Dienstag, 28. Februar 2017

Hartmudo: Kurzurlaub

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So blieb uns nichts anderes übrig, als uns auf der Seebrücke den frischen Wind um die Nase wehen zu lassen. Ich liebe ja die Seebrücke von Heiligenhafen, und auch dieses Mal ging ich auf den Holzbohlen bis zur Spitze der Brücke nach 440 Metern. Tapfer hielt Uli mit, das ließ er sich nicht nehmen. Die raue Seeluft hellte unser beider Stimmung doch merklich auf. Bei mir äußerte sich dies im Kauf eines Sixpacks Jever beim anschließenden Einkauf bei Sky, dem örtlichen Supermarkt in der Stadtmitte.
Wir brauchten ja noch Lebensmittel für die Tage, Wasser und etwas Belag für das morgendliche Frühstück. Nach kurzer Zeit war auch diese Formalität erledigt und wir, respektive ich, schleppten den Einkauf in die Wohnung hinauf. Für Uli war nun Siesta angesagt. Da er durch die Erkältung etwas ermattet war, legte er sich für ein Nickerchen hin. Meinereiner nicht, denn ich war dank meiner zweiten Schlafphase am frühen Morgen gut wach.
Anstatt in der Wohnung abzuhängen, während Uli an der Matratze horchte, nutzte ich die Zeit, um mich in dem Städtchen mal etwas umzusehen. Auf alle Fälle brauchte ich eine neue Winterjacke, weil die petrolfarbene Jacke meines Herrenausstatters Bonprix nach langer Benutzung jetzt doch etwas zerschlissen war, an einer Tasche befand sich auch schon ein Loch. Vielleicht würde ich auch noch ein nettes Mitbringsel für meine Löwin erhaschen können.
Beim Weggehen versprach ich Uli, nach 2 Stunden zurückzukommen, damit wir dann zum Möwenschiet wackeln konnten. Ersatzweise wollte ich schon vorher dorthin, um spaßeshalber an dieser Story zu schreiben und einen Kakao (russisch, irisch, egal) zu trinken. Meine erste Anlaufstation war das Kaufhaus Stolz am Marktplatz.
meine neue Jacke

Um diese Jahreszeit ist es verständlicherweise in Heiligenhafen schwierig, einen anderen Klamottenladen als Stolz zu finden, der nicht in die Winterpause gegangen ist. Die Anzahl an Touristen ist im Februar überschaubar, die Umsätze waren in Spezialläden wie dem Jeronimo verschwindend gering, das würde noch nicht einmal die Stromkosten decken. Dazu lockten mich bei Stolz diese wunderschönen roten Tafeln mit dem Wort „Sale".
Sie hatten dort wirklich viele Jacken da, sogar schon ab 30 Tacken, auch in meiner Größe. Doch so den richtigen Burner hatte ich nicht entdecken können, also ging ich gleich zu Rohde und einem anderen größeren Laden, dessen Name mit „O" anfing und der natürlich wegen der Winterpause geschlossen hatte. Rohde überzeugte mich nicht. Zu teuer, zu viel Markenware. Zurück bei Stolz sprach ich eine Verkäuferin an, die mich beraten sollte.
Das tat sie auch hervorragend, aber bis auf eine Jacke fand ich das Angebot nicht wirklich zwingend, da könnte ich auch weiterhin wie ein Hartzer (gemein, ist aber leider ne Geldfrage. Hab ich keins, bleibt Bonprix - besser als Kik) mein Glück bei Bonprix versuchen. Diese helle Jacke war sogar um 50% heruntergesetzt; bei einem Ausgangspreis von 349,-€...
...„passt das preislich nicht in mein Budget", wie ich der Verkäuferin leider mitteilen musste. So kamen wir nicht ins Geschäft. Und da ich auch für meine Löwin nichts Schönes entdecken konnte, musste ich den Laden unverrichteter Dinge wieder verlassen. Auf zum Möwenschiet! Sprach Uli, nicht davon, das Pieter um 12.00 Uhr aufmacht?
Nach einem kurzem Fußmarsch durch die Straßen von Heiligenhafen stand ich vor dem Möwenschiet - Öffnungszeit 14.00 Uhr las ich schon von weitem. Damit hatte ich noch fast ne Stunde Zeit, bis ich eine heiße Schokolade mit Rum zu mir nehmen konnte. Auf der anderen Seite des Hafenbecken, einen Steinwurf entfernt, entdeckte ich zu meiner Überraschung noch zwei Klamottenläden. Wobei das Baltic eher ein Ausstatter für Hochseeangler war, Klamotten sind dort eher Nebensache.
Doch daneben war noch ein interessanter Laden geöffnet, den Namen habe ich leider vergessen. Die nette Verkäuferin zeigte mir als allererstes eine schwarze Jacke, nachdem ich ihr mein Ansinnen schilderte. Diese Jacke passte gleich wie angegossen, war unten auch etwas länger und mit 80,-€ im Sale dazu noch günstig. Hinzu kamen 4 Außentaschen, eine mit künstlichem Fell ausgestattete Kapuze und das Ganze nicht allzu wuchtig, also keine Pumperjacke. Ein Pflichtkauf, ich war sofort begeistert, bin es bis heute. Die Verkäuferin war darüber hinaus so freundlich, meine alte Jacke zu entsorgen. Genau so sollte es laufen, jetzt war ich zufrieden.
aah, die Fischhalle...

Der nächste Bäcker war nach dem Jackenkauf meiner... und das Tablet raus. Viel schrieb ich nicht, da ich noch mit meiner Löwin telefonierte, der es leider nicht so gut ging. Da bedauerte ich es schon etwas, das ich nicht bei ihr sein konnte. Mittwoch Abend würde ich sie heftig drücken. Am Donnerstag mussten wir ja beide bei unseren Jobs erscheinen, meine Löwin dann nach eineinhalb Wochen Krankschreibung.
Kurz nach 14.00 Uhr stand ich vor dem Möwenschiet. Endlich las ich das Schild mit der Öffnungszeit genauer durch. 14.30 Uhr, hallo? Ich Idiot, kann nicht einmal richtig gucken, habe vorhin nur flüchtig hingeschaut. Noch mal eine halbe Stunde, wo sollte ich jetzt noch hin? Denn Heiligenhafen ist nun wirklich überschaubar. Die Fischhalle! Jetzt ein Fischbrötchen und ein Flensburger dazu, scheiß auf den Kakao! Gesagt, getan.
Die Fischhalle ist ja eigentlich nicht der Bringer, da es lediglich eine Atmosphäre nahe einer Bahnhofshalle bietet. Ich packte meine Tasche schon mal an einen Tisch bei dem Tresen. Die paar Fischbrötchen, die in der Auslage waren, sahen nicht wirklich Klasse aus. Also bestellte ich einen Bremer. „Warm oder Kalt?" fragte die Verkäuferin.
Ich entschied mich selbstverständlich für kalt und orderte noch ein kleines Flensburger. „Das müssen Sie bei meiner Kollegin (2 Meter weiter rechts am Tresen!) bestellen. Aber die Kollegin macht grad Pause. Na gut, ich mach Ihnen eins." Die Verkäuferin machte einen wirklich gelangweilten Eindruck. Einen ganzen Abend würde ich nicht in diesem Schuppen verbringen wollen, ein bisschen Gemütlichkeit erwarte ich nun mal von einer Fischhalle. Da bin ich aus Flensburg ein gänzlich anderes Niveau gewohnt.
Das Brötchen mit dem Bremer war darüberhinaus kein kulinarisches Highlight, das Ding lag knapp über dem Nordsee Level. Und zu dem Preis hätte ich aktuell zwei McFish beim Amerikaner bekommen. Allein das ist schon ein Armutszeugnis für eine Fischhalle. Das Flensburger fühlte sich im Magen auch nicht gut an. Durchgezapft, zu viel Kohlensäure halt. Doch das erste Bier des Tages brennt bekanntlich häufig genug, auf alle Fälle nach einem Abend wie dem Gestrigen.

Samstag, 25. Februar 2017

Hartmudo: Kurzurlaub

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So schnackten wir mit Pieter noch ein wenig zu dem einen oder anderen Bier. Hier erfuhr Uli die neuesten Stories aus Heiligenhafen, ehe wir uns kurz vor Ladenschluß verabschiedeten, weil wir noch was essen wollten. Kurz vor 19.00 Uhr, das passt.
Das Orfeo Greco ist ein griechisches Restaurant gleich neben der Achterstraße, in der sich unsere Ferienwohnung befand. Das Lokal hatte laut Uli nicht nur eine gute und preislich annehmbare Küche, sondern auch einen riesigen Raucherraum. Weiß der Geier, wie der Betreiber das genehmigt bekommen hat.
Ein weiterer Vorteil dieses Lokals ist, das der erste Ouzo vom Haus bereits vor dem Essen serviert wird. Den braucht man allerdings auch, denn einen Nachteil gibt es ja bekanntlich immer. Und dieser Nachteil heißt Krombacher. Selbst jetzt noch, wo ich dies schreibe, schüttelt es mich bei dem bloßen Gedanken an diese Plürre. Der Schaum fällt schnell zusammen und die geballte Ladung Kohlensäure lässt Deinen Magen schreien. Wenn man es wenigstens wegrülpsen könnte. Das man hiernach auch kein anderes Bier mehr trinken mag, kommt erschwerend hinzu.
Das Essen war dagegen zugegebenermaßen Klasse. Ich hatte einen Nudel-Hack Auflauf, mit Käse überbacken. Der bald Ziegelstein große Quader lag in einer Tonschüssel mit Tomatensoße, was die Mahlzeit nicht zu trocken geraten ließ. Das ich es nicht aufessen konnte, lag lediglich an meinem vollen Magen dank der Biere im Möwenschiet.
Anschließend, also nach dem letzten Ouzo, gingen wir in unser Appartement. Noch vor Betreten des Orfeo Greco hatte ich von einer nahen Tankstelle noch eine Dose Erdnüsse und zwei Tüten Harribo Konfekt gekauft. Da wir in der Wohnung kein Bier hatten, Uli dort auch keins trinken wollte und dies auch tatsächlich während aller drei Abende nicht tat, war dies für den weiteren Abend notwendig.
Blick ums Hafengelände

Wir schalteten die Glotze an; 20.15 Uhr am Sonntag, heute war der Polizeiruf 110 dran. Ich weiß leider nur noch, das er in Magdeburg spielte, weil ich bereits nach einer Viertelstunde immer wieder einschlief. Die letzten 5 Minuten, die ich im wachen Zustand verbrachte, trugen nicht mehr zum Verständnis des Films bei. Ein zwischendurch immer mal wieder seitlich zum Sessel geworfene Blick verriet mir, das auch Uli die Markisen vor seinen Augen heruntergelassen hatte. Wenigstens hatten wir beide noch vor dem Wegnicken jeweils eine Tüte Harribo weggenagelt.
Die Nüsschen saugte ich mir anschließend zur Nacht, in meinem Bettchen liegend, ein. Ein paar Seiten in einem neuen Roman schaffte ich noch, dann stöpselte ich die Schlafmaske ein und machte das Licht aus. Alles gut, sollte man meinen.
Leider war ich um halb Fünf schon glockenwach und konnte nicht mehr pennen. Aufgrund eines dringenden, größeren Bedürfnisses stolperte ich wie im Tran die schmale Treppe in Richtung Badezimmer herunter. Nachdem das geklärt war, musste ich voller Schrecken feststellen, das meine Nase dicht war. Damit war an ein schnelles Einschlafen nicht mehr zu denken, weil mit der Schlafmaske geht bei zugeschneutzter Nase gar nichts. Ich bereitete mich also auf eine lange Wachphase mit der Lektüre von Spiegel Online auf dem Tab vor. Steinmeier war am Vortag zum Bundespräsidenten gewählt worden. In diesem Staat kriegt doch tatsächlich jeder Apparatschik seine Schäfchen ins Trockene, unglaublich.
So irgendwann nach Sechs Uhr schlich ein schlaftrunkener Uli in Richtung Küche an mir vorbei. Nach dem Pinkeln noch einen Schluck Wasser, dann wieder hinlegen. Er konnte es gar nicht fassen, das ich schon wach war. Kurz erklärte ich ihm mein Dilemma und kopfschüttelnd schlich Uli dann in sein Zimmer, um weiterzuschlafen. Auch ich verspürte eine gewisse Müdigkeit und keine Lust, jetzt noch stundenlang hundemüde vor dem Tab zu sitzen und die Geschehnisse um Steinmeier zu verfolgen.
Um halb Sieben legte ich mich deshalb doch ab, die verquollene Nase verarztete ich mit dem Nasenspray, welches ich gottlob mitgenommen hatte. Und was soll ich Euch sagen; Als ich kurz nach 9.00 Uhr aufstand und mich in meine Klamotten zwängte, war Uli sogar schon wach, besser gesagt aufgestanden. Der Kaffee lief gerade durch und ich schlurfte aus der Wohnung, um Brötchen zu besorgen. Dies war halt mein Part, da Uli schlecht laufen kann.
Nach 2 Stockwerken im Haus und ca. 50 Meter Kopfsteinpflaster bergauf bog ich links um die Ecke. Jetzt waren es nur noch 200 Meter bis zum Insel Bäcker. Für jeden 3 Brötchen und ein süßes Teil, also Hörnchen oder Rosine. Dazu kaufte ich noch ein Glas Fehmarner Marmelade. Boysenbeere hieß die Sorte, zu sehen auf dem Etikett waren Brombeeren. Egal, wie Du die Beere nennst, die Marmelade war so richtig lecker, weil nicht so süß.
Ein bisserl Teewurst zog ich mir zum Frühstück außerdem noch rein, während Uli seine Brötchen vor dem Fernseher verspeiste. Da ich den Heilighafener Boten, die zweimal wöchentlich erscheinende Tageszeitung, vergessen hatte, zog Uli sich die Sportnachrichten via Teletext rein. Unser Frühstück zog sich bis Elfe hin, danach konnte der Tag beginnen.
Nicht nur meine Nase war verschnupft, auch Uli kämpfte seit der Nacht mit einer schweren Erkältung. Bedauerlicherweise hatte es ihn erheblich schlimmer als mich erwischt. Da bei ihm offenbar auch die Bronchien in Mitleidenschaft gezogen waren, überfielen den Ärmsten in der Nacht Panikattacken, weil er kaum Luft bekam. Wir tippten bei Uli auf eine stressbedingte Erkältung, weil er nach arbeitsreichen Wochen und Monaten nunmehr erstmals zur Ruhe kam. Da nimmt sich der Körper einfach eine Auszeit.
meine geliebte Seebrücke, Heiligenhafen

Aber deshalb in der Ferienwohnung herumzuhocken, kam für Uli selbstverständlich nicht in die Tüte. Ein bisschen von der frischen Seeluft würde ihm gut tun. Also setzten wir uns mit dem Auto in Richtung der Seebrücke in Bewegung. Dort angekommen, zeigte mir Uli die nagelneuen Heilighafener Bauten in seiner ganzen Pracht. Hatten sie doch tatsächlich die gesamte Fläche vor der Seebrücke mit Appartementhäusern zugepflastert!
Mit Glück und Geschick ergatterte Uli einen Parkplatz, von dem aus wir nicht allzu weit zur Seebrücke laufen mussten. Ich war erstaunt. Zwischen unbewohnt scheinenden Häuserblöcken mit bis zu 8 Stockwerken gingen wir auf der breiten Allee in Richtung Brücke. Alles wirkte menschenleer, die neu errichteten, schweineteuren Boutiquen im Erdgeschoss dieser Blöcke waren komplett geschlossen, auch die Grillbar am Ende dieser Allee nebst der gegenüber liegenden Kneipe im Holzhaus, das als Bretterbude titulierte Hotel für den Surfer mit dem großen Geldbeutel, waren dicht. Leider, denn einen Kaffee oder auch ein Bierchen hätten wir schon gut vertragen können.

Donnerstag, 23. Februar 2017

Hartmudo Spezial: Mutter

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Kurz war sie, die Nacht nach der Biermeile. Der Tag gestern war so richtig schön gewesen und meine Löwin und ich nahmen uns für das Frühstück Zeit. Die 2 liefen als Begleitung im Fernseher, der Urlaub drohte somit entspannt zu werden. Irgendwann an diesem späten Vormittag telefonierte ich mit Berta wegen Mutter.
Ich hatte wohl noch während der Biermeile mit Berta gesprochen, auf jeden Fall ging es dabei um einen Fernseher. Mutter war wohl gut in der Reuterstraße angekommen und Berta konnte mir auch gleich die Zimmernummer geben. Sunny wollte mit Reiner wohl noch klären, ob sie einen hätten. Ich bot unseren Minifernseher aus der Küche als Ersatz an, falls Sunny keinen Fernseher zur Verfügung stellen könnte.
Beim Telefonat diesen Sonntag konnte mir Berta leider nur sagen, dass Sunny doch keinen Fernseher erübrigen konnte. Allerdings wollte ein Pfleger wenigstens ein Kabel für die Gemeinschaftsantenne bereit legen, so dass ich die Zimmerantenne wohl nicht benötigen würde. Dankenswerterweise stellte meine Löwin den Fernseher zur Verfügung – denn bei meiner Zusage vom Vortag hatte ich vergessen, sie um ihre Erlaubnis zu fragen. Jetzt konnte ich am frühen Nachmittag zu Mutter in die Reuterstraße fahren und ihr den Fernseher bringen.
Das besagte BBG Heim liegt gemütlich tief in der Reuterstraße drin. Diese geht von der Helmstedter ab, leicht erkennbar, da nebendran das Cafe „Zur Erholung“ liegt.
Wie passend, dachte ich unwillkürlich. Denn gegenüber vom Cafe, auf der anderen Seite der Helmstedter, ist der Hauptfriedhof. Und ganz genau gegenüber befindet sich das Krematorium. Trotz der sehr milden Temperaturen hatte ich mich zur Fahrt mit dem Auto entschieden. Klar, ich hatte ja den Fernseher dabei. Das ich relativ weit abseits vom Eingang parken musste, war an einem Sonntag nicht anders zu erwarten.
Dennoch war ich missmutig und schleppte den Fernseher samt Tüte mit der Zimmerantenne, die ich ja sowieso nicht brauchen würde, aber mitnehmen musste, weil mir meine Löwin das so befahl… In der Tüte war nur die Zimmerantenne… die Fernbedienung! Ich hatte sie vergessen, ich Idiot! Ohne Fernbedienung läuft die Kiste doch nicht, sch…
Wutentbrannt warf ich den Autoschlüssel auf die Straße. Immer wenn ich unter Stress stehe, neige ich zu derartigen spontanen Entladungen, rein emotionell betrachtet. Im Nachhinein war es wenigstens positiv, dass der Schlüssel dabei unter unser Auto segelte und nicht unter ein anderes oder gar in einen Gulli.
Schwer atmend angelte ich den Schlüssel unter dem Auto hervor und begann zu überlegen. Zurückfahren kam natürlich nicht in Frage (warum eigentlich nicht?), vielleicht klappt das ja auch so. Leicht beruhigt trat ich durch den Haupteingang und passierte die Schranke aus mehreren Demenzkranken im Rollstuhl, die auf was auch immer zu warten schienen.
Im zweiten Stock fand ich das Zimmer Zwo-Null-Vier auf Anhieb, stand ja auch Mutters Name drauf. Der Schlüssel steckte.
Beim Klopfen kam von Mutter keine Antwort, da stand ich nun mit dem Fernseher. Egal, ich schloss die Tür auf, um den Fernseher abstellen zu können. Mutter war doch tatsächlich nicht da, ich würde sie im Haus suchen müssen. Normalerweise ist das sehr ärgerlich, aber in diesem Fall freute es mich eher. Zeigt das doch, das Mutter sehr schnell den Anschluss an das Leben in einer Einrichtung gefunden hatte. In irgendeinem Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss fand ich Mutter schließlich, eine Sozialarbeiterin hatte wohl zum lockeren Gedankenaustausch geladen. Mehrere Heimbewohner saßen da auch herum und ich grüßte alle freundlich, als ich Mutter aus dieser Hölle befreite.
Denn die Hälfte der dort Anwesenden machte leider einen geistesabwesenden Eindruck, unwillkürlich fielen mir mehrere Zombiefilme ein. Mutter war richtig erleichtert, als ich sie dort herausholte. Mein Optimismus bezüglich ihrer Akklimatisierung war anscheinend verfrüht. In ihren Zimmer äußerte sie sich kurz darauf auch dementsprechend.
Den Fernseher hatte ich schnell in einer Schrankwand aufgestellt, aber das versprochene Kabel für die Gemeinschaftsantenne war natürlich nicht da. Hinzu kam, das sich an der Wand lediglich zwei Steckdosen befanden und in einer schon Mutters Radio angeschlossen war, auf welches sie nicht verzichten wollte.
Da für die mitgebrachte Zimmerantenne kein Platz im Regal war, schloss ich den Fernseher nicht an. Mutter fand dies nicht schlimm, sie fühlte sich nach wie vor noch ermattet und hörte im Moment auch lieber Radio. Ich denke, dass sie lediglich Rote Rosen und Sturm der Liebe vermisste. Zwei Telenovelas, die meine Löwin auch gern guckt, wie z. B. ein Udo Lindenberg auch. Viele Menschen schauen das ja heimlich.
Genug davon, wichtig ist das Zimmer. Das Bett steht neben der Tür in der Ecke, ansonsten ist lediglich ein Nachttisch, ein Beistelltisch mit Stuhl und eben diese Schrankwand im Raum. Alles farblich in zeitlosen „wie Holz“ Farben im später Möbel Boss Gotik aufeinander abgestimmt . Dazu ein kleiner Balkon, auf dem gar nichts stand.
Aus einem nahe gelegenen Aufenthaltsraum besorgte ich heimlich einen Gartenstuhl, damit Mutter bei dem momentan schönen Wetter wenigstens ab und zu auf dem Balkon sitzen konnte. Insgesamt schien sie mir besser drauf zu sein als im Krankenhaus, so dass ich sie, derart beruhigt, zufrieden verlassen konnte.
Im Gehen versuchte ich noch eine Lösung für das Kabel zu finden. Ein Pfleger namens Herbert sollte das Antennenkabel versprochen haben. Der erste (und einzige) Pfleger, den ich im Flur traf, hieß allerdings Peter. Peter betonte besonders deutlich, das Herbert nur eine Hilfskraft sei, während er ein exalminierter Altenpfleger ist. Bekanntlich sind diese Flitzpiepen ja die Herrscher aller Reusen.
Das mit dem Kabel würde der Hausmeister am Montag regeln, meinte er. Nun gut, die Fernbedienung hatte ich ja eh vergessen. Da war eh nichts zu beschicken und Mutter hatte ja noch ihr Radio zur Verfügung. So fuhr ich entspannt nach Hause, wohl wissend, dass ich am nächsten Tag wiederkommen würde.

Montag, 20. Februar 2017

Hartmudo: Kurzurlaub

1 Falls es Jemanden interessiert (wehe, wenn nicht): Meiner Löwin ging es nach ihrer OP von Tag zu Tag erheblich besser. Und dass sie zur Regeneration eineinhalb Wochen nicht arbeiten brauchte, half ihr dabei. Allgemein nennt man das Krankschreibung. Das brauchte sie auch, nach all dem Stress in den letzten Wochen und Monaten.
Sicherlich war mein Stress nicht so heftig wie ihrer, aber als Uli mich kurz nach dem Jahreswechsel fragte, ob ich nicht Lust hätte, ihn Mitte Februar nach Heiligenhafen zu begleiten, sagte ich spontan zu. Mein letzter Urlaub im Oktober war von Mutter's Tod überschattet und anschließend ging die Schlammschlacht unter uns Geschwistern wegen des Erbes los.
Meine Löwin litt genauso darunter wie meinereiner, aber zusätzlich musste sie noch einen ewig nörgelnden Ehemann ertragen. Jawohl, für Hartmudo war es Zeit für eine Auszeit. Umso überraschter, aber auch erfreut, war ich, als meine Löwin für ein paar Tage auch noch mitkommen wollte.
Doch daraus wurde leider nichts. Letztlich verhinderten andere Verpflichtungen wie Angelverein und der mit einer Reise verbundene Stress ihre Teilnahme. Oder war sie am Ende froh, ihren „Grantler" ein paar Tage lang los zu sein? Egal, dank ihrer Krankschreibung konnte meine Löwin eh nicht mit. Uli's Freundin dagegen freute sich auf eine knappe Woche ohne Uli, wie er mir glaubhaft versicherte. „Die Katze" und er arbeiten schließlich auch tagtäglich zusammen in ihrem Laden, da tut eine Pause sicherlich gut.
Ich für mein Teil würde schon am Mittwoch mit dem Zug wieder zurückfahren. Das sind dann zwar nur 3 Nächte, aber auf der Arbeit sind wir zur Zeit unterbesetzt und eine ganze Woche wäre mir etwas zu lang, da zuhause auch noch ne Menge Arbeit auf mich wartet. Die leidige Angelegenheit um den Nachlass meiner Mutter, die Gräfin sowie die Fernsehzukunft meiner Löwin und mir erfordern meine Aufmerksamkeit.
Am 12. Februar gegen 11.00 Uhr war es dann soweit. Uli holte mich mit seinem Wagen ab und wir fuhren los geht Norden. Sonntags sind die Autobahnen ja frei, und auch wenn die Sonne nicht vom Himmel brannte, so regnete es wenigstens nicht. Nasse oder vereiste Fahrbahnen wären selbst für einen Volvo problematisch, da rutscht man schnell man in den Graben.
verdeckter Blick auf den Hafen

Diese Befürchtung teilte ich selbst natürlich nicht, hatte ich Ulli doch vor fast 30 Jahren beim Taxifahren kennengelernt und somit Vertrauen in seine Fahrkünste. Der Kutscher kennt den Weg. Dies war unser erster gemeinsamer Urlaub seit Ende der 80er Jahre des letzten Jahrtausends, jedenfalls ohne unsere Frauen. Und selbst „komplett" waren wir in den letzten Jahren lediglich zweimal zusammen weggefahren. Auch nach Heiligenhafen übrigens.
Glücklicherweise brauchten wir keinen Stau zu befürchten, da Sonntags Busse rar und Laster gar nicht unterwegs waren. Deshalb waren wir zügig unterwegs und bereits gegen halb Drei in Heiligenhafen angekommen. Schnell holten wir die Schlüssel für unsere Ferienwohnung von der Vermietungsagentur ab und stellten unsere Taschen in die Wohnung. Die von Uli mitgebrachten Lebensmittel wanderten in den Kühlschrank.
Die Wohnung befand sich zwar im zweiten Stock, was uns beiden alten Säcken beim Herauftragen unserer Plünnen die Schweißtropfen auf die Stirn trieb, war aber dafür richtig Klasse. Uli würde im Schlafzimmer gegenüber dem Badezimmer nächtigen bzw. den einen oder anderen Klafter abarbeiten. Mein Schlafzimmer befand sich eine steile Treppe höher unter dem Dach.
Am Rande des riesigen Wohnbereichs ging die Treppe nach oben, wo ich auf einem schmalen Bett unter einer Schräge mein Nachtquartier ungestört aufschlagen konnte. Dieser Raum war zwar etwas spartanischer eingerichtet, aber von Uli's nächtlicher Arbeit im Sägewerk würde ich nichts mitbekommen. Ich selbst bin ja seit Benutzung einer Schlafmaske als Leisereiter unterwegs; bei Reisen hat meine Löwin immer Angst, das ich schon verschieden sein könnte, weil sie nachts keinen Ton mehr von mir hört. Ein Luxusproblem, was hatte sie sich in all den Jahren immer (zurecht) aufgeregt.
Alles verstaut, der Urlaub konnte endlich beginnen. Das Wetter war annehmbar, soll heißen: Es regnete nicht. Die feuchte Kälte kroch allerdings dennoch bis unter unsere Jacken. Aber wir wollen hier nicht jammern, sind halt an der Küste und nicht in der Sahelzone. Uli brauchte für den ca. 15minütigen Gang bis zum Hafen noch eine kleine Verschnaufpause, denn die Arthrose in den Knien ist leider sehr schmerzhaft.
Wir hatten selbstverständlich ein Ziel. Wir latschten ja nicht blind zum Hafen, um dort eventuell ankommende Fischerboote zu bestaunen. Selbst ich war schon häufig genug in Heiligenhafen gewesen, um zu wissen, das man im Möwenschiet schon am Nachmittag ein vernünftiges Bier bekommen kann. Niemand weiß das natürlich besser als Uli, der in den letzten Jahrzehnten stets mehrmals im Jahr Heiligenhafen anläuft. Man kann mit Fug und Recht sagen, das Heiligenhafen Uli's zweite Heimat ist.
Und das Möwenschiet ist eindeutig Uli's Wohnzimmer. Dank vollverglaster Außenwände ist das mit hellen Möbeln ausstaffierte Lokal tagsüber stets sonnendurchflutet, auch wenn das Wetter an diesem Tag etwas trübe war. Durch den Neubau eines großen Hotels nebendran ist die Sicht nunmehr leider etwas eingeschränkt. Einzig die Sicht auf die andere Seite der Mole mit dem Fischerhaus und vor allem dem „Nordpol" gegenüber dem Möwenschiet ist geblieben. Schade, das man den Binnensee und die Straße zur Strandbrücke jetzt nicht mehr sehen kann.
meine Schlafstatt

Auf alle Fälle war Pieter, der Inhaber des Möwenschiet, richtiggehend erfreut, Uli wiederzusehen. Mich selbst kannte er natürlich nicht, aber da ich mit Uli da war, hatte ich wohl den richtigen Stallgeruch und wurde von Pieter heute als auch am nächsten Tag ebenso herzlich behandelt. Die Biere standen schnell vor unserer Nase und Pieter konnte einige Zeit zum Klönschnack mit uns erübrigen, da im Februar eh nicht so viel los ist. Und genau deshalb hat er seinen Laden im Winter auch nur Nachmittags bis 19.00 Uhr auf; Dienstag und Mittwoch macht er gar nicht auf zu dieser Jahreszeit, in der kaum Touristen da sind.
Uli erwartete im Möwenschiet außerdem noch die Ankunft zweier Freunde aus Heiligenhafen. Diese hatten wir auf dem Weg zum Lokal schon in einer anderen Kneipe sitzen sehen. Die bekennenden Pauli Fans sahen da gerade ihren Heimsieg gegen Dresden. Im Möwenschiet läuft kein Fußball, aber ich nehme es vorweg. Beide kamen nicht und zogen sich wohl noch die beiden Erstligabegegnungen vom Sonntag auf Sky rein. Schade, das wäre ein schönes Frotzeln zwischen uns nach der unnötigen Heimpleite von Eintracht gegen Pauli vom letzten Wochenende geworden.

Montag, 13. Februar 2017

Hardrock Gunter 4/x

Bama hatte als kleines Plattenlabel ein Major Problem, konnte aber trotz des finanziellen Desasters mit „Birmingham Bounce“ weitermachen. Manny Pearson blieb im Geschäft. Und er hatte seine Lektion aus dem Desaster mit den eingestampften Pressungen von „Birmingham Bounce“ gelernt. Als eine andere Aufnahme von Bama, „Blue Ribbon Boogie“ von Chuck Murphy, begann durchzustarten, reichte er die Master an Decca`s Unterlabel Coral weiter.
Hardrock Gunter veröffentlichte noch zwei weitere Singles auf Bama. „Gonna dance all night“ im Sommer 1950 und „Dad gave my Hog away“ sechs Monate später im Frühling 1951. Für viele Leute ist hierbei die Einführung des Ausdrucks „Rock `n`Roll“ in „Gonna dance all night“ eine Erwähnung wert, weil sie diese Worte erst vier Jahre später in Zusammenhang mit Country oder Pop hören sollten.
Schließlich kommt es nicht von ungefähr, das Jim Dawson und Steve Propes in ihrem wichtigen Buch „What was the first Rock `n`Roll Record?“ Hardrock Gunter`s „Birmingham Bounce“ als einen der ersten Rock `n`Roll Songs bezeichneten, noch vor Elvis, Jackie Brenston, Bill Haley oder Joe Turner, die mit vielen anderen Musikern eher verdächtigt wurden, die Ankunft des Rock `n`Roll eingeläutet zu haben.
Das alles bedeutet zugegbenermaßen nicht viel und Hardrock Gunter konnte sich dafür auch nichts kaufen, als Bama kurz darauf seine Arbeit einstellte und die unveröffentlichten Aufnahmen zu Jim Bulleit und seinem Bullet Label aus Nashville abgegeben wurde, der dort noch zwei unbeachtliche Singles herausbrachte.
Es war die Stärke von „Birmingham Bounce“, die das Interesse des A & R Direktors von Decca für diesen Song und auch den Interpreten weckte. Dies brachte Hardrock Gunter einen Plattenvertrag bei Decca ein; er nahm im Januar 1951 die ersten Songs für Decca anlässlich einer Session in Nashville auf. Da seine Popularität einen trotz geringer Plattenverkäufe unerwarteten Höhepunkt erreicht hatte, schien der Erfolg vorprogrammiert zu sein.
Doch leider holte ihn mal wieder ein unerwartetes Event ein. Ausgerechnet am ersten Tag seiner Session für Decca ereilte Hardrock Gunter der Ruf von Uncle Sam. Für den eskalierenden Krieg in Korea wurde der Reservist Gunter wieder benötigt und einberufen. Für nahezu zwei Jahre war Hardrock Gunter dadurch im aktiven Dienst im Koreakrieg gebunden.
Das war ein herber Schlag sowohl für Hardrock Gunter als auch für Decca. Denn selbst wenn er auf Urlaub für Decca Songs einspielen konnte, so stand er eben für Live Auftritte zur Promotion seiner Platten nicht zur Verfügung. Das Resultat war dementsprechend; Die Verkäufe seiner Veröffentlichungen für Decca verliefen relativ enttäuschend.
Kurz vor seiner Entlassung aus dem aktiven Militärdienst im Dezember 1952 besuchte Hardrock Gunter seinen alten Freund Nat Tannen, Inhaber von Tannen Music in New York. Nat empfahl Hardrock einen möglichen Job als DJ bei der Radio Station WWVA in Wheeling, einer Stadt in West Virginia. Auf WWVA lief die renommierte „World`s Original Jamboree Show“. Diese Live ausgestrahlte Country Show gehörte zu der Zeit zu den sechs bekanntesten Shows ihrer Art in den USA. Von Sendungen wie „Louisiana Hayride“, „the Big D Jamboree“ und natürlich der „Grand Ole Opry“ hatte ich schon gehört.
Hardrock bekundete zwar sein Interesse an dem Job, zögerte aber mit einer Zusage, weil er insgeheim auf einen Job bei einem der Rivalen dieser Show hoffte.Trotzdem stimmte er einem Treffen mit dem Programmdirektor von WWVA zu, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Am Tag danach kämpfte Hardrock mit einigen Zweifel bezüglich WWVA und dem Jamboree und fuhr einfach los. Auf dem Pennsylvania Turnpike, einer mautpflichtigen Autobahn, löste er sein Dilemma, zu welcher Show er gehen wollte, und traf eine Entscheidung zugunsten von WWVA.
Da die anderen Orte der Country Shows wie Nashville oder auch Chikago zu weit von New York entfernt waren, entschied sich Hardrock dann doch für Wheeling und WWVA, denn Wheeling war zur 200 Meilen weg von New York. Noch am gleichen Tag fuhr er nach Wheeling, wo er auf Paul Myers traf, mit dem er ein Vorsprechen für den nächsten Tag vereinbarte. Hardrock überstand das Vorsprechen und bekam einen Job, allerdings nicht als Musiker, sondern als Conferencier und Producer des Jamboree. Dazu kam noch ein Job als DJ bei WWVA.
Als Decca Hardrock davon unterrichtete, dass sie den Plattenvertrag mit ihm nicht erneuern würden, sprang MGM ein und gaben Hardrock einen Vertrag. Für MGM nahm Hardrock allerdings lediglich eine Session in Nashville auf. So blieb die Episode bei diesem Label sehr kurz und Hardrock verließ MGM nach kurzer Zeit, was natürlich auch damiz zusammenhing, dass MGM eine Vertragsverlängerung mit Hardrock Gunter ablehnte.

Montag, 6. Februar 2017

Hartmudo: Rückrundenstart

Am letzten Wochenende des Januars ging die zweite Liga endlich in die Rückrunde. Eintracht hatte die Winterpause auf dem ersten Platz verbracht. Alle „Herbstmeister" der zweiten Liga seit Anfang der Siebziger Jahre sind am Saisonende auch aufgestiegen, bis auf Aue einmal. Und obwohl Stuttgart und Hannover mit ihrem drei- bis viermal so hohem Etat nur knapp hinter der Eintracht liegen und ihrerseits die Herbstmeisterschaft vergeigt hatten, sollte doch ein Dritter Platz wenigstens drin sein.
Entsprechend gespannt wartete ich daher am 28. Januar mittags vor der Glotze. 13.00 Uhr, Eintracht ist bei den Würzburgern zu Gast, die extrem kampfstark sind und sich auf den 6. Tabellenplatz spielten. Für die Kickers ist der Abstieg wohl passe. Das war für unsere Eintracht die Gelegenheit, gleich zu Beginn der Rückrunde ein Zeichen zu setzen.
Auch ohne Neueinkäufe in der Winterpause sollte die Eintracht stark genug sein, um in der Rückrunde zu bestehen. Abdullahi war im Sommer vor Saisonbeginn der absolute Hoffnungsträger, jetzt ist er endlich fit und sollte was reißen können. Mit Carlgren hatte die Eintracht sogar den schwedischen U21 Nationaltorhüter an der Angel, aber 1860 bot dem jungen Schweden einfach mehr. Die waren jedoch mal wieder zu dämlich, das Fax rechtzeitig zum DFB zu schicken, so dass Carlgren immer noch in Schweden ist.
Welfencafe bei Edeka

Was soll`s, drauf gesch... Am Vorabend bei der Weihnachtsfeier der Trantüten hieß es noch „hoch die Tassen", jetzt war Mitfiebern angesagt. Leider nicht von Beginn an, da ich mit meiner Löwin einkaufen war. Aber gerade rechtzeitig zum 1:0 schaltete ich die Kiste ein, da waren schon 30 Minuten um.
1:0 für Würzburg nach einem flachen Schuss aus 20 Metern, der für Fejzic schwer zu sehen war. Wahrscheinlich fiel er deshalb wie eine Bahnschranke in die rechte Ecke. Ein bisschen früher und ein wenig mehr Power beim Sprung, dann hätte er die Pille gehabt. So aber führten die Würzburger nach ihrem einzigen Schuss aufs Tor während des gesamten Spiels mit 1:0.
Ein Aufbäumen der Eintracht fand in der Folge nicht statt, ruhig spielten sie ihren Stiefel runter. Erst als Biada und Abdullahi kurz vor Ende ins Spiel kamen, kam die Eintracht zu Chancen. Und, Oh Wunder, in der 92. Minute hatte Nyman eine Sternstunde und bugsieren den Ball über die Torlinie der Würzburger.
Da Hannover und Stuttgart ihre Spiele gewannen, waren alle 3 Teams hinterher punktgleich und 96 Tabellenführer. So schlecht wie die Leistung der Eintracht auch war, aber den nicht unverdienten Punktgewinn beim starken Aufsteiger werte ich als Erfolg, zumal Stuttgart dort vor der Winterpause eingegangen war.
In diesem Moment allerdings, wo ich hier morgens um 8.00 Uhr im Welfencafe im Brawopark warte, dass meine Löwin beim Arzt die ambulante OP hinter sich hat, mache ich mir um den Rest der Saison Sorgen, denn nach dem gestrigen 1:2 auf eigenem Platz gegen das Schlusslicht St. Pauli bestätigte sich eine von Pessimisten schon im Dezember herbeigeredete Krise, die durch die letzten Ergebnisse gerade noch so übertüncht werden konnte.
Bäckerei Priemer

An dieser Stelle stop. Wenn ich an das Spiel gestern nur denke, befällt mich ein Drang zur spontanen Darmentleerung... Also erst mal nach Hause, dann das Einschreiben mit Rückschein an blau.de (mehr dazu in einem gesonderten Bericht) und Sheba im Angebot von Fressnapf. So, Jetzt sitze ich bei Bäcker Priemer in der Kasta. Der Bäcker, der seinerzeit unsere sensationelle Hochzeitstorte gemacht hatte. Weiter...
Gestern fuhren meine Löwin und ich zu Patti und Pocke, um uns Eintracht gegen St. Pauli anzusehen. Tesla und Berthold waren auch anwesend, es gab die drei großen „W", nämlich Wildschweinbratwürste, Wolters und Wodka. Für gute Stimmung war also gesorgt, wenigstens 8 Minuten lang.
1. Ecke St. Pauli, Sobiech kommt völlig ungestört zum Kopfball... 1:0 für Pauli, und das sogar verdient. Mannomann. Warum kommt Fejzic bei der Ecke nicht raus? Wieso spielt Eintrachts kopfballstärkster Spieler mit den besten Zweikampfwerten, also Valsvik, nicht? Vielleicht sehe ich das zu eng, aber diese Fragen sollte man schon stellen, damit sich das in den nächsten Spielen nicht wiederholt.
Das 2:0 in der zweiten Halbzeit war unglücklich, da Eintracht alles nach vorne warf und Boland, der mittlerweile für Schönfeld im Spiel war, als letzter Mann zu langsam in den Ball grätschte und Sahin somit allein auf Fejzic zulaufen und einnetzen konnte. Das 1:2 durch Abdullahi in der Nachspielzeit kam einfach zu spät. Kumbela hatte noch in der ersten Halbzeit eine 100%ige verbaslert.
Das meine Stimmung dennoch angenehm war, lag vielleicht an den 5 Wolters, einem Einbecker (Wolters war alle) und sicherlich an den 4 doppelstöckigen Wodka, die mich den Schmerz, den psychischen, vergessen ließen. Auch meine Löwin und Patti waren guter Laune und unterhielten sich angeregt, ungeachtet des schwachen Spiels der Eintracht.
So gesehen war es ein schöner Nachmittag, wenn auch kurz, da meine Löwin und ich kurz nach dem Spiel los mussten. Phil wurde an diesem Tag 30 und kam kurz vor 19.00 Uhr mit dem Flieger und seinen Kumpels aus Prag zurück, wo sie den Geburtstag ausgiebig gefeiert hatten. Phil wirkte ermattet, als er in Waggum aus dem Flieger kam.
Von der besonderen Begrüßung durch die Family ahnte Phil nichts. Vom Flughafeneingang bis zum italienischen Restaurant daneben musste er die von Harald ausgestreuten Sägespäne zusammenfegen. Die Prinzessin fand das logischerweise besonders spaßig, aber auch Danny und Jessica hatten ihre Freude. Dazu noch die Kumpels - perfekt. Biggi nebst ihrer Mutter, also die Oma, waren auch da. Dora und Herbert sowieso. Dann muss ich nur noch Frida erwähnen, und schon war der Tisch beim Italiener (Il Terazzo) belegt.
Cafe Christo

Ohne die Kumpels, denn die wollten nur nach Hause. Phil musste dableiben, war schließlich sein 30. Geburtstag. Obwohl er von dem herrlichen Buffet nicht herumgeritten und auch nichts trank, konnte er den Gesprächen nicht nur folgen, sondern erzählte selbst eine ganze Menge. Im Vorfeld hatte er sich etwas Sorgen gemacht, weil er die Family einerseits gerne einladen wollte, andererseits hat er nach dem gerade erledigten Umzug in seine neue Wohnung in Göttingen und dem neuen Job als Betriebsleiter einer Continental Butze dort in der Nähe keine Zeit, um dies selbst zu organisieren.
Das übernahm meine Löwin gerne. Und jetzt hat Phil den 30. auch endlich abhaken können. Summasummarum war der gestrige Sonntag doch noch schön, trotz Eintrachts Niederlage. Man gut, dass Hannover schon am Freitag ne Klatsche in Fürth kassiert hatte. Mund abputzen und weiter geht's, Jungs.
Gut. Jetzt fehlt nur noch meine Löwin. Gleich müsste es soweit sein, dann hol ich sie aus dem Venenzentrum ab. Aber zuerst noch einen Kaffee, diesmal im Christo. Den konnte ich allerdings nur antrinken, da sich meine Löwin meldete. Abholen sollte ich sie – mit der OP lief alles gut. Wenn ich von der Eintracht nur auch mal etwas Positives schreiben könnte...

Donnerstag, 2. Februar 2017

Contramann: kurz gesehen im Februar

http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/handys-fuer-kinder-darum-darf-mein-sohn-ein-smartphone-haben-a-1110518.html
Es gibt so allgemeine Themen abseits der großen Themen, die mich noch mehr aufregen können. Es sind solche Nebensächlichkeiten wie hier die Frage, ob ein Neunjähriger ein Smartphone haben sollte oder nicht, bei denen meine mittlerweile konservative, einige würden sagen: technikfeindliche, Grundeinstellung durchschimmert.
Der Autor führt zuallererst das übliche Argument an: Sein neunjähriger Sohn hat einen langen Schulweg und kann so seinen Eltern Bescheid sagen, wenn er sich mit einem Freund verabredet. Das dies auch mit einem Tastentelefon geht, weiß der Autor wenigstens noch.
Das Argument, das der Sprössling seinen Standort bestimmen können soll und im Netz etwas recherchieren kann, ist mal wieder der typische Denkfehler des Vaters, der zwar alt genug für seine Midlife Krise sein mag, aber eigentlich immer noch sein jugendliches Phlegma kultiviert und irgendwo nicht in der Lage ist, seine Verantwortung als Erwachsener wahrzunehmen.
Ein Neunjähriger wird nicht nur etwas auf dem Smartphone spielen, sondern mindestens 80%. In der restlichen Zeit ist er auf Whattsapp unterwegs. Die ganze Zeit schaut der Kleine wie gebannt auf den Bildschirm, auch wenn er über die Straße geht. Die grüne Ampel kriegt er gerade noch mit, aber den Fahrradfahrer…
Das Eltern heutzutage immer glauben, das ihre Kinder wie Erwachsene denken, ist mir unbegreiflich. Und wie haben wir Kinder der 60er Jahre nur ohne Handy/Smartphone unsere Kindheit überlebt?

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/angela-merkel-und-horst-seehofer-kehrtwende-jetzt-kommentar-a-1111198.html
September 2016. Bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern geht die CDU mit blamablen 19% nach Hause. Da fühlte sich dann der Seehofer Horst berufen, ein wenig Stimmung gegen die Flüchtlingspolitik von Frau Merkel zu machen. So weit Herr Kuzmany auf SPON.
Das der Horst häufig den starken Max markiert und dann später klammheimlich abtaucht bzw. eben doch nichts macht, sehe ich genauso wie Herr Kuzmany. Allerdings halte ich im Gegensatz zum SPON Mann die Kritik an der Flüchtlingspolitik für berechtigt, weil Frau Merkel gerade hier lediglich alle Hebel in Bewegung gesetzt hatte, um die unkontrollierte Einreise von über einer Million Flüchtlingen, die stellenweise bis heute nicht erfasst sind, in einen Zuzug von dringend benötigten Facharbeitern umzudeuten.
Sämtliche Medien hatte sie hier eingebunden, selbst einen Großteil der Linken konnte sie hinter sich versammeln. Eine respektable Leistung, wenn man auf Politik a la Francis und Claire Underwood steht. Ich mag sowas nur im Fernsehen, nicht in der Realität.

http://www.spiegel.de/spiegel/piratenpartei-in-deutschland-die-medien-haben-uns-kaputtgeschrieben-a-1111785.html#ref=rss
Diesen sehr schönen Beitrag hat SPON zwischenzeitlich auf Spiegel Plus geschoben. Das bedeutet, das lediglich die ersten Absätze lesbar sind, für den Rest musst Du bezahlen. Ich habe das trotzdem mal verlinkt, weil ich das Scheitern der Piratenpartei nach wie vor als logische Konsequenz begreife.
Zunächst Frau Weisband, die sich erschreckend naiv und vollkommen fehlgeleitet zu den Vorgängen auf dem Maidan äußerte, weil sie gar nicht geblickt hatte, das hinter der vermeintlichen Revolution der „Westen“ stand, der sich nicht zu schade war, extrem nationalistische Kräfte zu unterstützen, bloß um die Russen zu schwächen und sich die Verwertung der Kornkammer Europas zu sichern.
Oder Frau Schramm mit ihrem Femen Blödsinn, als sie sich an dieser idiotischen „Thanks Bomber Harris“ Aktion beteiligte. Erst setzte sie sich für frei zugängliche Medieninhalte ein und als ihr erstes Buch veröffentlicht wurde, war es auf einmal vorbei mit der Umsonst Mentalität. Heuer ist sie bei der Linkspartei.
Der Herr Lauer ist mittlerweile bei der SPD, das sagt schon alles.
Die drei Genannten hatten alle ihren Bekanntheitsgrad, haben einigermaßen Staub aufgewirbelt und politisch nichts erreicht. Träumer oder Schaumschläger – was meinst Du?

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/marina-weisband-aus-piratenpartei-ausgetreten-a-1111661.html
Das passt. Erst im September 2016 wurde bekannt, das Marina Weisband bereits 2015 die Piratenpartei verlassen hat. Sie wollte sich für ihre Projekte an Schulen, in denen die Bundeszentrale für politische Bildung Schülern dank einer eigens entwickelten Software Schüler politische Mitbestimmung ermöglichen möchte, von Parteien unabhängig machen wollen. Außerdem wollte sie den Piraten mit ihrem heimlichen Austritt nicht schaden, obwohl sich die Partei „nicht zum Positiven verändert“ hätte.
Das ehrt sie. Ich habe mich in der Vergangenheit sehr negativ über Frau Weisband geäußert. Das bedauere ich mittlerweile. Ich denke, sie war einfach nur zu jung und naiv, um Politik und die Motive der Handelnden verstehen zu können. Mal sehen, wo sie sich einordnet, wenn/falls sie in die Politik wieder einsteigen sollte.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/ceta-gabriel-trifft-kanadischen-premier-trudeau-a-1112546.html
Vor kurzem hat Siggi Pop auf seine Kanzlerkandidatur verzichtet, er war ja eh chancenlos. Jetzt will er kürzer treten und „nur“ noch den Job eines Außenministers managen. Steinmeier ist ja als neuer Grüßaugust vorgesehen, in dessen Fußstapfen passt selbst Siggi Pop noch rein. Und der Leisereiter Steinmeier fiel eigentlich nur dadurch auf, das er nicht auffiel.
Das kann der Siggi auch ganz gut. Hier nochmal ein Artikel über das leidige CETA Abkommen. Der angebliche TTIP Gegner Gabriel lobt in einem Gespräch mit Kanadas Präsident Trudeau CETA über den grünen Klee. Eine Nebelkerze sondergleichen, denn über den Umweg Kanada können die US Konzerne ihre Bedingungen z.B. in Umweltfragen auch ohne TTIP durchsetzen.
Eines aber darf man nicht vergessen. Martin Schulz ist noch schlimmer als Siggi. Ich fürchte, wir werden dem Siggi als SPD Chef noch einmal nachtrauern müssen.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/einheitsfeier-in-dresden-merkel-spricht-von-tag-der-freude-a-1115003.html
Beim Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober sonderte Frau Merkel das übliche Geseier ab, während sie von mehreren Hundert Demonstranten angepöbelt wurde. Vor allem die ausländerfeindlichen Grundtöne geben zu denken. Das ist sicherlich nicht schön, aber mich wundert daran eigentlich nur, das dies nicht öfters geschieht.
Das Anpöbeln meine ich selbstverständlich. Befremdlich finde ich aber die Aussage des Bundestagspräsidenten Lammert. „Durchaus eine kleine Dosis Zufriedenheit“ könne sich Deutschland erlauben. Na ja, davon können sich Arbeitslose oder Rentner aber auch viel kaufen.