Mittwoch, 27. Mai 2015

Hartmudo: Motzki again

Letztens in der Mukkibude. Ich war gerade fertig mit meinem Programm und schlich in die Umkleide. Hinter mir ging ein Möchtegern Gangsta Rapper, der wohl ebenfalls fertig mit seinem Programm war.
Ich ließ die Außentür der Umkleide zur „Sporthalle“ hinter mir auf; ebenso die Innentür. Wollte sie ja dem Sportskameraden nicht vor der Nase zuhauen, macht man ja auch nicht. Einen Kommentar seinerseits von ihm, wie ein genuscheltes „Danke“, welches ich bei solchen Gelegenheiten abzugeben pflege, erwartete ich nicht wirklich von ihm. Wäre ja auch uncool.
Als ich mich dann vor meinem Spind umdrehte, musste ich allerdings feststellen, dass der Schnösel die Tür einfach offen gelassen hatte! Interessierte ihn offenbar nicht, zumal er sich selbst um 2 Ecken in der Umkleide vor den Blicken anderer „versteckt“ hatte. Im Gegensatz zu mir, der nun mit freiem Oberkörper und dampfender Büchse in den Sportraum gucken durfte.
Butterbrötchen....

Nicht das ich Angst hatte, dass die Mädels, die an dieser Außentür zu ihrer Umkleide vorbei stolzieren müssten, mir etwas weggucken könnten. Aber etwas peinlich finde ich es schon – ich bin da nicht so extrovertiert. Grummelnd schloss ich beide Türen ob der Schofeligkeit des Jungspundes.
Übrigens ohne Migrationshintergrund, nicht das mir dies jetzt noch einer vorhält. Jedenfalls kam es, wie es kommen musste: Der Schnösel war vor mir angezogen und verließ mit seiner Superduper Nike Tasche lautlos die Umkleide. Selbstverständlich ließ er die Türen sperrangelweit offen, so dass ich wieder voll im Rampenlicht stand.
Ich plusterte mich auf, war verärgert. Dann – der Typ war eigentlich schon weg – sprach ich lauthals: „Macht der das Zuhause auch so? Ich glaube eher nicht. Kann der nicht mal die Tür zu machen, der Idiot? Solche Idioten brauchen wir hier nicht. Da sollten wir lieber mehr Flüchtlinge aus dem Mittelmeer aufnehmen. Dann kann ja dieser Typ in Syrien die Ziegen hüten und in ein Erdloch kacken!“
Ich diskutierte danach noch ein bisschen mit einem anderen Sportskameraden, der das Ganze etwas lockerer als ich aufnahm. Mich kotzen solche Schnösel wie dieser Möchtegern Gangsta einfach nur noch an, da kann ich nicht anders, da werde ich zum Kinderschreck; zum Motzki.
Das zaghafte Argument des anderen Sportskameraden, dass der junge Typ wahrscheinlich aus einem schwachen Elternhaus kommen würde, lasse ich nicht gelten. Der Kerl war ja kein 12jähriger Teenager mehr! Auch wenn man berücksichtigt, dass die Schulen die Kinder nur noch auf irgendwelche Lernziele hin vorbereiten und evtl. Defizite aus dem Elternhaus nicht mehr angehen.
Ewig dieses Abschieben der Verantwortung. Wenn überhaupt, ist eine schlechte Kinderstube höchstens die Ursache, nicht aber die Entschuldigung für ein derart asoziales Verhalten. Dieses Desinteresse an seinen Mitmenschen legt er garantiert nicht an den Tag, wenn es um seine Haustür geht oder wenn er von Freunden oder Frauen etwas will.
Da kommt dann wahrscheinlich so ein cooles, schleimiges Lächeln mit nem lockeren Spruch rüber. Meine Güte, wie sehr mich solche Typen ankotzen!
Und ich habe noch was zu Motzen: Als ich letztens beim Lokführerstreik den Linienbus nach Salzgitter nehmen musste, stiegen in Bleckenstedt 3 10jährige Jungs zu und versperrten mit ihren Rucksäcken den Ausstieg.
Diese Rucksäcke waren mindestens 2 mal so breit wie die Kiddies selbst! Wer fabriziert so nen Mist und verkauft das noch an die Eltern als Schulranzen? Die Dinger sind ja breiter wie lang; da sind spätere Haltungsschäden vorprogrammiert. Kann man die Dinger nicht wenigstens in der Länge ausdehnen statt in der Breite? Die Kiddies sehen dann zwar aus wie Sherpas, aber wenigstens wird das Gewicht besser verteilt.
Und überhaupt. Wir leben hier in einem der reichsten Länder dieses Planeten und sind noch nicht einmal fähig oder willens, unseren Kindern solche unnötigen Belastungen zu ersparen? Dauernd das Gerede über Schulreformen, um den Bildungsstandard zu verbessern, aber schon früh geschädigte Wirbelsäulen sind des Nachdenkens nicht wert oder was?
Mein "Mensch-ärgere-Dich" Gesicht

Ich hör schon wieder die Stimmen, die da sagen: „Aber die Kinder brauchen die Bücher und Arbeitshefte doch auch zuhause für die Schularbeiten.“
So ein Blödsinn. Ganztagesschule und Ende. Dann können die Kinder ihre Übungen unter Aufsicht in der Schule machen und können nachmittags unbelastet nach Hause und spielen, weil sie keine Hausaufgaben an der Backe haben. Was hat mich dieser Umstand in der Kindheit belastet, wenn ich daran noch zurückdenke…
Ja, das kostet Geld für mehr Betreuungspersonal. Und ja, das Wohl der Kinder sollte „uns“ in dieser reichen Überflussgesellschaft wichtig genug sein, das wir vielleicht auch mal auf den einen oder anderen Luxusartikel verzichten. Spätestens an diesem Punkt jedoch scheitern alle Überlegungen, weil selbst Eltern – in der Regel die Mütter - häufig genug lieber die Kinder mittags mit dem Auto (SUV !) abholen, um ihren Kindern das Schleppen zu ersparen, als es ihnen „zuzumuten“, ein bisschen länger in der Schule zu bleiben, wo sie dort doch effektiver lernen könnten.
Natürlich nur die Eltern, die es sich leisten können, gelle. Ein Auto meine ich. Die „Abgehängten“, also die „Hartzer“, zählen ja sowieso nicht, oder?
Zum Schluss möchte ich hier nur erwähnen, dass Mutter Kind Parkplätze bei mir Beißreflexe auslösen. Will sagen, dass ich beim Einkaufen gezielt derartige Parkplätze ansteuere, weil sie – überraschenderweise – sehr nahe am Eingang und auch breiter ausgelegt sind.
Mütter mit Kindern sind denn auch keine Behinderten, also körperlich eingeschränkte Menschen. Ein bisschen Bewegung tut den Kindern i.d.R. sicherlich gut. Kleinkinder werden ja auch nicht in eine Karre gepackt, die man noch aus dem Kofferraum holen müsste, sondern gleich in den Einkaufswagen.
Bis jetzt hat mich noch niemand angemotzt, weil ich mich dorthin gestellt habe. Wenn es passiert, fällt mir hoffentlich eine coole Entgegnung ein. Ich werde berichten.

Samstag, 23. Mai 2015

Hartmudo Spezial: Irland im Bus

7 (11)
Heil waren wir angekommen, jetzt war erst einmal ausruhen angesagt. Wir aßen in unseren Zimmern das gekaufte Brot samt Käse und schlafften noch etwas ab. In der Hotelbar mit der gemütlichen Bahnhofsatmosphäre trafen wir uns dann am frühen Abend zur Pint Aufnahme und natürlich zum Kartenspielen.
Als die Musiker ihre Instrumente und den Bühnenaufbau soweit hatten, dass sie uns nerven konnten, zogen wir geschickterweise in das Zimmer von Dora und Herbert um. Die Carlsberg Dosen hatte ich auf das Außenbrett des Fensters zum Kühlen stellen können, so dass wir zum Zocken trinkbares Pils zur Verfügung hatten. Das klingt jetzt wahrscheinlich irgendwie langweilig für den gewöhnlichen Urlauber, aber wir Vier stehen drauf. Im Zimmer Solo spielen mit Dosenbier wie weiland in der Jugendherberge, so sind wir Deutschen halt. Auf irische Folklore kann ich jedenfalls sehr gut verzichten und Solo als Kartenspiel finde ich selbst nach vielen Jahren immer noch me-ga-geil!
Sonntag 19.10.
Auch hier schlief ich in der Nacht wohltuend gut, doch dann war wieder Frühstückszeit. Diesmal also Tralee bzw. waren wir ja in der Nähe von Tralee. Hier bot das Frühstück zu unserer Freude mehr Abwechslung als gewohnt; Im Frühstücksraum war ich sofort begeistert. Vorher jedoch waren wir nach dem Gang durch den tierisch langen Flur rechtzeitig vor dem Frühstücksraum angekommen. Bus 429, also die Gruppe Klaus, war um 7.30 Uhr mit Frühstück dran. Nicht um 7.00 Uhr und nicht 5 vor halb Acht. Die Kellnerin rief uns exakt um 7.30 Uhr in den Frühstückssaal rein. Vorher durfte die Gruppe Klaus nicht hinein, da sind die Leute dort eigen. Klaus höchstpersönlich hatte uns dies am Vortag noch ausführlich erklärt.
geil, dieser Hotelflur

Und trotzdem war ich begeistert. Denn es gab erstmals auf dieser Reise ein Buffet und sogar einen Toaster, bei dem die Weißbrotscheibe vorne reingelegt wurde und danach durch den Ofen über ein Fließband geleitet wurde, während die Scheibe auf der fahrt schön gebräunt wurde. Es gab frischen Toast, wie geil war das denn! Eier und Würstchen rührte ich vorsichtshalber nach wie vor nicht an, aber das Müsli und insbesondere das Weetabix hatten es mir angetan. Nicht alle meiner Mitstreiter am Tisch teilten meine Begeisterung, aber satt wurden wir dann doch allesamt. Wir Vier konnten nach unserem Frühstück sogar länger sitzen bleiben als alle – ALLE – unsere Mitfahrer von Bus 429, da der 429er heute ohne uns abfuhr. Denn den Ausflug zum „Ring of Kerry“, der berühmten Küstenstraße im Südwesten Irlands, hatten wir auch nicht gebucht, als Einzige aus unserer Gruppe versteht sich. 59,- € zusätzlich wollten wir uns eben nicht antun.
Diesmal hatte uns Klaus kein Alternativprogramm für weniger Kohle angeboten. Wozu auch, außer uns Vieren waren ja alle Schäfchen mit an Bord. Odfer hatten sich etwa doch einige nach dem ersten Sonderausflug beschwert, weil sie für mehr Geld weniger als wir mit Galway gesehen hatten? Wäre ja auch typisch Deutsch.
Somit waren unsere Mitreisenden schon am frühen Morgen mit Mr. Fortune und Bus 429 zum „Ring of Kerry“ unterwegs, während wir urplötzlich und ungewohnt plötzlich in der großzügig bemessenen Eingangshalle im Landhausstil saßen. Wir befanden uns mitten in der Bottnick, doch Dora hatte die rettende Idee gehabt. Wir wollten mit dem Taxi nach Tralee reinfahren. Wie Dora an der Rezeption erfuhr, sollte die Fahrt mit dem Taxi lediglich 12,- € kosten.
Tatsächlich waren es 14,- € Plus X und der Fahrer textete mich mit Fußball zu, aber nach kurzer und, wenn ich ehrlich bin, angenehmer Unterhaltung mit dem Fahrer hatten wir Tralee erreicht. Endlich, nun endlich waren wir frei und ungebunden. Kein Klaus und keine Reisegruppe um uns herum, kein „in einer Stunde treffen wir uns am Bus wieder“.
Der Taxifahrer setzte uns in der Stadtmitte von Tralee ab, dort, wo auch der Taxenstand ist. Erstaunlicherweise war in Tralee richtig was los. Soo klein ist der Ort also nicht. Und Tralee ist der Hauptsitz der Kerry Group (Kerrygold) und hat dazu noch den am westlichsten Punkt Europas gelegenen Bahnhof. Das habe ich aber erst hinterher aus Wikipedia erfahren, genau wie den Namen des wahrscheinlich berühmtesten Sohnes der Stadt: Rea Garvey, Sänger von Reamonn und Juror bei „Voice of Germany“. Doch berühmt ist Tralee für ein Festival, der „Rose of Tralee“.
ja wo ist sie denn, die Miss Eire?

Eigentlich ist die Rose von Tralee eine Art „Miß“ Wettbewerb, der jährlich ausgetragen wird. Die Gewinnerin, die zwar Irin sein muß, aber auch aus irgendeiner irischen Gemeinde, egal von wo auf der Welt, stammen muß, wirbt im Folgejahr auf einer Welttournee für die Republik Irland.
Direkt gegenüber vom Taxenstand war ein JC Penney, den wir uns allerdings für den Schluss unseres Besuches von Tralee aufheben wollten. Zuallererst wollten wir über den „Tralee Town Park“ zum Kanal gehen, um uns dort ein wenig die Füße zu vertreten. Unser Weg führte uns am „Kerry County Museum“ vorbei. An dessen Seite fanden wir ein schönes Rosenbeet zu Ehren der „Rose of Tralee“. Im Park dahinter stieß ich auf eine Steinplatte mitten auf dem Gehweg zu Ehren von Neil Armstrong. Warum oder wieso weiß ich bis heute nicht. Haben die Bürger von Tralee die Platte etwa dorthin gelegt, weil Neil ursprünglich aus Tralee stammt? Unwahrscheinlich, weil Wikipedia dies gewusst hätte.

Dienstag, 19. Mai 2015

Uncle Fester: Wool Triologie

Hugh Howey hat mit diesen 3 Romanen ein Highlight setzen können; Und das in vielerlei Hinsicht. Da wäre zuerst die packende Story zu nennen. Zum ersten Roman „Silo“ hatte ich mich letzten Monat schon geäußert, zu den beiden anderen Romanen unten mehr.
Richtig interessant ist die (noch) ungewöhnliche Vermarktungsstrategie von Howey. Dazu möchte ich etwas weiter ausholen. Hugh Howey, 1975 in Charlotte, North Carolina, geboren, wuchs mit Star Wars auf und träumte bereits als Teenager davon, Autor zu werden. Bereits in jungen Jahren las er Shakespeare und George Orwell. Nach cder Lektüre der drei Bücher überrascht mich das in keinster Weise.
Am College hielt es der rastlose Howey lediglich ein Jahr lang aus, dann kamen die Jobs. Als Buchhändler war er da ja noch nahe dran am Literaturzirkus, aber in der Folge verdingte er sich u.a. als Bootsbauer, Dachdecker oder auch Skipper. Letzterer Job quasi von den Bahamas bis nach Kanada. Erst als er seine spätere Frau kennenlernte, wurde der alte Streuner sesshaft und zog mit seiner Frau nach Florida.
Hier, mit Heim und Hund, kam er zur Ruhe und besann sich auf seinen Jugendtraum. Ab jetzt ging es schnell: „Wool“, die Geschichte einer Menschheit, die unterirdisch in Silos lebt, weil die Erdoberfläche vermeintlich komplett verseucht ist, war ursprünglich nur als kurze Novelle konzipiert.
Da Hugh keine Erfahrungen mit Verlagen und Agenten hatte, veröffentlichte er Wool in Eigenregie als Ebook bei Amazon. 99 cent sollte der Text kosten. Auf diese Weise versuchen es viele Autoren, weil man auf diese Weise seinen Text praktisch gleich vom eigenen Rechner aus direkt vermarkten kann, ohne dass ein Verleger oder ein Lektor drauf guckt und den Text durch Änderungswünsche verhunzt.
Ich kann mir allerdings auch vorstellen, dass viele Autoren ihre Texte nur deshalb über Amazon als Ebook vertickern, weil ihre Stories vorher von einem Lektor eines Verlages abgeschmettert worden waren. Denn stellenweise ist die Qualität dieser Traktate stark grenzwertig – da könnte ich meine Texte ja auch als Buch über Amazon vermarkten.
Nicht so im Falle des Hugh Howey. Obwohl er auf einen Lektor verzichtete, fanden mehr und mehr Leser Gefallen an der kurzen Story. Howey sah sich gezwungen, die Geschichte mit weiteren Texten auszudehnen. Auf diese Weise entstand der in meinen Augen geniale Anfang, in dem die vermeintlichen Hauptpersonen sehr schnell sterben und die eigentliche Hauptperson, Juliette Nichols, erst ab Seite 100 die Bühne betritt.
Schließlich umfasste Wool mehr als 500 Seiten. Howey veröffentlichte den kompletten Text als Sammelband Anfang 2012 erneut und auf einmal ging es los. Die großen Verlage entdeckten das Potential – ohne das Howey es vorher auch nur versucht hätte, seine Texte dort unterzubringen. Für den amerikanischen Markt behielt Howey die elektronischen Rechte vorsichtshalber selbst, sind doch seine Erzählungen stets bei den Topverkäufen zu finden.
Für den deutschen Markt dagegen konnte sich Piper die Rechte an Wool und den beiden Nachfolgeromanen „Level“ und „Exit“ sichern. Ein kluger Schachzug des Autors, da er sich so nicht auch noch ums Übersetzen in andere Sprachen kümmern musste. Als I-Tüpfelchen kommt noch der Verkauf der Filmrechte an 20th Century Fox hinzu. Der Altmeister Ridley Scott soll den packenden Stoff für die Leinwand umsetzen.
Aber jetzt erstmal zur Fortsetzung der Geschichte.
                                        
In Band 1 (Silo) hatte Juliette am Ende wieder ihren Silo, die Nummer 18, erreicht und mit ihrem Freund Lukas die Geschicke des Silos übernommen. Und jetzt wird es wieder ungewöhnlich, denn der zweite Band „Level“ setzt die Geschichte nicht an dieser Stelle fort, sondern startet mit dem Bau der Siloanlage im Jahre 2049.
Donald Keene ist 2049 ein junger Kongressabgeordneter und Protege des mächtigen Senators Thurman. Die Geschichte kommt ins Rollen, als Thurman Donald beauftragt, einen riesigen Hochhauskomplex zu bauen – bloß unter der Erde: Die Silo Anlage! Angeblich als Schutzräume für die Gegend um Atlanta, weil dort ein Atommüllendlager errichtet wird.
Wovon Donald jedoch nichts ahnt, ist der Irrsinn von Thurman und zwei anderen der typischen Strippenzieher im Hintergrund, die meinen, die Welt von den umweltzerstörenden Menschen säubern zu müssen. Anläßlich der Einweihung der Siloanlage jagen sie den Atommüll hoch und lösen den 3. Weltkrieg aus. Die handverlesenen und geladenen Gäste können nur noch in die Silos fliehen.
Bei dieser Aktion verliert Donald seine Ehefrau Helen aus den Augen – sie kommt in einem anderen Silo unter. Dafür betreten zwei andere Frauen die Bühne; Donalds` Schwester Charlotte, eine Kampfpilotin der Air Force, und Thurmans` Tochter Anna, welche Donald schon seit der Kindheit liebt. Ich sage mal, mehr Philip K. Dick und seine Frauen geht nicht.
Donald kommt in Silo 1 unter. Wie alle anderen wird er eingefroren und von Zeit zu Zeit, bei Bedarf, nach Jahrhunderten.... aufgeweckt. Dann ist er Troy, kann sich (zunächst) nicht an seine Vergangenheit erinnern. Alle in Silo 1 haben andere Namen und erinnern sich nicht, bis auf Thurman selbstverständlich.
Doch Donald hat aufgrund eines Zufalls einen Gendefekt, der dafür sorgt, dass er sich nach einiger Zeit doch rückbesinnen kann. Zumeist wird er spätestens dann wieder eingefroren und das Ganze geht von vorne los. Jedenfalls sorgt er in einer seiner Schichten für das Abschalten eines Silos, d.h. die Öffnung der Außentore, wodurch tödliche Nanobots eindringen und die Bevölkerung des Silos töten. Jener Silo 30 bereitete Probleme, weil die vorgegebene Ordnung (Bürgermeister, IT Chef als eigentlicher Herrscher) aufgrund eines Aufstandes kippte.
Dazu lässt er sich irgendwann auf eine Beziehung mit Anna ein, gerade als er sich selbst wieder bewußt war. Seine geliebte Ehefrau war nämlich in einem anderen Silo gelandet und zu dem Zeitpunkt schon gestorben; mit seinem besten Freund war sie dann sogar noch verheiratet! In den anderen Silos wurden die Menschen nicht eingefroren, so dass Donald mehr und mehr verzweifelt. Auch stellt sich Thurman zunehmend als übler Tyrann heraus, der als Persona non Grata nach wie vor die Richtung bestimmt.
Irgendwann vertauscht Ana die Namensschilder, so dass Donald nicht als Troy, sondern als Thurman und damit Herrscher aller Reusen erweckt wird. Der von Selbsthaß geplagte Donald tötet Anna in der Tiefkühltruhe und erweckt seine Schwester Charlotte. Die wiederum schafft es, eine Drohne über den Bereich der Silos hinausfliegen zu lassen.
Die Drohne landet im grünen Gras unter blauem Himmel. Oooh....
Der andere Handlungsstrang dreht sich um den Silo 17. Erzählt wird die Geschichte von Solo, der ja anscheinend jahrzehntelang als Einsiedler gelebt hatte und dann von Juliette gefunden wurde. Der war als Kind der Sohn des IT Chefs und eigentlich als Schatten, also als Nachfolger, ausersehen. Als es jedoch zum Aufstand in diesem Silo kam, zog Thurman aus Silo 1 die Reißleine und ließ den Silo per Fernsteuerung öffnen, so dass die unaufhaltsamen Nanobots den Großteil der Bevölkerung töten konnten.
Durch die Funkgespräche zwischen Silo 1 und den anderen Silos wird das Grauen deutlich. Die IT Chefs der anderen Silos, die genau über den Zwang zur Willfährigkeit informiert sind, versuchen notfalls zu lügen, um einer Abschaltung durch Silo 1 zu entgehen. Leider werden die Stimmmuster von Silo 1 ausgewertet, so dass wieder mal Widerstand zwecklos erscheint.
Es gäbe noch einiges über weitere Nebenstränge zu berichten; auch hält Donald gegen Ende se8ine schützende Hand über Silo 18, indem er Juliette per Funk Ratschläge gibt. Aber lest es Euch selbst durch – ist geil. Und lest es NACH Silo. Sicherlich wäre Level chronologisch erst dran, aber so hat es seinen eigenen Reiz.
Exit ist der dritte Band von „Wool“. Ich nehme es vorweg – hier sind noch viele Folgebände möglich dank des Szenarios, welches Howey ersonnen hatte.
Juliette lässt im untersten Stockwerk von Silo 18 einen Tunnel zu Silo 17 graben, um auf diesem Weg Solo und die Kinder erreichen zu können. Hauptsächlich möchte sie aber auf diese Weise zusätzlichen Raum für die Bewohner ihres Silos schaffen.
Leider ist Donald in Silo 1 durch Zufall aufgeflogen. Sein Mordversuch an Thurman war gescheitert. Irgendwie schafft dieser es, seine Identität wiederherzustellen. Mit großer Brutalität wird Donald unter Arrest genommen und gequält. Die eigentlich fällige Verurteilung zur Reinigung wird aber ausgerechnet von Thurman unterbunden, der Donald zwar den Mord an Anna noch nachträgt, aber mittlerweile total abgehoben sich quasi in einem gottähnlichen Zustand wähnt. Von Charlotte`s Existenz bzw. Aufweckung weiß er allerdings nichts, soweit hat Donald sich noch unter Kontrolle.
Thurman ist aber der Aufstand in Silo 18 nicht verborgen geblieben. Er lässt die Außentore des Silos sprengen, auf dass der Silo komplett mit den dafür entwickelten Nanobots geflutet wird. Lukas kann mit letzter Kraft noch eine Warnung an Juliette funken, dann stirbt er. Die verzweifelte Juliette (großes Emotionskino – wann kommt der Film?) kann gerade noch ein paar Hundert Menschen über den Tunnel nach Silo 17 in Sicherheit bringen.
Die geretteten Menschen wollen gleich den von Juliette gesprengten Rückweg frei schaufeln doch endlich lassen sie sich überzeugen, das sie keine andere Wahl haben, als in Silo 17 zu bleiben. Dieser Silo kann natürlich nicht alle ernähren. Und während Solo versucht, seine Kinder zusammenzuhalten, kommen in diversen Nebensträngen noch soviel Zusatzaspekte in die Handlung, dass ich sie nicht anreißen möchte. Ich denke, eine Serie ist bei diesem Stoff mehr als angemessen.
Jedenfalls kann Juliette, die bereits seit geraumer Zeit von allen angefeindet wurde, die Überlebenden davon überzeugen, mit neu gebastelten Schutzanzügen auf der Oberfläche ihr Glück zu versuchen, weil die Ressourcen dieses Silos nicht mal für eine Woche ausreichen können. Sie ist felsenfest davon überzeugt, dass irgendwo hinter den Silos eine normale Landschaft sein muss, die ein Überleben ermöglicht.
Dies weiß sie dank Charlotte aus Silo 1. Diese hält sich vor Thurmans Schergen so gut es geht versteckt, wird aber schließlich von Darcy, einem Sicherheitsmann des Silos, entdeckt und gefangengenommen. Und um der Story den Drive zu erhalten, schafft sie es, Darcy zu überzeugen, ihr bei der Befreiung ihres Bruders zu helfen.
Zum Schluss ist Donald/Troy befreit und sprengt in einer hochdramatischen Szene den Silo in die Luft. Der schwer verletzte Darcy, der sich – wie auch sonst – noch schnell in Charlotte verknallt hatte, steckt Charlotte in einen Schutzanzug und ermöglicht ihr noch die Flucht auf die Oberfläche, bevor der Silo 1 hochgeht. Mit Darcy natürlich.
Zum Schluss stehen damit Juliette und Charlotte mit den anderen Überlebenden aus Silo 18 sowie Solo und seinen Kindern aus der 17 in einer grünen Landschaft und sind erst einmal froh, überlebt zu haben. Spätestens ab hier sollte die nächste Staffel einsetzen.
Ja, genau. Der Stoff schreit förmlich nach einer Verfilmung als Serie, nicht fürs Kino. Kino ist zu platt, da gehen die ganzen Nuancen verloren. Als da wäre z.B. die religiöse Komponente, die im letzten Band in einer Nebenhandlung kurz angerissen wird.
Hugh Howey hat es mit „Wool“ vorgemacht, wie man im Wechselspiel mit den Lesern aus einer guten Idee einen noch besseren Roman schreiben kann. Der Einfluss der Leser über Social Media ermöglichen den Autor, auf sein Zielpublikum einzugehen. Ein Lektor kann das nicht, weil er zwar seinen Markt kennt, aber auf Änderungen aufgrund Betriebsblindheit nicht reagieren kann.
Ein Nachteil könnte allerdings sein, dass Autoren auf diese Art langfristig nur noch den Mainstream bedienen, wodurch wirklich neue Erzählstile unterdrückt werden. Hier bin ich trotzdem zuversichtlich, dass es wie üblich zu einer Gegenströmung kommen wird, die dann einfach ihr Ding durchzieht.
Da sind dann immer wieder noch die Lektoren gefragt.

Donnerstag, 14. Mai 2015

Contramann: kurz gesehen im Mai

http://www.huffingtonpost.de/2015/05/05/bahnstreik-claus-weselsky_n_7218704.html?utm_hp_ref=germany
Alle sind genervt, die Wirtschaft könnte Schaden nehmen. Ich habe sogar irgendwo gelesen, das sich die Steigerung des Wirtschaftswachstums absenken könnte. Kein Witz!
Wir reden hier natürlich über den „großen“ Bahnstreik der GdL über 6 Tage. Da bricht natürlich alles zusammen, warum ruft die Regierung eigentlich nicht den Notstand aus? Warum die deutsche Huffington Post die Tips von Weselsky – das Umsteigen aufs Flugzeug oder Auto, Fernbus hat er vergessen – für zynisch hält, erschließt sich mir nicht.
Contramann möchte mal genau so in die Polemik einsteigen: Hat denn in dieser, einer der reichsten Volkswirtschaften der Welt, nicht sowieso jeder mindestens ein Auto zur Verfügung?`Und wenn nicht, dann hat er auch keinen Job und muss ergo nicht zur Arbeit mit der Bahn fahren. Und falls er grad eine Umschulung macht.... wer glaubt, das sich dort für einen Umschüler etwas zum Positiven entwickelt, bitte melden!
In den Nachrichten sah ich einen Lehrling, der nicht zur Prüfung konnte und in die Kamera jammerte. Als Krönung sagte der Kommentator im Off, dass dieser dann von seinen Kollegen rechtzeitig mitgenommen werden konnte. Also, es geht doch.
Meine Güte, wie unbeholfen die Menschen doch sind. Alle sind angeblich so schlau, dass sie bei Jauch die Millionenfrage knacken könnten aber wenn einmal der Zug ausfällt... Es ist einfach frustrierend, dass der deutsche Michel nur dann protestiert, wenn es um seine eigene Bequemlichkeit geht. Reden wir dagegen über TTIP, Endlagerung des Atommülls oder den schleichenden Klimawandel, dann ist der mündige Bürger in der Regel eher desinteressiert. „Da kann man sowieso nichts machen...“ ist häufig die resignierte Antwort.
Widerstand ist zwecklos, Ihr werdet alle assimiliert. Nein, stimmt ja gar nicht! Ihr seid es schon längst!

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bahn-streik-das-leben-ist-unfair-fleischhauer-kolumne-a-1032091.html
Den Fleischhauer zum Bahnstreik braucht es noch zum Abrunden. Schön, dass Herr Fleischhauer seinen Sohn in einer privaten Kita unterbringen konnte. Immerhin hat er ja auch ein Auto und fliegt auch schon mal mit den Flugzeug. Schön zu wissen, dass es beim Spiegel so viel Geld zu verdienen gibt für die permanente Agitprop im Stile eines Gerhard Löwenthals.
Zu seiner „sachlichen“ Kritik: Natürlich ist es für die Betroffenen beschwerlich, zur Arbeit zu kommen oder oder oder. Aber die Welt geht hiervon doch nicht unter. Und wer meint, für ihn aber doch, der sollte mal besser seine eigene Lebenseinstellung hinterfragen und dann mal downcoolen. Jammerlappen, dammische!
Die Erzieher in den KiTas streiken als Nächste!

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bahn-streik-danke-claus-weselsky-augstein-kolumne-a-1032521.html
Respekt, Augstein. Gut erkannt. Er spricht hier einen entscheidenden Aspekt an, und zwar das Verhalten der SPD. Die frühere Arbeitnehmerpartei, schon in der Vergangenheit eng verfilzt mit den großen Gewerkschaften, droht in der Person von Frau Nahles mit dem Tarifeinheitsgesetz den Alleinvertretungsanspruch von Verdi oder der IG Metall zu zementieren.
Dies war vielleicht noch in den 70er Jahren des letzten Jahrtausends hilfreich, um die Kräfte der Arbeitnehmer bei Tarifauseinandersetzungen besser bündeln zu können. Seither sind Gewerkschaftsführer aber in den Aufsichtsräten stark repräsentiert und agieren zunehmend mehr im Sinne der Arbeitgeber. Gerade die Lokführer, die ja zugunsten der anderen Bahnbeschäftigten Abstriche in der Vergangenheit bei Tarifabschlüssen hinnehmen mussten, wissen davon ein Lied zu singen.
Wo sind die Erneuerer in der SPD?

http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/spd-vorschlag-wahlen-sollen-eine-ganze-woche-dauern-13341105.html
Die Generalsekretärin der SPD, Frau Fahimi, möchte ich nicht zu den Erneuerern zählen. Einen Wahltag auf eine ganze Woche auszudehnen, ist in meinen Augen absoluter Müll. Die Schweden mögen das ja so machen, da gibt es allerdings auch einsame Gehöfte im Norden; da macht das Sinn.
In der dicht bevölkerten Bundesrepublik bringt das gar nichts.
Als ob die Leute nicht zur Wahl gingen – bald 40% Nichtwähler im Schnitt! - weil es Sonntags halt nicht passt. Und die sollen Montags oder Donnerstags dann zur Wahl gehen?
Frau Fahimi, wovon träumen Sie des Nächtens?

http://www.neopresse.com/politik/offener-brief-zur-neujahrsansprache-von-angela-merkel/
Hier mal ein wunderschöner Kommentar zur Neujahrsansprache der Kanzlerin. Zwar schon a bisserl her, aber absolut lesenswert, diese Haßtirade. Sehr schön finde ich, das der Kommentator darauf hinweist, dass die Worte von Merkel das Gegenteil von dem behaupten, was sie mit ihrer Politik anrichtet.
Sie redete über Frieden und Zusammenarbeit – Deutschland ist einer der größten Waffenexporteure. Und diese Waffen sind mit ein Grund dafür, warum so viele Menschen flüchten müssen. Und sterben. Der Vergleich der jetzigen, drohenden Zensur von Medien mit der Maschinerie des nationalsozialistischen Staates gilt einigen von Euch vielleicht etwas überzogen.
Ich hoffe, wir müssen uns hierüber nicht in 10 Jahren noch mal drüber unterhalten, Yo.

http://www.neopresse.com/politik/stasi-vergangenheit-merkel-alias-im-erika/
Gleich hinterher von derselben Quelle deshalb noch schnell etwas über IM Erika, dem angeblichen Stasi Namen unserer heutigen Kanzlerin. Angeblich deshalb, weil die Andeutung, dass sie Robert Havemann für die Stasi ausspioniert haben könnte, schon in den wenigen Zeilen nicht wirklich überzeugt.
Interessanter ist da eher ihr steiler Karrieresprung nach einer Begegnung mit der Stasi. Zu erwähnen bleibt weiterhin, dass sich Frau Merkel ja nun nicht gerade in der DDR Opposition engagiert hatte. Ein Mann wie Gysi, der immerhin Regimegegner als Rechtsanwalt vertreten hatte, wird dagegen ohne Beweis als Stasimitarbeiter hingestellt.
Nicht aber die ehemalige Funktionärin für Agitation und Propaganda in der FDJ.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/jan-fleischhauer-fordert-ausweitung-der-telefonueberwachung-a-1012717.html
Ein Fleischhauer aus dem Januar, und was für einer. Nach dem Anschlag auf „Charlie Hebdo“ lautet sein Argument für eine Vorratsdatenspeicherung, weil es dabei ja nicht um Prävention gehe, sondern darum, nach einem Terrorakt die Auffindung der Täter zu erleichtern.
Zynisch. Und billig obendrein, denn die Franzosen haben das ja schon. Bloß weil sie damit die Katastrophe nicht verhindern konnten, heißt das nicht, das die Daten die Ermittlungen der Täter beschleunigt hätten.
Fleischhauer argumentiert nach dem Motto: „Zu irgendwas wird es schon gut sein.“

http://www.stern.de/wirtschaft/news/griechenland-alexis-tsipras-verpulvert-kuenftig-milliarden-2170138.html
Ende Januar. Die Syriza hatte gerade die Wahl in Griechenland mit dem Versprechen gewonnen, sich nicht mehr dem EU Diktat beugen zu wollen. Da ging den Mächtigen Europas gleich der Kackstift – Wo komm` wir denn da hin?
Der Stern ist dann auch gleich vorne mit dabei, wenn es darum geht, dem geneigten Bundesbürger zu erklären, warum höhere Steuern und soziale Wohltaten Gift für die Wirtschaft sind.
Viele glauben hierzulande ja immer noch, das wenn es der Wirtschaft gut geht, würden ein paar Krümel abfallen. „Mit vollen Händen“ wolle Tsipras das Geld ausgeben. Die einfachen Parolen waren ja immer schon die wirksamsten.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/dresden-kathrin-oertel-gruendet-pegida-konkurrenten-a-1015619.html
Die Abspaltung von der Pegida durch deren ehemalige Sprecherin Kathrin Oertel, um sich von rechtsextremen Tendenzen zu distanzieren und den Protest endlich mal auf mehr Demokratie und vielleicht ja auch soziale Gerechtigkeit zu lenken, erwähne ich hier nur mal schnell nachrichtlich.
Hat sich aktuell im Mai 2015 wohl auch schon wieder erledigt.

http://www.neopresse.com/politik/ukraine-die-uebernahme-der-landwirtschaft-durch-westliche-unternehmen/
Dieser Artikel über die Ukraine ist schön herausgearbeitet. Die Kornkammer Europas ist finanziell klamm und auf Kredite der EU angewiesen. Und natürlich erfüllt die prowestliche Regierung die Bedingung für die Kredite – den Schrei nach Reformen.
So können jetzt Wasser- und Energieversorgung reformiert, also privatisiert, werden. Cargill und Monsanto haben bereits investiert. Sicherlich ganz uneigennützig bei einer der größten Getreideexporteurnation der Welt.

http://darmstaedter-tagblatt.de/wirtschaft-artikel/karstadt-plant-billigloehne-und-stellenabbau-1484.html
Karstadt plant Billiglöhne, um den Betrieb zu retten. Und wer Waren auspackt, soll weniger Geld verdienen. So wie in der Logistikbranche halt.
Mensch, das ist ja wie bei Amazon! Der Internetkonzern, den Verdi in den letzten 2 Jahren aus genau diesem Grund immer mal wieder bestreiken läßt.
Nanu, aus der Ecke ist es beim Thema Karstadt so still....
Verdi, wir hören nichts!!!

http://www.focus.de/wissen/weltraum/astronomie/mit-kepler-weltraumteleskop-forscher-finden-aeltesten-stern-mit-erdgrossen-planeten_id_4434468.html
Heute mal zum Abschluss etwas Unpolitisches. Ja, es gibt sie. Erdähnliche Planeten, doch wir kommen da nicht hin. Zu weit weg, das übersteigt die derzeitigen technischen Möglichkeiten. All den Realisten dort draußen sei aber eins gesagt:
Über kurz oder lang müssen „wir“ dort hin, egal wie. Ansonsten gehen hier in 2 – 3 Generationen die Lichter aus. Oder das Ganze läuft ab wie bei Mad Max. Selbst dann, wenn die Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme reformiert oder auch revolutioniert werden könnten, würde dies nur einen kurzen Aufschub vor der endgültigen Katastrophe bringen.
An eine komplette Bevölkerungskontrolle a la Huxleys „Brave new World“, was meiner Ansicht nacht die einzige Möglichkeit wäre, die Menschheit noch Jahrhunderte lang am Leben zu erhalten, glaubt doch wohl keiner ernsthaft, oder?
Will ja auch keiner. Und Contramann erst recht nicht.

Freitag, 8. Mai 2015

H Lecter: Angie 3/x

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Irgendwann Ende 1986/Anfang 1987 hatte es mit Pocke und mir nicht mehr funktioniert, so dass es an der Zeit war, auseinanderzuziehen. Ich für mein Teil war noch nicht bereit, alleine zu wohnen. Da traf es sich gut, dass auch Angie sich einen Wohnungswechsel vorstellen konnte.
So zogen wir zusammen, obwohl mir auch einige Leute hiervon abgeraten hatten. Grund war hier die sich mittlerweile herauskristallisierte Unzuverlässigkeit von Angie, die mich aber seinerzeit nicht wirklich störte. Für mich war es halt okay – ca. 2 Jahre lang. Aber ich will nicht vorgreifen.
Mit einem Umzugswagen schafften wir erst Pockes Plünnen in dessen neue Wohnung in der Gliesmaroder Str.; Dann kamen meine Sachen in die Juliusstr. Angie hatte quasi keine Möbel. Ich glaube, ihr Kram konnten wir mit dem Auto transportieren.
Die Wohnungssuche vorher verlief im Gegensatz zum Hustle, den Pocke und ich 3 Jahre vorher hatten, sehr entspannt. Die Juliusstr. war erst die zweite Wohnung, die wir uns angeschaut hatten.
Wir hatten zuerst eine Wohnung in der Rosenstr. entdeckt. Angie und ich waren beide von dieser Wohnung angetan, weil es im östlichen Ringgebiet lag. Dies hatte freundes- und kneipentechnisch bedeutsame Vorteile. Jene Wohnung besichtigten wir abends bei künstlichem Licht.
„Die Toilette ist eine halbe Treppe tiefer und sie brauchen sie sich bloß mit Herrn Meyer zu teilen. Herr Meyer ist sehr reinlich.“ Soweit die Vermieterin seinerzeit.
Als wir zum Ausmessen etc. die Wohnung dann bei Tage betrachteten, waren wir nicht mehr so ganz überzeugt. Wir hatten zur Feier des Ereignisses etwas Bier mitgenommen und ließen auch schon die eine oder andere Rakete steigen.
Trotzdem checkten wir gerade noch rechtzeitig, das diese Wohnung nicht nur sehr dunkel war. Die Räume waren eher winzig zu nennen und die Sache mit Herrn Meyer … Die Juliusstr. bot sich somit als Alternative an, obwohl sie im nicht so beliebten westlichen Ringgebiet lag.
Der Privatvermieter, ein schlitzohriger Bauer aus dem Wolfenbütteler Kreis, und sein nicht minder pfiffiger Sohn waren von Angie und mir sehr angetan und waren glücklich, uns als Mieter gewinnen zu können. Küche und Bad waren erkennbar nachträglich eingebaut, wobei der lange Schlauch des Bades eher verschenkter Raum war. Dort konnten wir ja sogar den Wäschetrockner voll ausgefahren ständig stehen lassen, obwohl dort auch noch die Waschmaschine drin stand.
Angie entschied sich sofort für den kleinen, quadratischen Raum direkt neben der Küche. War ja auch praktisch und hatte eine Heizung drin. Nachtspeicherofen! Mach ich nie wieder! Aber zurück zur Wohnung. Die andere Hälfte der Wohnung bestand aus dem Wohnzimmer und meinem Zimmer daran angrenzend. Ein Nachtspeicher im Wohnzimmer, nicht im Schlafzimmer. Ich war trotzdem zufrieden.
Zusammen mit dem Portugiesen renovierten wirr die Wohnung. Tapeten abreißen, Decken streichen. Laminat und Teppich verlegen. Heizung und Türen streichen, was man halt normalerweise so macht. Ha ha. Aber wir doch nicht, musste ja schnell gehen. Die Tapeten hatten wir ein- bis zweimal mit Alpina übergepinselt und die Decke war ja noch gut. Will heißen: Komplett mit Styropor geklebt, alle Decken in der Wohnung.
Da diese noch halbwegs weiß oder sowieso hellbraun waren… warum also streichen? Das Risiko, das uns die Styroporplatten um die Ohren flogen, war eh viel zu hoch. Und die Heizungen hatten ein so schönes Bahama-Beige, da wäre ein Überstreichen nun wirklich Sünde gewesen. Der Teppich hatte auch noch keine Löcher und war eigentlich auch ordentlich verlegt. Da die Türen außerdem mit einem elfenbeinfarbenen Glanzlack versehen waren, der auch wirklich nur ganz leicht angegilbt war, machten wir also schnell die Wände weiß und ab dafür.
Nick war mir dann noch beim Bau eines Podestes für das Bett behilflich und fertig war die Laube. Die wenigen Möbel waren schnell reingestellt. Meine Plattensammlung verstaut und die erste Rakete angezündet. Endlich war der Stress vorbei und ich konnte mich wieder entspannen. Das Arbeitsamt, mein damaliger Finanzier, war auch um die Ecke. Alles war also gut.
Angie und ich machten es uns von Anfang an gemütlich. Zum ersten Weihnachten – das muss dann doch 1986 kurz nach unserem Einzug gewesen sein – schichteten wir einen Behelfs Weihnachtsbaum aus melaminbeschichteten Regalbrettern mit Teelichtern auf. Breit wie die Nattern hockten wir hippiemäßig auf dem Teppichboden. Ich weiß noch, dass Lisa 2, die zur besten Freundin von Angie geworden war, auch noch da war.

Sonntag, 3. Mai 2015

Hartmudo: Streik

Für jenen Mittwoch im letzten Monat hatte die GdL (Gewerkschaft der Lokführer) einen zweitätigen Streik angekündigt. 24 Stunden vorher wollten sie die bestreikten Züge mitteilen. Das ist gut so, weil die Bahn dadurch ja diese Meldungen 12 Stunden vorher ins Netz stellen konnte, damit sich die Kunden darauf einrichten können.
Wenn Du meinst, das könnte auch schneller gehen: Nein, die Bahn gibt Störmeldungen immer erst 12 Stunden vorher raus. Das war schon immer so. Punkt.
Letzteres muss man einfach wissen, ehe man über den Streik wieder meckert. Aber gut, Contramann: Raus aus meinem Büro! Gut, jetzt können wir weitermachen.
Auf der Arbeit informierte ich mich Dienstag am frühen Nachmittag auf der Internet Plattform der Bahn über meine Zugverbindung – nichts vom Zugausfall zu lesen. Ich sollte dazu erwähnen, dass meine Löwin und ich zu jenem Zeitpunkt schon ein paar Tage zuhause ohne Internet waren, da uns der Router abgekracht war und ein neuer noch unterwegs war.
An dieser Stelle ein Lob für 1&1 für die schnelle und unkomplizierte Hilfe. Da habe ich mal wieder gesehen, dass bei einer entsprechend durchdachten Organisation ein guter Service möglich ist. Gleiches gilt übrigens auch für Ikea, da hatte ich bisher im Vergleich zu deren Konkurrenz immer gute Erfahrungen gesammelt.
Die Streikposten sind wach

Diese kurze Exkursion musste jetzt sein, denn die Bahn zählt bekanntlich nicht zu diesen gut durchorganisierten Firmen. Und gerade an jenem Mittwoch lieferte die Bahn bzw. das Bahnpersonal dafür mal wieder ein unrühmliches Beispiel.
Meine Sporttasche in der Hand, saß ich frühmorgens um 5:30 Uhr im Linienbus zum Bahnhof und freute mich schon auf den Spaß in der Mukkibude am Nachmittag. An den Streik dachte ich nur am Rande; Ich hatte ein super Buch dabei und war in die Lektüre vertieft.
Am Bahnhof angekommen, sah ich als Erstes auf die große Anzeigetafel und, siehe da, alle Züge der deutschen bahn fielen aus wegen Streik. Nur die Privatbahn Erixx war immer noch am Start. Auf der unteren Laufleiste der Anzeigetafel wurde ganz allgemein darauf hingewiesen, doch bitte auf die Ansagen zu achten oder ins Internet zu schauen.
Nun gut, insgeheim hatte ich ja mit dem Ausfall der Zugverbindung gerechnet. Ein bis zwei Tage kann ich es mit dem Bummelbus nach Salzgitter noch aushalten. Aber zuerst musste ich an der Bushalte checken, wann dieser überhaupt fährt.
An der Bushalte traf ich 2 Strahlenschützer, die auch jeden Morgen mit im Zug sind. Sie fragten mich, welches der Schnellbus sei und wann dieser fahren würde. Tja, um 8.00 Uhr fährt der Schnellbus. Der Bummelbus um 6:30 Uhr braucht fast ne Stunde, ist aber immer noch wesentlich eher in Lebenstedt.
Derart informiert, gingen wir 3 zurück in die Bahnhofshalle und warteten also auf den langsamen Linienbus der KVG. Ich für mein Teil nutzte die verbleibende halbe Stunde, um in Ruhe einen Kaffee zu schnorcheln und in meinem Buch zu schmökern. Die beiden Strahlenschützer verlor ich aus den Augen.
Der Bus fuhr pünktlich ab; die Strahlenschützer fuhren aber nicht mit. Seltsam, dachte ich noch. Wahrscheinlich haben die Beiden dann doch noch ein Auto genommen. Jedenfalls hatte ich reichlich Zeit für mein Buch. Salzgitter by Bus ist im Morgengrauen im Frühling immer eine schöne Fahrt.
Im Büro angekommen, wollte ich dann doch noch Informationen für den Folgetag rauskitzeln. Mit gut Glück könnte der Zug ja wieder fahren, oder? Nei en! Die Strecke wird Donnerstag immer noch bestreikt, aber es gibt Schienenersatzverkehr und es gab diesen auch schon heute – also an jenem Tage.
Ich war fassungslos. Kein Schwein hatte morgens am Bahnhof etwas vom Ersatzbus gepfiffen. Jetzt wusste ich auch, wo die beiden Strahlenschützer abgeblieben waren. Und all die anderen Pendler, die sonst immer mit im Zug sitzen!
Donnerstag Morgens. Für heute hatte ich mir fest vorgenommen, mich um den Ersatzbus zu kümmern. An der Information müssten die Mitarbeiter doch wissen, wo der Bus abgeht. Ich hoffte nur, dass ich nicht zu ausfallend würde argumentieren müssen.
ein typisches Bahnopfer

Der Informationsschalter war natürlich noch geschlossen. Das feige Schwein von Bahnmitarbeiter verschanzte sich natürlich hinter den geschlossenen Rolläden. Ansonsten: Im ganzen Bahnhofsgebäude nicht ein Hinweis auf den Ersatzverkehr erkennbar. So langsam wurde ich sauer, sah dann aber einen der Strahlenschützer.
Der erklärte mir dann, dass beide am Vortag nur durch reinen Zufall auf den Bus gestoßen waren. Auf Nachfrage erklärte der Busfahrer, das er der Ersatzbus für den Zug nach Lebenstedt sei. Lt. Strahlenschützer war das lediglich anhand eines DIN A 4 Zettels auf seinem Armaturenbrett sichtbar gewesen.
Jetzt warteten er und sein Kollege – der inzwischen auch eingetroffen war – auf den Ersatzbus dieses Tages. Ich erklärte mich solidarisch und – oh Wunder! – unverhofft kam die Durchsage über Lautsprecher, das der Ersatzbus an der Bushalte A um 6:19 Uhr abfahren würde. Und schwupp – waren wir mit dabei.
Ich sage es mal so: Da war kein Bahnmitarbeiter da, der das Ganze koordiniert hätte. Engagement Fehlanzeige, keiner der Bahner fühlte sich offenbar verantwortlich. Das nenne ich mal die klassische Beamtenmentalität. Oder hatte da irgendein Sesselfurzer im Hintergrund angeordnet, das nichts unternommen werden darf? Ich werde es nie erfahren, da kann ich nur raten.
Und dann noch dieser Busfahrer mit seiner Kollegin. Beide offenbar von einem Reiseunternehmen aus Wittmar. Der Fahrer schaffte es, sich dreimal fett zu verfahren und fuhr als Krönung nicht am Watenstedter Bahnhof vor, sondern vorm Haupteingang von Salzgitter Flachstahl.
Die Beiden hatten wohl lediglich einen handgeschriebenen Zettel mit der Streckenbeschreibung dabei. Mann o Mann, heutzutage hat doch jeder nen Navi im Auto. Und selbst das ist schon veraltet, Google Maps über Smartphone ist State of the Art.
Ich frage mich allen Ernstes, wie gedankenlos viele Mitmenschen ihrer Arbeit nachgehen. Bislang war ich auch immer der Meinung, „wir“ würden alle zu wenig Geld für unsere Arbeit bekommen.
Nach diesen beiden Tagen bin ich mir da allerdings nicht mehr so sicher.

Samstag, 2. Mai 2015

Contramann: Streik

Am 22. und 23. April war es wieder soweit; die Lokführer der Bahn streikten mal wieder. Es war wohl der 7. Streik in den vergangenen 10 Monaten und eine Einigung zwischen der GdL (Gewerkschaft der Lokführer) und der Bahn als Arbeitgeber ist nicht in Sicht.
Waren die Bahnkunden schon in der Vergangenheit verärgert – auch Hartmudo wird hierzu demnächst etwas zu berichten haben – und reagierten häufig säuerlich, fielen dieses Mal die Reaktionen dann doch heftiger aus. Ein gefundenes Fressen für die Medien, wie Contramann in den Nachrichten feststellen durfte.
Im Bericht der Heute Nachrichten im ZDF redete eine Frau auf einen Streikposten der GdL ein. Diese hasserfüllte Hackfresse fragte den Streikposten allen Ernstes, wie sie jetzt zu ihrer Arbeit kommen solle. Der Mann in der weißen Plastiktüte (das Wort „Streik“ groß und in grün vorne drauf) nickte verständnisvoll und verwies die Frau höflich an die Information der Bahn am Schalter im Hintergrund.
Dies beruhigte die Furie keineswegs. Hysterisch kreischend klärte sie den Streikposten darüber auf, dass sie jetzt nicht pünktlich zu ihrer Arbeit im Altenheim käme und die Alten dadurch jetzt nicht versorgt werden könnten. Ob er das denn für sozial hielte…
Der Streikposten konnte daraufhin logischerweise nur mit den Schultern zucken, woraufhin die Frau wutschnaubend zum Schalter stapfte. Und schwupp – schon war die Reporterin da und hielt dem Streikposten ein Mikro unter die Nase.
Ob er denn selbst noch an den Sinn des Streiks glauben würde, wenn er die Reaktion der genervten Bahnkunden so erlebe. Ein ungutes Gefühl hätte er schon dabei, meinte dieser als Entgegnung auf diese üble Suggestivfrage. Er wisse nicht, ob noch ein weiterer Streik machbar wäre.
So weit ist es in diesem unserem Lande mittlerweile gekommen. Nicht aus Angst vor dem Arbeitgeber oder drohendem Jobverlust bricht der Streikwille einer ganzen Berufsgruppe zusammen. Nein, die Kombination aus Medienschelte und unsolidarischen Mitbürgern – hier betroffene Kunden – reicht schon vollkommen aus.
Es geht auch nicht mehr darum, warum und wofür gestritten wird. Das die von der Wirtschaft und sonstigen Elite gesponsorte Medienwelt hier gerne Öl ins Feuer gießt, ist unschön, aber wenigstens noch nachvollziehbar. Die machen halt auch nur ihren Job. Ob die Reporterin wie auch andere, ähnlich funktionierenden Mediengestalten hinterher noch in den Spiegel gucken können… wer kann das schon?
Zu der ganzen Thematik um die GdL ist der folgende Artikel von Jens Berger erhellend:
http://www.nachdenkseiten.de/?p=23772
Um das Wichtigste zusammenzufassen, sei zuallererst erwähnt, dass von den 37000 Beschäftigten im Fahrpersonal, für die einzutreten die GdL den Streik betreibt, 19000 in der GdL organisiert sind, aber lediglich 8000 in der EVG, die dem DGB angegliedert ist und die laut Bahn, aber auch den Leitmedien die „große“ Gewerkschaft sein soll. Also die, die nach den Plänen der Bundesregierung zwecks Novellierung des Tarifrechts hinterher allein Tarifverhandlungen mit der Bahn führen dürfte.
Nun zählen zum Fahrpersonal außer den Lokführern noch Zugbegleiter oder auch Bordgastronomen. Und wenn man die eben genannten Zahlen sich vergegenwärtigt, ist es eine bodenlose Frechheit, wenn von den Medien kolportiert wird, dass die Lokführer ihre Macht, da unverzichtbar für den Fahrbetrieb, ausnützen würden, um Tarifverhandlung für „artfremde“ Personengruppen zu führen. Es würde sich bei der GdL ja um die kleinere, gar eine Spartengewerkschaft, ausschließlich eben der Lokführer, handeln.
Geforderte Tariferhöhungen gerade für diese artfremden Beschäftigten oder auch Arbeitszeitverkürzungen werden von den Medien und damit von der Öffentlichkeit gar nicht mehr wahrgenommen. Alles reduziert sich auf die Behauptung, dass insbesondere der Vorsitzende Weselsky hier aus reinem Machtkalkül die Lokführer streiken lassen würde, einfach um den Fortbestand der GdL zu erzwingen.
Und dieses mediale Dauerfeuer macht die Leute zornig. Das Traurige daran ist, dass die durch den Streik betroffenen Kunden der Bahn immer gereizter werden. Dies ist sehr schön in Internet Foren nachzuvollziehen; Die Furie aus den Heute Nachrichten ist da nochmal ne Steigerung. Irgendwann schlägt da noch mal jemand zu.
Es ist für Contramann tatsächlich schwer zu begreifen, wie degeneriert die deutsche Gesellschaft mittlerweile geworden ist. Immer nur ICH, ICH, ICH!
…Oh, jetzt streiken die schon wieder und ICH komme nicht zur Arbeit… oder muss mit dem Auto fahren… Jetzt muss ICH richtig Geld bezahlen, weil die Züge nicht fahren… Millionen Pendler werden in Sippenhaft genommen, Schweinerei… Das ist Sabotage an der Wirtschaft, also eine Straftat….
Ich suche noch nach Kommentaren wie „an die Wand stellen“ oder gar „den Weselsky haben sie damals vergessen“. Unglaublich diese jammernden Gestalten. Diese A…löcher sind die wersten, die sich über mangelnde Solidarität beklagen, wenn sie selber meinen, mal streiken zu müssen. Nach dem Motto „MIR geht es schlecht und keiner hilft mir!“
Das ist nun wirklich ätzend. Was soll denn das? Vor 25 Jahren haben sich alle aufgeregt, das der Staatsbetrieb Bahn so lahmarschig sei und sich gefreut, als es mit der Privatisierung voranging („da müssen die dann auch endlich mal arbeiten wie ICH“). Dass bereits die Transnet, Vorgänger der EVG, Lokführer in Zeitarbeit für 7,50 € die Stunde anfangs dieses Jahrtausends einstellte, war dann ja auch richtig.
„Die drehen ja nur die Geschwindigkeit hoch und runter und halten den Fuß auf nem Knopf, aber ICH…“ Ja, ja. Es arbeiten ja auch alle bis zum Umfallen in dieser Gesellschaft, schon klar.
Dann sind die Eisenbahner endlich privatisiert und müssen richtig arbeiten, aber streiken dürfen sie deswegen noch lange nicht, wenn es nach dem deutschen Michel geht. Dieser zunehmende Egoismus der deutschen Bevölkerung geht Contramann mehr und mehr auf den Zeiger.
In anderen Ländern sind Streiks und Solidarität mit streikenden Arbeitern gang und gäbe und gehören quasi schon zur Folklore. Aber das deutsche Duckmäusertum ist mit Otto Graf Bismarck eben nicht untergegangen.
In Deutschland gab es ja auch noch nie eine erfolgreiche Revolution. Und jetzt komm mir keiner mit den Montagsdemos 1989. Wenn seinerzeit nicht Gorbatschov Honnecker und Co einfach so „im Stich gelassen“ hätte, dann wäre die ganze Chose so ausgegangen wie im Juni 1953. Sicherlich wäre der Ostblock später von alleine zusammengebrochen, aber bestimmt nicht deshalb, weil ein paar Tausend kerzenschwingende Sachsen in Leipzig abends spazieren gingen.
Ich kann nur sagen: Macht weiter, GdL. Lasst Euch nicht unterkriegen.
Aber ich befürchte das Schlimmste. Die Menschen sind einfach so. Zuerst komme ICH und dann erst mal gar nichts.
Rettet die armen Flüchtlinge im Mittelmeer – aber bloß kein Asylantenheim in meiner Nachbarschaft! Ich bin aktiv – Ich spiele mit beim Quizduell mit Jörg Pilawa, habe aber keine Zeit wählen zu gehen. Bei dem schönen Wetter… Und diese Lokführer und Flugkapitäne sollte man alle entlassen. Ich arbeite schließlich auch hart im Büro und streike nicht andauernd.
Diese Liste könnte ich noch ewig weiterführen, doch Ihr wisst auch so, was ich meine. Mehr und mehr kann ich neuerdings nachempfinden, warum sich viele ehemals engagierte Menschen urplötzlich aus dem Geschehen zurückziehen und sich noch nicht mal mehr äußern.
Für wen eigentlich? Einen Großteil der Leute interessiert es ja doch nicht, was mit ihnen geschehen wird. Erst wenn sie direkt betroffen sind, jammern sie rum. Und vorher machen sie sich über Dich lustig, weil Du Dich für Andere engagierst.
Jo mei, I kännt speien!