Mittwoch, 28. März 2012

Larry Williams

Der langjährige Freund von Little Richard wird leider häufig vergessen, wenn es um die wichtigsten Musiker des Rock n Roll geht. Wie Richard hämmerte er aggressiv auf sein Piano ein, jedoch hatte er schrägere Texte drauf und dieses Pfeifen...
 Larry Williams wurde am 10.5.1935 in New Orleans geboren und lernte schon als Kind das Klavierspielen. Im Teenageralter zog seine Familie aber nach Oakland, Kalifornien. Schon dort schloss er sich einer lokalen R&B Gruppe namens Lemon Drops an. Wohl mit denen trat Williams 1954 in seiner Geburtsstadt New Orleans auf. Der für das Specialty-Label arbeitende Lloyd Price verpflichtete ihn dann als Pianist. So landete Williams wieder in New Orleans.
Bei Specialty lernte er ein Jahr später dann auch Little Richard und dessen Produzenten Robert Blackwell kennen; Letzterer nahm auch Williams unter seine Fittiche. Williams Stunde schlug 1957, als Little Richard zum Prediger mutierte. Specialty baute Williams zu dessen Nachfolger auf, da er auch über ein exzessives Pianospiel verfügte und ein „wildes“ Image verbreitete.
Und wild passte wirklich. Williams betrieb seit seiner frühen Jugend Kleinkriminalität. Er verdingte sich als Zuhälter und nutzte bis Ende der 50er Jahre seine Tourneen, um nebenbei Drogen zu verkaufen. Mehrere Gefängnisaufenthalte Ende der 50er waren die Folge.
Aber zur Musik: „Short Fat Fanny“, „Bony Moronie“ und „Dizzy Miss Lizzy“ plazierten sich 1957/58 in den Billboard Hot 100. Die ersten beiden Songs verkauften sich über eine Million mal und bedeuteten jew. eine goldene Schallplatte. Insbesondere der Song über die spindeldürre Bony Moronie hatte es mir angetan. Es war einer meiner Lieblingssongs auf einem Rock n Roll Sampler, den mir meine Schwester Berta bereits zu meinen ersten Schallplatten schenkte. Nie vergeß ich diese Textzeilen:
„We're all happy now as we can be.
Making love underneath the apple tree.“
Nicht so bekannt in den 50ern wurde aber sein wohl – rückblickend betrachtet – größter Song: Slow Down. Bekannt wurde dieser Song eigentlich nur durch die Coverversionen der Beatles und the Jam. Für the Jam war es auch einer der ersten Hits.
Als er 1959 verhaftet wurde und in den Knast ging, ließ Specialty ihn fallen und so endete der Höhenflug von einem der talentiertesten Songschreiber des Rock n Roll. Ab den 60ern veröffentlichte er wieder Platten bei renomierten Labels wie Chess, Mercury, Island und Decca. Ein Millionseller war jedoch nicht mehr dabei. Die große Zeit des Larry Williams war halt vorbei.
Erwähnen möchte ich hierzu noch, das Johnny Guitar Watson Mitte der 60er für Larry Williams als Gitarrist arbeitete. Von 1967 bis 1979 war er komplett inaktiv. 1979 nahm er ein Funk-Album auf.
Am 7.Januar 1980 wurde er in seiner Villa in Los Angeles neben seinem Revolver tot aufgefunden. Suizid lautete die Diagnose. Jedoch wurde sein Tod gerüchteweise auch mit Medikamentenmißbrauch in Zusammenhang gebracht. Über eine Beteiligung im Prostitutionsgeschäft wurde ebenfalls gemunkelt.
Sei es wie es sei: Larry Williams war mit seinem Pianospiel und dem kreischenden Gesang vielleicht noch wegweisender als sein Kumpel Little Richard. Der Groove in seinen Uptempo-Songs hat bis heute nichts von seiner Wirkung verloren. Da kannst Du einfach nicht still sitzen.
„You better slow down!
Baby, now you're movin' way too fas'.“

Sonntag, 25. März 2012

Udorallala: Reno

Jetzt hat auch noch der Vierte der Bildungsreisenden Geburtstag: Meiner Einer halt. Wie ich letzte Woche beim Besuch bei Graff feststellen mußte, habe ich am selben Tag Geburtstag wie Markus Maria Profitlich. Allerdings bin ich ein Jahr jünger. Profitlichs Tagebuch „Stehaufmännchen“ liest sich übrigens sehr kurzweilig auf der Toilette. Erst ablachen und dann zwei Pfund junger Hund.
Aber lassen wir das. Begeben wir uns wieder ins Jahr 1992. Wie ich an Krolls Geburtstag bereits schrieb, war ich mit ihm, Pocke und Tesla auf Tour an der Westküste. In meinen 31. Geburtstag feierten wir rein.
Wir befanden uns in Reno, Nevada und fuhren abends in irgendein Spielcasino. Gibt es in Reno ja auch einige. Jedenfalls gab es für Spieler – auch an den Videogeräten – Tequila Gold umsonst. Also schmiss insbesondere Pocke einen Quarter (Vierteldollarmünze) nach dem Andern aus seinem großen Plastikbecher in die Video-Poker-Automaten. Die Bedienung bremste irgendwann schon, weil er dann doch dank dieser Druckbetankung sehr schnell Fahrt aufnahm, ohne allzuviel Quarter zu investieren. Kroll daddelte wohl kurz mit, war dann aber irgendwann im Wagen verschwunden, weil er als Fahrer uns natürlich irgendwann ins Motel zurückfahren mußte. Das waren zwar nur 1-2 km bis dort, aber pennen mußte er trotzdem. Zu Fuß an der Westküste geht gar nicht.
Tesla und ich saßen derweil an der Theke und tranken Pullenbier, welches wir auch löhnten, da wir nicht daddelten. Ich weiß noch, dass Tesla und ich Pocke aus dem Casino rausschleifen mußten, als es Feierabend wurde. Derweil die Barhocker hochgestellt wurden, versuchte Pocke, die Quarter noch im Flug in die Maschinen zu befördern.
Der etwas schläfrige Kroll fuhr uns dann ins Motel zurück. Dort krachte Pocke aus dem Taurus und krabbelte auf allen Vieren durchs Gebüsch in sein Zimmer. Das er dabei die ganze Zeit den Becher mit den Quartern festhielt und nicht eine Münze verlor, halte ich heute noch für eine seiner besten Performances.
Am nächsten Morgen, also meinem Geburtstag, machten wir auf dem Weg ins Gebirge noch kurz Rast. Die Jungs hatten noch eine Flasche Sekt organisiert. Soviel zu meinem 31. Geburtstag. Jetzt sind es 51 und es folgen hoffentlich noch einige.
Aus dem Jahr (1992) ist auch die erste CD von Cracker. Hervorgegangen sind die Jungs aus Camper van Beethoven, dessen Song „Keep the Skinheads bowling“ forever DER Song ist, wenn es um Gewalt gegen Nazis geht, welche leider auch heute noch notwendig ist. Der Song „Happy Birthday to me“ scheint mir hier passend zu sein.
Nicht zuletzt wegen der Textzeile „I was having a good sleep in my car, in the parking lot of the Showboat Casino Hotel.“ Weil genau auf diesem Parkplatz in Las Vegas stand unsere Karre ein paar Tage vor Reno. Ich kann mich noch an das schöne Wetter nachmittags erinnern, als ich mit dunkler Sonnenbrille über den Parkplatz schlich, um Sixpacks für den Nachmittagstee zu holen.
Ein gutes Gefühl. Mehr davon.

Freitag, 16. März 2012

Contramann: Links und Rechts

Am 17.2.2012 stand in der Welt folgender Kommentar:
Eine üble Hetze. Ich habe lange nicht mehr so eine Volksverhetzung lesen müssen. Wenigstens hat die Welt kritische Kommentare nicht gelöscht. Dafür wahrscheinlich bald diesen Kommentar. In der Springer Presse ist halt nichts für die Ewigkeit.
Das Petra Pau und Gregor Gysi der SED entstammen ist zwar richtig. Aber ihnen nach 20 Jahren (!) und mehreren Legislaturperioden eine mögliche Demokratiegefährdung anzudichten, ist natürlich Agitprop vom Feinsten. Schließlich ist eine ehemalige FDJ-Jugendvorsitzende mittlerweile Bundeskanzlerin. Eine persönliche Freundin von Friede Springer, Herausgeberin der Welt, ist sie zufälligerweise auch.
Und überhaupt Demokratiefeindlichkeit der Linken: Der Bundesnachrichtendienst unter Reinhard Gehlen hatte mit ihm und solchen Leuten wie Hans Globke oder Werner Repenning ehemalige Wehrmachtsoffiziere in führenden Positionen. Wenn man solchen Leuten eine Hinwendung zur Demokratie unterstellen kann, so kann man dies Gysi, Pau oder Sarah Wagenknecht erst recht unterstellen. Ich tippe mal, das unter dem Wehrmachtsgeneral Gehlen mehr Menschen getötet wurden als sämtliche Toten durch die Selbstschußanlagen an der innerdeutschen Grenze während der 40 Jahre des Bestehens der DDR.
Der Verfassungsschutz führt offenbar eine üble Tradition aus der Frühzeit der Bundesrepublik fort: Nach links wachsam, nach rechts blind. So kann man zwar über 70 gewählte Bundestagsabgeordnete - ohne mit der Wimper zu zucken - beobachten, aber in Thüringen fällt der Landesbehörde die rechtsextreme Terrorzelle jahrelang nicht auf.
In seltener Einmütigkeit von den Unionsparteien, FDP, SPD und Grünen wird diesen Sonntag, den 18.3.2012, Joachim Gauck zum neuen Bewohner des Schlosses Bellevue gewählt. Die Linken schicken als Gegenkandidatin Beate Klarsfeld ins Rennen. Die in Frankreich lebende Nazi-Jägerin wurde 1968 berühmt, als sie den damaligen Kanzler Georg Kiesinger ohrfeigte, um auf seine NS-Vergangenheit aufmerksam zu machen. Aufgrund ihres Engagements wäre sie normalerweise auch für SPD und Grüne eine wählbare Alternative zu Gauck.
Normalerweise. Aber wie wir wissen bzw. glauben sollen, hat alles, was mit den Linken zu tun hat, irgendwie mit der Stasi zu tun:
Bei den Kontakten zur Stasi bezieht sich die Welt auf eine Aussage des ehemaligen Stasi-Oberlollis Bohnsack. Da hier kein Beweis vorliegt, wird dies lediglich in diesem schmierigen Artikel in 2 Sätzen erwähnt. Dass Gauck seinerseits wegen angeblicher Mitarbeit bei der Stasi sogar vor Gericht stand, wird in der Springerpresse nirgends thematisiert.
Fairerweise muß man natürlich sagen, das Diestel seine Klage zurückgezogen hatte und man davon auszugehen hat, das Gauck eben nicht Stasi-Mitarbeiter war. Die Unschuldsvermutung eben!
Beate Klarsfeld ist Kandidatin der Linken für das Amt des Bundespräsidenten und da muß natürlich gehetzt werden, da gibt es logischerweise keine Unschuldsvermutung. Widerliches Geschmiere das.
Auch bei der überraschend notwendig gewordenen Neuwahl in Nordrhein-Westfalen gilt es, die Linken in einem schlechten Licht darzustellen oder auch gar nicht zu erwähnen.
Beispiele für die Verunglimpfung der Linkspartei gibt es genug. Witzigerweise sind die meisten der Vorzeigefiguren der Linken „Westler“ und ehemalige SPD oder Gewerkschaftsmitglieder. Aber hauptsache drauf; ohne Rücksicht auf Verluste. Das erinnert mich irgendwie an die Endphase der Weimarer Republik. Außer, das die Rechten auch negativ dargestellt werden. Aber nur, wenn es um die „Döner-Morde“ geht. Oder um das NPD Verbot.
Was bleibt ist der Skandal, das der Verfassungsschutz gewählte Volksvertreter heimlich beobachtet, ohne das die Immunität aufgehoben oder der parlamentarische Kontrollausschuß informiert wurde. Wulff hätte erst nach Aufhebung seiner Immunität angeklagt werden können. Für die Linken reicht ein bloßer Verdacht für nachrichtendienstliche Maßnahmen.
Sehr befremdlich. Da nimmt der Verfassungsschutz seine V-Männer aus Führungspositionen der NPD, damit ein Verbotsverfahren dieser Partei aufgenommen werden kann und bei den Linken... siehe den vorherigen Absatz.Werden wir jemals erfahren, was diese V-Leute unternehmen mußten, um in Führungspositionen der NPD zu gelangen? Ich befürchte nicht.
Ich kann mich nur wiederholen: Liebe Leute, laßt Euch von der Springer/Hugenberg – Presse nicht für dumm verkaufen. Sicher gibt es bei den Linken Politiker, die unser Vertrauen nicht verdienen. Aber auch nicht mehr als bei den anderen Parteien. Aber es ist zur Zeit die wirklich einzige Oppositionspartei in diesem Land. Bedenkt dies jetzt. Nicht erst, wenn ihr Euren Job verloren habt oder die Kinder keinen Ausbildungsplatz kriegen. Oder die Rente nicht reicht. Denn dann ist es zu spät. Ein toter Gaul kommt nicht weit.

Mittwoch, 14. März 2012

Hartmudo: Endlich ist es vorbei

8.3.2012 gegen 04:00 Uhr. Still ist es hier draußen. Vor ca. ner halben Stunde bin ich aufgewacht, weil ich nicht mehr schlafen konnte. Die Vorfreude ist wahrscheinlich schuld daran. Vorfreude über meine bevorstehende Entlassung aus dem Krankenhaus.
3 Tage vorher war die OP; danach das übliche Programm, wie ich es auch vom 1. Besuch in diesem Krankenhaus 3 Monate vorher kannte. Um 7:00 Uhr wecken zum Frühstück, dann kommen die Schwestern zum Kompressenwechseln. Die Visite der Chefärzte hinterher und irgendwann ist Mittag. Nach dem warmen Essen kommt irgendwann nochmal ein Kompressenwechsel (Vorher Toilette und Ausduschen) und a bisserl später bläst die Nachtschwester gegen 22.00 Uhr zum Zapfenstreich. Nein, nicht Kelly Trump, ihr Ferkel!
Die ganze Zeit bei mir im Zimmer Luffe Wolter (Dieser Alias, weil sein richtiger Name … war auch Torwart bei der Eintracht). Mein Leidensgenosse, der optisch an den jungen Toddn erinnert, hatte sich beim Sport auf den Steiß gesetzt und sich dabei einen 3fachen Abszeß oberhalb der Ritze eingefangen. Zusammen mit seiner Freundin und den Freunden ergibt das eine Mischung aus „Big Bang Theory“ und „How I met your Mother“. Oder für Nichteingeweihte: Klasse Typ. Einer der wenigen Endzwanziger, mit denen ich gut klar komme.
Aber es ist jetzt 4:00 Uhr morgens und ich sitze auf dem Flur der Station 2, Herzogin-Elisabeth-Heim in Melverode. Von Luffes Hustenanfall wachte ich kurz vorher auf, schnappte mir mein Buch und setzte mich auf den Flur. Am Vormittag sollen wir entlassen werden, ich kuriere die offene Wunde in meiner Ritze zuhause aus und in 3-4 Wochen sollte alles gut sein. Keine Drainage (Gummischlauch) wie im Dezember. Anfang April sollte alles dicht sein. Krankenhaus Ende und aus.
Aber erstmal rutsche ich von links nach rechts auf dem Stuhl – es schmerzt halt noch etwas. Und alles ist mucksmäuschenstill. Die Nachtschwester huscht vorrüber, ab und zu kommt auch ein Arzt vorbeigeschlichen auf den Weg in den OP oder den Pausenraum. Ich weiß es nicht.
Und dann, nach halb fünf, kommt aus dem Fahrstuhl ein älterer Herr auf Krücken in meine Richtung geschlendert. Er suchte den Raum der Stille und konnte ebenfalls nicht schlafen. Hüftoperation, 2. Woche im KH. Ich besorgte uns einen Kaffee und wir quatschten eine Stunde lang über dies und das. Er machte sich Sorgen um seine Frau, die allein zu Hause und nach einem Schlaganfall gehandicapt ist. Der Sohn versorgte sie während seines KH-Aufenthaltes. Er sinnierte über die Holzkirche in Hahnenklee, wo die beiden ihre Silberhochzeit feierten und dem Sinn einer Ehe. Das hat mich schwer beeindruckt. Als es dann politisch wurde, wollte er meinen Ausführungen zum historischen Materialismus nicht folgen und ging. Schade – bis zur Politik hatten wir uns prima unterhalten.
Zwischendurch ist es voller geworden; auch die schwarzafrikanische Putzfrau war jetzt aktiv. Nach und nach trudelten alle ein und ich ging ins Zimmer zurück. Frühstück war angesagt.
Montag gegen 7.00 Uhr kam ich an im Krankenhaus, Donnerstag gegen 10.00 Uhr wurden Luffe und ich entlassen. Stundenlang mußte ich Montag auf die Operation warten – angezogen, am Tischchen im Zimmer sitzend. Das Buch in der Hand. Dann kam die Schwester und machte Druck: In 15 Minuten sollte es los gehen. War mein Puls vorher noch überraschend ruhig, stieg er jetzt in luftige Höhen. Nach der OP im Aufwachraum war ich dann sogar euphorisch, erst recht nach dem ersten Toilettengang. Luffe ging es ähnlich. Aber Donnerstag um 10.00 Uhr gingen wir getrennte Wege und verloren uns schnell aus den Augen. Da ich noch nen Termin zur Nachuntersuchung fixen mußte, hatte ich Luffe wohl am Ausgang verpaßt. So stieg ich zu Berta, meiner Schwester, ins Auto. Aufgrund eines Warnstreiks fuhren die Busse nicht. Berta fuhr mich nach Hause.
Best Wishes zuallererst für Schwester Sigrid, die knuffige Schwester mit der rauen Schale und dem menschlichen Kern. Luffe dafür, das er so ein angenehmer Mitbewohner war. Und natürlich der operierende Arzt, der die einzelnen Schritte der OP genau erklärte, ohne mich in Angst und Schrecken zu versetzen.
Jetzt ist mehr als eine Woche seit der OP vergangen und ich kuriere die Wunde zuhause aus. 2 x täglich ausduschen ist Pflicht. Ich versuche immer, diesen Termin mit der Entsorgung des Nahrungsmülls in meinem Darm zu koordinieren, was auch sehr gut klappt. Leider zwickt es noch ziemlich fies auf dem Klo, aber lt. dem Arzt ist alles in Ordnung und eine offene Wunde ist halt eine offene Wunde. Ab und zu scheuert es ganz fies, insbesondere dann, wenn ich gehe. Dann fühl ich mich wie ein 80jähriger und schleiche nein schlurfe so vor mich hin.
Aber egal. So nach und nach wird es besser. Langsam zwar, aber stetig. Mit Glück bin ich an meinem Geburtstag etwas fitter. Bis dahin dusche ich immer schön aus. Erst mit kaltem Wasser, damit es nicht so zwiebelt, dann warm. Hoffentlich kann ich bald wieder Rad fahren. Das vermisse ich am Meisten.

Donnerstag, 8. März 2012

Udorallala: New York Dolls

Anfang der 70er in New York. Velvet Underground gab es nicht mehr, aber in New York gab es eine neue heiße Band: Die New York Dolls. Ihr Markenzeichen: Frauenklamotten. Die Band kokettierte mit der Travestie, orientierte sich aber musikalisch eher an den Stooges oder MC5.
Zu den gern gesehenen Gästen gehörten dann auch ab Anfang der 70er Iggy Pop und auch David Bowie, Iggy trat ja schon Ende der 60er gern in Frauenkleidern auf. Hinzu kam das Flair der örtlichen Stricher- und Junkiescene. Johnny Thunders und Arthur Kane waren mit Drogen besonders intensiv unterwegs. So soll Thunders Heroin nur genommen haben, um vom Speed wieder runterzukommen.
Johnny Thunders und David Johannsen. Wie Richards und Jagger dominierten bei den Dolls auch Gitarrist und Sänger die Band. Hier hörten aber die Gemeinsamkeiten nicht auf, denn Thunders ließ wie Keith den Drogi raushängen und Johannsen kopierte Jaggers Fratze bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Allerdings war er der bessere Jagger zu der Zeit. Anfang/Mitte der 70er war mit den Stones ja kein Staat mehr zu machen.
Ganz anders die New York Dolls. Da war sie noch, die Power des Rock n Roll. Bei umjubelten Konzerten im CBGB waren sie die Helden. Sie floppten aber schon 1972 auf einer Europatournee. Als Malcolm McLaren sie schließlich managte, versuchte er schon das Vermarktungsmodell der Sex Pistols vorwegzunehmen. Die Band nahm ihn jedoch nicht ernst und so trennten sich die Wege wieder.
New York war auch nicht das Pflaster für McLaren. Heroin galt in der Scene als cool. Zwei Wochen aussetzen, und schon ist man clean. Und wenn man so einfach clean wird, warum dann überhaupt aufhören? Johnny Thunders nebst Nolan und Kane waren sich da mit der Szenerie einig. Irgendwo kam tatsächlich immer Geld her und so schlichen sich die Dolls und das Rudel an Groupies und Fans durch die Mittsiebziger.
1975 verließen Nolan und Thunders die Band und gründeten die Heartbreakers. Der Rest hielt noch bis 77 durch, aber dann war dieses Kapitel der Dolls beendet. Erst ab ca. 2004 reformierte Johannsen mit Sylvain die New York Dolls.
Und sie sind besser denn je! Letztes Frühjahr wäre ich gern zum einzigen Konzert in Deutschland gefahren, aber keiner wollte mit. Allein war mir der Weg in die Hauptstadt dann doch zu weit. Die Dolls hatten leider in den 70ern das Pech, die Spur zu früh da gewesen zu sein. Das machte sie zu Vorreitern und Idolen, füllte aber nicht das Konto. Erst jetzt sieht man, welches Potential die Band auch ohne Johnny Thunders besessen hätte.
Leider sind sie heute zu spät dran. Mittlerweile ist letztes Jahr schon die 3. CD seit der Reunion erschienen. Damit sind die Jungs jetzt produktiver als damals.

Sonntag, 4. März 2012

Hartmudo: Krankenhaus

4.3.2012 gegen 19.00 Uhr. Jetzt sitze ich hier vorm Rechner und muß doch an den morgigen Tag denken. Den Tag der OP. Eigentlich wollte ich nicht vorher rumgrübeln.
Deshalb war ich schon Donnerstag abends mit Pocke und Patti in der Bluesgarage in Großburgwedel – nein Isernhagen natürlich - bei den L.A. Guns. Ein sehr schöner und hopfenfroher Abend übrigens. 4 Vorbands traten auf, befor die L.A. Guns ihr Gastspiel gaben. Bei den Vorbands waren die verschiedensten Spielarten des Metal der letzten 25 Jahre zu hören, aber nur eine Band hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen: Crusher aus der Schweiz.
Den Sänger identifizierte Patti sofort als Rampensau; ich mußte eher an den jungen Danny denken.
Ihr seht es ja im Video. Ist sich noch frisch. Der Rest, inklusive L. A. Guns, war doch schon etwas abgehangen dagegen.
Am nächsten Tag Vorbesprechung in der Klinik und dann Dannys Geburtstag. Passenderweise stand dann noch ein Bier vor mir. Danny schenkte dazu noch etwas von dem Wodka-Apricot ein, so dass auch dieser schöne Abend etwas milder ausging. Samstag war dann relaxen angesagt, ehe Sonntag....
Der erste Heimsieg in der Rückrunde, 3:2 gegen Rostock! Mit meiner Löwin sowie Phil und Tomte war ich live dabei. Tomte, ein ausgewiesener Hansa-Fan, kam extra zum Spiel aus Lüneburg angereist. Bereits um 10.30 Uhr – also 3 Stunden vor Anpfiff – saßen wir in der Rheingoldstrasse in nem Schuppen und warteten auf den Einlaß. Das Spiel war besser, als kicker online meldet. 5 Tore und ein paar Großchancen, was will man mehr. Ein schöner Nachmittag.
Und jetzt hocke ich hier.
Wenn morgen früh dann wieder die blonde Schwester reinkommt, um die zu operierende Stelle zu rasieren, geht es wieder los. Und wenn ich dann aus der Narkose wieder aufwache, dann geht es aufwärts.
Abheilen und irgendwann gut. Dann ist der Spuk hoffentlich vorbei. Seit Oktober schlepp ich die Sache schon rum, langsam reichts. Los soll es gehen!

Samstag, 3. März 2012

Udorallala: Stooges

Als MC5 in Ann Arbor ihre Parties feierten, immer auf der Suche nach allem, was knallt und geknallt werden wollte, gab es dort einen richtig Durchgeknallten: James Osterberg, der sich selbst Iggy Pop nennen sollte.
1967 gründete er mit den Asheton Brüdern die Stooges. Legendär wurde die Gruppe durch die Liveperformance, bei der Iggy seinen nackten Oberkörper mit Erdnußbutter einzuschmieren pflegte, um sich daraufhin in Glasscherben zu wälzen. Der raue Sound war seiner Zeit um 10 Jahre voraus, und selbst heutzutage hören sich die alten Aufnahmen immer noch frisch an.
John Cale produzierte die 1. LP; Der Kontakt kam wohl über die Factory von Andy Warhol zustande. Iggy nahm alles an Drogen und Alk, was er kriegen konnte. Seinen ersten Tripper holte er sich von Nico. Das dritte Album wurde 1973 in London von David Bowie produziert.
Hier sieht man auch, wie die Scene seinerzeit verzahnt war. Die Factory und Warhol spielten auch hier eine überragende Rolle. Iggy zog es nach New York zu den Junkies und Strichern um die Factory. David Bowie aus London wollte und sollte (nach Willen der Plattenfirma) diese Scene kennenlernen und fand dort ausgerechnet mit Iggy seinen Mentor. Wenig später kehrte sich das Ganze um, das ist aber eine andere Geschichte.
No Fun“, „Now I wanna be your Dog“ und „Raw Power“ gehörten zu meinen Lieblingsstücken, seitdem ich anfing, Punk zu hören. Am besten bei Sonnenschein, mit schwarzer Sonnenbrille und Ellenbogen auf dem offenen Seitenfenster. Mann, ist das wieder hell heute….
So come on…“