Montag, 26. September 2016

Udorallala: Top Songs 5/?

Im Dudel-Radio spielen sie gerne die Hits der 70er oder 80er, doch „meine“ Hits sind da nie dabei. In loser Folge schreibe ich deshalb über einzelne Songs und warum sie so wichtig, bahnbrechend oder anders wie bedeutend sind. Für mich, für Dich, für uns alle.
Ding Dong – That`s my Song!

AC DC – Ain`t no Fun (waiting round to be a millionaire)
Bon Scott verstarb am 19. Februar 1980. Der Song entstand kurz nachdem Bon Scott bei AC DC eingestiegen war, also ca. 1972. In diesen 8 Jahren konnte Bon Scott seinen Aufstieg zum Millionär erreichen. Allein, er hatte nicht mehr viel davon. Aber eines ist gewiss: Er hatte beim Warten auf den Erfolg reichlich Fun.
Dieser Song ist geil, wenn er von Bon Scott selbst gesungen wurde. Sein Nachfolger bei AC DC, Brian Johnson, war als Sänger nicht schlechter. Aber bei diesem Song… Denn ich kriege jedes Mal eine Entenpelle auf dem Rücken, wenn Bon Scott die folgenden Zeilen intoniert:
“I got holes in my shoes
I got holes in my teeth
I got holes in my socks
I can't get no sleep
I'm trying to make a million”
Dieser Trotz, diese Verzweiflung in der Stimme… unerreicht. Die ersten Platten von AC DC glänzten eben nicht nur durch den scheinbar simplen Boogie Rhythmus, sondern eben durch diesen näselnden Gesang. Von Anfang/Mitte der 70er kenne ich keinen anderen Sänger aus dem Hardrock Bereich, der einen auch nur ähnlich animalischen Gesang hinbekam.
Dies wirkt natürlich erst richtig im Zusammenspiel mit dem stampfenden Boogie der Rhythmusgitarre eines Malcolm Young, der auf der Bühne nahezu bewegungslos im Hintergrund stand. Da seine Gitarre eher im Vordergrund abgemischt wurde, wirkte der Sound noch druckvoller.
Angus legte seine Solis darüber, diese waren ja noch nie sensationell, eher durchschnittlich. Sein Ding war mehr die Bühnenshow. Mit kurzen Hosen und Schulranzen auf dem Rücken sprang er über 40 Jahre lang auf der Bühne rum. Bass und Schlagzeug spielten sauber, aber auch nicht herausragend.
Ich rede hier in der Vergangenheit, weil in diesem Jahr mit dem Ausfall von Brian Johnson nur noch die Tournee mit Axl Rose (!) als Sänger beendet wurde. Malcolm hat mittlerweile Alzheimer (!) und musste auch schon aussteigen. Spätestens jetzt sollte es das gewesen sein. Sie waren ja auch lange genug im Geschäft.
Ähnlich wie die zur gleichen Zeit erfolgreichen Boogie Rocker von Status Quo wurden sie in all den Jahren von den professionellen Kritikern ob der Schlichtheit des Sounds belächelt,. Das ist natürlich Quatsch, denn hinter den vermeintlich einfachen Songs steckt harte Arbeit. Und gute Songs muss man erst einmal schreiben. Bon Scott als Sänger wurde hier immer unterbewertet, eine schöne Stimme ist eben nicht alles. Als einer von wenigen Sängern im Rock `n` Roll Business schaffte er es, die Texte seiner Songs auch mit dem Timbre seiner Stimme auszudrücken.
„Ain`t no fun waiting round tob e a millionaire“ wurde im September 1976 auf der australischen Fassung von „Dirty Deeds“ veröffentlicht. Da war „Dancing Queen“ von Abba in England auf Platz 1, „In Zaire“ von Johnny Wakelin immerhin auf Platz 6 notiert. Rockigere Songs, selbst Punk von den Pistols sucht man da vergebens. Doch, halt: „Mystery Song“ von Quo habe ich auf Platz 28 gesichtet. Aber sonst Disco und Plätscherpop.
Der Titel dieses Songs geht auf ein PS von Bon Scott an seinen Bruder Graeme in einem Brief an seine Frau Irene zurück: "If you can still manage the other $50 I'd love ya f'rever. It's no fun waiting round to be a millionaire!!!" Dies schrieb er wohl während der schlecht laufenden Australien Tour seiner ersten Band Fraternity in England. Die Band löste sich auf und Bon Scott stieg, in Australien zurück, bei AC DC ein.
So einfach ist das manches Mal. Geiler Song.
PS: Das Video zeigt nur die Lyrics. Aber eine Liveaufnahme mit Bon Scott von diesem Song gibt es wohl nicht. Dann lieber so als einen Clip mit Brian Johnson.

Freitag, 23. September 2016

Hartmudo Spezial: Die dicke Wade 11/17

Denn mir ging ja mittlerweile eigentlich gut. Selbst der Zugang wurde mir am Nachmittag "schon" entfernt. Dies musste ich nachmittags allerdings nochmals von der Schwester einfordern, sonst hätten sie mich wieder vergessen. Eigentlich sollte ich nur noch morgen zum MRT, und ansonsten auf das Ergebnis warten. Da hatte meine Löwin mehr auszustehen. Dabei konnte ich ihr aber leider nicht helfen.
Meine Löwin bestärkte mich in der Ansicht, das Krankenhaus noch vor dem Wochenende zu verlassen. Rumliegen kann ich letztendlich auch zu Hause. Die wollen im St. Vinzenz nur die Betten voll kriegen.
Wir saßen übrigens vor dem Fahrstuhl in einem Vorflur; Direkt vor uns befand sich der Kreißsaal des St. Vinzenz. In diesem Krankenhaus hatte meine Löwin Danny und Phil zur Welt gebracht, auch wenn der Kreißsaal seinerzeit in einem anderen Stockwerk untergebracht war.
Müde und erschöpft fuhr meine Löwin schließlich nach Hause, um vor dem Arzt Termin noch etwas Ruhe zu finden. Ich mampfte mein Abendbrot, bestehend aus Graubrot und Frischkäse, mit Appetit. Selbst Sven hatte sein Bett entsprechend hochgestellt und aß sein Brot, so verhungert wie er war.
Sven ist Motorradfreak und fährt einen Chopper, weil ihm die 200 km/h Raser auch auf den Senkel gehen. Er steht eher auf das "sanfte Gleiten" einer Harley, hat allerdings keine. Nach seinem Fabrikat habe ich nicht gefragt, sollte er es erzählt haben, weiß ich es nicht mehr. Ist ja nun auch so gar nicht meine Baustelle.
Mit seinem Passat dagegen gibt er gerne schon mal Gas, nur zur Arbeit lässt er sich nicht hetzen, was sehr vernünftig ist. Sven ist stark engagiert in seinem Job, fungiert selbst als Ausbilder und möchte alsbald seinen Meister machen. Im Prinzip ist sein Team eine Art Feuerwehr im Werk.
Wenn am Band irgendetwas hakt, schnappt er sich (er hat immer einen fest zugewiesenen Bereich im Werk) seine Werkzeug Tasche und radelt so schnell es geht zum abgehaltenen Band und muss blitzschnell das Problem lösen, denn jede Minute Stillstand ist richtig teuer.
Während er den Schaden am Band behebt, ist er weisungsbefugt. Des Öfteren muss er dies dem jeweiligen Meister des Abschnitts deutlich machen. Ich merkte ihm an, das Sven an seinem Job Spaß hat und er auch über den Tellerrand der Halle hinaus blickt. Da musste ich unwillkürlich an Danny denken, der ja in Braunschweig ähnlich engagiert zur Sache geht.
Quasi inmitten des Gesprächs schlief er langsam weg, bat mich aber noch, weiter zu sprechen, bis er eingeschlafen war. Das dauerte erwartungsgemäß nicht lange, so dass ich mich der Abendunterhaltung, sprich eine Serie über Netflix anzuschauen, widmen konnte. Jetzt wäre das WLAN hilfreich, denn auf dem Tablet habe ich lediglich eine 1 GB Flat.
Und wieder bekam ich keine Verbindung. Irgendwie machte mich das stinkig, aber nach kurzer Überlegung checkte ich meinen bisherigen Datenverbrauch und stellte erfreut fest, das ich im aktuellen Abrechnungszeitraum noch keine 200 MB verbraucht hatte. Ich würde es einfach mal antesten, ob ich nicht eine Serie wenigstens anfangen könnte.
Die Serie, die ich schon lange sehen wollte, aber zu der ich bislang noch nicht gekommen war, ist "Sense 8", ein Projekt der Geschwister Wachowski und dem Babylon 5 Schöpfer J. Michael Stracynski. Matrix meets Londo Molari, das klingt äußerst reizvoll.
Die Storyline klingt zuerst einmal kompliziert. 8 Menschen aus 8 verschiedenen Städten auf 4 Erdteilen, alle am 8. August zur gleichen Zeit geboren, stellen im Lauf der Handlung fest, das sie mental eng verbunden sind. Sie können sich sehen und in die Umgebung eines anderen Mitgliedes ihres Clusters hinein versetzen, ohne den Ort wirklich zu wechseln. Andere Personen bekommen davon nichts mit.
Ausgelöst wird diese Verbindung durch den Selbstmord von Angel, die sich in den Kopf schießt, damit Mr. Whispers, ein fieser Psychotherapeut, nicht die Mitglieder ihres Clusters identifizieren kann. Ihr Freund Jonas kann sie nicht beschützen, aber er klärt die 8 Protagonisten der Serie nach und nach auf, so das sie Mr. Whispers nicht in die Falle gehen.
Da wäre als erste der 8 zunächst Nomi, eine politische Bloggerin aus San Francisco. Die lesbische Transsexuelle, als Michael geboren, wird von Mr. Whispers eingefangen, der über sie dass Cluster identifizieren und dann zerstören will. Ihre Freundin hilft ihr bei der Flucht.
Will ist Bulle in Chicago und verliert seinen Job, weil er sich aufgrund seiner Hilfe für andere Cluster Mitglieder merkwürdig benimmt. Irgendwann verliebt er sich in Riley, einer DJane aus London. Diese stammt ursprünglich aus Island, wohin sie auch fliehen muss, bloß um dort von Mr. Whispers geschnappt und von Will befreit zu werden. Nur diese beiden begegnen sich auch körperlich, es ist am Ende der Serie der Cliffhanger zur 2. Staffel.

Montag, 19. September 2016

Udorallala: Family 5

Als Urmel mir vor Monaten erzählte, dass Family 5 eine neue CD herausgebracht hätten, war ich hocherfreut. Die wohl beste deutsche Band der 80er Jahre hat nach 12 Jahren wieder ein Lebenszeichen entsandt. Und dann der Hammer: Mitte September gibt es 4 - 5 Konzerte in Deutschland!
Das ich dieses Event mit Urmel zusammen durchstehen muss, war eigentlich klar, hatten doch Peter Heins Lebensweisheiten uns beide stark geprägt. Zuerst sollte es Hamburg sein, weil Urmel und Ilka anschließend nach Lübeck weiter wollten. Lübeck zerschlug sich, weil Isy seit kurzem Lübeck in Richtung Süden zum Studieren verlassen hat. Freitags in Hamburg hätte mir richtig gut gepasst, stattdessen sollte es jetzt Sonntag, der 19. September, werden.
Da meine Kollegin Cleo am Montag dringend Urlaub brauchte, entschied ich mich für die Arbeit. Mit dem ICE am Montagmorgen um 6.31 Uhr ab Berlin HbF fuhr ich zurück und gleich durch zur Arbeit. Ach ja: Diesen Bericht verfasse ich gerade in diesem Zug!
Anders als meine Löwin, die Peter Hein so gar nicht leiden kann, freute ich mich tierisch auf den Sonntag. Mit dem Berlinlinienbus um 13.45 Uhr wollte ich fahren; Die Verspätung betrug lediglich eine Dreiviertelstunde. Nach entspannter Fahrt war ich nach halb Sechs bei Urmel, der schon mit einem kühlen Berliner Pilsener auf mich wartete. Leider war Ilka absent, ich würde sie dieses Mal gar nicht sehen, da sie mit Lotte unterwegs war.
Zum Pils hörten wir die neue CD. Urmels Lieblingssong „Stolpere nicht" lässt eine große Altersweisheit erkennen. Das Motto „Bleib, wer Du bist und laß Dich nicht verbiegen" hatten Urmel und ich uns bekanntlich seit Jahren ans Revers geheftet. Und wenn dieser Text von Unheilig oder Gröhlemeyer gesungen würde, was durchaus zu deren Repertoire passen würde, dann hätte Peter Hein auch meine Löwin als Fan gewonnen.
Nach dem Pils ging es mit der U Bahn zu einem Italiener nahe dem Auftrittsort namens Badehaus. Wir zwängten uns an den Crack Dealern vorbei und bestellten beim Italiener schnell ein großes Flens. Wir hatten gerade unsere Pizza bestellt, als auch schon Hasi draußen an das Fenster klopfte. Auch er konnte sich Family 5 nicht entgehen lassen, musste allerdings erst einmal sein Pullenbier wegschlorken, bevor er sich zu uns gesellte.
Hertha fuhr gerade gegen Schlacke den 3. Sieg im 3. Spiel ein, die Eintracht steht ja zur Zeit bei 5 Siegen in 5 Spielen, allerdings ne Klasse drunter. Vielleicht gibt es nächstes Jahr ein Wiedersehen in Liga 1, wäre schön. Noch ein großes Flens, dann ging es ins Badehaus. Auf der vorgebauten Holzterrasse zwängten wir uns noch einen labbrigen Halben unbestimmter Herkunft in einem Plastikbecher zwischen die Kiemen.
Die Vorband namens „Black Heino" war überraschend gut. Wer über Guido Knopp, Beate Zschäpe und Angela Merkel singt, kann ja auch nicht schlecht sein. Die Drei Mann Combo bot exzellentes Songmaterial im Gewand der frühen 80er. Die Labelkollegen von Family 5 auf Tapete Records haben meine Aufmerksamkeit, da bleibe ich dran.
Mehr darüber dann wohl demnächst auf diesem Kanal, denn nach dem nächsten Halben - Pilsener Urquell aus dem Glas - konnte das Motto nur wie folgt lauten: „Die Zeit ist reif für Family 5"! Und da waren sie auch schon, im kleinen, schlauchartigen Saal vom Badehaus. In rauchgeschwängerter Luft folgten fast 2 Stunden eines herausragenden Konzertes.
Ich habe zwar schon bessere Gigs von Family 5 erlebt, aber häufig leider auch wirklich schwache Darbietungen. Das Medley zu Beginn wies augenscheinlich auf ein Fiasko hin. Peter Hein nölte beide Songs lustlos runter und die Band war noch nicht warm. Aber mit zunehmender Dauer, auch gerade mit den neuen Songs, wurde es besser und besser.
Und immer Pils dazu. Bei den Krachern „Stein des Anstoßes", „Mittwochs in...", „Überstunden" oder auch „Viertelnach" konnten wir den hervorragenden Bläsersatz bewundern. Das Schlagzeug hatte es mir angetan, zusammen mit Mackenthuns Bass bildete es eine solide Grundlage.
Urmel bemerkte zurecht, das Xao zwar ein guter Gitarrist geworden sei, die Band aber früher mit der zweiten Gitarre druckvoller war. Als Herr Türk dann die Trompete für einige Songs mit der Gitarre tauschte, war dies auch deutlich zu vernehmen. Das Konzert endete mit der 3. Zugabe und „Another Girl, Another Planet" von den Only Ones. Eine gute Wahl.
Auf dem Heimweg ließen wir den ermüdeten Hasi in der U Bahn zurück. Da es mittlerweile Mitternacht war, fiel die übliche Nachlese aus. Hundemüde legten wir uns ab, ich für mein Teil hatte ja noch die Arbeit an der Backe. Glücklich und zufrieden kann ich den Bericht nunmehr beenden, da ich im Schnellbus nach Salzgitter hocke und mich schon auf den heutigen Arbeitstag freue.

Mittwoch, 14. September 2016

Uncle Fester: grad gelesen September 2016

John Scalzi – Das Syndrom
Seit „Krieg der Klone“ liebe ich diesen Autor; auch nach manch einer Schwäche. In diesem Thriller kehrt er endlich wieder zu seinem Lieblingsthema zurück, dem Transferieren eines Bewusstseins in einem fremden Körper. Das Ganze erinnert zwar stark an „Surrogates“, jenem sehr guten Film mit Bruce Willis, besticht aber mit einer genaueren und plausibleren Beschreibung der Zukunftsgesellschaft.
Es geht ein Virus um die Welt, die für viele Erkrankte zu einer Art Wachkoma führt, dem sogenannten Haden-Syndrom. Haden, weil die Frau des US Präsidenten das wohl bekannteste Opfer ist. Zum Zeitpunkt dieses Romans, also ca. 20 Jahre nach Ausbruch des Virus, ist diese schon tot. Der bekannteste „Haden“ – so werden die Opfer mittlerweile genannt – ist der Sohn eines Gouverneurs und ehemaligen Basketballlegende. Chris Shane fängt gerade seinen ersten Tag als FBI Agent an und fungiert als Ich-Erzähler.
Die „Haden“, von denen es in den USA ca. 2 Millionen gibt, sind maschinell hergestellte Klone (Threeps), die dank eines im Gehirn implantierten Netzwerks von den Opfern des Virus gelenkt und gesteuert werden. Nur auf diese Art können sie am Leben noch teilnehmen, weil ihre eigentlichen Körper regungslos ans Bett gefesselt sind und von Pflegepersonal betreut werden müssen.
Zu einem guten amerikanischen Krimi gehört natürlich auch ein Partner, hier in der Gestalt von Agentin Vann, einer ehemaligen Integratorin. Integratoren sind Opfer des Virus, deren Gehirn wie bei einem Haden „verdreht“ ist, die aber nicht im Wachkoma liegen. Für einen „Haden“ ist das eine weitere Möglichkeit, mit der Außenwelt zu agieren, ohne mit dem C3PO-mäßigen Look eines Threeps rumlaufen zu müssen. Ein Integrator ist im Prinzip nichts anderes als ein lebender Threep, bei „Benutzung“ durch einen Haden bleibt das Bewusstsein des Integrators sanft im Hintergrund.
Und alle treffen sich dort, wo sich die Hadens ungezwungen und frei fühlen können. In Agora, einer Sim-City ähnlichen virtuellen Umgebung, können die Normalsterblichen mit den Haden offen kommunizieren. Diese sehr interessante Element spielt im Roman leider nur eine untergeordnete Rolle. Hierdran hätte Scalzi noch etwas feilen dürfen.
Die Geschichte hat viel gesellschaftspolitisches Potential. Hintergrund dieses Krimis ist denn auch eine Gesetzesänderung, durch welche die bisher großzügige Unterstützung der Haden durch Steuergelder arg zusammengestrichen werden soll, was der florierenden Haden Industrie gar nicht gefällt.
Schließlich ist es der erfolgreiche Unternehmer Hubbard, der in dem schwindenden Markt eine Monopolstellung anstrebt und vor keinem Mittel zurückschreckt. Mit vereinten Kräften können Shane und Vann Hubbard am Ende überführen und den Haden zu mehr Rechten verhelfen. Den Inhalt habe ich damit sehr kurz gehalten, aber der Plot an sich ist auch nicht mehr als ein normaler weil vorhersehbarer Krimi.
Es ist diese Welt voller „Surrogates“, die Scalzi hier ausbreitet, welche den Reiz des Romans ausmacht. Ich könnte davon noch ne ganze Latte vertragen, sprich Serie.


              

Patrick Lee – Das Signal 

Der zweite Band mit dem Ex Agenten Sam Dryden bietet erneut filmreife Action a la Jack Ryan mit einer ganz zarten Science Fiction Note. Auch hier schreit alles nach einer Verfilmung, wobei inj diesem Fall das Spielfilmformat ausreichend wäre.
Die FBI Agentin Marnie Calvert wird zu einem Tatort in der Wüste gerufen. Ein geistesgestörter Hillbilly hatte 4 kleine Mädchen in einem Wohnwagen festgehalten und missbraucht. Wie Vieh hatte er de Mädchen in einem Käfig gehalten und dann den Wohnwagen mit den eingeschlossenen Mädchen abgefackelt. Da musste ich unwillkürlich an Criminal Minds denken, das ist ein typisches Szenario dafür.
Im nächsten Kapitel wird Sam Dryden mitten in der Nacht von seiner Freundin und ehemaligen Kollegin Claire Dunham zu Hilfe gerufen. Ohne zu fragen begibt er sich in die Wüste und gemeinsam befreien sie die 3 Mädchen aus den Fängen des Irren. Dieser wird dabei abgeknallt.
Erst nach dieser Rettungstat erfährt Dryden den Grund, woher Claire von dem Irren mit den gefangenen Mädchen wusste. Sie zeigt ihm ein Radio, dass Nachrichten abspielt, welche erst 10 Stunden und 24 Minuten in der Zukunft gesendet werden. Dale Whitcomb von der Firma Bayliss war durch Zufall über einen Neutrinoeffekt gestolpert und konnte so dieses Radio entwickeln. Ideal, um Menschenleben zu retten oder andere Katastrophen zu verhindern. Geeignet aber auch zur kriminellen Manipulation von Geschehnissen.
Kaum hat sie ihm dies offenbart, wird sie auch schon von Unbekannten entführt. Claire und Dryden werden überwältigt und in verschiedene Richtung weggebracht. Dryden kann seine Häscher ausschalten und ist auf einmal im Besitz des Radios. Fortan versucht er, Claire zu finden und zu befreien. Hierbei wird er von Marnie Calvert unterstützt., die ihm seine unglaublich wirkende Geschichte nach einer Vorführung des Radios abkaufen muss.
Irgendwann findet Dryden Whitcomb und erfährt die unglaubliche Geschichte hinter der Erfindung. Whitcombs Vater hatte 1942 in Afrika mit seiner Einheit eine deutsche Forschungseinrichtung ausgehoben und für einen Tag halten können. Den Deutschen, die schon seinerzeit mit Neutrinos experimentiert hatten, war diese Einrichtung so wichtig, dass sie alle Energie in die Rückeroberung legten.
Whitcombs Vater hörte dort in einem Radio statt der üblichen marokkanischen Musik ein schrill klingendes, englisches Lied namens „She loves You“. Witzig, wie lapidar Patrick Lee dies in die Geschichte einbaut. Jedenfalls ist Whitcomb selbst ein Guter und stirbt leider auch . Die Bösen sind natürlich ehemalige Nazis, die dank der Möglichkeit, in eine mögliche Zukunft sehen zu können, die Weltherrschaft für die Herrenrasse gewinnen wollen.
Das Geschehen kreist um zukünftige Attentate an dem wahrscheinlichen Präsidenten der USA, Eversman. Jedoch ist dieser auch nur ein Mitglied der Nazibande, hat aber eigene Pläne. Dank der Hilfe von Claire, die sich doch noch selbst befreien konnte, können Marnie und Dryden schließlich Eversman in einer Verfolgungsjagd im Wald abknallen.
Zum Schluss zerstören sie das Radio, weil sie erkennen, dass die Nachteile des Blicks in die Zukunft die Vorteile überwiegen. Das Risiko des Missbrauchs ist einfach zu hoch.
Schön an diesem Roman ist der Aha-Effekt beim Lesen. Bei jeder Szene wird das Dilemma von Dryden und Marnie deutlich. Die Nazis wissen mindestens 10 Stunden im Voraus, wo die beiden sind und was sie machen. Deshalb müssen beide tunlichst jeden Kontakt mit Verkehrskameras und Webcams vermeiden, weil die Bots der Nazis in der Zukunft sämtliches Material sichten. Urplötzlich tauchen so vor Marnie und Dryden Killer auf, weil die Nazis sich darauf vorbereiten können. Und dank eines Tricks können diese noch weiter in die Zukunft schauen.
Darüber verrate ich ausnahmsweise mal nichts. Lest es Euch selber durch. Insbesondere ihr, die ihr Fans von Tom Clancy seid.

Philip P. Peterson – Paradox
Hier haben wir wieder mal einen Autor, der es im Book on Demand Verfahren versucht. Dank eines Lektorats ist dieser wohl zweite Roman des Autors flüssig lesbar und braucht den Vergleich mit etablierten Autoren des Genres nicht zu scheuen. Noch dazu handelt es sich um einen deutschen Autor; der Raumfahrtingenieur arbeitete früher für die europäische Raumfahrtbehörde und ist mit diesem Roman in 2016 für den Kurt-Laßwitz-Preis nominiert.
Zu Recht, wie ich finde. Peterson hat mit dieser packenden Story wie Brandhorst oder der von mir schon hoch gelobte Elbel locker internationales Format erreicht. Da sieht man, was ein unabhängiger Autor im Book on Demand Verfahren so alles reißen kann, ich werde meine Augen in diesem Bereich offen halten müssen, damit mir nichts entgeht.
In diesem Roman geht es hauptsächlich um 2 Personen. Da hätten wir zum einen den alternden Astronauten Ed Walker, der auf seiner letzten Mission als Captain der internationalen Raumstation ISS zum Helden wird, weil er seine Besatzung dank eines waghalsigen Manövers vor dem sicheren Tod bewahrt.
Der junge David Holmes ist Physiker und arbeitet an seiner Doktorarbeit über den Weltraum außerhalb des Sonnensystems. Während seiner Forschungen findet er heraus, das bei allen Sonden, die in den interstellaren Raum geschickt wurden, der Funkkontakt zur Erde in der jeweils gleichen Entfernung zur Sonne ohne Grund abbrach.
Der Raumfahrtkonzern Centauri des exzentrischen Milliardärs Wyman (der Charakter ist Elon Musk nachempfunden) stellt ihn schließlich ein. Wyman träumt von einer Kolonisation von Planeten außerhalb des Sonnensystems. Centauri hat einen Antimaterieantrieb entwickelt, mit dem die Reise zum Rand des Sonnensystems, an dem die Sonden verschwunden sind, lediglich ein halbes Jahr dauert. Der eher theoretisch veranlagte David soll eine Expedition dorthin als Wissenschaftler begleiten.
Captain der vierköpfigen Besatzung ist Ed Walker, der unverhofft zu einem weiteren Ausflug ins All kommt und dabei seine Frau verliert, die es satt hat, dass Ed sich wieder mal ins Weltall verabschiedet. Die Astronautin Wendy, mit der er schon auf der ISS war sowie die Wissenschaftlerin Grace, die de Antrieb mit entwickelt hatte, komplettieren die Besatzung der „Helios“.
Weit über 2/3tel des Romans geht es ausschließlich um das Training zu dieser Mission sowie die auftretenden zwischenmenschlichen Konflikte der vier Besatzungsmitglieder. Das Grace eigentlich Missionsleiterin werden wollte und lesbisch ist, macht diese Person auch nicht markanter. Der Autor hat hier gezeigt, das er im Bereich der Charakterschilderung von Frauen noch Luft nach oben hat.
Jedenfalls wird es auf den letzten 100 Seiten richtig spannend. Als die Helios die Barriere um das Sonnensystem durchstößt, sind die Sterne auf einmal weg. Die Barriere besteht aus intelligenten Nanomaschinen, die vernetzt sind und nicht nur in der Milchstraße, sondern auch in den Nachbargalaxien sämtliche Sternensysteme umschlossen haben.
Die Sterne werden auf die Innenseite der Barriere projiziert, um die eingeschlossenen Lebensformen wie z.B. die Menschen nicht zu beeinflussen. Aber aus ihren Gefängnis darf die Menschheit nicht raus, um andere Systeme zu kolonisieren. Dann droht die Vernichtung.
Da passt es ganz gut, das die Menschheit gerade vor dem dritten Weltkrieg steht. Um diesen Krieg zwischen USA und China zu verhindern, opfert sich Ed uneigennützig, damit die bewegungslose Helios wieder in Funkreichweite zur Erde kommt. Leider wird das Signal abgefangen und der Krieg bricht aus.
In der Schlussszene sieht Eds Frau die Atomraketen starten und sehnt sich nach Ed, der inzwischen wie die gesamte Besatzung der Helios gestorben ist. Nicht gerade ein Happy End, aber eben dadurch ein überraschendes Ende. Ich will mehr von Peterson.

Andreas Brandhorst – Das Schiff

Der neue Brandhorst ist mal wieder unwiderstehlich. 6000 Jahre in der Zukunft wird die Erde von den künstlichen Intelligenzen des Clusters beherrscht. In einem Krieg setzten sie sich gegen die Menschen durch. Die überlebenden Menschen haben nur noch eine Population von ca. 4 Millionen Leben, sind dafür aber unsterblich. Die künstlichen Intelligenzen führen bei jedem Menschen am 30. Geburtstag eine Unsterblichkeitsbehandlung durch.
Leider verlaufen diese Operationen nicht immer erfolgreich, so dass einige Menschen nicht unsterblich werden können. Damit sind sie aber ideal für die Tätigkeit als Mindtalker. Der Cluster dehnt seinen Einflussbereich im Weltall dank Expeditionsschiffen mit quasi Lichtgeschwindigkeit aus und ist zum Zeitpunkt des Romans schon 1000 Lichtjahre ins All vorgestoßen. Hier kommen die Mindtalker ins Spiel. Deren Bewusstsein kann vom Körper getrennt werden und per Funk ohne Zeitverlust auch über 1000 Lichtjahre hinweg übertragen werden. Vor Ort, an den neu entdeckten Orten, können die Mindtalker via Avatare auf die örtlichen Gegebenheiten reagieren und unabhängige Entscheidungen treffen, was den Maschinenintelligenzen nicht möglich ist.
Auf dem Mars wacht der Supervisor, ein zentrales Bewusstsein aus den 129 intelligentesten Menschen vor dem Krieg, über das fragile Gleichgewicht zwischen den Menschen und den Maschinen. Denn die Menschen haben auch eine Widerstandsgruppe namens Morgenröte zu bieten. Eine wesentliche Führungsrolle in dieser Organisation hat Evelyn inne, eine der nur 2 Hauptpersonen dieses genialen Schmökers. Sie versucht schon seit Jahrzehnten, Kontakt mit dem Mindtalker Adam aufzunehmen. Dieser ist 92 Jahre alt und kurz vor dem Tod, aber offenbar immer noch einer der wichtigsten Mindtalker, denn er ist ständig im All unterwegs.
Die unsterbliche Evelyn überredet den greisen Adam zu einem Trip nach den Ruinen von Brüssel, wo sie – die Schlüsselszene des Romans – ein Bild über Adam, Eva und die Schlange betrachten. Die Vertreibung aus dem Paradies hat für die Story Symbolcharakter.
Bei ihren Expeditionen ins All sind die Maschinen auf das einzige hochtechnisierte, aber leider ausgestorbene, Volk der Muriah gestoßen. Und auf den Feind der Muriah, das Schiff. Wie sich herausstellt, hatten die Muriah genau wie die Menschen im technologischen Fortschritt ihren Maschinen immer mehr Macht überlassen, bis diese sich gegen ihre biologischen Erzeuger zur Wehr setzten.
Auch die Maschinenintelligenzen der Erde betrachten sich als evolutionäre Fortentwicklung ihrer biologischen Vorgänger. Im Krieg gegen das Schiff wandeln sie auch die unsterblichen Menschen zu Mindtalkern um, denn die Unsterblickeit kann wieder zurückgenommen werden. Sie wollen auch die Macht des Supervisors brechen und die Macht übernehmen, ja auch die über das Schiff. Doch sie haben ihre Möglichkeiten weit überschätzt und werden ihrerseits vom Schiff assimiliert.
Der Schlüssel zur Vernichtung ist Adam. Nach vielen Irrungen und Täuschungen durch die Maschinen werden Adam und Evelyn ebenfalls vom Schiff assimiliert, jedoch kann sich Adam dank der ihm innewohnenden Schädlingssoftware eine gewisse Unabhängigkeit bewahren. Er sorgt letztendlich mit einigen befreiten Muriah, den letzten ihrer Art, für ein Gleichgewicht zwischen den biologischen und den maschinellen Intelligenzen.
Dieser Roman beschwört nicht als erster die Gefahren der Automation unserer Gesellschaft. Aber er weist nachdrücklich darauf hin, das sich beide Lebensformen ergänzen können und nicht im Widerspruch stehen. Together we are beautiful, möchte man meinen. Auch für unsere reale Welt können wir daraus etwas mitnehmen. Technologie zu verteufeln ist genauso unsinnig wie über die Ökos zu schimpfen. Beides kann sich ergänzen und ergibt in der Summe mehr.
Die Geschichte liest sich toll und durch die Konzentration auf wenige Hauptfiguren lässt die Story nicht zerfasern, was bei über 500 Seiten ja schon mal eine Gefahr darstellt. Ich warte jedenfalls gespannt auf den nächsten Hammer von Brandhorst.

Donnerstag, 8. September 2016

H Lecter: Onkel Hotte 4/x

4
Irgendwann kurz vor Mittag waren Hotte und ich dann wach. Und nüchtern. Die Sonne brannte schon gleißend durch die große Fensterfront und ich fühlte mich immer noch stark ermattet. Hotte dagegen war schon wieder gut drauf und hatte auch seinen Humor nicht verloren.
Ich dagegen hatte meine Erinnerung an den gestrigen Abend verloren und musste von Hotte erst auf den neuesten Stand gebracht werden. Anscheinend war ich am Tisch sanft entschlummert und kriegte gar nicht mehr mit, das der Streit zwischen Wastl und Hotte mehr und mehr eskalierte.
Hotte fühlte sich von der Gruppe ausgeschlossen, mir ging das ja genauso. Nicht nur, das wir ins Nebenhaus abgeschoben wurden, wir wurden am ersten Tag ja schon geschnitten. Und Hotte konnte das in seinem breiten Schädel nicht verknusen, so dass er seinen Frust vor versammelter Mannschaft äußerte.
Wohl deshalb zog ich mich ins Nirvana zurück. Der Höhepunkt war – wie man mir später erzählt hatte – die Androhung von Schlägen für Hatschi. Hotte kannte da ja kein Erbarmen, wenn er einen im Tee hatte. Eine Seele von Mensch, aber wehe, wenn er sich verarscht fühlt. Zum Glück hatte Hotte seine Drohung nicht wahr gemacht; Er hätte gegen Hatschi in jedem Fall den Kürzeren gezogen.
Auf jeden Fall war an diesem Morgen dadurch eines klar: Mit der Mannschaft würden wir erst einmal nichts unternehmen können. Ich erklärte mich mit Hotte sofort solidarisch, zumal mein Ruf bei der Mannschaft, insbesondere bei den Damen, ähnlich schlecht wie der von Hotte war.
Auch ich fühlte mich als Ausgestoßener, da ich ja ebenfalls als notorischer Single und hoffnungsvoller Trinker galt. Hotte und ich waren den anderen Jungs hochpeinlich, insbesondere vor deren Mädels. Wenn ich dies vorher geahnt hätte, wäre ich vielleicht gar nicht mitgefahren.
Zum Glück war ich jedoch dabei und hatte einen meiner schönsten Urlaube auf Granni, ach was: Den Schönsten! Wahrscheinlich war es die schlechte Meinung unserer Mitreisenden über uns, die uns an diesem, den ersten ganzen Tag des Urlaubs, dazu trieb, uns einen Mietwagen zu nehmen und über die Insel zu juckeln.
Die Idee stammte aber eindeutig von Hotte, der Gran Canaria kannte und mir einfach mal die interessanten Stellen auf der Insel zeigen wollte. Wir mieteten also einen kleinen, weißen Peugeot für 2 Tage und fuhren los. Schon nach kurzer Zeit machten wir einen Stopp, um etwas feste Nahrung zu uns zu nehmen. War ja schon Mittag.
Wir saßen auf einer wunderhübschen Terrasse vor einem Landhaus und schauten ins Landesinnere, also genau auf die Landstraße. Die Sonne schien zwar wieder mal extrem, aber wir saßen im Schatten und konnten uns eine frische Brise um die Nase wehen lassen. Das weckte in mir die Lebensgeister, dazu trank ich zugegebenermaßen eine Cola, Hotte war mit Wasser unterwegs.
Hier aß ich zum ersten Mal diese typisch spanische Spezialität, die wir alle kennen: Serrano Schinken mit Wassermelone. Natürlich eingewickelt, will sagen: Der Schinken um ein Stück eiskalte Wassermelone gewickelt. Ich glaube mich zu erinnern, dass in der Melone keine Kerne mehr drin waren. Der Schinken schmeckte anders als der Abgepackte, den wir hier landläufig so verspachteln. Ein Gedicht, das Ganze.
Anschließend fuhren wir weiter nach Las Palmas, der Hauptstadt der Insel und machten dort einen Stadtrundgang. Mir sind noch die hohen, weiß getünchten Häuser der Innenstadt in Erinnerung geblieben. Am Hafen kannte sich Hotte, der alte Schlingel, natürlich bestens aus. Auf seinen vielen Geschäftsreisen lernte er natürlich auch die touristisch weniger bekannten Seiten von Las Palmas kennen, oder wie Bender sagen würde: Blackjack und Nutten.
Am Kai des Hafens sahen wir ein total verrostetes russisches Handelsschiff. Auf so einen Kahn würde ich meinen Fuß nicht setzen wollen, mir fielen bei dem Anblick auch sämtliche billigen Gangsterfilme ein. Eine leicht bekleidete Dame kam uns aus Richtung des Schiffes entgegen und dann an uns vorbei.
Eine Nutte, eindeutig. Hotte wusste zu berichten, dass die Mädchen früher auch schon aufs Schiff bestellt wurden, dort gab es Wodka und eine Menge einsamer Seeleute, fern von der Heimat. Hotte beschrieb das Ganze in der ihm eigenen, abfälligen Sprache. Den genauen Wortlaut habe ich mit den Jahren vergessen.
Hinterher waren wir in einer Kneipe an diesem Hafen, natürlich nicht in der Touristenecke. Ziemlich dunkel war es drinnen und spanisch war die einzig gesprochene Sprache. Ich schaute da nicht so genau hin, aber das Bier schmeckte schon wieder. Ich musste ja nicht fahren, Hotte war an diesen zwei Tagen wirklich vorbildlich.
Auch hierzu wusste er die eine oder andere Räuberpistole zu berichten. An diesem Ort hatte er wohl viele „Nutten“ aufgerissen. Und mit den Seefahrern gesoffen und gezockt. Wirklich wohl fühlte ich mich in der aggressiven Atmosphäre sicherlich nicht, da ich nicht ein Wort Spanisch beherrschte. Aber dank eines weiteren Bieres ließ es sich gut aushalten.
Irgendwann später waren wir wieder zurück im Balkon und Hotte konnte sich nun wieder dem wesentlichen widmen. Wodka Lemon, das war unser Drink in diesem Urlaub, bevorzugt in der Happy Hour. So beendeten wir diesen Tag, ich weiß nicht mehr, wo überall wir gesoffen hatten, aber in diesem Urlaub waren alle Abende heftig.

Dienstag, 6. September 2016

Contramann: kurz gesehen im September

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/angela-merkel-viele-fluechtlinge-sollen-mittelfristig-zurueckkehren-a-1074867.html
Ende Januar waren von unser Kanzlerin neue Töne zu vernehmen. Frau Merkel forderte bei einem Auftritt in Meck Pomm die Flüchtlinge allgemein auf, mittelfristig in ihre Heimat zurückzukehren. Sobald es halt möglich ist. Die jeweiligen Aufenthalte sind z.B. auf 3 Jahre befristet.
Dieser Aussage können nicht nur Befürworter geschlossener Grenzen, sondern auch Aufnahmebefürworter anschließen. Und dennoch…
Da frage ich mich unwillkürlich, warum die Regierung permanent seit eineinhalb Jahren von zu verstärkenden Integrationsmaßnahmen faselt. Wenn die meisten Flüchtlinge sowieso zurückkehren sollen, wenn es wieder zumutbar ist, und dieser Zeitpunkt absehbar ist, warum soll die deutsche Gesellschaft Milliarden in eine Integration investieren, die langfristig gar nicht zustande kommen soll? Also doch wieder nur das übliche Gefasel von Merkel.

http://www.wir-zusammen.de/home
Deutsche Unternehmen engagieren sich für die Integration von Flüchtlingen – Wir zusammen. Du hast sicher schon die Fernsehwerbung hierzu gesehen. Deutsche Unternehmer, sozial engagiert? Ja ist denn heut schon Weihnachten?
Hier wird nicht davon gefaselt, dass die Flüchtlinge bald wieder zurück sollen. Hier geht es eher vielmehr um fehlende Facharbeiter und die drohende Überalterung unserer Gesellschaft. Hier strotzt es nur so von Ausbildungsplätzen und Praktika. Praktika – da ist ja auch kein Mindestlohn erforderlich.
Und daher weht der Wind wirklich: Billige Arbeitskräfte werden gesucht, und die Flüchtlinge, die aus ihren Heimatländern noch ganz andere Löhne und Arbeitsbedingungen gewöhnt sind, meckern eben nicht dumm rum, wenn sie mal unentgeltlich Überstunden abreißen sollen.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/armut-paritaetischer-wohlfahrtsverband-spielt-mit-dem-feuer-a-1078831.html
Auf gewisse Art zum Thema Flüchtlinge passt diese Hasstirade auf SPON von Ende Februar. Der Armutsbericht des paritätischen Wohlfahrtverbandes und die Person des Vorsitzenden Ulrich Schneider steht in der Kritik durch den Kommentator.
Über 15% der Bevölkerung gelten nach dem Armutsbericht als arm, per Definition diejenigen, die weniger als 60% des mittleren Einkommens zur Verfügung haben. Eine selbst nach der UN seriöse Methode, natürlich nicht für einen Kommentator auf Spiegel Online. Denn irgendeiner ist ja immer arm, also was soll es.
Als Krönung dann der Vorwurf, dass dieser Bericht der AfD und deren Flüchtlingshetze in die Hände spielen würde. Der Kommentator sagt am Anfang sogar selbst, dass die Zahlen des Berichts aus 2014 und damit vor Beginn der sogenannten Flüchtlingskrise stammen.
Aber so ist es dieses Jahr fast immer: Jegliche Kritik an unserem ach so gut laufenden Wirtschaftssystem wird sofort mit dem Killerargument negiert, dass damit die AfD gestärkt werden würde.
Zum Kotzen. Mit genau derselben Vorgehensweise hatten die Medien schon in der Weimarer Republik den Aufstieg der NSDAP gefördert. So langsam sehe ich richtig schwarz für unsere schöne „freie“ Marktwirtschaft.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/ttip-blaupause-ceta-handelsgericht-fuer-investorenschutz-a-1079953.html
Aha, Europa und Kanada einigen sich bei den CETA Verhandlungen auf ein neues Handelsgericht. Der Bürger dürfe demnach auf faire Urteile hoffen, wenn sich Investoren und Staaten vor diesem Gericht streiten.
Bullshit! Lass Dich nicht verarschen, Alter. Der Staat gibt die gesellschaftlichen Regeln für seine Bürger und die Wirtschaft vor. Auch ausländische Firmen haben sich daran zu halten und Ende. Wenn mal etwas schief laufen sollte, dann kann ein ausländischer Investor heute auch schon seit Recht vor den bereits existierenden Gerichten durchsetzen.
Hier einen Teil aus der Gerichtsbarkeit herauszulösen und dies der Kontrolle durch den Bürger zu entziehen, entspricht nicht den demokratischen Grundregeln unserer Verfassung. In anderen europäischen Ländern dürfte dies ähnlich aussehen.
Wir reden hier über ein wesentliches Grundelement einer Demokratie. Das Volk wählt seine Regierung – direkt oder indirekt – und hat die Kontrolle über deren rechtmäßiges Handeln. CETA hebelt den letzten Punkt aus. Das allein reicht als Ablehnungsgrund.
So einfach ist das.

http://www.boeckler.de/cps/rde/xchg/hbs/hs.xsl/63056_64004.htm
Hier mal ein ganz anderes Thema. Die kommunale Verwaltung ist nicht mehr der attraktive Arbeitgeber, als der er landläufig gern hingestellt wird. Arbeitsüberlastung durch Stellenabbau, befristete Arbeitsverhältnisse und seit 20 Jahren geringere Verdienststeigerungen als in der Privatwirtschaft lassen die Verwaltung überaltern.
Der einzige Trumpf bleibt hier die relative Unkündbarkeit, die heutzutage allerdings lediglich die Schulabgänger anzieht, welche in der Privatwirtschaft aufgrund großer Konkurrenz und eigener Qualifikation keine Chance hätten.
Ich weiß, es gibt viele Menschen, die Beschäftigte in der Verwaltung für überbezahlt halten. Aber wehe, einer dieser Menschen braucht mal die Hilfe durch die Verwaltung. Dann wünsche ich solchen Leuten, das ihnen eine adäquate Hilfe widerfährt. Eine schlechte Qualität, die sie heute schon unterstellen.
Das musste ich nur mal schnell loswerden.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/landtagswahlen-2016-die-afd-und-der-trump-effekt-kolumne-a-1082379.html
Fleischis Kommentar zu den drei Landtagswahlen Anfang März. Er hat absolut recht mit seiner Kritik an der Politikerkaste von CDU, SPD und Co, die die erdrutschartigen Zugewinne der AfD kleinzureden versucht haben.
Die wesentliche Erkenntnis dieser Wahlen ist die Ablehnung von Merkels Flüchtlingspolitik durch immer mehr Menschen. Das immer noch mehr als Zweidrittel der Wähler die etablierten Parteien, die sich alle hinter Merkels Flüchtlingspolitik stellen, gewählt haben, ist schlichtweg dem Umstand geschuldet, das sich die meisten Wähler richtigerweise nicht an einem Einzelthema abarbeiten.
Noch nicht. Hier schließt Fleischi den richtigen Schluss, das sich die etablierten Parteien mit der steigenden Ablehnung der Flüchtlingspolitik auseinander setzen müssen, statt dies zu ignorieren.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/fracking-us-studie-belegt-grundwasserverschmutzung-a-1084787.html
Jetzt zu einem wirklich wichtigen Thema. Ein amerikanischer Forscher hatte vor 8 Jahren in einem Dorf in Wyoming Probebohrungen durchführen lassen, weil die Bewohner behauptet hatten, dass ihr Grundwasser dank Fracking verseucht sei.
Und siehe da, der Forscher der US Umweltbehörde konnte diese Behauptung in einer Studie sogar bestätigen. Das rief natürlich den Gasproduzenten wie auch den Staat Wyoming auf den Plan. Der Forscher wurde zurückgepfiffen und die Studie sollte nicht veröffentlicht werden.
Der Staat Wyoming untersuchte die Angelegenheit erneut, finanziell unterstützt von dem Gasproduzenten(!). Der Forscher kündigte bei der Umweltbehörde, führte seine Studie zum Abschluss und veröffentlichte diese dank Unterstützung von Kollegen.
Dies ist mal wieder ein Beispiel dafür, dass Wirtschaft und Politik Hand in Hand arbeiten, wenn es um Profite geht. Da wird notfalls auch mal die Realität verbogen, damit die Pfründe gesichert bleiben. Nicht nur in den USA, auch hier in Deutschland.

http://www.heise.de/tp/artikel/47/47821/1.html
Zur Märchenstunde in den Medien kommt zum Abschluss dieser Artikel daher. 2 ehemalige Mitarbeiter des NDR haben in den letzten Jahren über 100 Programmbeschwerden eingereicht. Hauptsächlich die Berichterstattung über die Auseinandersetzungen in der Ostukraine werden von ihnen kritisiert.
Das der Programmdirektor die Beschwerden abschmetterte, verwundert nicht. Interessant in diesem Interview ist die Analyse über die allgemeine Situation der Berichterstattung in den öffentlich-rechtlichen Medien. Da werden z.B. Talkshows ausgelagert, sprich privatisiert und kritische Sendungen werden in die Nebensender wie Arte oder 3Sat verschoben.
Ich frage mich, wieso dann die GEZ Gebühren immer noch so hoch sind.

Freitag, 2. September 2016

Hartmudo: Mutter 3/x

Samstagabend waren wir mit Ulli und der Katze in Wolffs Gasthaus schlemmen, Sonntag zum Geburtstag bei Berta eingeladen. Volles Wochenende also nach dem Dettumer Hoffest und der August konnte beginnen.
Mit dem Termin beim sozialen Dienst der Klinik Salzdahlumer am Dienstag. Berta holte mich nach halb Drei von der Tanke Frankfurter Str. ab. Noch weit vor dem Eingang wartete Sunny auf uns, zusammen gingen wir etwas angespannt in die Klinik zum sozialen Dienst.
Der freundliche Sozialarbeiter erklärte uns die Lage, schonungslos. Der Antrag auf die Einstufung in eine Pflegestufe war schon auf den Weg gebracht, damit konnte er uns also gleich beruhigen. Dazu hatte er einen Platz zur Kurzzeitpflege für Mutter organisiert und für sie freigehalten.
Es gab nur leider das Problem, das sich Mutter äußerst unkooperativ zeigte und unbedingt im Krankenhaus bleiben wollte. Unmissverständlich machte er uns klar, das Mutter das Krankenhaus auf alle Fälle in 2 – 3 Tagen verlassen müsste. Und wenn sie nicht in die Kurzzeitpflege in das für sie reservierte Einzelzimmer, was auch nicht selbstverständlich frei sei, gehen wolle, dann würde er für sie eine ambulante Pflege in der eigenen Wohnung organisieren und gut. Damit hätte er gar kein Problem.
Einen letzten Versuch der Überredung unserer Mutter zur Kurzzeitpflege wollte er am nächsten Vormittag noch unternehmen und bat uns, noch einmal eindringlich auf Mutter einzuwirken, damit sie vernünftigerweise in die Reuterstraße ins Heim der BBG geht. Ich fand den Sozialarbeiter klasse, weil er die Dinge wohl emotionslos anzugehen pflegt. Anders kann man so einen Job auch nicht machen.
Nach diesem Gespräch waren meine Schwestern und ich so richtig gut drauf. Wie gesagt: Ich fand den Sozialarbeiter so richtig gut, weil ich es auch nicht anders machen würde. Obwohl es sich um meine Mutter handelt, würde ich haargenau so vorgehen. Entweder sie akzeptiert die Tatsache, dass sie sich zumindest im Moment nicht allein versorgen kann oder sie lässt es und muss erst einmal so richtig fies mitkriegen, dass es so allein in der Wohnung nicht geht.
Als wir drei Geschwister schließlich im Zimmer von Mutter standen, waren unsere Befürchtungen umsonst. Völlig ruhig und vernünftig hörte sie sich unsere Argumente für eine Kurzzeitpflege an. Als ich ihr dann noch auf meinem Smartphone Fotos vom Heim in der Reuterstraße präsentieren konnte, war sie fast schon begeistert. Auch Berta und Sunny waren erstaunt, wie leicht es Mutter mit einem Mal fiel, die notwendige Entscheidung in die richtige Richtung zu treffen.
Auch Dr. Vogel äußerte seine Zufriedenheit, als wir ihm dies anschließend schon fast freudestrahlend verkünden konnten. Er meinte dann noch, das er sie ansonsten noch einmal auf den Pott gesetzt hätte. Berta informierte den Sozialarbeiter am nächsten Tag von dem erfreulichen Sinneswandel.
Am Donnerstag wurde Mutter dann entlassen. Ich war nicht zugegen, weil ich Donnerstags eh immer lang arbeiten muss und einen Tag vor dem Urlaub ist es schlecht, einen Tag frei zu nehmen. Hinzu kam, dass wir auf der Arbeit einige krankheitsbedingte Ausfälle zu beklagen hatten.
Den Rollstuhl sollte Mutter auf alle Fälle mitnehmen und nicht im Krankenhaus stehen lassen. Grace braucht ihn noch für die Kinder in Neuerkerode, wenn ich das von Sunny noch richtig im Ohr habe. Von uns drei Geschwistern war dann wohl Berta diejenige, die Mutter in der Reuterstraße als erste besuchte. Sunny war am Samstag wohl auch noch da. Ich dagegen glänzte durch Abwesenheit.
Denn der Urlaub von meiner Löwin und mir ging am Samstag auch gleich richtig gut los. Mit Pocke zusammen fuhren wir morgens mit der Bahn nach Berlin zur Biermeile, Patti musste leider absagen. Trotzdem verbrachten wir mit Urmel und Hasi einen schönen Tag auf diesem Fest, den ebenfalls anwesenden Kumpel von Urmel kannte ich noch nicht. Ilka war nicht mit dabei, da sie das Fest schon kannte und selbst keinen Alkohol trinkt. Meine Löwin steht natürlich auch nicht auf grölende Besoffene, aber nachmittags ist das noch nicht schlimm und irgendwann machte sie ihr eigenes Ding und schaute sich alleine um.
So war sie von uns die Einzige, die die wohl 2 km lange Biermeile komplett abgelaufen hat; zusätzlich war sie noch im Alexia, dem Einkaufstempel am Alexanderplatz. An diesem Tag hatte sie laut ihrem Schrittzähler einen neuen Rekord aufgestellt.
Wir Jungs konnten dies von uns nicht behaupten, schafften aber dank der akribischen Aufstellung von Pocke 17 verschiedenen Biere und die Hälfte der Strecke. So gegen halb zwei, nach einer ruhigen Fahrt mit dem Flixbus, waren wir endlich zuhause.