Dienstag, 28. Juli 2015

Hartmudo: Bahnbeschwerde

Vor genau einer Woche musste ich mich morgens leider über die Bahn aufregen. Bislang hatte ich auf Beschwerden verzichtet, aber letzte Woche war es derart krass, so das ich eine Beschwerde an die Bahn geschickt hatte.
Im Folgenden der Text der Beschwerde.

Sehr geehrte Damen und Herren,
bevor ich mit der Beschwerde anfange, möchte ich Sie bitten, mein Schreiben trotz des ironischen Untertones ernst zu nehmen. Die Schreibweise dient lediglich der besseren Lesbarkeit, weil dies Schreiben sowie die mögliche Antwort veröffentlicht werden wird.
Beschweren möchte ich mich über eine 55minütige Verspätung der Regionalbahn 44 (RB 44), planmäßige Abfahrt 21.7.2015 um 6.19 Uhr ab Braunschweig Hbf nach Salzgitter Lebenstedt. Da dieser Zug stündlich verkehrt, kann man bei einer derartigen Verzögerung getrost von einem Zugausfall sprechen.
Um 5.50 Uhr stand ich wie jeden Arbeitstag am Bahnsteig 3a. Dort stand wie üblich der RB 45 nach Schöppenstedt, planmäßige Abfahrt 5.56 Uhr. Nach dessen Abfahrt läuft an diesem Bahnsteig zwischen 6.00 Uhr und 6.05 Uhr dessen „Gegenzug“ aus Schöppenstedt ein, um eben um 6.19 Uhr als RB 44 nach Salzgitter Lebenstedt zu fahren.
Die Abfahrt des RB 45 verzögerte sich um ca. 15 Minuten, dies wurde über Lautsprecher auch angesagt. Die nächste Ansage kam dann um 6.19 Uhr. Der RB 44 nach Salzgitter Lebenstedt sollte sich um ca. 30 Minuten verzögern.
Als gegen 6.40 Uhr der Zug aus Lebenstedt planmäßig einfuhr, der wiederum um 6.56 Uhr als RB 45 nach Schöppenstedt fährt, wurde ich etwas unruhig. Denn an diesem Bahnsteig würde der verspätete „6.19“ vor 6.00 Uhr kaum einfahren können, womit wir schon bei 40 Minuten wären.
Dies hätte den Verantwortlichen aber schon um 6.20 Uhr klar sein müssen. Warum dann eine Ansage über 30 Minuten? Ein Ersatzbahnsteig war wohl eh nicht vorgesehen, wie sich im weiteren Verlauf zeigen sollte.
Folgerichtig hörten die seit 6.19 Uhr ausharrenden Pendler alsbald von einer 40, dann 50minütigen Verzögerung. Als die anderen Pendler und ich dann – vollkommen entnervt – im planmäßig vorfahrenden RB 44 für 7.19 Uhr saßen, fuhr am Nebengleis auf einmal der als verspätet angekündigte „6.19“ ein.
Zu meiner großen Verwunderung kam jener Zug aus der falschen Richtung, sprich nicht aus Schöppenstedt, sondern entgegengesetzt, wohl aus dem Stellwerk. Das heißt für mich eindeutig, dass der eigentliche Zug entweder auf der Strecke liegen geblieben war oder eben von vornherein nicht unterwegs war, was wiederum ein ganz schummeriges Licht auf Ihr Geschäftsgebaren werfen würde.
Gehen wir mal von einem Defekt aus. Dann wäre der nicht repariert worden, das kann ich nachvollziehen. Dass dies länger dauert auch. Aber dass dann – ohne Not! – 5 Minuten vor Abfahrt des Nachfolgezuges zusätzlich der somit ausgefallene RB 44 mit einem Ersatzzug ersetzt wird, das hat mich dann doch überrascht.
Ich selbst arbeite in einer Behörde. Leuten wie mir spricht man landläufig häufig ein betriebswirtschaftliches Denken ab. Was die Bahn als mittlerweile Privatunternehmen hier jedoch abliefert, hätte in meiner Behörde kein Prinzipienreiter hingekriegt.
Aber das Beste kommt ja bekanntlich zum Schluß:
Als unglücklicher Höhepunkt der ganzen Angelegenheit erwies sich der Umstand, dass sowohl der verspätete RB 44 von 6.19 Uhr als auch sein „Nachfolger“ von 7.19 Uhr zeitgleich an den Bahnsteigen 3a und 4 um ca. 7.10 Uhr zur Verfügung gestellt wurden.
Der Schaffner des „7.19“ bat alle Fahrgäste, die bereits dort Platz genommen hatten, in den verspäteten „6.19“ umzusteigen, da dieser zuerst losfahren würde. Gegen 7.14 Uhr fuhr dann der verspätete „6.19“ nach Salzgitter Lebenstedt los.
Wie mir ein Mitreisender später berichtete, wurde der „7.19“ daraufhin sogar gecancelt, was ja auch Sinn macht, da am kleinen Lebenstedter Bahnhof nur Platz für einen Zug ist. Dazu ist die Strecke ab Salzgitter Drütte eh einspurig.
Jedoch hätte der verspätete Zug dann nicht um 7.14 Uhr losfahren dürfen. Ich stelle mir nur vor, wenn ich mit dem „7.19“ hätte fahren wollen und jenen nicht bekommen hätte, weil er – aus dieser Perspektive – um 5 Minuten zu früh fuhr.
Den anderen Pendlern und mir kam aufgrund der beschriebenen Vorkommnisse unwillkürlich in den Sinn, dass die Bahn standardmäßig bewusst eine Verzögerungstaktik fährt, um mögliche Regressansprüche wg. der 60 Minuten Regelung auszuhebeln. Dies ist jedoch wohl (hoffentlich) der Verärgerung zuzuschreiben.
Als enttäuschend empfinde ich dennoch die mangelhafte Information seitens des Bahnpersonals. Bei rechtzeitiger Information über die angeblich halbstündige Verzögerung hätte ich einen Ausweichzug über Salzgitter Bad um 6.03 Uhr nehmen können. Ich glaube es eben nicht, dass die große Verzögerung um 6.03 Uhr noch nicht absehbar war.
Bislang hatte ich auch das Anliegen der GdL und die vielen Streiks wohlwollend unterstützt und energisch jenen Leuten widersprochen, die meinten, bei der Bahn wären eh alle überbezahlt und unterqualifiziert.
Nach dem heutigen Morgen bin ich mir dieser meiner Meinung nicht mehr so sicher.


Ich bin gespannt, ob ich hierzu eine Antwort erhalte. Wenn ja, werde ich sie Euch nicht vorenthalten.

Donnerstag, 23. Juli 2015

Hartmudo Spezial: Irland im Bus

9 (11)
In den uns belassenen eineinhalb Stunden sahen wir uns allerdings nicht das Buttermuseum in Cork an. Genau – wir latschten wieder durch die City. Dora und meine Löwin schauten hier und dort mal in ein Geschäft, während Herbert und ich wie üblich in stoischer Ruhe ausharrten. Unter anderem interessierte sich meine Löwin für eine Kaffeemaschine, besser gesagt eine Art Bodrumkanne, wo der Kaffee manuell mit Druck unten rauskommt. Gekauft hat sie das Ding dann aber doch nicht.
Die Innenstadt bzw. Fußgängerzone von Cork besticht durch enge, rechtwinklige Straßenzüge. Dadurch wirkt die Stadt irgendwie frischer und neuer als Dublin. Die sicherlich interessante Shopping Mall am Flussufer betraten meine Löwin und ich lediglich am Beginn unseres „Stadtrundgangs“, weil wir auf die Toilette mussten. Auf dem Rückweg zum Bus gingen wir vorsichtshalber außen herum, ehe wir uns innen noch festbissen.
Auf der anderen Seite des Flusses trafen wir Dora und Herbert wieder, die wir zwischenzeitlich verloren hatten. Auch die anderen Mitglieder der Reisegruppe trafen nach und nach ein, aber nicht Mr. Fortune und unser Bus. Aber dann kam er doch nach kurzer Zeit. Sogar Klaus war wieder zugegen, so dass es endlich Richtung Dublin weitergehen konnte. Auf dem Weg war noch ein Halt in Kilkenny eingeplant. Die Aufenthaltsdauer sollte zwei Stunden betragen.
Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass meine Löwin und ich an diesem lauschigen Tag unseren siebten Hochzeitstag begingen? Passend hierzu war das schöne Wetter, als wir in Kilkenny einfuhren und beim „Kilkenny Castle Park“ stoppten, um von dort aus den Ort erkunden zu können. Kilkenny Castle – die bekannte Normannenburg wurde 1391 von der Familie der Ormonds errichtet und über die Jahrhunderte immer wieder erweitert. Ein wirklich sehenswerter Bau, der von einer wunderschönen Parkanlage ergänzt wird. Leider war im Park das Betreten des Rasens verboten. Dies ist vielleicht auch besser so, denn das gesunde Grün sah tatsächlich aus, als ob da jemand die Länge der Grashalme mit einer Nagelschere stutzt.
die schmalen Gassen in Cork

Kilkenny hat eine niedliche Innenstadt – warum überraschte mich das nicht? Wir hatten das auf unserer Reise schon so oft gesehen, dass die Unterschiede mehr und mehr verschwammen. Super jedoch war das Cafe Julez, in dem wir unsere Mittagspause verbrachten. Auf den einzelnen Stockwerken war der Platz sehr beengt, aber wir fanden gerade noch einen Tisch im zweiten Stock. Dieser Laden schien nicht zu einer Kette zu gehören. Ein hervorragendes toasted Sandwich durfte ich im Julez verspeisen; Die Leckereien der Anderen weiß ich nicht mehr. So hatten wir auf unserem Hochzeitstag dank des Cafe Julez nochmal ein kleines Highlight auf dem Rückweg nach Dublin erlebt.
Nach dem Essen hatten wir noch etwas Zeit und schlenderten ein wenig durch die engen Gassen. Die vielen kleinen Läden, die so typisch für Irland sind, flogen förmlich an uns vorbei. So auch das „Kyteler`s Inn“, einem Pub, der seit 1263 geöffnet hat. Dieser Pub wurde durch die Wirtin Alice de Kyteler berühmt. Alice lebte im 14. Jahrhundert und heiratete viermal reiche Männer, wobei sie das Pech hatte, das diese jeweils kurz nach der Hochzeit aus unerklärlichen Gründen verstarben. Alice de Kyteler musste daraufhin zwar Irland verlassen und verbrachte ihren Lebensabend auf einem Schloss in England, da sie das Geld ihrer verstorbenen Männer mitnehmen konnte.
Kilkenny Castle

Eine schöne Geschichte, wie ich finde. Leider hatten wir keine Zeit mehr, um in diesem historischen Pub noch ein Pint zu stemmen. Deshalb stiegen wir wieder zu Mr. Fortune in den Bus 429 und fuhren das restliche Stück zum Bewley`s beim Newlands Cross. Dort angekommen, war die Tour für Klaus und Mr. Fortune zu Ende. Schließlich freuten sich beide auf ihren wohlverdienten Feierabend und konnten jetzt ihr „Wochenende“ genießen.
Eins hatte ich zu diesem Tag bisher noch nicht erwähnt: Bereits beim Frühstück kamen die ersten Gerüchte auf, das unser Flieger am nächsten Tag wegen des Pilotenstreiks bei der Lufthansa ausfallen könnte. Während des ganzen Tages versuchte ich hierzu Informationen via Google zu bekommen; Immer dann, wenn wir im Bus saßen. Etwas Erfreuliches konnte ich aufgrund meiner Recherche leider nicht verkünden. Dora und Herbert beruhigten sich mit dem Gefühl, das sich das Problem schon irgendwie lösen ließ. Schließlich müsste uns die Lufthansa ja kostenlosen Ersatz stellen. Passend hierzu brachte Klaus dann noch den Spruch, den alle Iren angeblich befolgen: „It could be worse!“ Tatsächlich – es könnte noch schlimmer sein. Eine von mir befürchtete zusätzliche Übernachtung wurde schließlich von uns allen beiseite geschoben.
Selbst ich beruhigte mich langsam, aber sicher. Unseren Hochzeitstag wollte ich nicht mit meinen trüben Gedanken kaputtmachen. Um dieses Ereignis würdig zu begehen, wollten wir abends noch einmal etwas im Laurel`s essen. Dies wäre auch ein schöner Abschluss unseres Urlaubs gewesen, denn dieser Pub hatte uns bereits am ersten Abend sehr gut gefallen.
Und ob wir dort einen schönen Abend hatten! Inklusive leckeren Sandwiches, mehreren Pints sowie dem obligatorischen Kartenspiel. Selbst die polnische Bedienung, die gerne mit ihrem Mann in Deutschland arbeiten würde, war richtig gut drauf. Derart beschwingt gingen wir durch die Nacht im Suburb zu unserem Hotel zurück.
Diese Nacht schlief ich nicht so lang und las morgens noch etwas. Die ganze Reise über hatte meine Löwin keinen Grund zur Klage, weil kein lautes Geräusch dank der Schlafmaske meinen Mund verließ. Dies werte ich als größten Erfolg der Benutzung dieser Schlafmaske, weil ich in den bisherigen Urlauben meine Löwin meistens um den Schlaf gebracht hatte.

Montag, 20. Juli 2015

Contramann: kurz gesehen im Juli

Übrigens: Heute ist der 71. Jahrestag des Hitler Attentats von Graf Stauffenberg und Co. Ich vermisse die Würdigung dessen in den Medien.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/tarifeinheitsgesetz-gdl-und-cockpit-masslosigkeit-ist-kein-grundrecht-a-1034783.html
http://www.ksta.de/debatte/kommentar-zum-tarifeinheitsgesetz-gut-gefahren-mit-der-tarifeinheit,15188012,30616662.html
ü – bel! Natürlich ist es nicht gut, wenn „jeder“ eine eigene Gewerkschaft für sich gründet; z.B. die Wachleute auf dem VW Gelände. Aber genau mit diesem Argument unterschlägt der Kommentator jegliche Zusammenhänge, die überhaupt erst zu Spartengewerkschaften wie der GdL oder Cockpit geführt hatten.
Der Kommentator behauptet, dass die im DGB organisierten großen Gewerkschaften dank gelebter Solidarität Verbesserungen für ALLE Beschäftigten herausgeholt hätten, während kleinere Spezialgewerkschaften wie die GdL oder der Marburger Bund für einzelne Sparten Verbesserungen durch Erpressung auf Kosten der anderen Beschäftigten herausholen würden.
Genau umgekehrt ist es doch. Ob Lokführer oder Ärzte, Lehrer oder Piloten: Damit die weniger qualifizierten und zugegebenermaßen schlechter bezahlten Mitarbeiter des jeweiligen Gewerbes Verbesserungen bekommen, haben sich die großen Gewerkschaften bei den Lokführern, Piloten etc. Einbußen aufschwatzen lassen, um dies bei den Arbeitgebern durchzusetzen.
Dass sich die derart Benachteiligten nicht mehr von Verdi und Co gerecht vertreten fühlten, sollte nachvollziehbar sein. Solidarität ist ein schöner Begriff, aber andauernd zugunsten der schlechter ausgebildeten Kollegen Nachteile in Kauf zu nehmen, kann es aber auch nicht sein.
Insofern macht der Kommentator die Opfer zu Tätern. Ganz einseitige Agitprop.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/masern-impfung-achtung-impf-mobber-fleischhauer-kolumne-a-1021465.html
Der Herr Fleischhauer wieder. Ich sollte ihm so langsam mal eine eigene Rubrik widmen. Hier wendet er sich gegen Impfgegner, die selbst ihren eigenen Kindern Schutzimpfungen verbieten. Fleischi argumentiert genauso zynisch und besserwisserisch wie immer, aber ausnahmsweise bin ich geneigt, ihm zuzustimmen.
Obwohl ich glaube, dass nicht jede Art von Impfung notwendig ist, bloß weil der Impfstoff weg muss. (siehe die alljährliche Grippeschutzimpfung). Aber im Großen und Ganzen hattu Recht, Fleischi.

Kommen wir nun zu Griechenland.
Vollkommen überraschend hatte Tsipras nach dem Referendum, wonach über 60% der Griechen die Reformbedingungen der EU abgelehnt hatten, nach erneuten Verhandlungen mit der EU noch schlechtere Bedingungen der EU akzeptiert.
Varoufakis war da schon längst zurückgetreten. Und der Schäuble erregte Aufsehen mit seinem Vorstoß, die Griechen sollten entweder 50 Milliarden an Staatsbesitz der EU treuhänderisch überstellen oder einen zeitweisen EU Ausschluss akzeptieren, Aufsehen erregt.
Er ist also wieder da, der hässliche Deutsche. Dazu las ich jetzt irgendwo folgenden Satz:
"Tsipras wurde abgekocht wie weiland Emil Hacha."
https://de.wikipedia.org/wiki/Emil_H%C3%A1cha
Hitler und Göring hatten Anfang 1939 dem Präsidenten der Tschechesslowakei, Emil Hacha, mit der Bombardierung der Städte gedroht, wenn er sich einer Besetzung des Landes durch deutsche Truppen widersetzen sollte.
Parallelen sind hier leider vorhanden. Und immer mit dabei die deutsche Presse, die ja auch schon damals viel Schaden anrichtete, ohne das dies nach dem Krieg näher aufgearbeitet wurde. Beispiele gefällig?
http://www.spiegel.de/politik/ausland/griechenland-tsipras-ist-nicht-links-kommentar-a-1042561.html
http://www.focus.de/finanzen/news/staatsverschuldung/viel-geld-fuer-160-tage-gianis-varoufakis-verdiente-sich-als-finanzminister-eine-goldene-nase_id_4797887.html
Vetternwirtschaft unter Tsipras, Varoufakis verdiente sich eine goldene Nase....
Ja so ist er, der Grieche. Faul, verschlagen und hinterlistig. Und der ehrliche Deutsche muss leiden.
Jetzt setzen wir nur noch "Jude" statt "Grieche", dann sind wir wieder genau dort, wo wir uns nicht sehen wollen. Dank Schäuble und Merkel, aber auch Siggi Pop wird im Ausland der Ruf des "Deutschen" immer schlechter und rückt in eine Ecke, in der keiner hier stehen möchte.
Denkt mal daran, ihr Befürworter eines Griechen Bashings, wenn ihr ohne nachzudenken die Agitprop der deutschen Presse blind nachplappert.

Interessant ist die Sichtweise von Varoufakis:
http://www.heise.de/tp/artikel/45/45437/1.html
Ich kann mir richtig vorstellen, wie Schäuble und die anderen Finanzminister desinteressiert ins Leere schauten, als Varoufakis mit seinen keysianischen Wirtschaftsidealen einer nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik hausieren ging.
Die "Berater" der anderen Finanzminister hatten den Kurs schon im Voraus bestimmt. Die Meinung eines anerkannten Spezialisten ist da nicht gefragt.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/griechenland-und-die-reform-abstimmung-ihr-muesst-wollen-a-1043634.html
Der Kommentator von SPON hat hier Recht. Es ist ja auch krass. Die Griechen sollen nicht nur einfach dem aufgezwungenen Reformpaket zustimmen, was sie widerwillig dann auch machten. Nein, sie sollen dies Paket auch noch verinnerlichen, ja sie sollen es wirklich wollen!
Das erinnert fatal an George Orwell`s 1984. Aber so was von!

http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/gen-pollen-fliegen-laut-studie-viel-weiter-als-gedacht-a-1022000.html
Da wird mir gleich Angst und Bange. Studien von Monsanto und Co ergaben natürlich eine geringe Gefährdung fliegender Genpollen, jetzt wird dies durch eine unabhängige Studie Bremer Wissenschaftler widerlegt.
Aber diese doch wichtige Mitteilung geht im allgemeinen Getöse um Griechenland unter.

kommen wir aber mal zum Schluß:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/warum-konservative-menschen-gluecklicher-sind-kolumne-a-1043531.html#ref=meinunghp
Genau, Fleischi. Konservative sind glücklicher und haben den besseren Sex, weil sie einfach nicht immer alles in Frage stellen. Fleischi hat zwar auch gehört, dass intelligente Menschen eher kritisch eingestellt sein sollen, aber dank besserer Orgasmen und damit mehr Glück ist der konservative "the only Way".
Ich sag nur: Dumm fickt gut.
Und ich ziehe Glücksgefühle und Zufriedenheit gerade daraus, das ich kritisch bin. Das versteht Fleischi natürlich nicht.

Dienstag, 14. Juli 2015

Uncle Fester: grad gelesen Juli 2015

Evan Currie – Unter der Sonne
Der dritte Band von bisher Vieren. Selbst einen Fünften würde ich noch lesen - aber nur, weil ich schon so viel Zeit dafür investiert habe. Wenn ihr Euch meine Kritik zu den ersten beiden Romanen aus dem Februar 2014 noch einmal anschauen mögt, wisst ihr gleich Bescheid und könnt mir beim weiteren Ablauf der Handlung folgen.
Neu im dritten Band ist die PLASF Weifang, ein interstellares Schiff der Volksbefreiungsarmee des chinesisch indischen Blockes unter dem Kommando von Kapitän Sun Ang Wen. Die Kommunisten haben zwar den 3. Weltkrieg verloren, dürfen aber wieder mitspielen, da es ja gilt, die Draisin – quasi die Bugs – zu vernichten.
Der Block hat eine andere Antriebsart als die Amis entwickelt. Sie gehen nicht durch den Hyperraum, sondern fliegen einfach mal so 100fache Lichtgeschwindigkeit.Außerhalb des Sonnensystems werden sie von den Draisins entdeckt mit der Folge, das nicht nur die Draisins und das dahinterstehende, geheimnisvolle Imperium die Koordinaten der Erde erfährt, sondern auch die mit den Menschen alliierten Priminae.
Ich will es kurz machen: Die Draisins drehen durch, vernichten wohl die sie kontrollierenden (Menschen?) des Imperiums des Raumabschnitts und stürmen mit 2500 Schiffen unser Sonnensystem, um die Menschen zu vernichten.
Nur Eric Weston und seine unerschrockene Crew der Odyssey können die Erde jetzt noch retten. Was dann folgt, ist hanebüchen und offensichtlich den pubertären Fantasien eines 12jährigen Teenagers entsprungen. Die Weifang vernichtet erst mal 1500 gegnerische Schiffe einfach so durch Ablassen und Entzünden ihres Treibstoffes vom Überlichtantrieb, wo doch ein einziger Schuss eines Draisin Kreuzers ausreichen würde, um die Weifang wegzufegen.
Die (Ami)menschen haben noch ein zweites Raumschiff namens Enterprise fertigstellen können. Ein Name, der die Kindheit des Autors schonungslos offenlegt. Leider verstehen 12jährige noch nicht den moralischen Anspruch dieser großen Fernsehserien. Blind geballert wird in Star Wars, da ist das Gemüt des kleinen Evan besser aufgehoben gewesen.
Stephanos Michaels und seine Fliegerstaffel stiften mit ihren 5 (!) Jägern auch noch genug Verwirrung. Die Raumstation Liberty feuert aus allen Rohren, aber im heldenhaften Abwehrkampf fällt die Odyssey, nur noch mit Weston an Bord, munitions- und hoffnungslos dem Erdboden entgegen.
Ja, jetzt stirbt er endlich. Oh nein, eine mysteriöse Erscheinung rettet ihn noch einmal und er knallt lebend auf die Erde. Schiff ist hin, Raumstation und alle Waffen der Erde sind hin. Die Draisins setzen Landetruppen ab, aber Weston lebt.
Leider kann ich immer noch keine Ironie erkennen, wodurch die extrem flache Darstellung der Charaktere und die kindliche Storyentwicklung aufgebrochen werden könnte. „Starship Troopers“ hatte dies gegen Ende, auch die TV Serie Space.


                       

Evan Currie – Jenseits der Erde
...zum Vierten. Jetzt ist erst einmal wieder Bodenkampf angesagt. Eric Weston hat noch ein paar Einzelkämpferanzüge aus der geschrotteten Odyssey retten können und stattet einige alte Kumpel und andere toughe Typen damit aus. Zusammen mit der US Army, die mit schwerem Gerät (was anderes hilft gegen die Draisins nicht) unterwegs ist, drängen sie die Draisins erst aus New York bzw. vernichten sie alle und dann in anderen Metropolen der USA.
Unnötig zu erwähnen, das die Amis natürlich mit Leidenschaft und großer Opferbereitschaft bei der Sache sind. Ja sie unterstützen sogar noch die anderen Nationen, insbesondere die Inder und Chinesen. Die können es ja auch nicht alleine, wie wir alle wissen.
Dieser Patriotismus erstaunt mich immer wieder. Erinnert mich an die Landser Heftchen. Das die Draisins komplett vernichtet werden müssen, weil sie quasi den Planeten auffressen und sich darüber vermehren, das ist soweit plausibel. Aber trotzdem... Dieses Schwarz Weiß Getue nervt bei der Lektüre, von Seite zu Seite mehr.
Admiralin Gracen hatte sich am Ende des dritten Bandes mit Teilen der Besatzung der Odyssey sowie der Enterprise zu den Priminae retten können. Diese stellen ihr 5 Schiffe zur Verfügung, die natürlich denen der Draisins haushoch überlegen sind.So schnell wie möglich, immer mit Angst, zu spät zu kommen und eine zerstörte Erde vorzufinden, dringt Gracen mit den 5 Schiffen sowie der Enterprise ins Sonnensystem ein.
Sie sieht sich über eintausend Draisin Schiffen gegenüber und vernichtet so viel wie es nur geht, aber irgendwann wird es dann doch eng. Doch 10 Seiten vor Schluss widersetzt sich Admiral Tanner, der Befehlshaber der Priminae Flotte, dem Stillhalte Befehl und unterstützt die Odysseus (das Flaggschiff der Admiralin) und Weston, der irgendwie wieder auf ein Schiff gekommen ist. Im Epilog sind dann alle Draisin auf der Erde und um die Erde herum platt gemacht.
Puh, geschafft. Diesen Roman meine ich. Im fünften Band wird wohl ein Schiffsbewußtsein Schwierigkeiten machen und Gaia, die ominöse Wesenheit, die auf der Erde lebt oder die Erde ist, wird wieder aktiv dabei sein.
Nach diesen beiden Currie Romanen hintereinander weiß ich, warum ich nicht auf Military SF stehe. Ist wirklich nur etwas für schlichte Gemüter.
 

Thomas Wieczorek – Die Profitgeier
„Wie unfähige Manager unser Land ruinieren“ heißt der Untertitel dieses mal wieder sehr lesenswerten Buches von Wieczorek. Eine Wohltat nach dem Gemetzel der letzten beiden Romane von Currie.
Eindrucksvoll und schonungslos deckt der Autor die Schwächen und Unfähigkeit des deutschen Managements, nicht nur des Spitzenmanagements, auf. Auch die von mir heißgeliebten Optimierer von Kinsey bekommen ihr Fett weg. Bei der Lektüre dieser Mahnschrift, so möchte ich sie mal bezeichnen, lief mir ein wohliger Schauer den Rücken hinunter.
Der Autor untermauert die einzelnen Abschnitte mit konkretem Zahlenmaterial, was sich vorzüglich bei Diskussionen mit Freunden und Bekannten verwenden lässt. Leider ist das so viel Information, das man sich nicht alles merken kann.
Trotzdem lesen.

Ronald Reng – Der Traumhüter
Reng ist Sportreporter und hat lange Jahre in London und Barcelona gearbeitet. Dieser „Roman“ wurde 2002 zum Bestseller und in England sogar zum „Sportsbook of the Year“ gewählt. Alles nach einer wahren Geschichte.
Der Torhüter Lars Leese, dessen Geschichte hier erzählt wird, hat mit Reng zusammengearbeitet und steuert in einigen Passagen, die er aus seiner persönlichen Sicht schildert, wichtige Farbtupfer mit ein.
Mit 16 stand Leese im Tor der B Jugend des 1. FC Köln und träumte von einer Profikarriere. Dies war längst vorbei, als er mit 22 in der Kreisliga Westerwald das Tor hütete. Durch Zufall landete er über Bayer Leverkusen dann aber doch beim FC Barnsley, der ein kurzes (einjähriges) Gastspiel in der Premier League gab.
Er war 28, als er in einem von 22 Spielen für Barnsley sein größtes Spiel machte. Barnsley gewann im FA Cup 1:0 beim FC Liverpool und Leese hielt einfach alles. Nach dem Abstieg fiel er in Ungnade und wurde schließlich arbeitslos.
Als Amateur ließ er seine Karriere ausklingen und ist heute Trainer, also dem Fußball verbunden geblieben. Aktuell trainiert er den DSK Köln in der siebtklassigen Bezirksliga.
Schön ist auch die persönlicher Lebensgeschichte von Leese und seiner Frau Daniela, die auch zu Wort kommt und trotz vieler Schwierigkeiten zu Leese gehalten hat in all den Jahren. Ein Leben voller Höhen und Tiefen, aber dies ist keine Tragödie. Es ist eine Liebeserklärung an den Fußball an sich.
Der Traumhüter wurde oft mit „Fever Pitch“ verglichen. Meine Meinung: Der Traumhüter ist besser.

Mittwoch, 8. Juli 2015

H Lecter: Angie 4/x

4  
Wir hockten viel auf dem Boden, weil wir keinen großen Tisch im Wohnzimmer hatten. So lernte ich dort alsbald auch für meinen Personenbeförderungsschein, zu dem mich Randy und Kroll überredet hatten. Der Portugiese war zu diesem Zeitpunkt schon Geschichte.
Ja, wir hatten wirklich keinen Tünnef in der Bude und erst recht keine Möbel außer Regalbrettern statt Schränken. Angie hatte noch nie Wert auf materielle Dinge gelegt und mir lagen höchstens die Plattensammlung als auch meine Bücher am Herzen. Die Kaution hatte ich übrigens komplett bezahlt, Angie hatte überhaupt gar nichts an den Füßen.
Mir war das selbst aber auch nicht wichtig. Nachdem ich den Job in Hildesheim verloren hatte, hing ich selbst etwas durch und hatte keinen Plan mehr fürs weitere Leben. Der Tapetenwechsel in die WG mit Angie holte mich erst mal aus der Lethargie heraus. Angie hielt einen ja ganz schön auf Trab mit ihrer liebenswerten Chaotik.
Das westliche Ringgebiet wurde in der Folge mehr und mehr zum Brennpunkt des Geschehens. Urmel, Jürgen und Jopi sowie Luigi warten vielleicht gerade noch so eben in der Jahnstraße zugegen, beschwören würde ich dies allerdings nicht. Kroll wohnte mit Randy zusammen in der Nähe, Jenny nicht zu vergessen. Durch das Taxifahren kamen noch Uli und Hotte hinzu, die in unmittelbarer Nähe wohnten. Den Einen oder die Andere habe ich bei dieser Aufzählung vielleicht vergessen. Und auch für Pocke und die anderen aus dem östlichen Ringgebiet galt der folgende Satz:
Dreh- und Angelpunkt des Geschehens wurde Ende der 80er das Gambit, dort trafen wir uns regelmäßig. Und dies hatten wir ganz allein Angie zu verdanken. Denn eines Abends, als sie so durch die Gegend strunkelte, sah sie, das in der Kneipe bei uns unmittelbar gegenüber, wieder Licht brannte.
Ursprünglich hieß der Laden wohl „Braunschweiger Bierstube“ oder so und war schon seit Jahren geschlossen. Durch einen blöden Zufall also ging Angie in die gerade neu eröffnete Kneipe namens Gambit und war baff erstaunt.
Angie erwartete eigentlich eine Eckkneipe a la Frankfurter Hof oder Gambrinus. Sie hatte noch nie Berührungsängste, was den Aufenthalt in solchen Spelunken angeht. Dies nur noch mal so. Doch im neuen Gambit traf sie auf die (seinerzeit noch 3) Wirte, die allesamt aus dem Sozialarbeitermilieu stammten. Das war ja nun wirklich ihrs.
Nur mal so am Rande: Der eine „Wirt“ war binnen des ersten Jahres raus, weil er selbst sein bester Kunde war. Die anderen beiden waren ein Paar und trennten sich Jahre später; „Er“ ging nach Griechenland, um ein Heim für schwer erziehbare deutsche Jugendliche zu betreiben und „Sie“ arbeitete noch mit beim neuen Betreiber, bis sie vor einigen Jahren leider an Krebs verstarb.
Angie ist nun mal sehr euphorisch und schilderte uns die Kneipe in höchsten Tönen, auf das die ganze Blase nach und nach feststellen musste, dass Angie gar nicht mal übertrieben hatte. Der Wirt hatte den Klassiker schlechthin in Braunschweig eingeführt: Blumenkohl in Sahnesoße mit Käse überbacken.
Dies sowie der Rest der Speisekarte ist seit den 80ern für ganz Braunschweig stilprägend und wurde in späteren Jahren auch im Zweitbetrieb – Charly`s Tiger – umgesetzt. Dazu Veltins oder Jever auch gern mal aus dem Steinkrug; Herz, was willst Du mehr.
Da die ganze Blase von dem Laden überzeugt war, wurde das Gambit zu unserem zweiten Wohnzimmer. Der Freisitz im Sommer war von unserem Wohnzimmerfenster frei einsehbar, so dass wir immer schauen konnten, ob sich ein Besuch lohnt. Wer ist gerade da?
Umgekehrt kamen viele bei uns vorher vorbei, weil sie nicht allein dort sitzen wollten. Im Endeffekt waren es für mich ca. 12 Jahre bis zu meinem Wegzug 1999, in denen dies so oder ähnlich ablief. Zu diesem Zeitpunkt wohnte Angie mittlerweile längst woanders, ja wir kannten uns schon nicht mehr. Dazu aber später mehr.
In den Anfängen des Kults um das Gambit hing ich fast ausschließlich mit Uli ab, den ich bei der Taxe kennengelernt hatte und der in der Blase voll drin war. In der Zeit, als er im Cyri wohnte, sahen wir uns besonders häufig. Zu „Angie`s Zeiten“ wohnte er aber noch in WF mit seiner damaligen Freundin.
Doch zurück zu Angie: Sie hatte aus ihrer Gifhorner Zeit einen schrägen Freundeskreis, der in der Blase gottlob nicht integriert werden musste. In der Gifhorner City gab es da mal eine Kneipe, da traf sich die dortige Szene. Pocke und ich begleiteten Angie dorthin ein paar Mal, um Treibstoff für die Raketen zu besorgen.
In bleibender Erinnerung wird mir aber immer der letzte Abend dort sein, als Angie mit mir dort zur Abschiedsparty hinfuhr. Der Laden musste schließen, nicht zuletzt weil zuviele Anzeigen aufgelaufen waren. Ich war der Fahrer und trank deshalb kein Bier. Es war ein Freitagabend.
Dankenswerterweise gab mir der Wirt noch etwas Apfelsaft, der zwar merkwürdig schmeckte, aber ich hatte ja Durst und war gut drauf. Hier sollte ich einschieben, dass Angie zu jenem Zeitpunkt schon nicht mehr in der Julius wohnte und ich selbst da schon in Salzgitter arbeitete.
Gut drauf war ich nämlich, weil ich unsere alte Funkerin von der City Car getroffen hatte und diese mich zu ihrer Geburtstagsparty in Melverode eingeladen hatte. Da konnte ich ja schlecht vorher schon total straff auflaufen. Ich trank also den merkwürdig schmeckenden Apfelsaft, verabschiedete mich von Angie und fuhr voller Vorfreude zurück nach BS.
In Melverode fand ich die Party nicht. Hinzu kam, dass ich schon während der Fahrt und erst recht in Melverode starke Krämpfe im Bauchbereich verspürte. Mit letzter Kraft kam ich zuhause an, schmiss als erstes die Unterhose weg und legte mich sofort ins Bett. Oder begab ich mich auf die Toilette?
Die Toilette jedenfalls war der meistbesuchteste Ort neben dem Schlafgemach an jenem Wochenende. Selbst Sonntagabend hatte ich noch krampfartige Schmerzen zu beklagen, doch Montagmorgen konnte ich wieder zur Arbeit fahren. Heute weiß ich daher nur zu gut, wie ein Apfelsaft mit „Stich“ schmeckt. Schweinerei, dass die Mannschaft mir dies Gesöff angedreht hatte.

Montag, 6. Juli 2015

Hartmudo: Frauen WM

Von Mitte Juni bis zum vergangenen Wochenende lief die 7. Endrunde der Fußball Weltmeisterschaft der Frauen in Kanada. Im Vorfeld hatte es noch viele Diskussionen gegeben, weil das Turnier zum ersten mal auf Kunstrasen ausgetragen wurde. Die befürchteten Verletzungen gab es dann doch nicht; viel Luft um Nichts also.
Vor vier Jahren hatten meine Löwin und ich die Gelegenheit, ein Vorrundenspiel zu sehen. Brasilien gegen Norwegen hieß die Partie. Seinerzeit, am Beginn dieses Blogs, hatte ich ausführlich über das Turnier in Deutschland berichtet, welches ja für das deutsche Team mit einem enttäuschenden Ausscheiden gegen den späteren Weltmeister Japan endete.
Der damalige deutsche „Rumpelfußball“ war nicht konkurrenzfähig; Die Japanerinnen spielten als einziges Team dank eines ausgeklügelten Kurzpassspiels einen ansehnlichen Ball. Lediglich die Brasilianerinnen oder ansatzweise die Französinnen versuchten es mit technischen Raffinessen, ansonsten war Ausdauer und solide „Grundtechnik“ angesagt.
Jetzt, 4 Jahre später, reiste das deutsche Team als amtierender Europameister und Erster der Weltrangliste nach Kanada und machte sich entsprechend Hoffnung auf ein erfolgreiches Turnier. Da die Spiele nicht vor 22.00 Uhr begannen, konnten meine Löwin und ich nur sehr wenige Spiele im Fernsehen schauen.
Mir machten bei diesem Turnier Kolumbien, Kamerun und Australien am meisten Freude. Kamerun hatte gute Ansätze, spielte aber sehr hart und war in den entscheidenden Momenten überfordert. Im Achtelfinale war dann gegen China Schluss. Kolumbien überraschte mit einem Auftaktsieg gegen die favorisierten Französinnen, waren aber gegen die megastarken US Girls chancenlos. Australien schaltete im Achtelfinale sensationell die Brasilianerinnen aus – aber gegen den Titelverteidiger aus Japan war Schluss.
Alle 3 Außenseiter zeichnete eine Eigenschaft aus, die insbesondere der deutschen Mannschaft in diesem Turnier fehlte. Sie spielten mit viel Herz und Engagement, wodurch so manche technische Schwäche kompensiert werden konnte. So macht Fußball Spaß.
Und dieses Engagement fehlte dem deutschen Team. Während die anderen Favoriten USA und Japan dank ihrer spielerischen Klasse bis ins Finale spazierten, scheiterten die Mitfavoritinnen aus Brasilien dank ihrer Pomadigkeit gegen aufopferungsvoll kämpfende Aussies. Und die Girls von Silvia Neid?
Es ging ja gut los – 10:0 gegen die Elfenbeinküste war eine Ansage. Doch schon das nächste Spiel der Vorrunde gegen Norwegen ließ erahnen, das dieses Team dank eines engen taktischen Konzeptes der Trainerin kein denkwürdiges Spiel wie die Männer letztes Jahr gegen Brasilien auf den Rasen kriegen würde. Nach dem hingewürgten 1:1 quälte sich das Team förmlich durch das Turnier.
Gegen Frankreich war das Weiterkommen meiner Ansicht nach unverdient, da die Französinnen 70 Minuten lang überlegen waren und die Deutschen überraschenderweise an die Wand spielten. Erst in den letzten 20 Minuten spielten die Deutschen ohne taktische Zwänge – was blieb ihnen auch anderes übrig – und schossen den Ausgleich, bloß um in der Verlängerung wieder in den Rasenschach zurückzufallen. Der Sieg im Elfmeterschießen löste dann einen Freudentaumel aus, da dachte ich: Jetzt ist der Knoten geplatzt, ab jetzt spielen sie befreit auf.
Weit gefehlt. Die US Frauen waren in allen Bereichen stärker und bei der ersten Niederlage gegen die Engländerinnen überhaupt im Spiel um Platz 4 verballerten sie auch noch Chance um Chance. Hier gewannen die Engländerinnen dank ihres beherzten Auftretens, auf keinen Fall aufgrund spielerischer Klasse.
Und auch bei diesem Spiel stand Silvia Neid wie weiland Sir Erich um die Jahrtausendwende bewegungslos mit versteinerter Miene und verschränkten Armen am Spielfeldrand. Wie Napoleon in Waterloo strahlte sie zwar Ruhe, aber keine Souveränität aus. Schlimm genug, das der DFB diese taktikversessene Trainerin das Team noch bei der Olympiade führen lässt, ehe dann die Quotenlesbe Steffi Jones, die nun mal gar keine Trainererfahrung hat, Silvia Neid als Bundestrainerin beerben wird.
Das Finale habe ich dank des späten Sendetermins Sonntagnacht leider verpasst, aber die US Girls haben die Japanerinnen wohl aus dem Stadion gefegt. Eins ist mir nach diesem Turnier aufgefallen: Teams wie die Französinnen oder auch die Engländerinnen haben sich in die Weltspitze gespielt. Viele andere Teams haben ebenfalls einen Riesensprung gemacht.
Bloß das deutsche Team nicht. Das ist allerdings hausgemacht.
Kommen wir zum Abschluss noch zur Fortführung der ewigen Tabelle von vor 4 Jahren; das macht mir als Statistikfreak besonderen Spaß.
Berücksichtigt wurden hierbei die erzielten Punkte (3 Punkt System) aller Frauen WM-Endrunden seit 1991 bis einschließlich der gerade beendeten WM. Ab den K.O. Runden gibt es bei Sieg in der Verlängerung und im Elfmeterschießen nur 2 Punkte. Der jeweilige Verlierer verdient bei solchen Spielen wenigstens einen Trostpunkt. Die Anzahl der bisher erzielten 1. - 4. Plätze ist auch ersichtlich:

Platz
Team
Punkte
1.
2.
3.
4.
1
USA
106
3
1
3

2
Deutschland
85
2
1

2
3
Norwegen
68
1
1

2
4
Schweden
60

1
2

5
Brasilien
58

1
1

6
China
52

1

1
7
Japan
41
1
1


8
England
33


1

9
Kanada
25

1
10
Frankreich
22



1
11
Australien
20




12
Nigeria
13




13
Russland
12



14
Dänemark
11





Italien
11





Nordkorea
11





Das war es dann mal wieder für die nächsten 4 Jahre. Jetzt ist es an der Zeit, dass der „richtige“, der „echte“ Fußball beginnt.
Mit Eintracht in knapp 3 Wochen! Ich freue mich schon.

Mittwoch, 1. Juli 2015

Contramann: Griechenland

Griechenland ist Thema, Alter:
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/griechenland-forderungen-die-athen-niemals-erfuellen-kann-1.2538217
Es geht jetzt in die Endphase. Und die Süddeutsche bzw. deren Kommentator beschreibt es schon richtig. Die EU setzt den Griechen die Pistole auf die Brust – die Privatisierungen des bisherigen Staatseigentums soll sein. Erstaunlich ist da sogar die geforderte Kürzung der Militärausgaben, nicht aber die Rentenkürzungen.
Dies ist der Stand vom 25. Juni, am 28. Juni kurz vor Mitternacht sieht es so aus:
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/finanzkrise-griechenland-schliesst-seine-banken-1.2541680
Die griechischen Banken bleiben dicht. Geplant ist die Schließung bis zum 6. Juni, einen Tag nach dem geplanten Referendum über die Annahme oder Ablehnung des EU Ultimatums. Gerade hatte das griechische Parlament diesem Referendum zugestimmt, da beschwert sich auch schon der Schäuble. Wie kann man über das Angebot der EU – 15,5 Milliarden für weiteres hartes Sparen, auch und gerade im Sozialhaushalt, denn auch das Volk abstimmen lassen.
Das Ganze nimmt immer groteskere Züge an. Lasst die Griechen aus der EU gehen, die Drachme wieder einführen und die Schulden sind vergessen. Aber der Schäuble hätte damit wohl das Problem, dass 80 Milliarden oder noch mehr im Bundeshaushalt von links nach rechts, sprich von Außenständen, also potentiellem Vermögen, ins negative, also Abschreibungen und damit quasi Schulden, wandern.
Folgendes sollte eigentlich mit den ganzen Milliarden passieren, falls sie doch noch fließen:
http://www.heise.de/tp/artikel/45/45266/1.html
Yes, gebt das Geld eben nicht den Banken, sondern den Bürgern Griechenlands direkt.
Der ehemalige Chefredakteur der Wirtschaftswoche Roland Tichy fordert außerdem eine Volksabstimmung in Deutschland, weil der Steuerzahler für die nicht mehr abschätzbaren Schuldenberge durch die Zahlungen an Griechenland zwar haften, aber nicht darüber mitbestimmen darf.
Go, Schäuble, go !
Denn die Griechen werden wohl gefragt:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/referendum-in-griechenland-waehrungsunion-selbst-schuld-a-1041075.html
nein, das ist nicht feige von Tsipras. Erst meckern die deutschen Kommentatoren rum, das Tsipras und Varoufakis die Sozialausgaben nicht weiter kürzen wollen (dafür wurden sie ja bekanntlich gewählt), und als sie jetzt, von der EU in die Enge getrieben, nur noch ihre eigenen Wahlversprechen brechen können, um in der EU bleiben zu können (was wohl auch die meisten Griechen gerne hätten), da legen sie die quasi bedingungslose Kapitulation dem Volk zur Entscheidung vor.
Für Contramann riecht das nach Demokratie. Wenn diese Vorgehensweise im 20. Jahrhundert bei den Großmächten Usus gewesen wäre, wer weiß, ob es überhaupt 2 Weltkriege gegeben hätte.
Der Rest des Kommentars mag zwar stimmen, aber allein die Einleitung mit den „feigen“ Griechen ist übelste Agitprop.

http://www.focus.de/finanzen/news/laut-regierungsvertretern-griechenland-wird-faellige-iwf-rate-am-dienstag-nicht-zahlen_id_4783926.html
...und warum sollten sie auch? Schließlich steht für den 5. Juli das Referendum darüber an, ob Griechenland die Bedingungen der EU akzeptiert oder nicht. Falls dieGriechen dies nicht wollen, was übrigens Tsipras wohl seinen Bürgern rät, dann gehen die Griechen eh einen Staatsbankrott entgegen und raus aus dem Euro.
Die 1,6 Milliarden könnten sie dann besser verwenden als zur Schuldentilgung.

http://www.spiegel.de/kultur/tv/hart-aber-fair-zu-griechenland-syriza-zum-teufel-jagen-a-1041273.html
Bei Plaßberg war wieder mal ein Treffen zum Griechenland Bashing angesagt. Außer einer grünen Europa Abgeordneten, die allerdings kaum zu Wort kam, war nur die Hardliner unterwegs. Die Krönung hierbei war Rolf-Dieter Krause, der Leiter des Brüsseler ARD Studios.
„Jagd die Griechen zum Teufel!“ lautete sein wütender Ausbruch. Viel mehr an sachlichen Argumenten hatte er aber nicht zu bieten, genau wie seine Mitstreiter.
Ein Niveau ist das, unglaublich. Fehlt nur noch „den Tsipras haben sie damals wohl vergessen“. Der Krause ist mir in den vergangenen Tagen schon häufiger aufgefallen, allerdings war er ansonsten um einen objektiven Anschein bemüht. Contramann meint, dass dieser Mann von der Mattscheibe verschwinden sollte. Hier zitiere ich einen Forumsbeitrag von SPON wörtlich: 


„Wenn der Rolf-Dieter Krause der Meinung ist, man müsse in "Maidan-Manier" gewählte Regierungen stürzen ... das meint er nämlich damit, und setzt insgeheim seine Hoffnungen auf die Pro-Euro-Demonstrationen auf dem Sytagma-Platz in Athen, dann ist er in dieser Funktion nicht tragbar. So einfach ist das.“
 

Dem kann ich nichts mehr hinzufügen.

Folgendes noch: Die Syriza Partei siegte bei den Wahlen im Januar, weil sie die von der EU verlangten Reformen ablehnten. Diese Reformen, die die Vorgängerregierungen von den Christdemokraten (jetzt Nea Dimokratia) und danach den Sozialdemokraten (PASOK) akzeptiert hatten. In jenen 5 Jahren ist die griechische Wirtschaft eingebrochen, das Sozialsystem zerstört worden und als Folge die Staatsverschuldung enorm gestiegen.
Immer neue Kredite wurden deshalb seit 2010 fällig – gegen immer neue Reformen. Ende 2014 gab es Krankenhausbehandlung nur noch gegen Bares. Die Säuglingssterblichkeit schoss sprunghaft in die Höhe. Das sind nur 2 Beispiele, warum die Griechen im Januar bereit waren, die Newcomer von der Syriza zu wählen.
Seitdem haben Tsipras und seine Partei die Sparauflagen im Wesentlichen abgelehnt; Varoufakis wies mehrfach darauf hin, das die einheimische Wirtschaft Luft braucht, d.h. die Kredittilgung gekoppelt werden müsse an die Entwicklung der Wirtschaft. Alles andere macht ja auch nun wirklich nicht Sinn.
Aber dies können die EU sowie die führenden Staatschefs Europas nicht akzeptieren, weil dann erst die Portugiesen, dann Spanier, Iren, Italiener... einer nach dem anderen abspringen. Die in diesem Jahrtausend bisher vorherrschende Mischung aus neuer „sozialer“ Marktwirtschaft und der alles beherrschenden Finanzwirtschaft könnte so ins Wanken geraten.
Einen Schuldenschnitt wollte die EU auch nicht akzeptieren, so dass seit Januar viel Zeit verschwendet wurde, weil Griechenland trotz allem in die Pleite schlittern wird. Man hätte die privaten Gläubiger von Anfang an auf den nicht rückzahlbaren Krediten sitzen lassen müssen, anstatt es den Spekulanten und Hedgefonds zu ermöglichen, die faulen Papiere über Staatsanleihen und Garantien auf die Allgemeinheit abwälzen zu lassen.
Und wenn Dir das zu sehr nach Verschwörungstheorie klingt, dann mach Dir folgendes bewußt: Die Troika, der IWF, die EZB oder auch einzelne Regierungschefs samt deren Finanzminister machen die Kredite von Bedingungen abhängig, zu denen sie gar nicht berechtigt sind.
Kürzung von Renten und Löhnen, Verzicht auf Erhöhung der Umsatzsteuer bei hohen Gewinnen. Das grenzt schon an Erpressung. Dazu haben diese Institutionen den Griechen in den vergangenen Jahren die Finanzspritzen förmlich aufgedrängt. Dies im Zusammenhang mit der Vielzahl an Bedingungen richteten sie an einen souveränen Staat. Eine demokratische Legitimation, über Wohl und Wehe des griechischen Volkes zu bestimmen, haben weder der IWF noch die EZB.
Der Begriff des Finanzkapitalismus ist hier durchaus passend. Und dann noch dieser hier:
http://www.heute.de/interview-mit-nato-generalsekretaer-stoltenberg-39087024.html?mediaType=Artikel
Trotz der ganzen Misere soll Griechenland bei den Militärausgaben nicht sparen. Wenn einer auch Stoltenberg heißt....

Der europäische Gedanke... das ich nicht lache, der wird gerade dieser Tage insbesondere von unserer Bundesregierung außer acht gelassen. Der ganze Bohei ist einfach nur widersinnig und widerlich.
Wenn eine Privatperson in Deutschland zahlungsunfähig ist, geht er in die Privatinsolvenz für 7 Jahre. Aktiengesellschaften und GmbHs gehen einfach so baden und die Gläubiger schauen in die Röhre.
Aber damit die Banken keine Verluste fahren (stellenweise haben sie an Griechenland noch verdient), sollen die Griechen bis zum St. Nimmerleinstag die Schulden zurückzahlen. Ich glaube mittlerweile, das die Blockade der EU einen anderen Hintergrund hat:
Die Linksregierung in Griechenland muss diskreditiert werden, weil wenn sie aufzeigen können, das es auch anders geht, brechen andere Staaten auch aus der EU weg. Die Wähler in den einzelnen Staaten könnten glauben, das es auch anders geht als mit der Austeritätspolitik a la Merkel und Schäuble.
Vieles könnte ich jetzt noch schreiben, da ich eben in den Nachrichten wieder die üble Propaganda des Reporters mitgekriegt habe. „Denen“ geht ja wirklich der Kackstift, das die Griechen sich beim Referendum am Sonntag gegen die Sparvorschläge der EU entscheiden und ein Austritt der Griechen aus dem Euro dank eines Staatsbankrotts unvermeidlich wird.
Damit wären die Griechen nicht mehr unter Kontrolle der EU und wenn sie dann noch wirtschaftlich gesunden, dann wären linke Regierungen in Europa immer wahrscheinlicher.
Ich schließe mit dem Leitsatz von Gregor Gysi, heute im Bundestag:
„Bürger statt Banken retten“
Einfach ausgedrückt, aber passt!