Dienstag, 27. Oktober 2015

Udorallala: Motor an

Es ist Herbst und die Konzertsaison beginnt. Schon seit zwei bis drei Monaten hatte ich auf das Konzert am letzten Wochenende gegiert. Tja, was soll ich sagen: Wir waren da, bei Ohrenfeindt im Musikzentrum Hannover.
Ich hatte hier bereits letztes Jahr über Ohrenfeindt berichten können; die seit einem Monat erschienene sechste Scheibe „Motor an“ ist in der Breite noch besser als sein Vorgänger, obwohl ein Hammersong wie „Auf die Fresse ist umsonst“ fehlt.
Pocke brauchte ich nicht überreden – er hatte Ohrenfeindt schon mal gesehen. Der Lange kannte „auf die Fresse...“ und hatte daher Interesse geäußert. Wegen des Events alleine kam er natürlich mit und wurde dann ja auch nicht enttäuscht. Tesla hingegen hatte keine Lust, sich eine „AC DC Coverband“ anzuschauen und wäre lieber zu „Y & T“ am gleichen Tag in der Bluesgarage gefahren.
Zu Teslas Ehrenrettung muss ich natürlich erwähnen, das er Ohrenfeindt gar nicht kannte und wohl nur auf You Tube ein bis zwei Videos gesehen hatte. Außerdem kam er grade aus dem Urlaub und war noch schlaff. Schade, denn wenn er mitgekommen wäre, hätte er seinen Irrtum selber gemerkt und einen rockigen Abend gehabt.
So fuhren wir zu dritt mit mir als Fahrer (bin halt auch mal dran), trafen im Musikzentrum aber noch einen Kollegen von Pocke. Die Vorgruppe hatte einen guten Sound, spielte aber gefühlt immer denselben Song und langweilte deshalb mit ihrem old fashioned Punk. Doch endlich, endlich war es dann soweit.
Der „deutsche Dusty Hill“ betrat die Bühne mit seinen Mitstreitern und legte sofort richtig los mit hohem Tempo. Und je länger das zweistündige Roggenrohl Gewitter über uns hinweg donnerte, desto begeisterter zeigte sich der Lange von Keule, dem neuen Gitarristen. Denn auch in den langsamen Passagen zeigte sich dieser höchst souverän und zeigte eindeutig, das man Ohrenfeindt nicht einfach auf „AC DC Sound“ reduzieren kann.
Dass auch Rose Tattoo und ZZ Top einem als Vergleich einfallen, ist zwar richtig. Richtig ist auch, das das eine oder andere Riff mir arg bekannt vorkam. Aber ich sag nur dazu: Scheiß drauf, aber aktuellere Bands wie Airbourne bringen eben nicht so viel Kraft auf die Bretter. Schließlich wusste der Lange als ausgewiesener Metal Experte Elemente von UFO bis Nazareth und mehr zu erkennen. Überhaupt ist die Songqualität herausragend; und wenn man wie Chris Laut eingängige Songs schreiben will und dazu noch das Ganze mit einer Drei Mann Combo schnörkellos umsetzen möchte, dann kann man das Rad nicht neu erfinden. Ist halt so.
Überhaupt Chris Laut: Gepflegtes Bassspiel zu seinem kehligen Gesang – Chris war eindeutig Herr im Ring, auch als er während eines längeren Gitarrensolos mit seinem Bass durch das Publikum wanderte. Dass bei dieser Reibeisenstimme die komplett deutschen Texte schwer verständlich waren, mag für einige Honks ein Kritikpunkt sein.
Bei Lemmy oder irgendwelchen Trash Metallern meckert ja auch keiner, weil man den Text nicht verstehen kann. Im Vergleich dazu ist Chris`s Gesang so verständlich wie Heintje. Schlagzeuger Andi trieb die Band ordentlich an und kam bis auf zwei, drei Momente immer auf den Punkt. Die Mädels im Publikum zeigten sich von seinem modelmässigen Körper (oben nackig) schwer begeistert.
Meinereiner war vor allem von den älteren Songs überrascht; In den letzten Tagen habe ich deshalb nochmal in die alten Scheiben reingehört. Summasummarum ein denkwürdiges Konzert, und das, obwohl ich fahren musste.
Verlinkt habe ich eine Akustikaufnahme, da erkennt man gute Songs besser. Den Rest kannst Du ja googeln, Alter.

Freitag, 23. Oktober 2015

Special: Contramann – Nur noch kurz die Welt retten

1
Etwas ist faul im Staate Dänemark. Dieser Ausdruck aus Shakespeare`s Hamlet passt natürlich auch zum Staate Deutschland, aber um Staaten geht es ja heute immer weniger. Mehr um Wirtschaftsräume, oder besser Märkte.
Trotzdem hat der Begriff „Staat“ immer noch so seine Bedeutung, weil wir den Staat Deutschland bzw. das Gebiet desselben nach wie vor als Markt begreifen. Dank gefallener Zollschranken aufgrund der EU ist dies kein geschlossener Markt mehr. Diese Volkswirtschaft ist ein freier Markt, auf dem sich auch gern ausländische Investoren wie Firmen tummeln.
Dies macht leider auch Überlegungen zur gerechteren Verteilung der Gewinne aus der Wirtschaftsleistung schwierig, aber Contramann versucht es trotzdem. Aus dem Bauch heraus – so will ich dieses Special gestalten. Ohne größere Nachforschungen, keine oder wenig Zahlen.
Ich will nur etwas rumphilosophieren. Ich lege keinen gesteigerten Wert auf die objektive Richtigkeit meiner Denkansätze, da eine genaue Auslotung bis ins kleinste Detail eh nicht möglich ist. Außerdem verzettelt man sich dabei sehr schnell, was hier kontraproduktiv wäre. Manchmal sieht man aus der Ferne eben mehr.
Wo fang ich denn nun an?
Am Besten drehen wir die Uhr ca. 25 Jahre zurück. Gerade in Deutschland existierten seinerzeit die zwei auf dieser Welt vorherrschenden Wirtschaftssysteme parallel. Im Westen hatten wir die freiheitlich demokratische Grundordnung mit der freien und sozialen Marktwirtschaft. Demgegenüber stand im Osten der real existierende Sozialismus.
Vereinfacht und vom ideologischen Gesäusel befreit, könnte man auch vom Kapitalismus und sozialistischer Staatswirtschaft sprechen. Und gerade vor 25 Jahren brachen die sozialistischen Staatswirtschaften des Ostblocks zusammen.
Das kapitalistische Wirtschaftssystem stellte sich als stärker heraus und verdrängt seitdem nach und nach eventuell noch bestehende Reste sozialistischer Macht- und Marktstrukturen der ehemals sozialistischen oder kommunistischen Staaten. Die DDR wurde gar innerhalb kürzester Zeit aufgelöst und in die Bundesrepublik integriert. Quasi über Nacht wurde den „Zonis“ die westdeutsche Wirtschaftsordnung übergestülpt, ohne dass irgendjemand für die Übergangsphase Sicherungsgarantien der bisherigen Wirtschaftsstrukturen abgeben wollte, um Firmen wie Menschen im Osten Deutschlands einen sanften Start in der „freien Marktwirtschaft“ zu ermöglichen.
Das hatten „wir“ doch 48/49 auch nicht, oder?
Gut, Oskar Lafontaine als Spitzenkandidat der SPD im Bundestagswahlkampf 1990 hatte dies proklamiert, aber gerade im Osten ist er ja eingebrochen. Ich weiß noch, dass er die Wahl gewonnen hätte, wenn nur im Gebiet der bisherigen Bundesrepublik gewählt worden wäre.
Aber die „Ostler“ wollten ja die blühenden Landschaften“ eines Helmut Kohl und bekamen sie dann auch. Was westdeutsche wie westeuropäische Konzerne beim Ausverkauf der ehemaligen DDR Staatsbetriebe über die Treuhand nicht verwerten konnten, wurde halt anders verwurstet. Im Zweifelsfall stillgelegt.
Blitzschnell wurde der Osten angeglichen. In den Supermärkten gab es endlich die lang ersehnten Westprodukte, wenn auch zu Westpreisen. Das führte für viele Bürger der ehemaligen DDR zu einem Problem: Vor der Wende konnten sie keine Südfrüchte kaufen, weil es keine gab. Nach der Wende hatten sie keine Jobs und damit kein Geld dafür.
Dies Beispiel ist zugegebenermaßen arg übertrieben, aber für viele Bürger der ehemaligen DDR brachte die Wiedervereinigung und die Übernahme des kapitalistischen Wirtschaftssystems nicht den erhofften und von Kohl versprochenen Wohlstand.
Es mag ja sein, dass ein Leben als Hartz IV Empfänger qualitativ immer noch besser ist, als im Kombinat oder einer LPG die Zeit totzuschlagen und abends im zugigen Plattenbau am Broiler zu knabbern. Man hat ja die Chance, aus seinem Leben was zu machen. Sich einen Job zu ziehen. Eine eigene Firma zu gründen oder noch was Anderes.
Dies ist allerdings für die meisten Menschen – auch die im Westen – eher illusorisch. Die Realität holt die Träumer da schnell ein. Und schließlich wird heuer, 25 Jahre später, die Luft immer enger.
Denn die „freie und soziale Marktwirtschaft“ verliert von Jahr zu Jahr mehr von ihrem sozialen Antlitz, da das ehemalige Pendant der sozialistischen Staatswirtschaft nicht mehr existiert. Und da stellt sich dann für Contramann schon die große Frage, ob der mehr oder weniger ungezügelte Kapitalismus, wie er sich im 21. Jahrhundert präsentiert, wirklich der Weisheit letzter Schluß ist.
Dieses Wirtschaftssystem ist nicht geeignet und natürlich auch nicht gemacht, um allen Menschen eine Teilhabe an den Segnungen des modernen Lifestyles zu ermöglichen oder auch ein ansprechendes Auskommen zu sichern.
Diesem Wirtschaftssystem fehlt ein übergeordneter Machtfaktor, der für die Benachteiligten am Markt soziale Härten abmildert. Der Staat verliert im Spiel der Kräfte auf diesem Markt mehr und mehr an Boden und wird, wenn die Entwicklung so weitergeht und nicht gestoppt wird, selbst privatisiert.
Gefragt ist also wieder der Sozialismus, wenn auch nicht klassischer Prägung.

Montag, 19. Oktober 2015

Contramann: kurz gesehen im Oktober

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/gregor-gysi-kleine-huldigung-eines-grossen-vorsitzenden-a-1057317.html
13.10.2015. An diesem Tag legte Gregor Gysi den Fraktionsvorsitz bei den Linken nieder. Und das so nen Ostzonendödel auf SPON einen derart sarkastischen Kommentar hierzu verfasst, sagt sehr viel über den Zustand des Politmagazins. Wie auch der Sozialdemokratie im Allgemeinen.
Gysi nahm angeblich alte Sozialdemokraten in die Partei auf, „denen Parteibuch oder/und Verstand verloren gegangen waren“. Da merke ich mal wieder, wie Stefan Berg weiter an einer historischen Lüge strickt. Es stimmt, dass Anfang des Jahrtausends viele Sozialdemokraten zu den Linken gewechselt sind. Aber nicht der Verstand war ihnen abhanden gekommen, sondern der Sinn.
Denn es macht keinen Sinn, weiterhin Mitglied bei der CDU light zu sein mit aktuell solchen Gestalten wie Gabriel, Steinmeier oder Oppermann, wenn man Sozialdemokrat ist. Willy Brandt hätte das verstanden. Oskar Lafontaine hatte es verstanden und steuerte mit Gysi zusammen jahrelang die Partei durch den Morast Berliner Lobbyisten.
Der Erbe Brandts und der ehemalige Kommunist – die wahren Nachfolger von Brandt und Wehner, welche Ende der 60er Jahre die Bundesrepublik entscheidend veränderten und durch ihre Politik die Wiedervereinigung und das Ende des kalten Krieges vorbereiteten.
Allein… die Regierungsverantwortung konnten Lafontaine und Gysi nicht erreichen. Schade eigentlich, wenn ich mir den Zustand unserer Republik im Moment betrachte.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/guenther-jauch-ist-die-hassfigur-der-linken-fleischhauer-kolumne-a-1034407.html
Fleischiiiii ! Hier mokiert er, dass sich offenbar viele Leute über Günther Jauch auf Twitter beschweren oder lustig machen; und zwar nach dessen Sonntags Show. Seine These: Weil Jauch so normal ist (seine Anzüge sehen nach Peek & Cloppenburg aus),wird er so angefeindet. Diese Normalität wird angeblich angefeindet.
Meine These: Jauch ist und bleibt ein Sportreporter und zugegebenermaßen richtig guter Showmaster. Seine Natürlichkeit ist ein Gewinn für „Wer wird Millionär“, aber nicht für eine politische Talk Show. Da wird aus Normalität schnell Beliebigkeit, da fehlt ihm der Biss.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/gabriel-will-kohlkraftwerke-mehr-co2-ausstossen-lassen-a-1034351.html
Gabriel kommt der Wirtschaft, hier der Kohleindustrie, entgegen. Die beschlossene Einsparung des Kohlendioxidausstoßes wird abgeschwächt. Wen interessiert denn auch das Kyoto Protokoll? „Winds of Change“ dazu im Hintergrund….

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/internethaendler-amazon-aendert-steuerstrategie-radikal-1.2492074
Nanu, was ist denn hier los? Amazon gibt der allgemeinen Kritik wegen der Versteuerung der Gewinne in Luxemburg nach und versteuert seit Mai diesen Jahres in Deutschland.
Ein Kritikpunkt fällt damit weg, aber zur großen Meldung reichte dies nicht. Passt wohl einigen Leuten nicht ins Konzept, wenn Amazon positiv auffällt.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/kolumne-von-jan-fleischhauer-bnd-braucht-eine-gewerkschaft-a-1035582.html
Fleischi bricht eine Lanze für die Mitarbeiter deutscher Geheimdienste und ihrer Familien. Sind halt auch nur Menschen, die lt. Fleischi eine Gewerkschaft benötigen. Tun halt nur ihren Job, meint Fleischi.
Contramann sagt: Ja und? Müssen sie deshalb ihr Gewissen abschalten oder was? Sind damit auch die Folterknechte totalitärer Regimes entschuldigt oder gar die Wächter in den damaligen Konzentrationslagern?
Ein wirrer Kommentar von Fleischi obendrein.

http://www.spiegel.de/schulspiegel/handys-in-der-schule-ohne-smartphones-mehr-konzentration-a-1036911.html
Geilomat. Da hat in den USA ein Lehrer mit einem Störsender die Smartphones seiner Schüler lahmgelegt, weil er seinen Unterricht dank der Handys nicht vernünftig durchziehen konnte.
Richtig so, gut der Mann. Leider bekam er 5 Tage Unterrichtsverbot, weil er auch sämtliche Elektrogeräte im Umkreis lahmgelegt hatte.
Die Kinder mit ihren Handys müssten eher bestraft werden!

http://www.verkehr-bs.de/aktuelles/aktuelles-detailansicht/article/ab-freitag-09-oktober-2015.html
Drei Buslinien in Braunschweig fallen diesen Monat aus, weil der Krankenstand so hoch ist. Also das habe ich nun wirklich noch nicht gehört; Und ich fahre seit bald 50 Jahren mit den Braunschweiger Verkehrsbetrieben.
Ich glaube eher, das es am Optimierungswahn liegt. Wahrscheinlich haben die Fahrer alle schon so viele Überstunden aufgrund einer knapp berechneten Personaldecke, so dass jetzt nur noch eine Einschränkung des Angebots bei sicherlich hohem Krankenstand bleibt.
Würde mich nicht wundern, wenn im nächsten Schritt diese 3 Linien ganz abgeschafft werden. Weil die Proteste ausbleiben höchstwahrscheinlich.

Dienstag, 13. Oktober 2015

Johnny Burnette Trio 1/5

Zu den Pionieren des Rockabilly muss man zweifelsohne das Johnny Burnette Trio zählen. Auch ich vergesse die Jungs häufig beim Aufzählen der bahnbrechenden Musiker der 50er Jahre, wohl weil deren aktive Schaffensphase 1956/57 eher kurz zu nennen ist. Und doch kamen in dieser Zeit Klassiker wie „Train kept a rollin`“, „Honey Hush“ oder „Rockabilly Boogie“ zustande.
Auch waren sie eine der ersten Bands, die als Band bekannt wurden und waren eben mehr als Johnny Burnette und austauschbare Begleitmusiker, so wie es seinerzeit Usus war, selbst wenn es tatsächlich anders war. Als Beispiele dafür sollen die Crickets und selbstredend die Comets genügen.
Die Burnette Brüder Dorsey (*28.Dezember 1932) und Johnny (*28. März 1934) wurden passenderweise in Memphis, Tennessee geboren. Paul Burlison (*4. Februar 1929) dagegen kam in Brownsville, Tennessee auf die Erde, zog aber 1937 mit seiner Familie aufgrund einer großen Überschwemmung nach Memphis. Anerkanntermaßen gilt Memphis als Geburtsort des Rockabilly. Es ist schon erstaunlich, dass die Burnettes und Eddie Bond die einzigen Major Acts waren, die tatsächlich auch in Memphis geboren wurden.
Bereits 1939 gab Papa Dorsey Burnett Sr. (das 'e' wurde erst später angehängt) seinen beiden Bengels ein Paar Gene Autry Gitarren. Mit einem sicheren Instinkt für die Dinge, die da noch kommen sollten, bereiteten die Brüder den Gitarren den Garaus, indem sie sich die Gitarren gegenseitig über den Schädel hauten.
Dorsey Sr. ließ sich davon nicht schocken und kaufte den Rackern zwei neue Gitarren, aber vorerst mit geringem Erfolg. Denn sowohl Dorsey als auch Johnny interessierten sich mehr für den Boxsport. Sie trainierten in einem Amateur Boxstall, nahmen auch an mehreren Meisterschaften um den "Golden Glove" teil.
1949 lernte Dorsey dann einen anderen aufstrebenden Boxer kennen - Paul Burlison. Dazu war Burlison noch begeisterter Gitarrist mit einem Ohr für den Blues, den Cottonpatch Blues der Schwarzen. Jede Samstag Nacht hörte Burlison ausschließlich diesen Sound, niemals die seinerzeit populären Bigbands oder Pop a la Frank Sinatra. Schon während seiner Schulzeit baute sich Burlison unter Zuhilfenahme einer Telefonschnur eine behelfsmäßige E-Gitarre. Zu diesem Zeitpunkt jedoch war Dorsey hierfür noch nicht begeisterungsfähig.
Bleiben wir bei Burlison. Der kehrte 1951 nach seiner Entlassung aus der Armee nach Memphis zurück und spielte in einer Hillbilly Band eines gewissen Shelby Follin oder auch Pollin, wie dieser auch angekündigt wurde, sowohl Live Gigs als auch Radio Shows. In einer Radio Show des örtlichen Senders KWEM spielte Burlison so in einer Sendung mit Howlin Wolf, der Burlison stark beeindruckte.
Howlin Wolf bevorzugte das Mundharmonikaspiel, weil er dort eindeutig stärker war als an der Gitarre. Er arbeitete auf den Baumwollfeldern bei Memphis und schaute jeden Nachmittag bei KWEM vorbei. An einem Nachmittag sah Wolf Shelby in einem Studio zu und war von Burlison beeindruckt, der in einen Song ein paar Blues Licks eingestreut hatte. An diesem Abend wie auch häufiger in den nächsten 3 Monaten spielte Burlison mit seinem Kumpel Smokey Joe Baugh (später ein gefragter Studio Pianist in Memphis) und Howlin Wolf im Radio für KWEM. Zusammen mit Willie Johnson, dem ersten Gitarristen aus Howlin Wolf`s Begleitband, spielten sie auch in einem Club auf.
Ungefähr zu dieser Zeit erneuerte Burlison seine Bekanntschaft mit den Brüdern Burnette. Das Trio fand also bereits ab 1951 zusammen und konnte schon ab 1951 das Zusammenspiel perfektionieren. Ob als Teil diverser Bands oder als Trio wie in späteren Zeiten; Sie beackerten die Hillbilly Läden des Stadtrandes von Memphis. Hin und wieder wurden die Drei von einem Steel Gitarristen und einem "Fiddler" begleitet. Typischen Hillbilly eben, an Rock `n` Roll war 1951 noch nicht zu denken.
Erst nach Jahren konnten die Burnettes 1955 eine erste Single beim Von Records Label in Booneville, Mississippi aufnehmen. Zur Single "You`re undecided"/"Go Mule Go" gibt es zwei unterschiedliche Entstehungsgeschichten. Die Zeitschrift Record Exchanger wusste zu berichten, das die Session von Buddy Bain, einem Dee Jay und Musiker aus Corinth, Mississippi, produziert worden wäre.
Paul Burlison dagegen behauptete später, das die Session von Eddie Bond`s Vater, Bill Bond, der das Trio auch managen wollte, arrangiert und bezahlt worden sei. Sucht es Euch also aus, welche Version Euch mehr gefällt. Auf alle Fälle erscheint es so, das das Von Label ein Ableger des Von Theatre in Booneville war, welches neben den Burnettes` auch andere Talente von außerhalb gebucht hatte.
Auch hier gibt es eine Andermeinung: Hayden Thomas nahm ebenfalls bei Von eine Platte auf und besteht darauf, das das Label mit dem Theatre nicht verbunden war. Doch egal wie es sich damals verhalten hatte, eins ist unstreitig. Die Single der Burnettes` verkaufte sich dermaßen schlecht, das man die Scheibe kaum als Debüt zählen kann.

Sonntag, 11. Oktober 2015

Udorallala: Black Mustang

Kaum hatte ich mich letzten Monat darüber beschwert, dass ich schon lange keine neue oder auch nur gute Musik entdecken konnte, da finde ich eine interessante Band an vollkommen unvermuteter Stelle.
Ihr kennt doch alle die Werbung von Otelo? Nein, nicht die mit Netzer am Grill, sondern die mit Netzer auf der Party und hinterher auf dem Motorboot. Die Musik hatte mich sofort fasziniert. Irgendwelche Schweden Rocker auf Garagen Kurs?
Nein, sie kommen aus Brisbane. Sie sind die Antwort „to everything that Australian rock’n’roll once was & ought to be“ heisst es in ihrer Biographie auf triplejunearthed.com. Diese Seite fand ich, als ich nach Black Mustang googelte. Bezeichnend, das ich Schwierigkeiten hatte, Infos zu kriegen. Aber nicht verwunderlich, denn gute Rockmusik ist mittlerweile kein Selbstläufer. Denn obwohl ihre Songs TV Serien wie Vampire Diaries, Californication oder Supernatural bereichern, reicht es bisher nicht für eine große internationale Karriere.
Ach ja – Pretty Little Liars Staffel 1 Episode 5 – dort wird „the One“ auch gegeben.
MC 5 oder auch Radio Birdman mögen ihre Vorbilder sein, aber tatsächlich muss ich bei „Jimmy“ oder „the One“ (dem Song aus der Otelo Werbung) an die Hives oder auch Fratellis denken.
Ein pumpender Bass, sägende Gitarren… hymnischer Gesang…. Ergibt einen mitreißenden und gleichzeitig runden Sound, der in diesem Jahrtausend selten geworden ist. Wäre schön, wenn die Band auch in Europa den verdienten Erfolg einfährt.
Das Black Mustang angeblich die Lieblingsband von Doc Neeson ist, glaub ich sofort. Obwohl der Sound natürlich anders ist, passt die hohe Songqualität zu den Angels.
Einfach mal anhören.

Freitag, 9. Oktober 2015

Uncle Fester: grad gelesen Oktober 2015

Thomas Wieczorek – Die geschmierte Republik
Hurra, ich hab ihn durch, meinen letzten Wieczorek. Er war wie alle gut zu lesen und auch wieder informativ. Diesmal beschäftigt sich Wieczorek mit der allgegenwärtigen Korruption in unserer Gesellschaft. Anders als sich „der Deutsche“ selbst gerne sieht, läuft bei uns in Politik, Verwaltung und freier Wirtschaft nicht ohne Schmiermittel.
Anhand von Beispielen weist Wieczorek dies in gekonnter Manier nach und nach knapp 310 Seiten ist man dann schlauer, es sei denn, man hat es wie Contramann eh schon vorher gewusst. Die ideale Lektüre also, um abends auf der Party bei den Diskussionen zwischen zwei Bieren mit Wissen glänzen zu können.
Fakten, Fakten, Fakten. Und wie gewohnt knallt uns Wieczorek seine Beispiele um die Ohren, das es nur so kracht. Das Ende vom Lied ist dann, das Du nach Lektüre des Buches fast alles schon wieder vergessen hast. Und was Du behältst, ist mehr so ein grober Eindruck von der Korruption in Deutschland.
Aber das ist ja immerhin auch schon was, oder?

James Corey – Cibola brennt
Bereits zum vierten Mal ist Captain Holden mit seiner Crew und der Rosinante unterwegs. Die Menschen haben das heimische Sonnensystem durch „Abaddons Tor“ verlassen können. Dies ist die Geschichte über den Beginn der Besiedelung des ersten Planeten außerhalb unseres Systems und sie ist wirklich gut wie fesselnd.
Unabhängige Siedler, eigentlich Flüchtlinge vom zerstörten Ganymed, haben sich mehr oder weniger illegal auf dem Planeten Ilus niedergelassen. Denn eigentlich hat der Megakonzern Royal Charter Energy den Zuschlag zum Abbau der Bodenschätze, hauptsächlich Lithium, bekommen und rauscht gerade mit einem Kolonisierungsschiff an.
Als radikale Siedler das Landungsschiff des Konzerns beim Anflug zerstören, droht die Situation zu eskalieren. Der brutale Sicherheitschef Murtry landet auf dem Planeten und übernimmt dort die Kontrolle.In dieser Situation soll Holden im Auftrag von Erde und Mars, den beiden großen Machtblöcken im Sonnensystem, vermitteln.
Von Anfang an rücken andere Figuren als Holden und seine Crew in den Vordergrund, was dem Roman sichtlich gut tut. Dadurch kann das Autorenteam Daniel Abraham und Ty Franck, die unter dem Pseudonym James Corey arbeiten, den Leser mit immer neuen Figuren leichter in der Serie halten, als dies üblicherweise der Fall ist.
Ob die Wissenschaftlerin des Konzerns namens Elvi als positiv besetzte Figur, die Holden auf dem Planeten unterstützt, oder der Siedler Basia, der für den ersten Anschlag mit verantwortlich ist und zu seinem eigenen Schutz auf der Rosinante in Haft genommen wird… Die Figuren sind einfach klasse in ihren Höhen und Tiefen gezeichnet.
Und dann noch der Sicherheitsmann im Mutterschiff des Konzerns. Havelock tauchte bereits im ersten Roman als Partner von Miller auf Ceres auf und hat seinen großen Auftritt, als er im Verlauf der Handlung die Seiten wechselt und die gefangen genommene Naomi befreit. Zusammen mit Basia, der über sich hinauswächst, bringen sie Naomi zurück zur Rosinante, wo sie letztendlich alle Personen der Schiffe im All retten kann.
Denn die automatische Planetenverteidigung einer untergegangenen Alienrasse dieses Planeten blockiert die Energieerzeugung der Schiffe im All, so dass diese sich nur noch dank restlicher Batteriekapazitäten in der Umlaufbahn halten können.
Das Protomolekül, eine Hinterlassenschaft einer immer noch unbekannten Alienrasse, sorgt auch in diesem Roman für Bewegung, sprich actionlastigen Momente. Miller, der endlich auch wieder eine Rolle spielt, existiert eigentlich nur noch als Bewußtsein, welches durch das Protomolekül unterstützt wird. Ganz am Ende zerstört er im Körper eines Roboters mit Hilfe von Elvi die Zentrale der Planetenverteidigung, nicht ohne schöne Kämpfe a la Transformer.
Die giftigen „Schnecken“, deren Biss tödlich ist und Bakterien in der Luft, die zur Erblindung führen, halten die Menschen – Siedler wie Konzernsoldaten – in Atem. Eine unterirdische Explosion durch die Planetenverteidigung, alte Artefakte der Aliens…. Das alles treibt die Handlung richtig an.
Wie ein Blockbuster im Kino fesselt das Geschehen den Leser und Holden hat natürlich alles im Griff. Auch Amos und Alex, die beiden jetzt noch nicht erwähnten Crewmitglieder der Rosinante, haben starke Auftritte. Da noch viele Rätsel zu klären sind, dürfen wir noch auf einige Fortsetzungen hoffen.
Eins fällt mir noch zu diesem Knaller ein: „Game of Thrones“ wurde auch dank seiner epischen Ausmaße in der Verfilmung als Serie zum Hit. Der „Expanse“ Zyklus von James Corey, dessen 4. Band hier vorliegt, hat ebensolche Qualitäten. Leider ist dies Science Fiction und nicht Fantasy, ansonsten wäre es schon in Serie.
Wie schade.

              

Joe Haldeman – Camouflage
Der Altmeister mal wieder mit einem relativ kurzen Roman von ca. 350 Seiten. Im Jahr 2021 holt der Meeresbiologe Russell Sutton m it seinem Partner Jack Halliburton ein außerirdisches Artifakt aus dem Pazifik bei Samoa. Zusammen mit Experten der NASA versuchen die Beíden dem Geheimnis des großen metallischen Eies zu entschlüsseln. Das widerstandsfähige Metall hält aber selbst den stärksten Lasern stand.
Nur der geneigte Leser weiß, dass dieses Artefakt auf zwei außerirdische Lebensformen wartet. Der eine – der Wechselbalg – hat Jahrtausende als Fisch und ca. ab dem 20. Jahrhundert als Mensch überlebt. Er passte sich an seine Umgebung an und verliebt sich schließlich in seiner Gestalt als Wissenschaftlerin in Sutton.
Das Chamäleon dagegen ist schon länger als Mensch unterwegs und hatte bereits während der Menschheitsgeschichte vielfach seinen sadistischen Neigungen gefröhnt, unter anderem als Assistent von Josef Mengele.
Sanft und leidlich spannend plätschert die Story dem Ende entgegen, in dem sich Halliburton als Chamäleon entpuppt und schließlich vom Wechselbalg getötet wird. Das Artefakt ist das Raumschiff des Wechselbalgs und verlässt am Schluss des Buches mit dem Wechselbalg und Sutton, der seine menschliche Gestalt opfert, um bei seiner Liebe – dem Wechselbalg – bleiben zu können.
Dieser Roman ist wahrlich nicht zu den Höhepunkten von Haldeman`s Schaffen zu zählen. Vielleicht ging es dem Autor um den ewigen Kampf Gut gegen Böse; da kann man mühelos noch mehr hineininterpretieren. Insgesamt aber ein Buch, das man nicht gelesen haben muss.

Andreas Brandhorst – Ikarus 

Wieder so ein für sich stehendes Werk des mit Abstand besten deutschen Autors der Science Fiction. Und was für eine geile Geschichte!
Auch in diesem Roman stellt Brandhorst wieder mal ein vollkommen neues, aber komplexes Universum vor. Anders als noch in seinen letzten Romanen jedoch reden wir hier nicht über galaxisweit reichende Imperien und Aristokratien a la Star Wars.
In Ikarus bleibt das politische System der Menschen blass im Hintergrund. Es ist eher eine Organisation, wie wir sie hier im Jahre 2015 auf der Erde schon gewohnt sind. So gibt es Kreditoren, sozusagen die Oberschicht und mit den entsprechenden Privilegien gesegnet. Noch darüber stehen die Holder, hyperreiche und entsprechend mächtige Wirtschaftskapitäne, die mit ihren Wirtschaftsimperien sich gegenseitig bekriegen
Dann wären da noch die Debitoren, die Schuldner, also Du und ich. Politische Machtblöcke wie heuer auf der Erde gibt es dagegen auf Tayfun im Tau-Ceti-System nicht. Dieser Planet sowie 16 andere Kolonien gehören zur Independenz, die zum Zeitpunkt der Handlung bereits seit 400 Jahren von den Regulatoren, einem Verbund von 12 Alienvölkern, vom Rest der Galaxis und damit von der Erde und anderen Kolonialplaneten, die wiederum von den Protektoren abgeriegelt wird, getrennt ist.
Der Holder Jamis Takeder wurde ermordet, hat aber dank seines Kopiaten (Klon) 20 Tage Zeit, um seinen eigenen Mörder zu finden. Dafür bleiben ihm 20 Tage Zeit, bevor sein violetter Körper unwiderruflich zerfällt und stirbt. Gegen das vorherrschende System existiert noch eine Widerstandsgruppe, die Liberalisten, die die 400 Jahre währende Isolation beenden wollen.
Im Laufe der Handlung raufen sich die Todfeinde Takeder und Mercurio, der Anführer der Liberalisten, zusammen und beenden die Umklammerung der Alienvölker in einem dramatischen Finale auf einem Mond des Saturn.
Als der Kopiat Takeder mit letzter Kraft den mehrfachen Schwindel und die Manipulation durch sein Original, der nicht wirklich gestorben war, durchschaut, wählt er eine alternative Zukunft zur von seinem Original erwünschten Welt aus und befreit damit die Menschheit von den Aliens sowie dem anfangs beschriebenen Gesellschaftssystem.
Zu diesem Zeitpunkt sind sowohl Mercurio und seine Partnerin Nadia als auch Lokri und Bashra, zwei Debitoren in einem immer wieder eingeschobenen Handlungsstrang, vermeintlich tot. Hatte ich schon die „neuen Menschen“- halb Mensch, halb Maschine, sogenannte Rigger, erwähnt? Die greifen nämlich die Aliens an und unterstützen in Gestalt von Clatim Undenyr die Protagonisten.
Ganz ehrlich: Die ersten 200 Seiten fielen mir sehr schwer. Immer wieder musste ich ins Glossar am Ende des Buches schauen, um die vielen Begriffe wie auch Alienvölker in Zusammenhang bringen zu können. Die Handlung habe ich oben nur kurz umrissen; da passiert dermaßen viel, da machen andere über 10 Romane draus. Wahnsinn.
Zum Glück führen die 2 Hauptstränge (Mercurio und Takeder) nach 200 Seiten mehr und mehr zusammen, so dass das Geschehen überschaubar wird. Eigentlich scheinen da die Rätsel schon gelöst, aber dann gibt Brandhorst erst so richtig Gas. Auf einmal wird das Gewusel der ersten 200 Seiten verständlich, obwohl mit den Zeitlosen und den Unparteiischen nochmals neue Parteien die Bühne betreten.
Am Schluss blieb ich atemlos, aber begeistert zurück. Bitte verfilmen und schnell. Brandhorst hat sich nochmals steigern können. Eine derartige Fülle an Ideen in nur einem Roman hab ich auch bei den Stars des Genres noch nicht erlebt.

Samstag, 3. Oktober 2015

Contramann: kurz gesehen am Tag der deutschen Einheit

http://www.neopresse.com/gesellschaft/anotherview/brief-eines-superreichen-plutokraten-den-poebel/
Yeehaw! Zum Beginn schon wieder etwas von Neopresse und Contramann ist erneut von den Socken. So und nicht anders isses, werter Kommentator. Allerdings schaffe ich es nicht, den Inhalt in kurzen Worten zusammenzufassen.
Nur so viel: Die „Superreichen“ haben alles unter Kontrolle, insbesondere die Medien, mit deren Hilfe sie uns alle dumm halten. Was aber noch viel wichtiger ist: Sie brauchen nicht mal zu lügen, denn auch dank neuer Medien erleiden wir alle einen Informations Overkill. Der Einzelne kann das gar nicht mehr verarbeiten.
Jeder steht quasi als Einzelkämpfer da, weil man sich zu einem Thema durch so viel Quellen wühlen muss, das man seine Ergebnisse nebst Quellenangaben einer anderen Person nicht begreiflich machen kann. Der Aufwand, eine Meinung einer anderen Person nachzuvollziehen, wäre entschieden zu hoch.
So hocken wir alle alleine vor unserem Fernseher und fühlen uns, ja wir sind machtlos.
Ein bitterer Kommentar zweifellos, aber verzweifeln wird Contramann nicht. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

http://www.neopresse.com/politik/dach/deutsche-wirtschaft-auf-kriegskurs-wie-1933/
Noch so ein guter Kommentar! Hier wird die Flüchtlingsfrage mal ganz anders angegangen. Zuerst dachte ich, was hat das Ganze mit der Kriegswirtschaft in Deutschland ab 1933 zu tun? Denn im ersten Teil mokiert sich der Kommentator darüber, das kein Politiker sich dafür einsetzt, das die deutschen Botschaften nicht für Alte, Frauen und Kinder geöffnet werden.
Der Vergleich mit der Titanic (Frauen und Kinder zuerst) mit dem Argument des „Fortbestands“ der Menschheit und der momentan unbefriedigenden Situation, das überwiegend Männer im besten Alter in den Booten sitzen und somit als Flüchtlinge Europa erreichen, nicht aber Frauen und Kinder, schmerzt zugegebenermaßen.
Aber das keiner darauf besteht, vorrangig die Schwächeren und damit vom Tod eher bedrohten Menschen hier aufzunehmen, hat auch irgendwie Methode. Und – schwupps! - ist der Kommentator auch schon bei den fehlenden Facharbeitern, bzw. richtigerweise Billiglöhnern, die hier schuften sollen für wenig Kohle. Jetzt kommt dann auch der Schwenk zu 1933; Hitler hatte wohl noch bei Kriegsbeginn laut eines Historikers geplant, 20 Millionen Ausländer als Billiglöhner in der deutschen Wirtschaft schuften zu lassen.
Das muss man sich mal vorstellen: Selbst ein voll engagierter Gutmensch würde diese Menge an Einwanderern heutzutage ablehnen. Leider hatte Hitler seinen Plan seinerzeit statt mit Billiglöhnern mit KZ Häftlingen, Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern umgesetzt. Aber alles mit Wissen und Unterstützung der großen deutschen Konzerne wie Siemens, Krupp oder Rheinmetall. Übrigens auch heute noch bekannte Größen.
Das klingt paranoid und auch ein wenig arg konstruiert, aber Teile davon wie der Fakt mit den Frauen und Kindern unterschreibe ich sofort.

http://www.heise.de/tp/artikel/45/45969/1.html
Unerträglich. Die Vielzahl an Flüchtlingen soll für Deutschland ein Segen sein, weil der „demographische Wandel“ eine Vielzahl an Beschäftigten benötigen würde. Bisher musste die relative Kinderarmut der Deutschen als Argument der Christdemokraten für verlängerte Lebensarbeitszeit und Riesterrente herhalten. Da kam „von links“ das Argument, das man die Altersstruktur soweit in die Zukunft gar nicht vorhersagen könne und das Ganze nur ein Scheinargument zur Kürzung von Sozialleistungen sei.
Und jetzt das. Auf einmal gestehen „Linke“ doch eine Überalterung der Gesellschaft zu, bloß um den Zustrom einer Vielzahl von Flüchtlingen zu rechtfertigen. Frei nach Pipi Langstrumpf baut sich der Kommentator die Welt, wie sie ihm gefällt. Was tut man nicht alles, bloß damit man sein Weltbild nicht korrigieren muss.
Oder ist dies hier das andere Links?

http://www.focus.de/politik/deutschland/dann-kaemen-sofort-weniger-fluechtlinge-serbiens-ministerpraesident-fordert-deutschland-soll-bezuege-fuer-fluechtlinge-senken_id_4919111.html
Jetzt isses soweit. Der serbische Ministerpräsident fordert den deutschen Staat auf, die Sozialleistungen für Flüchtlinge zu kürzen, weil der Regelsatz der Sozialhilfe in Deutschland höher ist als das mtl. Durchschnittseinkommen in Serbien.
Alle wollen deshalb nach Deutschland und in Serbien fehlen die Leute, die das Land aufbauen sollen. Für einen Linken in Deutschland eine schwierige Situation – alle Flüchtlinge in Deutschland einreisen lassen oder eben nicht?
Krass.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/fruehjahrsgutachten-oekonomen-fordern-steuersenkungen-a-1028847.html
Mitte April diesen Jahres. Erfreut brachte SPON die Meldung, dass die führenden Ökonomen bzw. Wirtschaftsinstitute – da fällt mir Herr (Un)Sinn ein – eine Steuerentlastung in Milliardenhöhe empfehlen. Angeblich sollten vor Allem mittlere und kleine Einkommen vom Aufschwung der Wirtschaft profitieren.
Jetzt ist September und mal wieder ist nichts in dieser Richtung passiert. Das ist ja auch gut, weil die geplante Integration der Flüchtlinge z.B. ist auch nicht für umsonst zu haben, sofern man das richtig macht. Und das sollte man auch, denn das Geld dazu ist ja da, wie diese ältere Meldung zeigt.
Hierzu mal ne böse Frage: Heißt das dann automatisch, das die kleinen und mittleren Einkommen mal wieder alles bezahlen?

http://www.heise.de/tp/artikel/44/44669/1.html
Es hört sich auf den ersten Blick wie eine unscheinbare Meldung an, hat aber weitaus größere Auswirkungen zur Folge. Die US Navy plant die Entwicklung und den Einsatz autonomer Drohnen, die dann beispielsweise auf bestimmte Codewörter oder auch Situationen reagieren und dann einfach so drauf los ballern oder bomben.
Angeblich soll der Mensch das letzte Wort haben; wer es glaubt… Da hat Telepolis mir Angst und Schrecken eingejagt, Mann o Mann. Wer die Bücher von Daniel Suarez gelesen hat, weiß, wohin die Reise geht. Ich traue mich gar nicht, Uncle Fester zu diesem Thema zu befragen.
Krieg und Menschen töten ist ja schon schlimm, aber das Ganze dann noch zu automatisieren oder vom Schreibtisch aus in 10.000 km Entfernung zu beobachten, erinnert mich an das verabscheuungswürdige Töten in den Konzentrationslagern des dritten Reiches.

http://www.neues-deutschland.de/artikel/968168.ein-trainer-ist-ihnen-wichtiger-als-400-tote-im-mittelmeer.html
Neues Deutschland 16. April. 400 Menschen ertrinken auf der Flucht im Mittelmeer, aber die Schlagzeilen des Tages – nicht nur der Bild – widmen sich Jürgen Klopp, der nach sieben Jahren als Cheftrainer von Borussia Dortmund seinen Rücktritt erklärt hatte.
Dies wurde zu Recht vom Neuen Deutschland in diesem griffigen Kommentar moniert.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/juergen-todenhoefer-is-bericht-jan-fleischhauer-ueber-inside-is-a-1029699.html
Hier mal wieder ein zynischer Fleischhauer vom Feinsten, sprich Feistesten. Das er Todenhöfers Engagement ins Lächerliche schiebt, indem er ihn als Touristen hinstellt – geschenkt. Immerhin ist Todenhöfer einer der wenigen, der die „Araber“ und Muslime im Allgemeinen nicht als Bedrohung des Abendlandes hinstellt, sondern eher als Opfer westlicher Machtpolitik.
Und da Todenhöfer dank seiner Vergangenheit als stramm konservativer CDU Politiker nicht einfach als linker Spinner abgestempelt werden kann, muss Fleischhauer mal wieder Tabula Rasa machen.

http://www.focus.de/finanzen/news/kritik-an-ttip-gegnern-gabriel-ttip-handelsgerichtshof-statt-schiedsstellen_id_4654057.html
Aaargh… Siggi Pop ist wieder unterwegs. Da ist er dann auch wohl noch stolz auf seine Mogelpackung. Ob beim TTIP jetzt ordentliche Richter sitzen oder nicht, Berufungsinstanz, Öffentlichkeit der Sitzungen…
Das alles ändert nichts an dem nicht zu akzeptierenden Umstand, dass private Unternehmen hier Staaten wegen ihnen nicht passenden Gesetzen verklagen können. Das der SPD Vorsitzende Oppermann in aller Plattheit den TTIP Gegnern dann auch noch Antiamerikanismus und das Schüren von Vorurteilen vorwirft, zeigt, wie tief die SPD mittlerweile gesunken ist.
Ich denke, Willy Brandt hätte sich schon längst der Linkspartei angeschlossen. Dieses Gewürge hätte er nicht mitgemacht.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/kita-streik-auch-eltern-sollen-mehr-fuer-erzieher-zahlen-a-1032554.html
Ja, da war doch noch der Streik der Kindergärtnerinnen. Hierzu ein wunderschöner Kommentar auf Spiegel Online. Das Credo lautet eindeutig: Unsere Kinder sollten uns das Geld für gute Erzieher wert sein. Deshalb auch eine ordentliche Bezahlung der Beschäftigten.
Aber viel wichtiger ist in meinen Augen ein geänderter Betreuungsschlüssel. Denn von platt mehr Kohle für die Erzieher wird die Arbeit und damit die Überlastung nicht weniger. Dies hat die Kommentatorin gut erkannt.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/kita-streit-ver-di-chef-bsirske-meldet-durchbruch-a-1055481.html
Und ganz aktuell scheint es eine Einigung im Kita Streik zu geben. Der Verdi Chef zeigt sich zufrieden und empfiehlt seinen Gewerkschaftsmitgliedern die Annahme von Verbesserungen zwischen „93 und 138“ Euro. Die Laufzeit soll laut Tagesschau übrigens 5 Jahre betragen.
Ich frage mich da, wo der Erfolg ist. Bei 5 Jahren Laufzeit wäre dieser Abschluss ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten. Und nur mehr Geld, offenbar keine Änderung der Betreuungsschlüssel ändert nun wirklich nichts an der katastrophalen Situation in den Kindergärten.
Schlimme Sache das.