meine Löwin und mich aber nicht, nach Cremlingen zum wirklich guten Bäcker Caldera zu fahren, um dort zu frühstücken. Ich weiß noch, dass ich mich wieder sehr matschig gefühlt hatte, doch trotzdem die frische Luft vor Caldera „achtsam" aufgesaugt hatte. Erwähnte ich schon, dass es in Strömen geregnet hatte?
Meinen Appetit konnte man ja dieser Tage nicht als übermäßig bezeichnen, dazu muss ich dann noch erwähnen, dass jeglicher Vergleich zum Frühstück am Valentinstag ein paar Tage zuvor schlecht abschneiden muss.
Daher ließ ich mir mit dem Essen Zeit, unterhielt mich lieber angeregt mit meiner Löwin. Ganz allmählich kam ich dann doch noch in die Spur, selbst den Orangensaft trank ich ohne Murren aus. Nach dem Frühstück kauften wir schnell noch beim Rewe um die Ecke ein, wenn wir schon mal da waren.
Derlei Aktivitäten taten mir tagsüber gut, denn ich konnte ja nicht von morgens bis abends spazieren gehen. Zudem wir tatsächlich noch einen Einkauf tätigen mussten. Denn wir brauchten Bier, Chips und andere Lebensmittel, da wir abends noch Gäste erwarteten. Es war mal wieder Zeit gewesen für die andere Doppelkopfrunde: Die mit Pocke, Wolfgang und Tillmann.
Diesmal war es an uns, dieses Event auszurichten. Für die drei Freunde sollte eine Kiste Bier ausreichen, aus schon genannten Gründen wollte ich abstinent bleiben. Daher war alkoholfreies Hefe mit Grapefruit aus der 0,33 Liter Flasche von Franziskaner das Getränk meiner Wahl. Diese Art von Blubberlutsch passte wenigstens noch halbwegs ins Bild dieser Kartenrunde.
Die Jungs schauten auch nur kurzzeitig etwas schräg ob meiner Getränkeauswahl, aber nachdem ich es ihnen erklärt hatte, fanden sie sich damit ab und störten sich nicht weiter daran. Wir hatten auch so viel gelacht an diesem Abend, den Alkohol vermisste ich in keinster Weise.
Meine Löwin hatte mal wieder etwas zu essen gezaubert und Schnaps stand auch auf dem Tisch. Ich fühlte mich rundherum wohl, positiv gestimmt wie selten, als Tillmann unbedingt noch einen raushauen musste.
Auf Nachfrage von Wolfgang, auf welche Weise sich meine Missstimmungen denn äußern würden, erzählte ich den Jungs von dem mich ereilenden Herzrasen aus heiterem Himmel. Da fühlte Tillmann sich bemüßigt, mir eine Diagnose zu erstellen. Er selbst ist zwar kein Mediziner, aber unter Herzrasen leidet er wohl auch schon seit Jahren.
Bei ihm hat das körperliche Ursachen, lässt ihn nachts auch nicht schlafen. Er muss Blutverdünner ohne Ende zu sich nehmen und rechnet auch mit einem frühzeitigen Ableben. Da sei er erblich wirklich vorbelastet, was das angeht. Als Tillmann dies nüchtern und sachlich erklärte, bekam ich ganz schnell Puls und drohte zu hyperventilieren.
Da war er wieder da, der Felix Unger. Urplötzlich war meine Stimmung umgeschlagen, ein derartig starkes Herzrasen hatte ich zuvor noch nie erleben müssen. Ganz klar- ein operativer Eingriff am Herzen stand unmittelbar bevor und ich würde unter Qualen verrecken müssen. Nur mit äußerster Willensanstrengung blieb ich sitzen und spielte weiter, verbannte die wilden Emotionen aus meinen Gedanken und konnte schließlich wieder normal atmen.
Meine Stimmung verbesserte sich und die Jungs waren nach diversen Schnäpsen zumindest alkoholtechnisch vorne. Wer gewonnen oder verloren hatte, das war derzeit noch egal gewesen. Erst gegen Ende des Jahres fingen wir an, auf Kasse zu spielen.
Der am Ende richtig straffe Tillmann musste noch von seiner geliebten Heidi abgeholt werden. Erst als alle weg waren, kehrten meine Gedanken zu den Blutverdünnern von Tillmann zurück. Meine körperlichen Reaktionen fielen zum Glück nicht mehr so heftig aus wie zuvor, jedoch kreisten meine Gedanken noch beim zu Bett gehen um dieses Thema.

Sonntag, 5. Mai 2024

Contramann: kurz gesehen im Mai

https://taz.de/Oktober-in-Europa-der-Antilopen-Gang/!6000435/
Ein guter Kommentar in der TAZ. Das ich das noch erleben darf. Die Antilopengang positioniert sich in ihrem neuen Song „Oktober in Europa“ eindeutig pro Israel (hier der Staat, was entscheidend ist) nach dem brutalen Terror-Überfall der Hamas. Beklagt wird das Schweigen der anderen Kulturschaffenden und auch der linken Szenerie. Doch das schlägt eher auf sie selbst zurück.
Weil ich es nicht besser schreiben kann, zitiere ich hier wörtlich:
„…der Reduzierung Zehntausender Toter auf die Funktion eines Schutzschildes: Die „Nachfahr'n der Juden Vergaser“ – sorry für den Spoiler – sind in erster Linie Deutsche. Wer dazugehört, sollte klarstellen, dass darin ein „Wir“ steckt und nicht „die anderen“. Die Täter-Abstammung jemand anderem anhängen zu wollen, die deutsche Schuld und Täterschaft also abzuwälzen, kann nicht im Sinne des Kampfs gegen Antisemitismus sein.“
Ich drücke es mal eine Spur härter aus: Lebt die Antilopengang in ihrem Song eine rassistische Einstellung gegen Muslime aus, indem sie den Konflikt im Gazastreifen auf den Hamas-Überfall vom 7. Oktober reduziert? Das glaube ich natürlich nicht, aber die Band hat sich mit diesem Song auf dünnes Eis begeben. Airplay ist ihnen jetzt zumindest sicher, die Kasse wird klingeln. Campino-Style halt.
Und was das Beklagen zum Schweigen anderer Künstler angeht: Wo waren denn die Statements der Antilopengang zur Corona-Pandemie oder zum Ukrainekrieg? Peter Hein hatte sich mit den Fehlfarben dank einer Single gegen die Coronamaßnahmen positioniert, was in den Mainstreammedien natürlich niemanden interessiert hatte. Im Falle der Antilopengang sieht es vor allem die Springerpresse anders – da wird der Song ohne Ende gepusht.
Allein das sollte einem schon zu denken geben.

https://www.hintergrund.de/politik/welt/deutschland-und-die-nato-bei-kriegsplanung-ertappt/
Ich fand es schon verdächtig, dass die Bundesregierung und die ihr nachgeordneten Medien bei dem abgehörten Gespräch der Luftwaffenoffiziere ständig darauf herumgeritten hatten, dass die von russischen Medien veröffentlichte Telefonkonferenz lediglich einen Versuch der Desinformation darstellen, um Olaf Scholz zu schaden. Gleichzeitig musste allerdings die Echtheit des Gesprächs bestätigt werden.
Wo ist da die Desinformation? Dass unsere Mainstreammedien sich nicht mit dem Inhalt des Gesprächs auseinandergesetzt hatten, ist noch eine Spur schlimmer. Man muss sich das einmal vorstellen: Da überlegt die Spitze der deutschen Luftwaffe, wie man (also die Ukraine) die Taunus-Raketen auf Ziele in Russland abfeuern kann, ohne dass eine wohl notwendige deutsche Beteiligung (Bedienung der Waffe, Zielkoordinaten) nachgewiesen werden kann. Wer es noch nicht gelesen oder gehört hat, bitte hier:
https://free21.org/das-taurus-gespraech-hoher-deutscher-militaers/
Das bedeutet doch im Klartext, dass sich die Generäle über die Rechtmäßigkeit und die möglichen Folgen eines Taurus-Einsatzes bewusst gewesen sein müssen. Doch anstatt dass der Verteidigungsminister diese Generäle beurlaubt, meint er sie noch in Schutz nehmen zu müssen. Schlimm. Die preußischen Junker reiten Deutschland zum wiederholten Male ins Unglück. Dazu:
„Hoch zu Ross, den Bundesgeier am Gewand.
Herrenreiter haben wieder zu sagen im Land“
Mittagspause – Herrenreiter (1979)

https://www.telepolis.de/features/Niemand-weiss-etwas-Genaues-nur-das-deutsche-Fernsehen-weiss-fast-alles-9664581.html
Während die Russen noch die Täter des Attentats auf den Konzertsaal in Moskau vom 22.3.2024 suchten, wusste es das ZDF schon genau: Der ISIS war‘s.
Es gab hierzu wohl auch ein Bekennerschreiben des ISIS, was schon mal ein Indiz für die Täter sein könnte. Dennoch vermuteten die russischen Sicherheitsbehörden, dass die Ukraine am Attentat beteiligt war, zumal die Täter nach kurzer Zeit an der ukrainischen Grenze geschnappt worden waren.
Das ZDF jedoch focht das nicht an: In einer Täter-Opfer Umkehr (die haben alle 1984 gelesen) wird Putin gleichzeitig vorgeworfen, dass Attentat propagandistisch auszunutzen. Ja nicht mal eine „False Flag Aktion“ der Russen sei auszuschließen.
Leute geht’s noch? Das ist ja nun wirklich „Aktuelle Kamera at his Best.“

https://www.zeit.de/politik/deutschland/2024-03/katrin-goering-eckardt-aufarbeitung-corona-pandemie
Eine der stärksten Hetzerinnen gegen Andersdenkende, sprich Kritikern, in der Corona-Pandemie zeigt sich besorgt, dass eine Aufarbeitung der Corona-Politik missbraucht werden könnte, um die seinerzeit handelnden Personen zu diffamieren und damit auch die parlamentarische Demokratie zu diskreditieren.
Ja, Frau Göring-Eckardt. Wer hat denn da Personen in Politik, Wissenschaft und Ärzteschaft diffamiert, weil deren Ansichten den Meinungen der Regierung und Pharmaindustrie zuwider lief? Auch hier eine Täter-Opfer Umkehr.

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“

Mittwoch, 1. Mai 2024

Hartmudo: Superwumms

20
In freudiger Erwartung überquerte ich also die Saarstraße und bog in den spitzen Winkel der Mettlacher ein. Und hier betrat ich eine vollkommen neue Welt, fühlte mich sofort wie in einer unbekannten Stadt.
Die für mich neuen Eindrücke saugte ich förmlich in mich auf. Das war schon erstaunlich, vielleicht 300 Meter Luftlinie von unserer Wohnung entfernt und ich war noch nie hier gewesen! Am Ende der Mettlacher ging es im 90-Grad Winkel leicht bergauf in Richtung Bortfelder Stieg und damit zur Saarbrückener Straße, wo sich unser Lieblingsgrieche befindet.
Mit mächtig viel Aahs und Oohs blickte ich von links nach rechts, passierte einen Kleingartenverein sowie einen Kindergarten und umrundete letztendlich den alten Stammsitz vom Schlachter Osterloh, der schon kurz nach unserem Umzug in diese Gegend die Segel streichen musste. Auf kürzestem Weg war ich anschließend wieder zu Hause. Dieser Walk bei schlechter Witterung hatte einen bleibenden Eindruck hinterlassen und die grüblerischen Gedanken zumindest für kurze Zeit vertrieben.
Doch wir waren beim 15. Februar. An diesem Abend war unsere Solo-Runde bei Dora und Herbert angesetzt. Nach der schönen Aktion mit dem Valentinsfrühstück am Vortag freute ich mich auf den Abend in Salzgitter.
Nahezu euphorisch ließ ich mich in den Spieleabend fallen. Mit besserer Laune, als ich sie normalerweise bei unserer Solo-Runde verspürte, legte ich die Aktionskarten ab oder zog die zusätzlichen Strafkarten. Alles wie immer also - da gönnte ich mir gern 3 Halbliter Paderborner über den Abend.
Als wir diesen wunderschönen Spieleabend kurz vor Mitternacht beendet hatten, hatte ich dank der Schnapszahlen noch drei vierstöckige Hefebrand intus. Zur Nacht entspannte ich mich noch etwas mit Alan und Charlie, bevor ich mich mit einem Buch ins Bett legte.
Bier treibt, deshalb war ich nach vielleicht zwei Stunden Schlaf zur Toilette aufgebrochen. Im Gegensatz zu den Nächten in den Wochen zuvor halfen mir die Schlaftabletten diesmal nicht beim Wiedereinschlafen.
Stattdessen drehte ich unendlich viele Runden in meinem Schlafzimmer, dank Angstattacken und pochendem Herzen war ans Hinlegen nicht zu denken. Dieses Gefühl, im Bett zu liegen und zu fühlen, keine Luft mehr zu bekommen, kann man jemanden, der dieses Gefühl nie kennengelernt hatte, nicht vermitteln.
Dieses Feeling ist so bedrückend, dass ich dabei nur heftig atmend aufstehen kann, nein - aufspringen!, und auf und ab gehen muss, um die Herzfrequenz wieder herunterziehen zu können. Mit Glück kann ich dann später in der Nacht wieder schlafen, aber eine Stunde „Glockenwach" ist dann schon ein Segen.
Wenn ich gar nicht mehr in den Schlaf finde, ist der folgende Tag und vor allem die nächste Nacht besonders „schön". Irgendwann später hatte ich mir aus dem Gedächtnis heraus notiert, dass ich während jener Nacht mit dem Ausschleichen der Schlaftabletten begonnen hatte.
Aber das kann irgendwie nicht stimmen, da ich gar nicht so viel Tabletten gehabt hatte und deshalb mit dem Ausschleichen schon früher begonnen haben musste. Dies ist an dieser Stelle erwähnenswert, weil ich nach dieser Nacht für längere Zeit keinen Alkohol mehr zu mir genommen hatte.
Ich weiß nämlich noch genau, dass ich in der Nacht, als ich nur noch eine halbe Schlaftablette genommen hatte, keine Schwierigkeiten mit der Nachtruhe erleben musste. Fazit: Übermäßiger Alkoholgenuss ist in der allgemein schlechten Gemütslage meinereiner ganz schlecht.
Um es vorwegzunehmen: Ich vermisste es in den folgenden Monaten auch nicht. In dieser Nacht jedenfalls schaffte ich es irgendwann mit großer Anstrengung, mich hinzulegen und nach langem Wachliegen einzuschlafen.
Donnerstag, 16. Februar. Gleich am frühen Morgen tauchte ich bei meinem Hausarzt auf, extrem matschig nach der anstrengenden Nacht. Da hatte ich schon einen längeren Spaziergang in meinem Schlafzimmer „genießen" dürfen.
Dass ich in der Straßenbahn trotzdem nicht eingeschlafen war, lag an meinem kleinen Hoffnungsschimmer, den ich diesem Besuch beigemessen hatte. Ich erhoffte mir von einer Beratung durch meinem Hausarzt Lösungsansätze und auch weiterführende Adressen. Mit den Schlaftabletten hatte er mir ja schon weiterhelfen können, nun bräuchte ich wohl oder übel einen Psychiater.
Ich hatte mich noch gut an meinen Besuch bei einem Psychiater im Jahr 2012 erinnern können. Der konnte mir seinerzeit nicht mehr helfen, weil meine Angstattacken und die nächtliche Schlaflosigkeit - was ja gerade auch aktuell mein Problem war - sich bereits von selbst erledigt hatten.
Voller Optimismus betrat ich die Arztpraxis. Nun bin ich bekanntlich ein eher widersprüchlicher Typ; eine Mischung aus Felix Unger und Oskar Madison. Einerseits weinerlicher Hypochonder, der sehr schnell mutlos in Selbstmitleid zerfließen kann, und andererseits der hyperaktive Wüterich, der auch nach Rückschlägen wieder aufsteht und unerwartete Aktivitäten entwickelt.
Mein Hausarzt, der mir die neurologische Praxis empfohlen hatte, hörte sich meine Version des Besuchs in jener Arztpraxis ruhig an und suchte sofort im Netz nach einem Psychiater, leider erfolglos. Jedoch konnte er mir aus seiner Erinnerung von einem Psychiater ca. einen halben Kilometer in Richtung Hagenmarkt entfernt berichten. Ob es jene Praxis noch gab, konnte er mir nicht sagen - ist ja auch nicht seine Baustelle.
Ein oder zwei andere Adressen gab er mir noch mit, dann war ich wieder unterwegs. Ca. einen halben Kilometer in Richtung Hagenmarkt bewegte ich mich mit wilder Entschlossenheit und landete kurz darauf vor dem Tresen das Psychiaters mit griechischem Namen. Die Arzthelferin hörte mich geduldig an und bot mir einen Termin Mitte Mai (!) an, den ich ohne mit der Wimper zu zucken festzurrte.