Montag, 26. Mai 2014

Contramann: Europa

Gestern war es wieder so weit: Die Europawahl stand an; ich hoffe, ihr ward auch alle wählen. Wenn Ihr im Vorfeld dieser Wahl Kommentare dazu von mir vermißt haben solltet, so kann ich Euch erstmal beruhigen.
Ich selbst war natürlich auch wählen. Für mich war dies übrigens die wichtigste Europawahl ever, vielleicht sogar noch wichtiger als die letzte Bundestagswahl. Das war nicht der Grund, weshalb ich mich bisher nicht zu Wort gemeldet hatte.
Mein Grund ist ein Anderer. Ich bin müde. Müde von meinen gebetsmühlenartig geäußerten Aufforderungen an Euch, endlich das Richtige zu wählen. Vergeblich. Und müde von Eurer erneuten Ignoranz, was das tatsächliche politische Geschehen angeht.
Jetzt sagt nicht: „Ach, das war doch nur die Europawahl und draußen war so schönes Wetter.“ Das zieht bei mir nicht. Das das Europaparlament nicht wirklich Macht ausübt stimmt zwar, da habt Ihr Recht. Aber wenn Ihr lediglich die politischen Mitstreiter der aktuellen Regierungsparteien wählt oder als Nichtwähler gewähren laßt, dann kann kein Druck auf die EU Kommission aufgebaut werden.
Warum das so wichtig gewesen wäre? Ganz einfach – TTIP. Transatlantic Trade and Investment Partnership, das transatlantische Freihandelsabkommen zwischen den USA, Kanada und der EU. Die nicht gewählte EU Kommission führt hier die Verhandlungen mit den Amerikanern hinter verschlossenen Türen. Das Europaparlament darf hier nicht mitwirken und stimmt hinterher dem Komplettpaket zu oder lehnt es halt ab – hoffentlich.
Aber damit ist seit gestern kaum zu rechnen, dank der CDU SPD Grünen Knechte wird es von deutscher Seite wohl keinen Widerstand geben.
Die Kurzfassung, die den Abgeordneten präsentiert werden wird – das Komplettwerk möchte man ihnen halt nicht zumuten – ist sicher auf das „Wesentliche“ reduziert. Und wenn das Parlament dann wie erwartet zustimmen wird, dann … ja dann gute Nacht.
Man muß sich das einfach nur mal vor Augen führen: Die Lobby-Vertreter der Industrie verhandeln hinter verschlossenen Türen ein Abkommen; das später bindend für die EU und vor allem für die Nationalstaaten wirkt. Und das ohne Beteiligung politisch gewählter Vertreter. Hammer.
Als einziger Vorteil bleiben für den „Bürger“ geringere Zölle, die eh kaum noch ins Gewicht fallen. Aber dafür können Unternehmen gigantische Rückzahlungen erstreiten, falls einzelne Staaten später auch nur einzelne Standarts rückgängig machen möchten. Fracking oder der Komplettausstieg aus der Kernenergie möchte ich hier beispielhaft erwähnen. Da könnten Unternehmen doch glatt mächtige Entschädigungszahlungen erhalten, zumal hierüber (private) Schiedsgerichte entscheiden sollen, die zwar schnell entscheiden – aber unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten, wie zu befürchten ist.
Eine politische Einwirkungsmöglichkeit wird es dann nicht mehr geben. So könnte z.B. Monsanto die Verbreitung genmanipulierter Lebensmittel oder Saatgut hierüber für Europa festschreiben. Rücknahmen von Finanzkontrollen zugunsten des laxeren britischen und amerikanischen Systems wären ebenfalls zu befürchten.
Und dann könnt Ihr hier grün oder links wählen, bis Ihr schwarz werdet. Das Ganze wird unumkehrbar. So ein Europa will ich nicht. Ein Europa der Wirtschaft, wie es sich stark anbahnt, kann nicht im Interesse der Menschen sein.
Schließlich haben wir dann da noch im Nachgang zu den Lissabon-Verträgen die EPAs. Economic Partnership Agreements, die für die Liberalisierung von Dienstleistungen weltweit stehen. Ich meine da nicht den Gärtner aus dem Kongo oder die Altenpflegerin, die aus Indonesien importiert wird. Das ist doch Kinderkram.
Die eigentlich korrekte Abkürzung ist hier jedoch TISA (Trade in Service Agreement).
Wir reden da über weltweit wirksame Privatisierungen öffentlicher Leistungen, in Deutschland bekannt unter PPP (Public Private Partnership). Öffentlicher Nahverkehr, die Bahn, Krankenhäuser und Schulen, Stromversorger und Wasser !!!! Ja Hallo – Ein Quantum Trost ! 007 wird Wirklichkeit.
In den USA gibt es ja auch schon erste private Gefängnisse. Die Beteiligung privater Söldnertruppen bei der „Terrorbekämpfung“ in der östlichen Ukraine ist ja immer noch nicht widerlegt worden.
Ich habe Uncle Fester mal zu Rate gezogen. Daniel Suarez und Jeff Somers lassen grüßen, die düsteren Prognosen schlecht gelaunter Science Fiction Autoren drohen Wirklichkeit zu werden.
Ihr könnt mich jetzt Miesepeter nennen, aber das alles ist durch das gestrige Wahlergebnis erleichtert worden. Sicherlich wird es noch dagegen Proteste geben, aber was soll es nützen, wenn in 10 Jahren z.B. deutsche Kommunen erreichen würden, dass sie per Bundesgesetz Strom- und Wasserversorgung zurückkaufen könnten?
Dann nämlich kommt die TTIP von hinten und mach Rückkäufe durch hohe Vertragsstrafen europaweit zunichte.
Die meiner Ansicht nach extrem gefährliche Privatisierung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung mag ich nicht näher erläutern; die Romane von Daniel Suarez könnt Ihr auch selber lesen, da Ihr mir das ja sowieso nicht glaubt.
Überhaupt habe ich schon über die Jahre die Erkenntnis gewonnen, dass auch die meisten Menschen in meinem Umfeld die vorgenannten Szenarien als Paranoia oder Phantasien abtun. Da wird weiter fleißig CDU oder SPD gewählt. Wenn man besonders sauer ist, dann Grüne und neuerdings die AfD – je nach Gusto.
Die Linke wird auch weiterhin als PDS Fortsatz betrachtet. Die propagierten Veränderungen erfordern ein Umdenken, was wohl zuviel verlangt ist, solange man per whatsapp noch Nachrichten in die Gegend verschicken muß.
Insgesamt geht es uns wohl noch zu gut. Der Besserverdienende hat Angst um seinen Job und Status, wenn er zu sehr von dem allgemeinen Mainstream abweicht und ist felsenfest davon überzeugt, dass „die Hartzer“ einfach nur zu faul sind zum Arbeiten. Damit beruhigt er sein Gewissen.
Der Hartzer hat tatsächlich keinen Bock, aber auch keine Wahl. Häufig gilt: Einmal draußen, immer draußen. Denn selbst wenn sich was ändern sollte, was hat denn der Hartzer davon?
Zumeist sind diese Menschen dank mehrjähriger Erwerbslosigkeit kaum auf den heutigen Arbeitsplätzen einsetzbar, so bitterböse das auch ist. Da darf man sich nichts vormachen.
Nein, Roman Herzog hatte als Bundes Grüß August schon Recht: Es muß ein Ruck gehen durch Deutschland.
Nehmt uns allen die Smartfones und das Privatfernsehen weg. Zwingt uns zu Biergarten und Konzertbesuchen. Spieleabende statt PS4-Zockerei. 30-35 Stundenwochen statt immer weiterer Rationalisierungen, die nur überflüssige Arbeitskräfte generieren und damit totes Kapital.
Die Liste ist endlos.
Lacht nicht, weil in der Zukunft lacht Ihr nicht mehr. Und wenn dann einer sagt, das hätte er nicht ahnen können ….
„Ich weiß auch nicht, wohin meine jüdischen Nachbarn gezogen sind … Ich habe nichts gesehen.“
AFD 7%, 26% für die Front National der Le Pen Tochter in Frankreich. Das hätte mich früher total beunruhigt, schockt und überrascht mich heuer nicht mehr. Die Leute wollen schließlich verarscht werden.
Bei der gleichzeitig stattfindenden Bürgermeisterwahl gab es keine endgültige Entscheidung in Braunschweig. Brandes als Nachfolger von Hoffmann für die CDU liegt relativ deutlich hinter Markurth von den Sozis, der die benötigten 50% knapp verpaßte. Der Sozialdezernent der Stadtverwaltung wird das in der Stichwahl am 15.6. wohl schaffen.
Die findet dann ohne mich statt, denn ich habe keinen von beiden gewählt und wenn ich die Wahl nur zwischen Markurth und Brandes habe, verzichte ich. Wer es letztendlich wird, ist mir schnurz.
Europa war wichtig. Oder doch nicht?
Hauptsache alles senkrecht, möcht ich meinen.

Freitag, 23. Mai 2014

Hartmudo Spezial: Walter 6/14

6
Am Dienstag stand dann Doras Geburtstag an. Dank ausgiebigen Biergenusses nebst ausgegebenen Wodka-Waldmeister vom Wirt vom „hohen Tore“ hatte ich in der Nacht gut durchgeschlafen. Ein Kaffee morgens beim Bäcker zum Einkaufen und die Kopfschmerzen waren erträglich.
Mutter war übrigens auch eingeladen. Dora mochte Mutter und Walter ja sehr gern, da hatte sie Mitgefühl und wollte Mutter auch was Gutes tun. Also holten wir Mutter ab und fuhren nach Salzgitter zu Dora.
Jetzt, wo ich dies niederschreibe, weiß ich nicht mehr, wann Mutter mir etwas interessantes auf den Anrufbeantworter sprach. Es war entweder Montag abend nach dem Besuch bei ihr zuhause oder eben anm Abend nach Doras Geburtstag.
Ganz leise sprach sie davon, die Beerdigungskosten nach und nach – also in Raten – abzustottern. Ich erwähne dies, weil es in jener entscheidenden Woche das einzige Mal war, wo Mutter eine Bezahlung der Beerdigungskosten zumindest ansatzweise anbot.
Jedenfalls saßen wir dann bei Dora zum Kaffee zusammen. Auf der Hinfahrt erwähnte Mutter nochmals, das sie von dem Testament nichts wußte. Hatte sie etwa alles verdrängt?
Es war so richtig heiß und stickig an diesem Tag. Mir ging es körperlich nicht so gut. An den Gesprächen konnte ich mich ungewohnterweise nicht beteiligen. Irgendwann stand ich auf und ging in den vorderen Garten, um allein zu sein. Und zu grübeln.
Ich verstand es nicht. Ich hatte über 3000 € Schulden, für die ich nichts konnte, vor der Backe und Mutter war sao ruhig und ausgeglichen, als ob nichts passiert wäre. Warum hatte Walter 13 Jahre lang nichts gesagt? Wie konnte er Mutter und uns so im Regen stehen lassen? Für die Rechnung muß ich nen Kredit aufnehmen. Bringt es etwas, wenn wir das Testament anfechten? Schließlich war Walters Wille eindeutig und seine Frau schon fast 20 Jahre tot.
Eine Dienstaufsichtsbeschwerde wollte ich ja auch noch schreiben. Und all das in meinem Sommerurlaub, der mit eineinhalb Wochen nun wirklich kurz genug ist. Über eine halbe Stunde ergab ich mich dem Selbstmitleid, dann ging ich zurück zu den Anderen.
„Entnahme“ des Rechnungsbetrages aus dem Kautionsguthaben sollte doch die Lösung sein. Mal sehen, was die Anwältin dazu sagt. Abends zuhause fing ich an, im Netz zu recherchieren. Schließlich ließ mir die Angelegenheit doch keine Ruhe. Und ich wurde immer nervöser. Das ursprüngliche „Berliner Testament“ zugunsten der entfernten Verwandten schien doch noch gültig zu sein. Darüberhinaus hatte Walter beim Notar anläßlich des Testaments von 2000 zugunsten von Mutter gelogen. Ein vorhergehendes gemeinsames Testament würde nicht existieren. So steht es im zweiten Paragraphen des 2000er Testaments.
Und das stimmte nicht. Walter hatte das gemeinsame Testament sogar beim Amtsgericht hinterlegt! Was umtrieb diesen Menschen 13 Jahre lang, die Entnahme des 2000er Testaments zu verschweigen? Hatte er Angst, das sich niemand um seine Beerdigung kümmern würde? Oder glaubte er tatsächlich, ich hätte ihn nicht mehr lieb, wenn ich nicht 11 Krügerrand nach seinem Tod bekommen würde?
Wie eingangs erwähnt: Zusammen im Urlaub. Monatlich lieferte ich ihm Bier ins Heim. Er bezahlte immer exakt und das war in Ordnung. Manchmal gab es „Trinkgeld“ von Mutter. Mutter bezahlte auch meist die gemeinsamen Essen. Walter nie.
Walter war in die Familie integriert. Mutter und er wurden immer von uns abgeholt, wenn es was zu feiern gab und beide in Braunschweig waren. Denn häufig waren sie auf Reisen. Dafür wurden sie noch von meiner Löwin und mir bewundert. Nicht beneidet, das nun wirklich nicht.
Ich hatte also eine unruhige Nacht und irgendwie die Befürchtung, das das Gespräch am Donnerstag mit der Anwältin auch nicht alles auflöst. Die Recherche im Netz war demnach nicht sehr ermutigend.

Donnerstag, 15. Mai 2014

Udorallala: Ohrenfeindt

Da brat mir doch einer nen Storch: Es gibt ja in Deutschland doch noch Leute, die im Stile von Rose Tattoo oder AC/DC unterwegs sind. Und das mit deutschen Texten, alle Achtung. Natürlich kommen Ohrenfeindt aus St. Pauli und gehen selbstverständlich dort zum Fußball, nicht zum HSV.
Beim Surfen im Netz, als ich nach Infos für Westernhagen suchte, da bin ich über Ohrenfeindt gestolpert. Ich hatte mir den Namen der Band gemerkt und habe dann Tage später bei You Tube reingeschaut.
AC/DC mit deutschen Texten sollte es sein. So was macht mich natürlich neugierig, da ich schon seit fast 20 Jahren auf einen Nachfolger der fantastischen 1. Prollhead CD wartete. Sofort fiel mir der Titel „Auf die Fresse ist umsonst“ ins Auge. Da klickte ich selbstverständlich als allererstes drauf und …
Hamm – mer! Selbst in diesem schlecht ausgeleuchteten Live Video (Handy?) kam mir sofort Rose Tattoo in den Sinn. Beim weiteren Durchhören anderer Songs der Band hörte ich selbst Anklänge an ZZ Top heraus (Rock `n` Roll Sexgöttin), was bei der Drei Mann Besetzung auch nicht verwunderlich ist.
Pocke habe ich auch gleich etwas anpöbeln müssen. Warum hatte er mir Ohrenfeindt verschwiegen? Schließlich ist Pocke mit seiner Band im annähernd gleichen Fahrwasser unterwegs. Aber vielleicht hat er es ja erzählt und ich hatte mal wieder nicht richtig aufgepaßt.
Das mittlerweile 5. Studioalbum „Auf die Fresse ist umsonst“ vom letzten Jahr ist das meiner Ansicht nach best produzierteste Album der Band, die früher auch schon mal kurz zu viert unterwegs war.
Das der ehemalige Drummer 2010 zu Torfrock wechselte und Ohrenfeindt bereits seit mehreren Jahren häufig als Support von Torfrock auftritt, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier in keinster Weise Comedy Einlagen a la „Preßlufthammer Bernhard“ geboten werden.
Im Gegentum – der knackige Sound und die herausragenden, stellenweise hitverdächtigen Songs stellen alles in den Schatten, was im Moment unter deutschsprachiger Rockmusik verkauft wird.
Das der Sound nicht gerade sensationell neu ist, tut der Sache keinen Abbruch. Es gibt im Ausland genügend Bands, die wie AC/DC, Rose Tattoo oder auch ZZ Top klingen, ohne an die Originale heranreichen zu können. Dies liegt in der Regel am schlechten Songmaterial.
Dies ist bei Ohrenfeindt erstaunlicherweise anders. Wenn ich den Sound nicht zur Genüge kennen würde, dann müßte ich dies als sensationelle Scheibe loben.
Chris Laut, als Bassist und Sänger von Anfang an (1994) dabei, hat es nicht nur geschafft, neue Stücke zu schreiben, die AC/DC schon längere Zeit nicht mehr aus dem Hut zaubern, nein: Laut unterlegt das Ganze zur Krönung mit deutschen Texten.
Ich mach mir schnell nen Bier auf und höre noch ein paar Songs.
Suu per!

Sonntag, 11. Mai 2014

Hartmudo: Abstieg

Schade. Aber ich denke, dass Eintracht in Hoffenheim auch bei anderer Spielweise nicht gewonnen hätte. Da gab es einige Zuschauer im Studio Ost, die da schrien: „Nun kämpft doch wenigstens.“
So ein Quatsch. Diese Event-Zuschauer sind einfach nur noch peinlich. Als Bellarabi den verlangten Einsatz zeigte und reingrätschte, wich der Hoffenheimer mit einem Sidestep geschickt aus, flankte und schwups … stand es 1:0 für Hoffenheim.
Nein, nein, nein. Im Mittelfeld haben sie das Spiel und wohl auch in der ganzen Saison die entscheidenden Defizite gehabt. Dort fehlte die ordnende Hand eines Karl-Heinz Handschuh, die älteren unter ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren ….
Zu oft gingen im Spiel nach vorn dort die Bälle verloren. Wenn Eintracht auf den Positionen einen Spieler bekommt, der das beherrscht, dann steigen sie auch sofort wieder auf. Auch ohne Kumbela glaube ich. Wir werden es ab Herbst erleben, ich bleibe gespannt und blicke schon ein wenig trotzig auf die nächste Saison.
Kein Happy End also gestern nachmittag. Aber wenigstens haben wir gut gesoffen.

Samstag, 10. Mai 2014

Hartmudo: Saisonende

Da saß ich letzten Samstag wieder mit Tesla, Kroll und Berthold im Studio Ost, welches diesmal relativ leer daherkam. Eintracht hatte ja auch nen Heimspiel, so dass die Meute sicherlich im Stadion direkt dabei war.
Das Spiel war denn schon temporeich von beiden Mannschaften, leider mit dem glücklichen Ende für Augsburg. Was sicherlich in Ordnung geht, zumal Eintracht zum Schluß in Pokalmanier alles nach vorne warf und hopp oder top spielte.
Quasi als „mit blutender Nase dem Hai Entgegenschwimmer“ wollten sie es reißen, versenkten bloß die Pille trotz guter Chancen nicht. Schade. Doch lieber mit der Hand in der eigenen Hose absteigen als sich so lasch wie nen Birkenstockträger a la Hamburg oder Nürnberg zu präsentieren.
Selbstredend war bei uns die Schlagzahl hoch und der Frust hinterher groß. Trotzdem ist es noch nicht vorbei. Ist höchst spannend dies Jahr, der Abstiegskampf. Ich tätigte hinterher noch einen Frustkauf bei Dunkin` Donuts; Doko bei uns zu Haus war angesagt.
Jenny und meine Löwin warteten bereits. Ich selbst kam schon später wegen des Biers „danach.“  Kroll jedoch schoß den Vogel ab. Mit seinem ehemaligen Mitschüler, den er 30 Jahre nicht gesehen hatte, stand ich ja auch noch mit rum. Aber dann fuhr ich mit dem Rad, Kroll blieb noch und verpaßte den Bus. Lange mußten wir auf ihn warten, aber dann gings los.
Um beim Doko nicht einzuschlafen, mußte ich gar Cola trinken, gewann aber trotzdem. Aus Enttäuschung verdrängte ich Fußball das ganze restliche Wochenende lang. Die Hoffnung war dahin, die Luft ist raus. Jedoch …
5 Tage vor der Entscheidung über den Relegationsplatz am allerletzten Spieltag und damit auch der Chance, die Klasse über 2 Spiele gegen den Zweitligadritten zu sichern, finde ich diese beiden Kommentare im Netz:
Auslöser dieser Kommentare war anscheinend die Aussage von Lieberknecht, dass die Eintracht Platz 16 verdient hätte und kein Anderer. Wenn man nämlich mal sieht, wie die Eintracht – auf alle Fälle in der Rückrunde – trotz begrenzter Mittel gefightet hat und dagegen das Elend in Hamburg trotz Mega-Etats und Nürnbergs Rumgegurke (trotz Verletzungspech sollte der Rest wenigstens kämpfen) anschaut, dann könnte man dem vielleicht ja mal zustimmen.
Hier könnten die „Journalisten“ auch mal mehr als die Punkte oder die 4 torlosen Niederlagen Eintrachts zuletzt sehen. Selbst bei anderen Mediennutten wie Spiegel, 11 Freunde oder Kicker, ja selbst Marcel Reif wird immer betont, dass Eintracht schließlich quasi mit der Drittligatruppe immer noch nicht abgestiegen ist und das das Umfeld mit den Fans sowie dem durchdachten finanziellen Konzept vorbildlich ist.
Aber die Kommentatoren der verlinkten Kommentare haben den Fußball nicht begriffen, wenn sie die Bundesligatauglichkeit mit einer Mindestpunktzahl (30) verbinden. Hallo? Die 1. Liga besteht aus 18 Teams und die Zugehörigkeit hierzu hat sich Eintracht letzte Saison souverän verdient.
Somit haben wir hier die 18 stärksten Teams des Landes. Punkt. Der 16. hat noch mal die Chance, über die Relegation gegen den Zweitligadritten die Klasse zu halten. Punkt. Und wenn der 16. am 34. Spieltag nur 15 Punkte hätte, ist das egal. Er ist 16. und hat mehr als die 2 Truppen dahinter und ist damit verdient in der Relegation. Das gilt auch bei 28 Punkten.
Natürlich sehe ich das jetzt durch die blaugelbe Brille. Vor knapp einem Jahr saß ich öfters vor meinem Rechner mit nem Bier und habe Vrancic`s Tor in Ingolstadt wieder und wieder geschaut; Tränen der Rührung habe ich jedesmal vergossen. Auch bei den Siegen diese Saison habe ich häufig vor Freude geweint, während ich bei Niederlagen niedergeschlagen war und tagelang die anderen Fußballergebnisse der Liga ignoriert hatte, bloß um dann doch immer wieder Hoffnung zu schöpfen und vom nächsten Sieg zu phantasieren.
Das waren häufig die Momente, wo meine Löwin mich fragte, was denn los sei. Ich würde so abwesend wirken. Den ganzen Aberglauben mit Negerküssen, Opferbieren oder auch Fahrradfahrten würde ich wegen Politik oder Job oder auch sterbenden Verwandten nicht betreiben.
Das ist es, was Fußball eben auch ausmacht. Und ich weiß, dass in Nürnberg oder Hamburg jetzt ebenfalls Leute sind, denen ein Abstieg ihres Teams nahegehen würde oder die Stierhoden essen würden, damit ihr Team nicht absteigt.
Sollte Eintracht es nicht schaffen – und danach sieht es ja leider aus, dann hat Nürnberg oder der HSV die Chance über die Relegation dann eben verdient. Objektiv betrachtet. Subjektiv natürlich nicht, darum geht es ja gerade. Dieses Verstehen der Dinge erwarte ich von einem Schmierfinken, der bundesweit solche Kommentare veröffentlichen darf.
Aber anders gesehen liegt den Kommentaren ja doch eine Subjektivität zugrunde, die wiederum für ein Verstehen des Phänomens Fußballbegeisterung spricht.
Dass Menschen sich dann allerdings auch an nackten Zahlen so aufgeilen können, läßt ja tief blicken ….  Mit denen möchte ich jedenfalls nicht verheiratet sein, wenn ich eine Frau wäre. Ich verstehs nicht, wie man sich selbst so runterdrehen kann.
Aber egal. Meine Befürchtung ist, dass der HSV irgendwie nen Punkt in Mainz holt und Eintracht trotz eines Auswärtssieges in Hoffenheim Siebzehnter wird. Insofern hätte Eintracht letztes Wochenende zum Schluß auf Halten spielen sollen. Macht aber nichts, dann sind sie eben mit voll Karacho abgestiegen.
Besser als sich so glücklich durchzulavieren wie der HSV.
Meine Meinung.
Nachher im Studio Ost geht es um die Wurst. Nicht um Conchita Wurst, der/die heut abend für Österreich im Grand Prix trällert. Wir reden hier über die Fleisch- pardon – Geldtöpfe, ohne die für Nürnberg und Hamburg eine Existenz im Profifußball schwer vorstellbar ist. In Braunschweig hat man andere Pläne, wirtschaftet zukunftsweisend und langfristig.
Auch gerade deshalb wäre es verdient gewesen, aber was solls. Wir trinken wieder Bier und im schlimmsten Fall bin ich nochmal bei Dunkin` Donuts.
Falls Eintracht es – wider besseren Wissens – doch noch hinschaukelt, dann geht es Donnerstag und Sonntag weiter.
Schaun mer mal.

Donnerstag, 8. Mai 2014

H Lecter: Weg nach Salzgitter 2/5

Nach ca. 4 Wochen mußte ich aber turnusmäßig in eine andere Abteilung des Jugendamts wechseln. Dort war reine Sozialarbeit angesagt. Was die allerdings gemacht hatten, weiß ich nicht mehr und hatte ich eigentlich auch damals nicht wirklich mitgekriegt, denn ich stellte mich gleich am ersten Tag dort richtig vor:
Am Abend vor jenem Tag hatten wir nämlich eine schöne Dokorunde zusammen. Wir spielten bei Ulli im Cyriaksring, dessen 40qm großes Wohnzimmer war da ideal. Einen Billardtisch gab es ja auch noch in der Wohnung. Außerdem gab es zu jener Zeit ganz neu 0,5 Liter Dosen von Budweiser oder Pilsener Urquell bei Penny. Zum Doko also jeweils eine Palette von beiden – ich trank das Budweiser mit der schönen roten Schrift auf weißer Dose. Leckeres Bier, ein bißchen stärker eingebraut halt.
Wir waren hellauf begeistert von den natürlich gut gekühlten Dosen, so dass die Stimmung sehr gut war. 20 Pfennig pro Punkt und einige Raketen taten ihr Übriges, um den Abend als gelungen bezeichnen zu können. So zwischen zwei und drei Uhr wackelte ich dann nach Hause, schließlich wohnte ich direkt um die Ecke.
Am „nächsten“ Morgen – so nach ca. 2-3 Stunden erholsamen Schlaf – ging ich daraufhin zum Jugendamt zu Fuß. Ich ging immer zu Fuß dorthin, aber an jenem Tag war es dann doch etwas Besonderes: Erstens schlurfte ich mehr schlecht als recht und zweitens sollte ich ab diesem Morgen in einer anderen Abteilung hospitieren. Dort, wo richtige Sozialarbeit verrichtet wird. Aber was genau, wie gesagt…. Ich weiß es nicht mehr.
Jedenfalls zündete ich mir auf halbem Weg vorsichtshalber erstmal eine Rakete an. Kurz vor dem Jugendamt waren die 3 Stufen ausgebrannt und auf einmal fiel mir ein: Was habe ich da gemacht? Ich hatte doch noch nie – auch nicht in der Ausbildung – nach dem Aufstehen vor einem Arbeitsbeginn eine Rakete gezündet.
Auch ansonsten fühlte ich mich wie in Watte eingepackt. Sämtliche Geräusche schienen aus größerer Entfernung zu kommen und schnelle Bewegungen waren so gar nichts für mich. Ich ging „schnell“ ins Jugendamt zur neuen Abteilung; Dort dann zuallererst auf die Toilette. Ein Blick in den Spiegel offenbarte mir eine Person, die ich noch nie in meinem Leben zuvor gesehen hatte.
Ein aufgedunsenes Gesicht mit Wülsten unter den Augen blickte mich an. Ein knallrotes Gesicht, wohlbemerkt. Das Budweiser hatte eindeutig seine Spuren hinterlassen. Ich hatte noch nicht einmal einen Schädel. Alles wirkte einfach nur dumpf.
Mit Todesverachtung stellte ich mich der neuen Situation. Das heißt, ich stellte mich vor. Bei den Sozialarbeitern mit den Gesichtspullovern und Filzlatschen. Sie hatten auch gleich eine Besprechung an dem Morgen, der ich beiwohnen durfte. Wobei … Beischlafen trifft es wohl eher, denn ich konnte dem Ganzen nicht so recht folgen und schlief mit offenen Augen.
Hierauf war ich noch jahrelang später stolz wie Bolle. Heute weiß ich: Offene Augen? Wohl eher permanente Schübe von Sekundenschlaf.
Dies blieb den Sozialarbeitern natürlich nicht verborgen. Sicherlich waren sie zu cool, um mich direkt darauf anzusprechen. Aber außer dem Eintüten von Stundenplankartons für die einzelnen Schulen (immer 50 Stundenpläne in einen großen Umschlag pro Schule) gaben sie mir nichts zu tun und beteiligten mich auch nicht an ihrem Tun. Maximal für 5 Schulen pro Tag übrigens, denn mehr konnte der Postbote nicht schleppen.
Die ganzen 2 Wochen lang war das quasi meine einzige Aufgabe. Ich hatte dann noch nicht mal Sachbearbeitung von der Heimunterbringung zu erledigen, weil die ältere Sachbearbeiterin zu dem Zeitpunkt noch gesund war. Und selbst als ich die Stundenpläne einzeln in den Umschlag packte, war ich nach ner Stunde fertig.
Konsequenterweise führte das zu ausgiebigen Mittagspausen meinerseits, die ich zum Billardspielen mit Ulli oder einem Besuch bei Gabi oder Salzmann nutzte.
Wie schon gesagt, kommuniziert wurde von den Sozialarbeitern nichts. Die eitlen Fatzkes hatten mich einfach ignoriert. Falls sie sich daran gestoßen haben sollten, dass ich am ersten Tag wie ein Heckenpenner dort auflief, haben sie es mir nicht verraten. Aber sonst immer von offener Sozialarbeit labern! Für mich ein weiteres negatives Erlebnis mit dieser Berufsgruppe.
Ich selbst fuhr ja auch während des Praktikums abends weiterhin meine Schichten bei City Car, wenn auch nicht mehr wie sonst die Nächte durch. Dadurch hatte ich auch weniger Geld und war dementsprechend gut drauf.
Denn während meine Mitkommilitonen zerknirscht waren, das sie in den Semesterferien wegen des Praktikums nur eine Woche in den Urlaub fahren konnten, durfte ich mich abends auf den Bock setzen, um wenigstens die Miete und den Kühlschrank einzufahren. Und das Geld für die Woche Urlaub danach …
Umso größer war dann natürlich meine Freude, als ich dann von den Sozialfuzzis wegkam und wieder zurückkonnte in meine „alte“ Abteilung, um den Laden dort nicht ganz absaufen zu lassen.
Und als krönender Abschluß noch die Eskalation mit der Stoffregen. Wunderbar. Die Stadtverwaltung hatte in mir über mehrere Wochen eine billige Arbeitskraft, aber ich war das Arschloch. Diese Art von Doppelmoral hatte mich fortan jahrelang von einer Tätigkeit in der Verwaltung abgehalten.

Montag, 5. Mai 2014

Hartmudo: Der letzte Bulle

Am letzten Sonntag im April , meine Löwin und ich waren von Berlin und der Erstkommunion noch ermattet, freuten wir uns abends auf den neuen Tatort mit Falke. Wotan Wilke Möhring ist einer meiner Lieblingsschauspieler und den 1. Tatort von Falke hatte ich auch schon genossen.
Aber dieser hier… war der Schlechteste, den ich seit Jahren gesehen habe. Wir haben beide tapfer bis zum Ende durchgehalten, obwohl ich bereits nach 10 Minuten angeboten hatte, einen Straßenfeger von Durbridge reinzuschieben.
Der Tatort fing düster an – im Dauerregen. Die Bundespolizei fährt einen Großeinsatz im JadeWeserPort Wilhelmshaven. Bei der Stürmung der Wohnung eines Verdächtigen kommt es zur Explosion, wobei eine Polizistin, mit der Falke offenbar schon Körperflüssigkeiten ausgetauscht hatte, getötet wird. Parallel dazu erstürmt ein Einsatzkommando einen Großraumcontainer, in dem kongolesische Flüchtlinge zur Arbeit in Schlachthöfen eingeschleust wurden.
Falke trifft mit seiner Assistentin kurz nach dem Zugriff ein. Ein Schleuserring soll aufgedeckt werden, klingt ja erstmal interessant. Aber mit zunehmender Spieldauer wird es wirr und unübersichtlich. Hier sieht man deutlich, was passiert, wenn Pseudointellektuelle versuchen, einen Kriminalfall für das Öffentlich-Rechtliche Fernsehen anspruchsvoll zu inszenieren.
"Das sind Arbeiterhände. Hab ich von meinem Vater. Der war Schweißer bei Blohm & Voss." Sagt Falke zu einem Lotsenarbeiter und zeigt diesem seine Pranken, um ihn bei der Ehre zu packen. Das ist etwas schwach, um Falke als Mann des Volkes erscheinen zu lassen.
Überhaupt stiert Falke größtenteils ins Leere und sinniert offenbar über die verlorene Liebe, aber Gefühle zeigt er nur, wenn er seine neuen Kollegen zusammenscheißt. Das wirkt im permanenten Regen zwar bedeutungsschwanger, nervt aber von Minute zu Minute mehr.
Wie man einen echten norddeutschen Jung überzeugend darstellt, kann man gut im Polizeiruf 110 bei Bukow und König beobachten. Wenn sich dort die Emotionen Bahn brechen, sitzt Du mit offenem Mund vor der Glotze, Entenpelle inbegriffen.
Aber bei Falke? Nichts, Nada. Er erinnert zwar etwas an Westernhagen, erreicht aber nicht dessen Souveränität, was dem schlechten Drehbuch geschuldet ist. Kleine Gefühlsduseleien wie der kleine schwarze Junge, der mit seinem Vater in Deutschland bleiben darf, retten den Krimi auch nicht, denn einen Zusammenhang mit dem Plot hat dieser Sidestep nicht im Geringsten.
Zum Schluß stellt sich heraus, dass es sich eher um das Verschieben und Antesten von neuen Waffen eines im Dunkeln bleibenden Konzerns im Kongo handelt. Irgendwelche Überwachungskameras liefern der „Zentrale“ dieses Konzerns verschwommene Bilder; damit verbundene Waffen töten dann auch unliebsame Zeugen.
Ebenso hanebüchen ist die Szene, in der Falkes Assistentin einen sicher gestellten Laptop zur Untersuchung ins Hauptquartier bringt. Leider wird ihr der Laptop aus dem Auto geklaut, weil sie auf dem Weg noch mal kurz raus mußte. Häh? Pinkeln oder was. Wie hohl ist das denn?
Erklärt wird dies wohl durch die ständige Überwachung, aber schwach ist das allemal. Einzig und allein in der Sequenz, als Falke mit seinem alten Kumpel, dem Wilhelmshavener Oberkommissar, am Wasser ein Pils trinkt und sich beide über Familie und Häuschen unterhalten, zeigt Falke sein sympathisches Lächeln. Das ist für 90 Minuten zu wenig.
Unlogische und wirre Handlung, die Figuren unglaubwürdig und blaß gezeichnet. Das war ganz schlechtes Kino, zumal die Fehlplanung JadeWeserPort, vergleichbar mit Stuttgart 21 oder dem Berliner Flughafen, einen  Superstoff für einen Krimi bietet.
Aber außer schönen Bildern des menschenleeren Containerhafens bietet der Tatort wirklich nichts, was eine überschwängliche Kritik wie die Im Spiegel Online rechtfertigt:
http://www.spiegel.de/kultur/tv/tatort-aus-wilhelmshaven-kaltstart-mit-wotan-wilke-moehring-a-965140.html
Die angedeutete Outlaw Attitüde, u. a. mit Musik von Clash, hatte ich bisher nicht erwähnt, weil mir das als Charakterisierung zu billig ist. Dann schon lieber Till Schweiger, aber ehrlich. Schlimm, dass ich so etwas sagen muß.
Gleich am nächsten Tag war wieder Krimitag. Satt 1 startet die 5. Staffel „der letzte Bulle.“ Zum Start wird gleich eine Doppelfolge serviert und schon nach 10 Minuten waren wir wieder begeistert.
Wenn sich da Mick Brisgau mit seiner Katze eine Thunfischdose teilt und passend dazu ein Song von Lou Reed im Hintergrund ertönt, da braucht Henning Baum nicht wie Möhring im Tatort böse gucken oder die Kamera aus einem dunklen Winkel aufnehmen, um Brisgau als Kerl und einsamen Wolf zu beschreiben.
Hier wie auch in anderen Szenen entwickelt Baum durch sein vielfältiges Mienenspiel eine erheblich stärkere und damit glaubwürdigere Präsenz als der Bundespolizist Falke am Vorabend.
Kringge als leicht verwirrter Anzugträger liefert auch wieder einen starken Part als Bulle vom LKA, dem ein Bestechungsversuch untergeschoben werden soll. Meisner, die Wirtin Uschi sowie – neu dabei - Jürgen Tarrach als immer essender Streifenbulle Udo runden das über 4 Staffeln liebgewonnene Bild ab.
Ferchert, der Ex-Chef, scheint Dreck am Stecken zu haben und Tanja, die Exfreundin von Brisgau und Polizeipsychologin, wird wohl noch in den nächsten Folgen zusätzliche Effekte setzen. Da bin ich mir sicher.
Was Viele sicher nicht wissen: Der amerikanische Kabelsender TNT hat letztes Jahr ein Remake vom letzten Bullen gedreht; die Franzosen zogen nach. Für ein in Deutschland entwickeltes Format ist das ein großer Erfolg; normalerweise geht das ja immer anders rum.
Und das die 5. Staffel einen über die komplette Staffel gehenden Plot besitzt, dürfte auch in der deutschen TV Landschaft für die letzten Jahre beispiellos sein. Trotz der scheinbaren Länge schaffen es die Verantwortlichen, den Spannungsbogen durch immer neue Wendungen hoch zu halten.
Nur, dass statt Iggy`s „Real wild Child“ jetzt U2 als Titelmusik ertönt, stört mich ein bißchen. Aber die gewohnt gute Musikauswahl aus den 80ern läßt mich dies schnell vergessen. Zumal sich die Mannschaft dann doch wieder bei Uschi vor der Theke trifft. So soll es sein.
Anders als im Tatort wird hier gelacht und geweint. Gefühle werden nicht durch künstlerische Bildeinstellungen bleischwer serviert. Hier kommt alles leicht daher und wirkt dadurch – anders als der Tatort – echt.
Einigen mag dieses Produkt des Privatfernsehens als zu schlicht oder gar zu amerikanisch sein. Die „Tiefe“ der Charaktere kommt nicht richtig zum Vorschein. Bla bla bla.
Leute, das Leben ist so banal und trivial wie im letzten Bullen. Ist Euch das noch nicht aufgefallen? Dann zieht den Pflock aus Euerm Herzen und dann spürt Ihr es auch.

Freitag, 2. Mai 2014

Uncle Fester: grad gelesen Mai 2014

John Niven: Gott bewahre
Als Jürgen und Edith Ende März zu Besuch waren, erzählte mir Jürgen von diesem Buch. Ich konnte mich dunkel erinnern, das ich das Buch ja selbst habe. Viele Bücher liegen bei mir auf Halde; Aber nachdem Jürgen mir den Plot so begeistert schilderte, schien mir dies der richtige Roman, um eine Pause von Star Trek einzulegen.
Bereits nach den ersten 50 Seiten habe ich 2 weitere Romane von John Niven (nicht verwandt mit Larry Niven) gekauft.
Worum geht es aber? Gott kommt nach einer Woche (in Erdjahren ca. 450 Jahre) Angelurlaub in den Himmel zurück. Jesus hatte stellvertretend das Zepter übernommen und alles verlottern lassen.
Die ganze Zeit hat er mit Jimi Hendrix gejammt und gekifft. Gott ist entsetzt. Verrohte Sitten, amerikanisches Fernsehprogramm und Umweltverschmutzung. Nazis und Taliban – eigentlich hilft da nur noch das jüngste Gericht., um sauber von vorn beginnen zu können.
Aber dazu hat Gott keine Lust. Erneut schickt er seinen Sohn Jesus auf die Erde, um das einzig wahre Gebot zu verkünden: SEID LIEB.
Doch leider hat all das Jammen mit Jimi Hendrix nichts genützt. Als Rockmusiker schafft Jesus es nicht, die Botschaft zu verkünden. Nur die Teilnahme an einer Casting Show kann jetzt noch helfen...
Diese Kritik schrieb ich, als ich beim Lesen auf Seite 56 angekommen war. Der ganze Roman trieft dernaßen erfrischend vor Sarkasmus und Kritik an unserer gewohnten Lebensweise, das es eine wahre Pracht ist. Abschließend zu dieser Rezension möchte ich das mit einem kurzen Ausschnitt aus dem Buch untermauern:
„Und für einen winzigen Augenblick hat Er (Anm.: Gott) eine Vision, wie sich diese Taliban-Typen fühlen müssen: Du hockst da, in Deine Höhle gepfercht, mit Deinem AK-47 und einer Schale voller grauer, stinkender Pampe, und fantasierst darüber, eine Ziege zu ficken, während Du Dir „Amerikas neueste Top-Schlampe trifft die Kardashians“ (Anm.: amerikanische TV Dokushow) reinziehst.“
Allein nach diesem kurzen Ausschnitt habe ich mehr über die Motivation der Taliban und den 11.September 2001 verstanden als nach jahrelangen Erklärungen der üblichen Medienlandschaft.
Meine Löwin möchte den Roman im Anschluß auch lesen. Das solltest Du auch tun. Danke für den Tip, Jürgen.

Wiglaf Droste – Im Sparadies der Friseure
Dieses Buch habe ich von Jürgen zum Geburtstag bekommen. Nachdem sein Tip mit John Niven schon gut hingehauen hatte, war ich dann doch hoffnungsfroh in die Lektüre eines Buches des Herrn Droste eingestiegen.
Vorurteile hatte ich lang. So nen abgehobenes intellektuelles Geschwafel hatte ich mir vorgestellt. Bemüht niveauvoll, um den Abiturienten und studierten Germanisten raushängen lassen zu können. Nur wenn wenige seinen Gedankengängen folgen können, ist es gut. Denn die breite Masse ist ja eh doof. Hauptsache elitär.
Nach den ersten 20 Seiten und den dort niedergelegten 5 kurzen Essays, meinetwegen auch kleinen Sprachkritiken, wurden meine Vorurteile zwar bestätigt, aber das Ganze ist nicht so schlimm wie befürchtet.
Trotzdem ist dies nichts fürs Lesen im Zug oder Bus. Die kurzen Stories sind gut zum Schlafengehen oder auf der Schüssel. Damit auch dort das Niveau gehoben wird.

                

Star Trek: the Captain`s Table – gebranntes Kind (the New Frontier)
Jetzt wieder was reelles. Dieser Roman steht außerhalb des roten Fadens der New Frontier - Reihe. Bei „the Captain`s Table“ scheint es sich um eine eigenständige Reihe/Serie zu handeln, wobei es hierzu bisher wohl nur einen Roman gibt.
Lt. „Startrekromane.de“ soll man diesen Band nach Band 4 der „New Frontier“ Reihe lesen – Doppelhelix 5 direkt danach. Also sei es drum, schieben wir es mal ein.
Bei „Captain`s Table“handelt es sich um eine Bar, die unvermittelt an verschiedenen Orten auf zahlreichen Planeten der Galaxis wie aus dem Nichts auftaucht, um dann einen verdienten Captain, egal aus welcher Zeit oder auch Alienrasse, Zutritt verschaffen zu können. So tummeln sich hier illustre Gäste, die jeweils eine (ihre) Geschichte einem anderen Captain erzählen müssen, um den Drink damit bezahlen zu können. Calhoun erzählt seine Geschichte  in diesem Roman den Captain der Titanic.
In den ersten 4 Romanen der „New Frontier“ wird immer wieder die unehrenwerte Entlassung von Calhoun aus der Sternenflotte in der Vergangenheit erzählt. Calhoun nahm seinen Hut, weil er als 1. Offizier der USS Grissom die Schuld für eine Katastrophe auf sich genommen hatte. Wobei es dabei genau ging, erzählt uns dieser Roman.
Nur soviel: Hier sieht man wieder mal, was die Faszination von Star Trek ausmacht. Das moralische Grundgerüst kann als Idealbild für die heutige Gesellschaft dienen, wie es früher nur eine Religion bieten konnte. In Verbindung mit dem wunderschönen Roman von Niven möchte ich mich sogar zu der Ansicht versteigen, das man durch die Lektüre solcher Bücher den Glauben an die Sinnhaftigkeit des Seins, menschlichen Zusammenlebens etc. wiedererlangen kann. Das würde ich schon als religiöses Ereignis ansehen, da beschriebene Verhaltensweisen der Romanfiguren durchaus als Vorbild für mein eigenes Handeln in der Wirklichkeit taugen.
Nun geht es hier um ein altes Thema, das schon tausendfach durchgenudelt wurde. Befehl und Gehorsam sowie die Frage nach der Pflicht zum Widerstand werden hier gewohnt intensiv thematisiert, obwohl die tatsächlichen Beweggründe von Calhoun durchaus zu kritisieren sind. Aber gerade durch den offensichtlichen Makel in seinen Motiven, bedingt durch Calhoun`s impulsiven Charakter, wird die Wichtigkeit des richtigen Handelns bzw. die Gründe dafür nur noch stärker unterstrichen. Widerstand bis zur Rebellion gegen den Captain ist die Devise.
Ein netter Einsprengsel in „New Frontier“. Ich bin schon gespannt auf den Fortgang der Reihe.

Star Trek: Doppelt oder Nichts – Doppelhelix 5/6 (the New Frontier)
Und hier der zweite Einsprengsel in die New Frontier Reihe. Zeitlich wohl vor dem 5. Band der Reihe angesiedelt, taucht Mackenzie Calhoun im Zusammenspiel (lt.Buchrücken) mit Picard auf. In der Reihe Doppelhelix werden Geschichten um die Anfangszeit der Enterprise D bis nach dem Film „Nemesis“ erzählt. Es geht hier wohl um biologische Kriegsführung und Anschläge über mehrere Zeitabschnitte.
Genauer kann ich es nicht fassen. Nur soviel: Von Spock über McCoy angefangen bis hin zu Riker, Tuvok und und und spielen Figuren aus sämtlichen Fernsehserien eine gewichtige Rolle, ebenso die Romulaner.
In diesem Band 5 darf dann auch Calhoun, mittlerweile zweifelsfrei die schillernste Figur im Star Trek Universum, ran. Admiral Nechayev beruft Calhoun kurzfristig von der Excalibur ab, damit dieser in James Bond Manier dem Thallianer Zolon Darg nebst Hintermännern die trübe Suppe versalzt. Ein typischer V-Mann Roman also. Calhouns Job auf der Excalibur wird von Riker (!) eingenommen, der hier auch endlich mal in seinen negativen Facetten (eitel, selbstgefällig, arrogant) gezeigt wird. Im Zusammenspiel mit seiner alten Feindin Shelby wird dies besonders deutlich.
Hinzu kommt, dass unter Rikers kurzzeitigem Aufenthalt die Mannschaft der Excalibur zeigen kann, was in ihr steckt. Und das ist das Beste, was das Star Trek Universum bisher zu bieten hatte. Leider ist dies nicht fernsehtauglich.
Calhoun schleust sich beim thallonischen General Thul, dem Bösewicht, als Überläufer ein, um die drohende Vernichtung der Föderation mittels eines fiesen Virus zu verhindern. Dies lt. Buchdeckel mit Picard, obwohl dieser auf Seite 182 – da bin ich jetzt gerade – immer noch nicht aufgetaucht ist. Erst gegen Ende (soweit habe ich gelinst) greift er in das Geschehen ein.
Zur Doppelhelix Reihe habe ich fast ausschließlich negative Kritiken im Netz gefunden, was wohl an der Zerrissenheit der Serie liegt. Diesen 5. Band jedenfalls finde ich gut als Ergänzung zur New Frontier Reihe, ansonsten verzichte ich lieber auf weitere Romane dieser Reihe, da dies weitere Serien nach sich ziehen müßte und da schrecke ich noch etwas vor zurück.