Mittwoch, 29. Oktober 2014

Hartmudo: Paranoia

Monatsende und es wird immer herbstlicher. Eigentlich wollte Contramann an dieser Stelle den gewohnten Salmon ablassen, aber wir mussten seinen Text noch etwas verschieben. Einerseits kommt der alte Sack diesmal irgendwie nicht in die Schlümpfe und andererseits habe ich heute ein eiliges Mitteilungsbedürfnis.
Seit Anfang dieser Woche bin ich wieder da. Da heißt, das ich wieder auf Arbeit bin. Knapp 2 Wochen Urlaub liegen hinter mir, in denen meine Kollegen hervorragend gearbeitet haben. Auf meinem Arbeitsplatz blieb kaum etwas liegen, nur die üblichen verqueren Sachen, bei denen eine Vertretung keinen Sinn macht, wenn man die Fallgeschichte nicht wirklich kennt.
Alles ruhig auf der Arbeit also. Erstaunlicherweise wurde ich an allen 3 Tagen so früh wach, das ich immer sehr früh im Büro sein konnte. Und wer früh kommt … Ich war gar nicht mal besonders müde ob des wenigen Schlafs; Vielleicht hat meine Löwin ja Recht, die da meinte, dass ich dank der Schlafmaske abends beim Fernsehen nicht mehr einschlafen würde.
Irgendwie war ich heute morgen wohl immer noch nicht richtig bei der Sache. Als ich so um halb zwölf meine Essensverpackungen (Schinken, Zwieback – fragt nicht, warum diese Kombination) zusammenpackte, um sie in den Müll zu schicken, da vermisste ich auf einmal mein Smartphone.
Fieberhaft suchte ich mein Büro ab, aber das Sch...ding blieb unauffindbar. Mist, ich hatte es verloren. Oder wurde es mir gar geklaut? Normalerweise würde jeder zuerst in dieser Richtung denken, aber ich nicht, denn...
Vor ca. nem halben Jahr hatte ich mein Smartphone achtlos auf dem Tisch liegen lassen, als ich auf den Flur zum Kopierer ging. Hier griff nun eine pädagogische Maßnahme meiner Kollegen: Sie „sicherten“ das Phone und ließen mich erst mal suchen und schwitzen. Nach kurzer Zeit gaben sie es mir wieder und wiesen mich darauf hin, das ich das Phone nicht einfach so liegen lassen solle, zumal wenn ich die Bürotür nicht abschließe. Irgendwann wäre es vielleicht wirklich weg.
Grüße aus Irland - da war ich noch fit

Keine Frage, diese Aktion habe ich meinen Kollegen seinerzeit nicht übelgenommen. Ich halte dies nach wie vor für eine gute Performance. Aber sollte mir das jetzt ein zweites Mal passiert sein? Erstmal alles absuchen, bevor ich nachfrage und kleine Brötchen backen muß.
Mein Puls ging mittlerweile steil nach oben und ich war sauer ohne Ende. Sauer auf mich, weil ich so unachtsam war. In letzter Zeit lasse ich es an Zielstrebigkeit vermissen; Niemanden nervt das so sehr wie mich selber. So langsam muss ich mich wieder am Riemen reißen. Ich kann nicht alles so vor sich hin treiben lassen, Gegengehen ist angesagt.
Entnervt schaute ich überall nach, wo ich am Vormittag gewesen war. Auch auf dem Klo und im Postraum, aber überall Fehlanzeige. So blieb mir nichts anderes übrig, als meine Kolleginnen zu fragen, ob sie das Smartphone wieder „gesichert“ haben. Ich bekam den Tip, doch mal mich selbst auf dem Smartphone anzurufen. Gute Idee, aber leider erfolglos.
Jetzt kriegte ich aber wirklich Hitze! Es erfolgte kein Klingeln. Hatte ich den Klingelton auf lautlos geschaltet? Letztendlich fand ich mein Smartphone bei Detzer. Seine Kollegin und er dachten, es würde einer Kundin gehören. Und zwar der Kundin, wegen der ich fluchtartig sein Büro verließ, weil ich selbst es auch nicht leiden kann, Kunden vor der Tür stehen zu lassen. In der Hektik das Smartphone dort vergessen zu haben … ja, das macht Sinn.
Mir ging es jetzt schlagartig besser, doch trotzdem läutete ich jetzt den Feierabend ein. Das Ganze hatte viel Nerven gekostet und jetzt kam auch noch Paranoia dazu. Denn warum hatte Detzer nicht reagiert, als mein Phone klingelte beim Kontrollanruf? Der Klingelton war nämlich nicht abgeschaltet gewesen.
Hatten meine Kolleginnen doch das Smartphone wieder „gesichert“ und es mir gegenüber nur nicht eingestanden, weil sie einen Wutausbruch meinerseits fürchteten? Die eine Kollegin stand ja auch kurz vorher in Detzers Büro, als ich dort mein Smartphone wiederfand.
Nein, genug mit der Paranoia. Ich fuhr nach Hause und drückte die Paranoia weg. Besser ist das, weil mehr Nachdenken führt hier in die falsche Richtung. Ich muss ab sofort wieder aufmerksamer durch den Tag kommen. Dies nicht nur wegen des Smartphones.
Allein das letzte Wochenende war äußerst anstrengend. Gerade mal 2 Tage waren wir aus Irland wieder zurück; ein Tag später als geplant wegen des Lufthansa Streiks. Das hieß: Donnerstag und Freitag rumgammeln, viel schlafen und nichts schaffen, was ich mir eigentlich vorgenommen hatte. Und dann ging es ab Samstag Nachmittag ab. Zuerst waren meine Löwin und ich bei Kaffee und Kuchen eingeladen. Mary hatte Geburtstag und ihr Sohn füllte mich dann mit brasilianischem Rum ab.
Pils musste ich dazu trinken, weil es so interessant war, das ich mir den Mund trocken geredet hatte. Kurz waren wir dann zu Hause, wo ich einen Brief in der Post hatte. Edith und Jürgen hatten am 1. April geheiratet und das bis heute geheim halten können. Wir freuten uns aber für die Beiden. Mensch, wenn ich bedenke, dass die beiden noch 4 Tage vor ihrer Hochzeit unsere Gäste waren. Deshalb hatten sich beide so sehr für die Hochzeitszeitung interessiert.
Keine Atempause an diesem Abend, denn schon ging es weiter um die Ecke zum 50. Geburtstag von Angel-Arnd. Zwischen Elpro und Cederbaum, hinter einem Bastzäunchen, da war wohl früher mal ne Kneipe. Arnds Kumpel hatte die Hütte an ihn vermietet, es gab ein gutes kaltes Buffett und Wolters aus der Pulle.
Für mich ein relativ anstrengender Abend, da ich die Leute kaum bis gar nicht kannte und das Thema Angeln im Vordergrund stand. Der Besitzer der Hütte und dessen anderer Kumpel waren mir nicht wirklich geheuer, dafür habe ich ein Näschen. Oder doch Paranoia? Jedenfalls biß ich mich dann doch durch und wir blieben bis 3 Uhr nachts.
Die Umstellung auf Winterzeit schenkte mir eine Stunde mehr Schlaf, denn um 7.00 Uhr nach der Zeitumstellung klingelte der Wecker. Sonntag fguhren wir mit unserem Kegeltrupp, den Trantüten, nach Lüneburg. Ein Ausflug mit einigen mentalen Tiefen, da Nina etwas rumeierte und dauernd etwas anderes vorschlug (...über Hannover zurückfahren …) und meine arme gestresste Löwin, die diese Tour ausgearbeitet hatte, darauf gar nicht wechseln konnte. Letztendlich haben sich beide Frauen am Ende aber wieder verstanden. Das spricht für Beide und die Gruppe als Ganzes sowieso.
Wasserturm in Lüneburg

Nachdem meine Kopfschmerzen vorbei waren, kam ich auch hier besser rein und hatte einen schönen Tag. Wir alle hatten einen schönen Tag, auch im Uelzener Bahnhof, wo wir am Ende saßen. Der Wasserturm in Lüneburg mit seiner Ausstellung über die Bedeutung von Wasser war an diesem Tag der Höhepunkt. Wenn Du mal in Lüneburg bist, tu es Dir rein. Es lohnt sich.
All das – dies stressige Wochenende – darf keine Entschuldigung für mein nachlässiges Verhalten mit dem Smartphone sein. Hier werde ich ab morgen aufmerksamer sein.
Was gibt es sonst: Viel Ballbesitz, wenig Raumgewinn. Eintracht Braunschweig. Nach dem 0:2 nach 67 Minuten zuhause gegen Fürth war wohl der absolute Tiefpunkt diese Saison erreicht. Ich verfolgte dies Spiel so nebenbei, als wir in Irland waren. Das die Eintracht dann sogar noch den Ausgleich schaffte, tröstete mich wenig. Das Abstiegsgespenst lugte schon um die Ecke.
Nach dem Auswärtssieg bei 1860 und dem heute ebenfalls nicht glanzvollen Sieg in Würzburg beim Pokal sieht es schon wieder besser aus. Mal sehen, wohin die Reise der Eintracht noch geht. Da ist ja alles drin. Einer noch vom Sky Reporter: „Der Sekundenzeiger ist der Freund von Eintracht Braunschweig“.
November steht vor der Tür. Jetzt wird es morgens kälter auf dem Rad, aber solange es nicht regnet, gebe ich Kette. Biggis Geburtstag steht vor der Tür. Auf die Feier nächstes Wochenende (also nicht dieses, sondern das danach. Comprende?) freue ich mich schon. Ja, der Terminkalender ist schon wieder voll. Trotzdem bin ich frohen Mutes, nebenbei auch noch Luft zu haben. Trotz Flohmarkt, Weihnachtsmarkt und diverse Spieleabende.
Ich werde noch den Reisebericht über Irland weiterschreiben. Als Novum mache ich das erst mit der Hand in ein kleines Notizbüchlein, welches ich in Dublin gekauft habe. Erst wenn der Bericht komplett fertig ist, tippe ich den kompletten Text auf den Rechner ab und veröffentliche den Bericht unter der Rubrik „Spezial“ ab 24.12. Weihnachten ist Spezial angesagt! Den Bericht über „Walter“ werde ich zu diesem Termin unterbrechen, weil ich zu Weihnachten nichts Trauriges veröffentlichen will.
Und Contramann kämpft Anfang November weiter. Versprochen.

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Hartmudo Spezial: Walter 11/14

11
Montag, 5. August. Berta und Bud sind aus ihrem Urlaub zurück . Abends rief ich sie an, um ihnen zu sagen, das die Buchung für Fehmarn am Nikolaus geklappt hat.
Berta überraschte mich dann mit der Ansage, das Mutter jetzt mir das Geld für die Beerdigung geben wolle. 3000 €, mehr hätte sie nicht. Berta hatte dankenswerterweise intensiv auf Mutter eingeredet, mir das Geld zu geben. Da hatte Mutter dann wohl ein Einsehen. Dafür sollte ich Mutter persönliche Sachen wie Personalausweis und Kontokarten von Walter überlassen. Insbesondere natürlich das ominöse Notizbuch mit der Adresse der Frau aus Florida.
Damit konnte ich mich einverstanden erklären. Mutter war zu dem Zeitpunkt wohl noch im Riesengebirge, mal wieder im Urlaub. Aber Berta wollte sich melden, wenn sie nach Mutters Rückkehr Näheres weiß.
Bis Dienstag dem 13. dauerte es dann, als Berta mich im Büro anrief. Mutter wollte, das ich mir das Geld persönlich abhole. Das war ja ok, aber ich fuhr schon wieder hoch, als Berta mir sagte, das Mutter auch noch die Stahlkassette haben wollte. Schließlich habe ich den Inhalt in der Vermögensaufstellung, die ich ja gar nicht machen durfte, angegeben. Und jetzt liegt das beim Amtsgericht. Geht also gar nicht.
Ich beruhigte mich dann aber, als Berta klarstellte, das Mutter die „leere“ Kassette meinte, also ohne den Inhalt, den ich ja eventuell der Erbin aushändigen muß. Darüberhinaus sollte ich Mutter noch schriftlich erklären, das ich ihr die 3000 € zurückzahlen werde, wenn ich das Geld aus Florida kriege. Kein Problem – falls ich wieder allen Erwartens aus Florida Geld bekomme, zahl ich Mutter die 3000 € gern zurück – auch ohne Schriftsatz.
Da Mutter wohl noch beim Arzt war, rief ich sie am nächsten Morgen an. Sie war ruhig, als ob überhaupt nichts geschehen wäre. Ich wollte abends gegen halb acht vorbeifahren. Damit erklärte sie sich auch sofort einverstanden. Ein kurzes Telefonat ohne Streit und Ärger. Wie gesagt, als ob nichts gewesen wäre.
Nachmittags habe ich mich dann erst mal hingelegt, um hinterher den gesamten Schriftverkehr seit der Beisetzung für Mutter auszudrucken. Ich wollte, das sie es selbst nachliest und hoffte, das sie wenigstens ein ganz klein wenig begreift, warum meine Löwin und ich so enttäuscht von ihr und Walter sind. Die Papiere von Walter packte ich mit dazu. Die Stahlkassette dann doch nicht, da ich sie in der Vermögensaufstellung beim Amtsgericht erwähnt hatte.
Ich fuhr nach Melverode los. Wild entschlossen, ruhig zu bleiben und einen Streit zu vermeiden. Mutter empfing mich dann auch sehr aufgeräumt. Sie war ruhig, ja eigentlich auch freundlich. Überraschen konnte sie mich damit nicht mehr, dazu waren die letzten Wochen abwechslungsreich genug.
Zuerst zeigte sie Fotos von ihrem gerade zu Ende gegangenen Urlaub im Riesengebirge. Wie sie da so mit einem Typen im Rübezahlkostüm tanzte, ganz entspannt... Da dachte ich: Jau, das Leben geht weiter. Kein Grund, schlecht drauf zu sein. Warum bin ich dann eigentlich schlecht drauf?
Sie wollte alsbald wieder nach Alexisbad fahren, da es ihr nicht so gut gehe. Sie mußte wohl auch den Notarzt rufen, weil sie in der Wohnung zusammengeklappt war. Dem hatte sie natürlich den Brief meiner Löwin gezeigt. Mutter beschwerte sich also nochmals über den Brief. Der Notarzt hätte auch gemeint, das meine Löwin verrückt sei.
Ich sagte Mutter klipp und klar, dass ich voll die Meinung meiner Löwin vertrete. „Du bist ja mit ihr verheiratet.
Dann gab sie mir das Geld in einem Umschlag. Sie sagte nochmal, das sie sehr enttäuscht von meiner Löwin sei. „Und jetzt Schluß. Ich will nicht mehr darüber reden.“ meinte sie als Abschluß.
Ich sagte ihr noch, mich mühsam zusammenreißend, das sie erst mal wegfahren und zur Ruhe kommen soll. Dann könnten wir später reden, wenn es ihr besser geht.
Nein, das wolle sie nicht. Ich sagte ihr daraufhin, das es nicht um Meine Löwin und sie ginge, sondern um sie und mich. Denn ich wollte mit Mutter darüber reden, warum ich so enttäuscht bin.
Das wollte sie auch nicht. Jetzt wurde es etwas hitziger, ich stand vorsichtshalber schon mal auf, weil es jetzt Zeit zum Gehen war, bevor die Situation weiter eskalierte.
Keiner hätte sich um sie gekümmert, nur Sunny würde öfters anrufen. Ich entgegnete, das sie sich alles so zurechtlegt, wie es ihr gerade passt. Schließlich hatten meine Löwin und ich Walter und sie ca. einmal pro Monat abgeholt, um zum Essen zu fahren. Hierzu meinte Mutter dann wieder, das sie ja immer bezahlt hätte und wir davon profitiert hätten.
Das ich dies immer abgelehnt hatte und dann nur annahm, weil sie einfach nicht aufhörte, mir ihr Geld zur Bezahlung aufzudrängen, interessierte sie schon nicht mehr. War ja klar.
Ich erwähnte auch, das wir die Beiden ja immer abgeholt hatten zu Familienfeiern, Weihnachten, Hochzeit etc. Und da verblüffte Mutter mich dann doch noch. Das war Walter sowieso schon immer zuviel. Er wollte seine Ruhe haben. Mutter sagte dann noch, wie schön es gewesen sei, das beide letzten Heiligabend allein bei Walter sein konnten .- ohne uns.
Zum Abschluß warf ich Mutter dann ihre Unehrlichkeit vor. Wenn sie die ganze Zeit ehrlich gewesen wäre, könnten wir alle noch gute Freunde sein und alles ist gut. Aber das kenne ich seit meiner Kindheit von ihr – wie auch von meinem Vater, was ich nicht vergaß zu erwähnen, weil ich ihr nicht die Alleinschuld für Versäumnisse der Vergangenheit zuschustern wollte.
Und die Geschichte mit Heiligabend – eine Frechheit. Ich fragte Mutter, warum sie nicht eher etwas gesagt hatte, dann hätten wir den Beiden einige offenbar langweilige Abende ersparen können. Sie hätte das vorher nicht gewußt, meinte sie.
So ein Käse. Als ob meine Löwin und ich die Beiden immer wieder mit einbezogen hatten, um sie zu quälen. Nun gut. Ich beruhigte mich wieder, ging aus der Tür, die Treppe runter und gut. Bringt ja nichts, diese Streitereien.
Mein Puls lief schneller, aber jetzt hatte ich wenigstens einen Teil des Geldes von ihr erhalten. An der reinen Rechnung fehlen immer noch 260,-€, aber wenigstens brauche ich keinen Kredit aufzunehmen. Zuhause saßen meine Löwin und ich noch eine ganze Zeit und redeten und redeten. Wieder ein Abend nur Nerv wegen der dummen Geschichte. Aber jetzt waren ja endlich die Fronten geklärt.

Sonntag, 19. Oktober 2014

Udorallala: Silvertones

Es war der Samstag, an dem meine Löwin und ich eigentlich Gartenarbeit leisten mußten. Sie konnte an dem Tag dann nicht, weil sie ein Seminar hatte. Also ich dann alleine auch nicht. Geplant war, bei Pocke Musikvideos oder Musikfilme zu gucken.
Kurz zuvor erwähnte Pocke dieses Konzert in der Gearbox. Eine Rockabilly Truppe – was denn auch sonst. Die Informationen im Netz klangen ganz gut. Auf You Tube dann dieses Cover von „Ace of Spades“. Pocke und ich waren uns einig: Da mußten wir hin.
Nachmittags setzten wir uns erst bei Pocke hin. Vorglühen war angesagt; Wodka und Bier begleiteten uns dann zum Director`s Cut des Woodstock Films. Ich hatte den Film am Vormittag erst in der Stadt gekauft; So komplett digitalisiert und restauriert sah das Ganze schon mächtig gewaltig aus.
Derart vorbereitet, fuhren wir dann mit der Straßenbahn in die Gearbox. Anläßlich des Konzerts gab es kein gezapftes Bier, so dass wir das eine oder andere Pülleken Wolters einatmeten. Irgendwann trat die Band dann auf die Bühne, der Laden war gut gefüllt, aber nicht voll. Gute Voraussetzungen für ein geiles Konzert also.
Und dann ging es ab: Bom Bom Bom Bom Bum Bum Bum Bum … Das ist es, was mich bis heute fasziniert und wovon ich nie zuviel kriegen kann. So ein Standbaß erscheint im ersten Moment zwar limitiert in seinen Mitteln, aber wenn man genau hinschaut – und Udorallala hat dies getan – erkennt man deutlich, dass der Bassist mit seinen Fingern ganz schön umgreifen muß.
Dazu hört man live im Baßsound die dementsprechend differenzierten Töne im Baßspiel. Zusammen mit dem präzisen Schlagzeug kommt ein durchgehend mitreißender Rhythmus zustande, der für Rockabilly und den „altbackenen“ Rock `n` Roll so typisch ist.
Manche finden dies langweilig und möchten eher „anspruchsvollere“ Sounds hören. Dann geht doch zu englischen Gitarrenbands oder deutschen Langweilern a la Revolverheld und Co. Udorallala mag es pur und griffig.
Zu der durchgängigen „Rhythm`Base“ kam noch der Sänger und Gitarrist dazu. Klarer Gitarrensound, schnörkellos und ohne viel Schnickschnack. Herrlich unkompliziert das Ganze. Der Gesang dazu paßte auch, gute Stimme und die Harmonien von Bassist und Schlagzeuger paßten auch.
Fast 3 Stunden lang hämmerten uns die Silvertones ihren ursprünglichen Sound um die Ohren, unterbrochen nur von einer kurzen Pause zum Atemholen. Pocke und ich waren begeistert, obwohl nicht mal die Coverversionen als Songs uns so richtig umhauten. Es war das Gesamtpaket, das einfach stimmte. Der kompakte Sound überzeugte auch die ganzen 3 Stunden lang.
Die Silvertones kommen aus Wolfenbüttel und haben vor kurzem ihren erst 2. Longplayer (auf Vinyl) veröffentlicht. Seit 20 Jahren sind sie wohl schon unterwegs und werden wohl nicht mehr die Hitparaden stürmen. Aber verdient hätten sie es, guckst Du hier:
http://www.the-silvertones.de/
bom bom bom bom bum bum bum bum ...

Montag, 13. Oktober 2014

Eddie Cochran 5/7

Nachdem „Summertime Blues“ aus den Charts gefallen war, machten sich Capehart und Cochran Gedanken über einen möglichen „Nachzieher.“ Und erneut bildete ein unwiderstehlicher Gitarrenriff die Basis dieses neuen Songs. Das war zwar bei „Summertime Blues“ auch die Basis des Erfolgs, aber dieses Riff klang anders genug, um als eigenständiger Klassiker in die Annalen eingehen zu können.
Das Master wurde wiederum in mehreren Schritten erstellt. Das geschlagene Riff auf der
akustischen Gitarre, dazu ein einfacher Tambourinbeat … Hierzu passten die wohlplazierten Footstomps an geeigneter Stelle, um die Pausen im Song zu betonen. Cochran und Capehart überließen nichts dem Zufall. Für den optimalen kommerziellen Erfolg nahm Eddie sogar zwei geringfügig voneinander abweichende Texte für diesen Song über derselben Musik auf. Die verschiedenen Meinungen wurden gecheckt und die Entscheidung fiel zugunsten einer Veröffentlichung von „C`mon Everybody.“
Der Alternativtitel „Let`s get together“ ist auf verschiedenen Kompilationen zu hören und wirklich nicht so prägnant wie „C`mon Everybody.“ Dank der richtigen Auswahl erreichte der Song Platz 35 in den Staaten und sogar Platz 6 in Großbritannien.
Sowohl „Summertime Blues“ als auch „C`mon Everybody“ festigten Eddie`s Ruf als ewiges Talent und brachte ihn zurück ins Scheinwerferlicht. Dies alles gerade noch rechtzeitig an einem Punkt, in der sich Amerikas Popkultur veränderte.
Eddie Cochran war nunmehr mit Sharon Sheeley liiert. Zusammen gingen sie im Dezember 1958 nach New York, wo er zusammen mit anderen Chartgrößen in einer „Package Show“ auftrat. Der DJ Alan Freed veranstaltete diese Show im Loews State Theatre. Diese Shows wurden in der Regel über mehrere Tage aufgeführt.
Weil Connie Smith geheiratet hatte, fiel er für das Touren „On the Road“ aus. Eddie sah sich gezwungen, eine Art Ersatzband zusammenzustellen: The Kelly Four hieß die neue Tourband. Die Mitglieder dieser Band begleiteten Eddie Cochran bei den meisten Aufnahmen des Jahres 1959.
Erwähnenswert ist hier einer meiner Lieblingssongs von Eddie, „Weekend.“ Dieser im April 1959 aufgenommene Song wurde im Juni 1961, also posthum, in Großbritannien ein Hit (Platz 15) . In den USA im Dezember 1961 veröffentlicht, verpaßte der Song leider eine Chartplazierung.
Ebenfalls 1959 entstand die eigenwillige Version von Ray Charles` „Hallelujah, I love her so.“ Bei diesem Song wurde vor der Veröffentlichung noch schnell eine Streichergruppe drübergemixt, was diesem Song nicht wirklich gut tut.
Irgendwann zwischendurch entstand mit „Something Else“ ein weiterer großer Klassiker des frühen Rock `n` Roll. Geschrieben wurde der Song von Sharon Sheeley in Zusammenarbeit mit Eddie`s Bruder Bob. Dieser geniale Song wurde auf der Rückseite eines „Matchbook“ geschrieben – also eines Streichholzbriefchens! Übrigens wußte Eddie nicht, dass Sheely den Drum-Sound von Little Richards` „Keep a knockin`““ kopiert haben wollte. Der renomierte Studiodrummer Earl Palmer tat ihr auch diesen Gefallen.
Der Song stieg im Juli 1959 bis auf Platz 22 in Großbritannien und 58 in den Billboard Charts. Ein größerer Hit wurde der Song aber erst 20 Jahre später. Sid Vicious kletterte posthum mit seiner Version bis auf Platz 3 in Großbritannien.Das Thema des Textes ist ebenso klassisch wie zeitlos. Der Junge, der sich das Cabrio nicht leisten kann, um das Mädchen zu beeindrucken, spart auf eine gebrauchte Karre und traut sich endlich an das Mädchen ran. Auch wenn die Platzierung in den USA nicht mehr so stark war, hielt sie Eddies Namen dennoch im Rampenlicht.
Ungefähr zur selben Zeit, im April 1959, kündigte der britische TV Direktor Jack Good an, das er für seine Show „Oh Boy!“ amerikanische Topstars sucht. Die wöchentlich ausgestrahlte Show revolutionierte die Musikpräsenz populärer Musik (Pop) in Großbritannien. Hier wurde eine Show zum ersten Mal ausschließlich für Teenager produziert. „Oh Boy!“ und die Nachfolgesendung „Boy meets Girl“ liefen lediglich von September 1958 bis Februar 1960, befeuerten aber die britische Rock `n` Roll Szene gewaltig.
Entscheidenden Anteil am nachhaltigen Erfolg hatten die amerikanischen „Originale“, denn in Großbritannien waren gute Acts rar. Die limitierte Auswahl in seiner Heimat frustrierte Jack Good dermaßen, das er nach dem „Real American McCoy“ Ausschau hielt.
Unglücklicherweise waren die amerikanischen Topacts viel zu sehr mit Geldeinsammeln in ihrer Heimat beschäftigt, als das sie sich einen Trip nach Großbritannien in die musikalische Provinz gönnten.
Auch als „Boy meets Girl“ aus der Taufe gehoben wurde, gab Good nicht auf. Die Suche nach den amerikanischen Topacts ging weiter und war schließlich erfolgreich. Zum Ende 1959 hin waren Eddie Cochran, Gene Vincent sowie Ronnie Hawkins für Jack Good buchbar. Als erster amerikanischer Topact wurde bereits im Oktober Gene Vincent für den Dezember 1959 als Gast bei „Boy meets Girl“ angekündigt.
Jedoch war Gene Vincent gänzlich unvorbereitet angesichts des eindrucksvollen Empfangs, der ihn bei seiner Ankunft am Heathrow Airport am 5. Dezember 1959 erwartete. Das Label Capitol wollte logischerweise mit dem Besuch die große Kasse machen und starteten einen frühen Versuch eines „Pop Hypes“. Sie unterstützten kurzerhand einen nominellen Fanclub finanziell und, um das Interesse an ihrem Star zu verstärken, karrten sie auf EMI`s Kosten eine Busladung voll Fans zum Heathrow Airport. Das Ganze passenderweise zur Ankunft von Gene in London. Damit hatte Gene nicht rechnen können.
Überhaupt war Gene Vincent für Jack Good die größtmögliche Herausforderung. Der markant hinkende Star hatte diesen arroganten Blick drauf! Dazu die schlechten Zähne und das strubbelige Haar – Vincent als früher Punk war schlichtweg die Antithese des typischen Popstars jener Ära. Da all dies nicht überschminkt werden konnte, entschied sich Jack Good zum Frontalangriff: Er überredete Vincent, seine heimeligen Wollpullover abzulegen zugunsten eines lasziven wie knarzenden Lederoutfit, gekrönt dank Stulpen mit einem riesigen silbernen Medaillon.
Mit diesem übertriebenen Style hätte Gene Vincent in den USA wohl kaum auftreten können, in Europa allerdings konnte sich die „Rockmusik“ dadurch schon sehr früh allein durch Kleidung von der gemäßigten Jugendkultur unterscheiden.

Freitag, 10. Oktober 2014

Udorallala: Black Keys

Neulich stolperte ich im Werbefernsehen über diesen geilen Lick. Das Riff aus der Netflix Werbung ging mir einfach nicht aus dem Schädel, und nach einer kurzen Recherche im Netz fand ich den Verursacher: The Black Keys.
„Howlin` for You“ heißt der Song, den ich mir gleich auf YouTube anschaute. Ein Video von einem Live Gig … Sehr gut … Langhaarige Typen auf der Bühne, Neil Young? Bluesrock? Spannende Sache das.
Beim weiteren Stöbern im Netz – die übliche Vorgehensweise – fand ich dann heraus, das die Band mit „Turn Blue“ gerade ein neues Album herausgebracht hat und mit der Scheibe Ende Mai in den Billboard Charts auf Platz 1 stand. Da wurde ich erst recht neugierig; Diese Scheibe hörte ich mir abends mit ein paar Wolters durch. Der erste Song namens „Weight of Love“ weckte sofort Assoziationen: Langhaarige 70er Jahre Hippies, bei denen noch „der Joint in der Vene steckte“. Fast 7 Minuten lang ein hypnotischer Sound, der mühelos an alte Krautrockzeiten anknüpft. Udorallala ist erstaunt: Laut Wikipedia handelt es sich bei der Gruppe um ein Bluesrock-Duo.
Vielleicht die älteren Scheiben, aber das hier ist eindeutig Drogenmukke, wie ich sie früher nicht mochte. Aber dies hier hat dann doch irgendwie etwas, ich weiß ja auch nicht. Sie werden auch irgendwie mit den White Stripes verglichen, warum nur?
Weil die Band hauptsächlich aus 2 Leuten besteht: Dan Auerbach (Guitar) und Patrick Carney (Drums). Wie die White Stripes nehmen sie eher LoFi auf und erzielen wahrscheinlich allein deshalb eine wahnsinnige Sounddichte. So etwas ist gewöhnungsbedürftig, hat aber Klasse.
Nein, nein, nein. Bluesrock ist das wirklich nicht, es ist mehr.
Zieh es Dir rein, Baby. Es lohnt sich.
Einzig allein die Single „Fever“ hat diesen unwiderstehlichen Lick und ist (fast) ein schöner Popsong. Udorallala erkennt hier das große Kino, weiß aber auch, das die Black Keys nicht wirklich radiotauglich sind. Drauf geschissen.
„Howlin` for You“ ist ein Übersong. Eindeutig.

Dienstag, 7. Oktober 2014

Hartmudo: Life on Mars with True Detective

Serien über Serien. Im September habe ich es geschafft, 2 Serien zu schauen bzw. zu Ende zu schauen.
Da wäre zuerst einmal True Detective zu nennen. Lediglich aus 8 Folgen bestand diese „Mini Serie“, aber nachdem ich sie mir reingezogen hatte, war ich restlos begeistert. Im Gegensatz zu meiner Löwin, die entnervt nach der ersten Folge aufgab.
Für meine Löwin war True Detective sicherlich nicht gemacht. Zu langsam erschien ihr das Erzähltempo im ersten Teil. Insbesondere die langen Passagen, in denen Matthew McConaughey und Woody Harrelson im Jahre 2012 die Geschehnisse aus 1995 den beiden Polizisten wiedergaben und kommentierten.
(nicht) gefunden auf Otto.de

Im ersten Teil passiert nun wirklich noch weniger als in einem der (meiner Meinung nach) schwerfälligen Krimis in depressiven Umgebungen aus Schweden, wie sie das ZDF Sonntags nach 22.00 Uhr gerne zeigt. Erschwerend hinzu kommt noch das offensichtlich wirr und diffus anmutende Geschwurbel vom langhaarigen McConaughey, wenn er mit Kippe und Bierdose in der Hand 2012 seine philosophischen Tiraden absondert. Harrelson als „Normalo“ erzählt da schon zielgerichteter, aber für meine Löwin war da immer noch keine Struktur zu erkennen.
Die erschließt sich dem geneigten Zuschauer auch erst ab Ende der 4. Folge, läßt einen dann aber bis zum phänomenalen Schluß nicht mehr los. Erst nach der 5. Folge ist der Fall aus dem Jahre 1995 gelöst, in dem ein Mädchen in der Pampa verbrannt und auf Knien hockend vor einem großen Baum gefunden wurde. Religiöse Zeichen und das Hirschgeweih auf dem Kopf deuteten auf einen religiös motivierten Ritualmord hin.
In 2012 geschah wieder ein Mord in demselben Muster und McConaughey scheint hier – so sehen es die beiden Bullen – der Hauptverdächtige zu sein. Schön anzusehen, wie die Story mit zunehmender Dauer förmlich explodiert.
Harrelson, der dank einer Affäre seine Ehe ruiniert und sich dann noch mit McConaughey in die Wolle kriegt, weil dieser von Harrelsons Frau quasi vergewaltigt wird, dreht erst ab dem späteren Handlungsstrang richtig auf.
In 2012 sind beide nicht mehr bei der Polizei und finden aber trotzdem den eigentlichen Mörder aus 1995. Mehr möchte ich von der Handlung nicht mehr schreiben, weil es sonst den Rahmen sprengt.
Die Titelmusik allein hat mich von der ersten Sekunde an begeistert und gibt die dichte Atmosphäre dieses Thrillers unnachahmlich wieder. Die vielen Emmy Nominierungen sind mehr als gerechtfertigt, wenn ich allein an die letzte Folge denke. Ich sage nur Entenpelle!
Meine Löwin hat sich nach Rücksprache mit Phil doch für ein erneutes Reinschnuppern in die Serie (ab Folge 4) erwärmen können, aber schreckt zur Zeit noch davor zurück.
Begeistert dagegen war sie von Life on Mars, der BBC Serie, in der ein Detektiv aus Manchester nach einem Autounfall ins Koma fällt und in das Jahr 1973 „zurückversetzt“ wird. Die damaligen Polizeimethoden sind rüde und nicht immer gesetzlich korrekt, aber Sam Tyler bringt durchaus moderne Polizeimethoden ins Spiel und kann damit seinen neuen Kollegen helfen.
Immer wieder hört Tyler Stimmen. Er weiß, dass er im Koma liegt und seine Familie wie auch seine Freundin versuchen, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Über 2 Staffeln und 16 Folgen erstreckt sich die Rahmenhandlung, um in der letzten Viertelstunde der letzten Folge einen Höhepunkt zu setzen, der meine Löwin und mich nicht nur zu den Taschentüchern greifen ließ, sondern hinterher auch lange sprachlos hielt.
Klo vom Mäxx in Lüneburg

Den Schluß will ich auch hier nicht verraten, aber die mit viel Liebe gezeichneten Charaktere dieser kurzen Serie möchte ich Dir, lieber Leser, besonders ans Herz legen. Denn das Einzige, was wirklich wichtig ist, ist …
Der Trend geht bei den Fernsehserien also in Richtung Miniserie. Bekannte Schauspieler, die zwischen 2 Spielfilmen noch Zeit für 10 – 15 Folgen einer Serie haben, beleben das Genre Krimi spürbar. Hierbei können sich Geschichten wie Charaktere so richtig entwickeln. Langanhaltende und ruhige Bilder transportieren die gewünschte Stimmung besser als das ewige Geballere im Kino. Das ist die qualitative Rettung des Formats Fernsehen. Ich hoffe, dass der Eine oder Andere von Euch sich nicht davon abschrecken läßt, wenn es sich hierbei hauptsächlich um amerikanische Produktionen von Kabelsendern handelt. Dogmatismus solltest Du beiseitelegen, wenn Du mal wieder mitkriegen möchtest, wie eine gute Geschichte toll in Szene gesetzt wird.
True Detective ist hier, mehr noch als Life on Mars, ein Meilenstein, so wie es vorher nur Wild Palms oder Twin Peaks war.
Aber gutes Fernsehen ist bekanntlich nicht alles. Letzten Freitag, dem Nationalfeiertag, feierte meine Löwin ihr Cousinentreffen in Lüneburg. Mit vielen ihrer Cousinen, versteht sich.
Freitags fuhren wir früh los, um im „Mäxx“ in Lüneburg das Equipment aufzubauen. Das Multifunktionsgerät zum Einscannen und Drucken sowie den Laptop, über den die Videoleinwand angesteuert wurde.
„Oh, guck mal, Tante Ilse...“ Kam sehr gut an, war ja auch insgesamt ne runde Veranstaltung. Alle waren zufrieden und am Ende wurden Adressen ausgetauscht. Wäre schön, wenn es nächstes Jahr eine Wiederholung gibt.
Abends trafen wir noch zufällig ein Pärchen in der „roten Schleuse“. Angeblich wäre dieser Laden es wert, erhalten zu werden. Totaler Quatsch, weil das Essen war total überteuert. Der Salat, den meine Löwin orderte, war für 11,90 € eine Frechheit. Das die Bedienung dann auf die notwendige Kritik sauer reagierte, machte es nicht wirklich besser. Da gehen wir nicht mehr hin.
Am nächsten Tag waren wir zu Sechst noch in Lüneburg unterwegs. Meiner Löwin gefiel dies logischerweise, aber auch ich war guter Laune, da wir zusammen auf dem Wasserturm und auch sonst nen schönen Tag hatten. Bis dahin also ein schönes Wochenende.
Am Sonntag dann ging es gut weiter. Danny besuchte uns überraschend, als er bei uns reinschneite. Mit seinen Freunden war er über Nacht in Hamburg und kam dann nicht an sein Auto, da er es auf dem Bauhaus Parkplatz abgestellt hatte. Dieser ist übern Sonntag abgesperrt.
Blick vom Wasserturm über Lüneburg

Ergo fuhren wir ihn nach Hause und meine Löwin konnte dann unser neues Auto, einen Golf 4, von ihm abholen. Dankenswerterweise hatte Danny die Karre für uns organisiert. Mit Rocky, dem Hund von Danny und Caro, gingen wir dann noch ne Runde spazieren.
Ab abends dann hat sich Phil bei uns für ne Woche einquartiert, weil jetzt sein Masterstudium an der Uni in Wolfenbüttel beginnt. In der ersten Woche Anwesenheitspflicht, danach berufsbegleitend. Vielleicht kann ich mich mit ihm noch ein bißchen über True Detective austauschen.
Zwischendrin das Ärgernis des Wochenendes: Die Niederlage von Eintracht in Ingolstadt, immerhin zu diesem Zeitpunkt Tabellenführer, wäre nicht so schlimm, wenn sie nicht wieder so dumm entstanden wäre. Ein Riesenpatzer 15 Sekunden nach der Halbzeit und danach kam nichts. Kein Aufbäumen, kein Stemmen gegen die drohende Niederlage. Und der Trainer nahm den ersten Wechsel in der 65. Minute vor!
Ich weiß nicht, ich weiß nicht. Zuhause ist ja – noch! - alles Tutti. Aber wenn die Mannschaft dort auch noch Punkte läßt, dann wird es ein harter Abstiegsfight. Am 10. Spieltag zuhause gegen Fürth. Selbst bei einem Sieg ist das Team immer noch in der 2. Tabellenhälfte. Also nach vorne müssen wir zur Zeit nicht blicken.
Jedenfalls, wenn es um Eintracht geht. Ansonsten schon. Nächste Woche geht es nach Irland mit Dora und Herbert. Da bin ich gespannt, insbesondere wegen der Schlafmaske. Der erste Test im Hotel bei Lüneburg war vielversprechend, so dass ich guter Dinge bin.
Langfristig auch für die Eintracht. Die Klasse halten sie trotzdem!

Freitag, 3. Oktober 2014

Uncle Fester: grad gelesen Oktober 2014

Volker Backes, Andreas Beune, Christoph Ruf: Ohne Fußball wär`n wir gar nicht hier
„Geschichten von Fans in der Midlife-Crisis“ ist der Untertitel dieser schönen Sammlung von kurzen Stories über Männer bzw. Fußballfans in den mittleren Jahren.
Die Faszination der ständigen Stadionbesuche und die ewigen Bemühungen, dies mit dem normalen Alltag aus Beruf und Familie in Einklang zu bringen, wird hier gut beschrieben. Nun haben die Autoren den Vorteil, das sie aufgrund ihrer journalistischen Tätigkeit gerade in diesem Milieu beruflich unterwegs sind und quasi alle Stadien in und auswendig kennen.
„Den“ Lieblingsverein gibt es da nicht mehr. Das Ganze ist quasi einem professionellen Objektivismus gewichen, was den Spaß an der Lektüre aber kaum mindert. Immerhin habe ich so erfahren, dass der unsägliche Christoph Ruf (fragt Hartmudo) wohl aus dem St. Pauli Fan-Umfeld stammt.
Da hat sich Hartmudo dann auch nicht weiter drüber gewundert, woher Rufs` krampfhaften Versuche, Eintrachtfans aufgrund lediglich einer obskuren Quelle – den Ultras 01 – ins rechtsradikale Licht zu rücken, stammen.
Abgesehen davon sind auch Rufs Stories sehr lesenswert, solange er nicht politisiert oder philosophiert. Eigentlich wollten wir ihn ja boykottieren, aber nun gut. Backes und Beune als Bielefelder sind da bodenständiger und stehen mir irgendwie näher.
Alles in Allem aber lesenswert, obwohl kurz.
 

John Niven: Kill Your Friends
Laut Tim Renner „das American Psycho der Musikindustrie“. Mehr bräuchte man über dies überragende Buch von Niven nicht sagen, aber trotzdem: Gei-lo-mat !
Steven Stelfox ist A & R Manager einer großen britischen Plattenfirma und drauf. Auf Koks und Nutten, Musik interessiert ihn eigentlich gar nicht. Für ihn sind alle anderen Idioten, Spackos, Looser, Fotzen oder einfach nur Arschlöcher. Und zwar alle seine Mitmenschen. Steven ist als Unsympath nicht mehr steigerbar.
Wunderschön wird hier die Musikindustrie als Moloch von Arschkriechern, Ignoranten und Vollidioten beschrieben. Stelfox kriegt aber auch gar nichts auf die Reihe. Zusammen mit seinen „Freunden“ und Kollegen legt er eine Line nach der Anderen. Voller Paranoia tötet er schließlich einen seiner Freunde und lebt mit der Angst, von einem vertrottelten Polizisten a la Columbo überführt zu werden.
Sein Konkurrent Parker-Hall kokst zwar auch, hat sich aber besser unter Kontrolle und zeichnet die richtigen Bands. Stelfox sieht seinen Job davonschwimmen ….
Die Manager der Plattenindustrie, die Werbefuzzis und auch die Musiker: So, wie Niven sie schildert, ist jeder Euro für eine CD oder einen Download verschenkt. Allesamt sind sie faule und untalentierte Säcke, die nicht einmal ihren Job beherrschen. Das fällt aberr nicht weiter auf, weil die Medien entsprechend mitspielen.
Die ganze Szenerie erinnert mich an „Wolves of Wall Street“. Spätkapitalismus pur. Was kommt danach?

                     

Jack McDevitt, Mike Resnick: Das Cassandra Projekt
Relativ sanft geht es wieder zur Science Fiction rüber. Dieser Roman spielt 2019 bei der NASA.
Jerry Culpepper ist Pressesprecher der NASA und stolpert durch Zufall über eine sensationelle Story. War Neil Armstrong doch nicht der erste Mensch auf dem Mond? Und warum wurde dies 50 Jahre lang vertuscht; selbst die Russen machen mit.
Mitten im kalten Krieg haben die Amis und Russen sich auf eine gemeinsame Vorgehensweise einigen können? Eine guter Plot erwartet den geneigten Leser, wie man es von McDevitt auch gewohnt ist.
Die Indizien verdichten sich, das bereits Apollo 9 und 10 auf dem Mond heimlich gelandet sind und Nixon dafür gesorgt hatte, das dies auch geheim bleibt. Und auch Watergate hat damit zu tun …
Der Multimilliardär „Bucky“ Blackstone finanziert eine Mondexpedition aus eigener Tasche, bei der er selbst mitfliegt, um auf dem Mond nachzusehen, warum Sidney Myshko mit Apollo 9 in einem Krater auf dem Mond landete. Der Präsident der USA, George Cunningham, findet schließlich eine Videobotschaft von Nixon und 2 außerirdische Artefakte, die der Grund für die jahrzehntelange Geheimhaltung sind.
Spannend bis zum Ende, läßt einen der Roman sehr nachdenklich zurück. Jesus war ein friedlicher außerirdischer Gesandter und wurde von den Menschen getötet. Und weil diese Botschaft mehr Sprengkraft enthält als eine Atombombe, wurde der Fund aus religiösen Gründen geheimgehalten.
Paßt hervorragend als Anfang zum Universum des McDevitt um Alex Benedict und Co. Ob es noch Fortsetzungen geben wird?

Andreas Brandhorst: Das Kosmotop
Auf den ersten 60 bis 70 Seiten werden so viele Personen, Spezies und technische Begriffe ins Spiel gebracht, das alle paar Minuten ein Blick ins Glossar unbedingt erforderlich wurde. Fast wollte ich diesen neuen Roman von Deutschlands wohl besten Science Fiction Autor schon beiseite legen, als er so nach und nach in Schweiß kommt und dann oooh aaah …
Die Kompetenz, ein Zusammenschluß von „Stufe 7 Zivisilationen“, regiert friedvoll über unsere Galaxis, als ein aggressives Weltenschiff, das Kosmotop, in die Milchstraße eindringt und „Proben“ nimmt: Ganze Städte, Planeten gar. Selbst Sterne werden verschlungen. Und die letzten Menschen, noch 14721 an der Zahl nach den großen Kriegen gegen die Incera aus der großen Magellanischen Wolke viele Jahrtausende zuvor, sehen ihrer endgültigen Auslöschung entgegen.
In diesem Roman ist der Pazifikator Corwain Tallmaster der Mensch, der unschuldig des Mordes verdächtigt wird und die Galaxis retten muß.
Was für Dimensionen! So muß Science Fiction auch sein dürfen. Das Kosmotop ist seit Millionen Jahren (ooooh!) unterwegs, um Leben zu sammeln und es mit in ein anderes Universum (aaaah!) zu nehmen. Leider ist das Kosmotop aufgrund eines inneren, hunderte an Jahrtausenden zuvor Konfliktes derart geschwächt, das es die Hilfe der Maschinenintelligenzen (Yes!), die die Milchstraße beherrschen, benötigt, um nicht zu zerfallen.
Die Handlung spielt Jahrtausende in der Zukunft. Die „letzten Menschen“, anfangs noch 14721 an der Zahl, allesamt unsterblich und unfruchtbar, sollen ausgerottet werden und nur Corvain Tallmaster und seine Geliebte, ein Vogelmensch...
Ach was, lest es selbst. Gute Unterhaltung. Wie immer Gut gegen Böse, wobei die jeweilige Zuordnung schon mal wechseln kann. Brandhorst kann einfach gut Geschichten erzählen.