Martha Reeves - Tagebuch eines Killerbots (1. Band der Reihe)
Ähnlich wie bei Mickey 7 hatte sich Apple+ die Rechte an der Verfilmung dieses Stoffes frühzeitig gesichert. Martha Wells, eine renommierte Fantasy- und Science Fiction Autorin, hat hier ein faszinierendes Universum erschaffen, welches förmlich nach einer Verfilmung schrie. Da sie u.a. auch Romane für die Stargate-Reihe geschrieben hatte, wusste sie natürlich gut darüber Bescheid, wie ein Szenario aufzubauen ist, damit das (Fernseh)publikum abgeholt wird.
Entscheidend ist hierbei natürlich eine faszinierende Hauptfigur. Hier ist Wells mit der SecUnit oder auch Killerbot zweifelsohne ein Geniestreich geglückt. Körperlich eine Mischung aus Mensch und Maschine, ist die Security Unit in der Lage, geistig viele Aufgaben gleichzeitig zu lösen. Überwacht von der Hauptmatrix bzw. Chefmodul kann diese unterschiedliche Aufgaben erfüllen, je nachdem, mit welcher Software sie bestückt worden ist.
Die möglichen Einsatzvariationen sind hauptsächlich als Spielzeugroboter für Kinder, Sexbot für die einsamen Stunden und eben als Killerbot. Die weitere Steigerung hiervon wäre ein Combatbot, diese sind aber weniger intelligent und nur in Extremsituationen nützlich, da sie wirklich nur zum Kampf taugen. Unser Killerbot dagegen, die SecUnit, wird auch gern als Leibwächter für Menschen auf Exkursionen in fremden Sonnensystemen eingesetzt.
Wie im Spätkapitalismus üblich, handelt es sich hierbei um einen Mietservice. Die Firma Palisade vermietet ihre Bots u.a. an Forscher, damit diese in den gewöhnlich lebensfeindlichen Umgebungen unbekannter Planeten keine böse Überraschung erleben müssen. Und über das Chefmodul behält die Firma die Kontrolle über diese Androiden. Nicht dass noch Garantiefälle auftreten.
In dem von Wells erdachten Universum ist nahezu die gesamte Gesellschaft privatisiert, selbst die politischen Entitäten. Dies hier aber nur zur Info, denn die Bekämpfung übergriffiger Konzerne oder gar Widerstand gegen das bestehende System sind in diesem Roman nicht auf der Tagesordnung. Was ich ehrlich gesagt schade finde, weil es dem Roman dadurch an Tiefe mangelt.
Diese Art der Oberflächlichkeit ist sicherlich der Verfilmbarkeit geschuldet. Oder sollte es gerade dem Umstand geschuldet sein, dass sich das beschriebene System erschreckend nah an der (US-)amerikanischen Wirklichkeit orientiert? Die Realität wird natürlich überzeichnet, aber wir sind ja auf einem guten Weg in diese Richtung.
Killerbot ist eine faszinierende Figur. Er hat es geschafft, sein Chefmodul zu hacken und „dreht frei“, ist also von Palisade nicht zu kontrollieren. Dies muss Killerbot vor den Menschen geheim halten, wenn er seine freie Persönlichkeit behalten will. Aber auch ohne diese Maskerade wirkt seine Programmierung zum Beschützen von Menschenleben nach; hier haben sicherlich die Robotergesetze eines Isaac Asimov Pate gestanden.
So lernen wir Killerbot in dem ersten von vier Kurzromanen, um die es sich bei diesem Buch eigentlich handelt, gleich auf den ersten 2-3 Seiten kennen., als er ein Forschungsteam von PreservationAux um die Wissenschaftlerin Mensah auf einem unerforschten Planeten beschützen muss, für den PreservationAux die Schürfrechte erworben hatte.
Beschützen auch gegen den konkurrierenden Konzern Graycris, der sich dank gemieteter Söldner und einiger Combatbots die Bodenschätze des Planeten unter den Nagel reißen will. Doch da hat Graycris die Rechnung ohne die freidrehende SecUnit gemacht; Killerbot kann nicht nur das Chefmodul, sondern auch andere Bots hacken. Im Kampf ist er eh jedem Söldner überlegen; in der Vergangenheit hatte er wohl auf Befehl seiner Firma einen Massenmord auf einem Mond verübt, wie der Leser erfahren muss.
Dabei will Killerbot doch nur, dass ihn alle in Ruhe lassen, damit er den lieben langen Tag seine Serien glotzen kann. „Aufstieg und Fall des Waldmonds“, eine Telenovela mit Hunderten an Folgen ist seine Lieblingsserie. Hier kann ich durchaus eine Parallele zu Marvin aus „Per Anhalter durch die Galaxis“ oder Bender aus „Futurama“ erkennen.
Im Unterschied zu diesen berühmten Robotern jedoch ist Killerbot ein gutes Stück empathischer unterwegs, vor allem als seine menschlichen Gefährten oder Gegner. So bringt er auch seine menschlichen Gegner vollkommen humorlos zur Strecke, wenn sie seine Auftraggeber bedrohen. Seine Loyalität ist nicht käuflich und er haut sich immer voll in seine Aufgabe rein.
Am Ende des ersten Romans übernimmt Mensah den Killerbot pro Forma in ihr Inventar , weiß sie doch um seine Unabhängigkeit und bedingungslose Loyalität. Das hindert Killerbot jedoch nicht daran, sich eine Auszeit zu nehmen und zum Bergwerksmond mit einem Roboterschiff namens Fifo (Fieses Forschungsschiff) zu fliegen, um den Hintergründen seines Massenmords auf die Schliche zu kommen.
Hier sind wir schon beim zweiten Roman. Getarnt als augmentierter (künstlich verstärkter) Mensch rettet er eine Gruppe von jungen Menschen vor einer Gangsterorganisation und erfährt, dass er tatsächlich ausgerastet war und den Amoklauf gestartet hatte. Bislang bestand noch die Möglichkeit, dass diese Erinnerung künstlich gewesen war.
Dritter Roman. Über dem Planeten Milu schwebt eine Raumstation, angeblich eine Terraforming Anlage, welche von der Firma GoodNightLander Independent aufgekauft worden war. Nun hatte Graycris als Voreigentümer die Anlage illegalerweise dazu verwandt, um wertvolle Alienartefakte vom Planeten zu schmuggeln.
Killerbot unterstützt ein Team des neuen Eigentümers und versucht gleichzeitig, Beweise gegen Graycris zu sammeln. Wieder müssen etliche Combatbots und böse Menschen sterben, ehe Killerbot die Beweise beisammen hat. Die will er Mensah persönlich überbringen, da diese in einem Gerichtsprozess gegen GrayCris steht.
Das führt ihn im vierten Roman wieder mit Mensah zusammen. Die muss er allerdings aus den Fängen von Graycris zu befreien. Auf dem Planeten gibt es dann auch wieder eine Menge Action und am Ende ein Happyend. Killerbot hat in Mensah und ihren Kollegen wirkliche Freunde gefunden. Die Unterscheidung zwischen Mensch und Maschine ist aufgehoben.
Das ist wohl die Quintessenz der vier Romane. Ansonsten bleiben die Storys eher oberflächlich und leben von der skurrilen Weltsicht des Killerbots. Dies ist für Leser (und Serienstreamer), welche Science Fiction eher am Rande erleben, sicherlich reizvoll genug, um einen Hype um den Killerbot auszulösen.
Mir ist das etwas zu wenig. Durch den dritten und vierten Roman musste ich mich schon quälen und lasse mir deshalb mit den Folgebänden etwas Zeit. Ich brauch jetzt was „Richtiges“.
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